Der Pate (VHS) Testbericht

Der-pate-vhs-kriminalfilm
ab 9,04
Auf yopi.de gelistet seit 10/2004

5 Sterne
(5)
4 Sterne
(0)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von Prisca

Was ihr schon immer über die Mafia wissen wolltet!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Letztes Jahr konnte ich sie im Real-Kauf günstig erstehen: Drei Video-Kassetten Der Pate Teil 1, 2 und 3 für 45,-- DM im Sammelschuber (heute sind sie noch günstiger geworden - bei Amazon 5,99 Euro je Video - allerdings nur als Einzelteile!). Natürlich habe ich diese Filme bereits im Fernsehen gesehen (mit wer weiß wie vielen Werbeunterbrechungen – stöhn) – und da ich diese Filme schon immer toll fand, habe ich zugeschlagen. Drei auf einem Streich!

Und war es also soweit. Endlich hatte ich ein paar Stunden Zeit (und die braucht man schon, wenn man diesen Film sehen will) – ich machte es mir also auf meinem Sofa gemütlich und schob das erste Video rein.

DER PATE Teil 1

Los ging es mit einigen Minuten Bonusinterviews mit Francis Ford Coppola ( Regisseur), Al Pacino (er spielt einen der Söhne des Paten – Michael) und Mario Puzo (der die Buchvorlage zu diesem Film geschrieben hat. Das fand ich schon mal recht interessant.

Dann begann der eigentlich Film. Und ich möchte hier mit dem Inhalt des Films beginnen.

Es wird die Geschichte einer Mafiafamilie erzählt, die sich in Amerika ihr Reich aufgebaut hat. Geführt wird der Clan von Don Corleone (gespielt von einem fantastischen Marlon Brando, der für diese Rolle auch den Oskar bekam), dem es lange Zeit gelingt, geschickt die Waage zwischen recht und Verbrechen zu halten. Er schafft sich einflussreiche Freunde in Politik, Polizei und Wirtschaft, tätigt Geschäfte im Glücksspiel und der Prostitution, hält sich aber aus Rauschgiftgeschäften heraus.
Er hat vier Kinder – eine Tochter und drei Söhne – Sonny – leichtsinnig, aufbrausend, voll ins Familiengeschäft integriert – Fredo, der eher weichlich ist und Michael – er hat sich weitestgehend von dem Familiengeschäft zurückgezogen, liebt zwar seine Familie, lebt aber sein eigenes Leben abseits von ihnen.
Als Don Corleone von einem anderen Clan das Angebot erhält, doch ins Rauschgiftgeschäft einzusteigen, lehnt er ab – obwohl sein Sohn Sonny das große Geld wittert und gern mitziehen würde. Seine Gegner, die die Corleone-Familie gern auf ihrer Seite gehabt hätten, spüren dies genau. Sie versuchen, den Don zu töten, damit Sonny an die Macht kommt. Dieser Plan geht schief, der Don wird zwar schwer verletzt, aber er überlebt. Während er im Krankenhaus liegt, sinnt seine Familie auf Rache. Sonny weiß, solange die Feinde des Don leben, wird sein Vater als Don immer in Gefahr sein. Also müssen sie sterben! Nur wie soll man an sie herankommen? Natürlich wissen sie um die Gefahr, die ihnen von den Corleones droht und sichern sich ab.
Es muss jemand Unscheinbares her, den niemand eines Mordes für fähig hält. Michael! Er, der Sohn seines Vaters – er, der mit den Geschäften seines Vaters nichts zu tun haben wollte, gerät nun fast gegen seinen Willen in den Mittelpunkt des Geschehens. Und er erklärt sich bereit, diese Aufgabe – das Töten- zu übernehmen. Der Plan gelingt, die Feinde sind tot, Michael muss Hals über Kopf das Land verlassen.
Unter den Clans aber bricht die Hölle aus – jeder übt Rache an jeden, bis schließlich auch Sonny unter den Opfern ist. Der Don, durch das Attentat noch geschwächt, ist ein gebrochener Mann, der nur noch eins möchte – diesen blutigen Krieg beenden, damit Michael zurückkehren kann. Es gelingt ihm, einen scheinbaren Frieden zu schließen.
Michael kehrt zurück und er – der niemals etwas mit den Geschäften seines Vaters zu tun haben wollte (Zitat: Das ist mein Vater, das ist meine Familie – ich liebe sie – aber trotzdem: bin das nicht ich!) - rückt immer mehr an dessen Stelle und er entwickelt sich zu einem Don, der stärker, aber auch grausamer ist, als sein Vater es je war.

Ich weiß, diese kurze Inhaltsangabe kann dem Film niemals gerecht werden! Wenn ich versuchen wollte, den Inhalt des ganzen Films wiederzugeben, brauchte ich wahrscheinlich drei Seiten und würde doch längst nicht alles erfassen. Immerhin – dieser Film ist 170 Minuten lang – das sind 170 Minuten lang ein Teil der Geschichte Amerikas, der Geschichte der Mafia – 170 Minuten Spannung und immer wieder neue Wendungen. Diesen Film kann man nicht zusammenfassen in mehreren Worten, Sätzen, Seiten – den muss man sich einfach mal in Ruhe ansehen!

Es ist ja nicht nur die Hauptgeschichte – eben die Geschichte der Familie Corleone – die fasziniert – es sind die vielen kleinen Nebenstorys, die zwar immer mit den Corleones verbunden sind, die aber gleichzeitig noch eine andere Geschichte erzählen.

Ich muss dabei an die Stelle des Films denken, die mir immer sofort vor Augen steht, wenn ich an den Paten denke – diejenigen, die den Film kennen, werden sofort wissen, wovon ich spreche, wenn ich sage: Pferdekopf!
Und für alle anderen hier eine kurze Erklärung (obwohl ich es sicher nicht so beschreiben kann wie es im Film wirkt – das ist einfach...grausam, überwältigend, fesselnd....). Der Patensohn des Don möchte sich als Schauspieler versuchen und könnte auch eine Rolle bekommen, die wie für ihn geschaffen scheint. Nur der Produzent des Films lehnt ihn ab – weil er ihm einst eine Freundin ausgespannt hat! Der Don versucht zu vermitteln, ohne Erfolg. Da macht er ihm „ein Angebot, das er nicht ablehnen kann“ (diese Worte fallen im Film des öfteren!) Und um das noch zu bekräftigen, greift er zu einem recht drastischen Mittel. Der Regisseur hat ein sehr wertvolles Pferd („soviel hat nicht einmal ein Scheich für seine Pferde ausgegeben – es hat mich 600.000 Dollar gekostet“). Als er eines Morgens aufwacht, findet er sich ganz blutbesudelt im Bett wieder – er erstarrt – er guckt – er sucht – er wirft dope decke weg – und da liegt der abgehackte Pferdekopf mit aufgerissenem Maul und blutüberströmt...Dann hört man nur noch das Schreien des Regisseurs.....Der Patensohn des Don hat die Rolle bekommen!

Diese Stelle ist für mich gleichbedeutend mit dem ganzen Film. Diese Grausamkeit, die der Don anordnet (nicht etwa selbst begeht!) – die er aber nicht begeht, um grausam zu sein, sondern aus Liebe – aus Liebe zu seinem Patensohn. Das ist irgendwie in den ganzen Film vorhanden - Grausamkeiten, Verbrechen begehen, selbst morden – aber nicht aus eigensüchtigen Motiven – nur aus Liebe, aus Freundschaft, aus Verbundenheit mit anderen. Und gleichzeitig fordert der Don dasselbe von anderen. „Wenn ich dir heute einen Dienst erweisen, werde ich vielleicht eines Tages auf dich zukommen – und dann wirst du mir einen Dienst erweisen!“

In den meisten Filmen kann man die Personen einteilen in gut und böse. Der gute Held, der böse Verbrecher! Hier kann man das nicht! Die Personen, denen in diesem Film irgendwo meine Sympathie gehört – das sind die eigentlichen Verbrecher! Das sind sie Leute, die stehlen und betrügen. Die Morde begehen! Das sind aber auch Leute, die Gefühle haben – tiefe Gefühle – die mit einer Liebe zu ihrer Familie stehen, die man nur noch selten findet. Deshalb fühlt man mit ihnen verbunden, man versucht, ihre Beweggründe zu verstehen, wenn man sie auch nicht immer gutheißen kann.

Zum Schluss möchte ich noch ein paar Fakten zu dem Film erwähnen: wie schon gesagt, Marlon Brando bekam 1972 den Oscar als Bester Schauspieler – außerdem wurde dieser Film für 10 Academy Award nominiert und gewann drei davon, darunter den für den besten Film des Jahres 1972.

Auch die beiden weiteren Teile, in denen die Geschichte der Corleones weitererzählt wird, sind faszinierend und ein muss für alle, die den ersten Teil gesehen und geliebt haben. Der zweite Teil wurde gedreht 1974 und erhielt 6 Academy awards, darunter wiederum die Auszeichnung Bester Film, einen Oscar gewann Robert de Niro, der in diesem Film die Rolle des jungen Don Corleone übernahm, dessen Geschichte in Rückblenden erzählt wird.
Der dritte Teil wurde erst Jahre später gedreht, nämlich 1990 – er wurde auch mehrfach für den Academy Awards nominiert, aber nicht ausgezeichnet.

Das Buch zu dem Film wurde geschrieben von Mario Puzo, der auch an den Filmen mitgewirkt hat. Auch dieses Buch ist sehr lesenswert – obwohl ich in diesem Fall einmal von meiner Meinung über verfilmte Bücher abweiche: Dieses Buch ist TOP verfilmt – der Film ist besser als das Buch – er geht tiefer in die Geschichte ein, als das Buch es konnte. Meist ist es eher umgekehrt. Das Buch ist toll – die Filme bleiben oberflächlich! Also:

Das Buch kann man lesen – die Filme sollte man sehen!

Sollte ich euch jetzt auf dieses Filmepos neugierig gemacht haben, kann ich nur sagen: Nehmt euch ein/zwei Tage Urlaub! Alle drei Teile zusammen laufen immerhin eine Zeit von fast 9 (NEUN) Stunden!!! Und dann genießt einfach ...

24 Bewertungen