Der Liebe verfallen (DVD) Testbericht

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ab 10,88
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Erfahrungsbericht von mima007

Es ist keine Affäre, es ist schlimmer

Pro:

realistische Liebesgeschichte, gute Schauspieler, unterhaltsam, z.T. spannend, Meryl Streeps Lachen

Kontra:

keinerlei Extras, bescheidene Bild- und Tonqualität

Empfehlung:

Ja

Zwei Menschen finden in Liebe zueinander. Eigentlich passiert nichts, und doch hat am Ende eine Familie ihren Vater verloren, und zwei Ehen sind zerbrochen: Ist der Preis für die Liebe des Lebens zu hoch?

Filminfos

O-Titel: Falling in love (USA 1984), DVD: 2002
FSK: ab 12
Länge: 102 Min.
Regisseur: Ulu Grosbard
Drehbuch: Michael Cristofer
Musik: Dave Grusin
Darsteller: Robert de Niro, Meryl Streep, Harvey Keitel, Dianne Wiest u.a.

Handlung

Wieder einmal herrscht Weihnachtstrubel in New York City. Die Menschen kaufen wie die Bewahnten Geschenke für die Lieben zu Hause. Molly Gilmore (Streep) und Frank Raftis (de Niro) sind zwei davon. Im edlen Buchladen Rizzoli kaufen sie noch schnell einen Bildband für den jeweiligen Liebsten Menschen auf Erden. Es fügt sich sich, dass Frank schon so bepackt ist, dass er nicht zur Tür hinauskommt, und als Molly ihm hilft, geschieht der glückliche Zufall: Sie vertauschen die Bildbände.

Nicht, dass sie nun beide zum Haus des jeweils anderen rennen, um den Band umzutauschen. Nein, sie kennen einander ja kaum. Aber drei Monate später fahren sie wieder einmal im gleichen Vorortpendlerzug. Auf dem Bahnhof in New York City erinnert sich Frank an Molly. Er will sie wiedersehen, um das Buch zurückzugeben. Sie hat ein wundervolles Lachen, und er findet sie nicht nur schön, sondern sehr sympathisch. In letzter Sekunde verrät sie ihm, wann er sie wiedersehen kann.

Frank Raftis ist Hochbauingenieur. Sein Arbeitskollege Ed Lasky (Harvey Keitel) steht kurz vor der Scheidung von seiner Frau Susan, weil er seit einem Jahr eine Affäre mit Carol hat. Auch in Mollys Leben scheint um sie herum Wandel die Regel zu sein, wie sie an ihrer Freundin (D. Wiest) bemerkt. Sie hingegen führt eher das Leben eines Mauerblümchens.

Frank wird eine Stelle in Houston angeboten. Seine Frau Anne würde mit den beiden kleinen Söhnen Mike und Joey mit ihm wegziehen, denn der Houston-Job könnte bis zu einem Jahr dauern. Anne ist liebe- und aufopferungsvoll, aber auch ihr Verständnis hat Grenzen, wie sie erkennen muss.

Molly ist Gebrauchsgrafikerin und mit dem geradezu besitzergreifend auftretenden Arzt Brian verheiratet. Ihr Vater, John Trainer, ist ebenfalls Arzt, doch mit seiner Gesundheit geht es bergab. Molly ahnt noch nicht, dass er Krebs im Endstadium hat. Deshalb lässt sie sich auf schöne Stunden mit Frank ein.

Doch aus der Liebelei wird mehr, ein tiefes Bedürfnis nach echter Liebe, wie sie ihrer Freundin (D. Wiest) gesteht. Sie befindet sich in einem Spannungsfeld zwischen dem drohenden Tod ihres Vaters, der erstickenden Herrschaft ihres Mannes und der befreienden, belebenden Liebe, die Frank ihr schenkt.

Doch hat ihre Liebe eine Zukunft? Bis zur letzten Minute sieht es nicht danach aus. Doch es ist wieder einmal Weihnachten in New York City und Menschen kaufen wie die Bewahnten Geschenke - für wen?

Die DVD

Technische Infos

Bildformate: 1,78:1 anamorph
Tonformate: mono
Sprachen: Engl., Dt., Frz., Ital., Spanisch
Untertitel: Region 2

Extras:

keine

Mein Eindruck

Wann hat man schon mal auf der Leinwand gesehen, wie Robert de Niro eine gescheuert bekam? Als Travis Bickle in \"Taxi Driver\" hätte er wohl ungnädig reagiert (\"Redest du mit MIR?\"), als Al Capone wohl mit einer MG-Salve. In \"Der Liebe verfallen\" kriegt er jedenfalls sein Fett weg, aber wohlverdient: Er hat seine Frau betrogen, er wird von ihr geohrfeigt.

Molly entgeht ebenfalls nur um Haaresbreite einer vernichtenden Niederlage. Wenn ihr Vater nicht im Sterben läge oder schon unter der Erde läge, würde ihr ihr Mann ebenfalls die Leviten lesen.

So oder so wird eine Familie zerstört, und das einzig und allein aufgrund der Tatsache, dass sich zwei Menschen ineinander verlieben. \"Der Liebe verfallen\" ist ein melodramatischer deutscher Titel, der mit dem Finger darauf zeigt, dass Menschen nun einmal Opfer der Himmelsmacht seien.

Das ist Käse, und der Film, wenn man genau hinschaut, zeigt es auch. Anders als etwa in \"Pretty Woman\" spielen mondäne, schicke Exterieurs keine Rolle, alles ist etwas bodenständig inszeniert, die Kontaktversuche sind unbeholfen und tastend statt himmelhochjauchzend. Nicht einmal das Schäferstündchen in einer \"geliehenen\" Wohnung kriegen die beiden richtig hin. Wegen der Schuldgefühle und so weiter. Man hat Meryl Streep schon lange nicht mehr so intensiv spielen sehen (höchstens in \"The Hours\"). Ihr Lachen ist ansteckend.

\"Der Liebe verfallen\" ist vielmehr eine realistische und sensible Liebesgeschichte, die schon wieder so realistisch ist, dass sie Zuschauer, die voll auf romantisches Gefühlskino abfahren, enttäuschen dürfte. Sie sollten sich Filme wie \"Weil es dich gibt\" (der ist durchaus auch witzig) ansehen. Realistisch heißt aber nicht zynisch: Die Liebe ist für Franks Freund Ed Lasky stark mit sexueller Attraktivität verbunden, für Mollys Freundin ebenso, denn sonst würden sich beide an nur einen Partner binden. Sex kommt aber im Film kaum vor - bis auf jenes Schäferstündchen findet keine körperliche Nähe statt, sondern eher emotionale. Das kommt uns heutigen, sexgedopten Zeitgenossen dann schon wieder blauäugig vor.

Zu den Bildern spielt Dave Grusin relaxte Musik, und nur am Schluss schluchzen schmalzige Geigen zum Happy-End. Das hätte wohl nicht sein müssen.

Die DVD

Die Silberscheibe bietet trotz der hochkarätigen Besetzung des Films keine ebenso hochkarätige Qualität: Bild- und Tonqualität entsprechen der Aufnahmetechnik von 1984 und sind dementsprechend verbesserungsbedürftig.

Die Tatsache, dass keinerlei Extras die DVD zieren, wirft die Frage auf, wozu man die DVD überhaupt einer VHS vorziehen sollte. Der einzige Grund liegt in der Sprachunterstützung: fünf primärsprachen stehen über ein Dutzend Untertitelsprachen der Region 2 gegenüber. Drauf kann man sich leicht einen Reim machen: Der Hersteller hat alle eh schon vorhandenen Sprachversionen und Untertitel zusammengepackt und das Ganze nochmal neu verpackt auf den Markt geworfen. Nicht ganz die feine englische Art, aber fürs Kohlemachen reicht\'s. Dafür musste ja nichts mehr investiert werden. Wahrscheinlich wird der Sachbearbeiter, der diese Zusammenstellung binnen weniger Stunden vorzunehmen hatte, schon bald von einem Computer wegrationalisiert.

Unterm Strich

\"Der Liebe verfallen\" klingt nach einem Liebesdrama, aber die Art und Weise der Inszenierung ist alles andere als dies. Streep und de Niro wissen zwar zu unterhalten und spielen auch gut (besonders Streep), doch der bodenständige Realismus verhindert allzu schmalzige Momente, geschweige denn \"Pretty Woman\"-Feeling. Man hätte aus dem Stoff auch eine Familien-Serie fürs Fernsehen entwickeln können, aber heutzutage haben nur Soap Operas mit Einzeiler-Pointen eine Chance. Dennoch reicht der Film als Grundlage für eine angeregte partnerschaftliche Diskussion aus.

Die Gestaltung der DVD ist eine Frechheit gegenüber dem Käufer und wird mit null Punkten gewürdigt.

Fazit: leider nur drei von fünf verliebten Sternen.

Michael Matzer (c) 2003ff

24 Bewertungen