Der Pate (VHS) Testbericht

Der-pate-vhs-kriminalfilm
ab 9,04
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Erfahrungsbericht von LosGatos

Ein Programmangebot, das ich nicht ablehnen kann

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Die Leser meiner Berichte wissen es längst, die Schwerpunkte meiner Beiträge liegen auf Reiseberichten und Musikrezensionen. Sicherlich widme ich mich gelegentlich auch anderen Themen, hin und wieder gibt es bei mir auch eine Buchbesprechung. Um eines habe ich bislang immer einen großen Bogen gemacht (abgesehen von Duschgels und ähnlichen langweiligen Produkten): nie habe ich bislang über einen Film geschrieben. Nun, ich bin kein ausgesprochener Freund von Spielfilmen. Ins Kino gehe ich äußerst selten, weil ich nicht stundenlang in einem Kinosessel verharren möchte, wobei ich obendrein noch dem ständigen Geraschel von Chipstüten oder Zermahlen von Popcorn ausgesetzt bin. Und auch im Fernsehen sehe ich mir nicht so häufig Spielfilme an. Es mag auch daran liegen, dass die Filmemacher der Gegenwart es schwer haben, geeignete Themen zu finden, die nicht schon mal da waren. Somit gibt es auch hier heutzutage mehr Quantität als Qualität. Und dass das selten ein Gütesiegel ist, wissen auch die User von Meinungsforen. Allerdings sehe ich mir Filme, die ich besonders gelungen finde, gerne auch immer wieder an. Über ein solches Meisterwerk der Filmgeschichte möchte ich heute schreiben, zumal ich den Film kürzlich wieder auf Kabel1 gesehen habe, wo ja bekanntlich „die besten Filme aller Zeiten“ laufen. Sozusagen, ein Programmangebot, dass ich einfach nicht ablehnen kann....

Über 30 Jahre ist es nun schon her, dass ich „Der Pate“, den ersten Teil der Trilogie, zum ersten Mal gesehen habe. Insgesamt waren es 3mal, dass ich die knapp 3 Stunden ausgeharrt habe.

Wer kennt es nicht, das in schlichtem Schwarz und Weiß gehaltene Filmplakat. Eine Hand hält ein Kreuz mit herunterhängenden Fäden, eines, mit dem Puppenspieler Marionetten dirigieren. Der Pate, der die Fäden in der Hand hält, ist der Mafiaboss Don Corleone (Marlon Brando). Seine Marionetten, die er kontrolliert, sind Politiker, Richter, Polizisten, die seine Machenschaften stillschweigend tolerieren. Die Geschichte beginnt im New York der 40er Jahre. Weiß man, dass die Urwurzeln der Mafia in Sizilien beheimatet sind, so ist genauso bekannt, dass in den großen Metropolen, vor allem in den USA, sich Stadtteile einzelner Bevölkerungsgruppen gebildet haben wie Little Italy in Manhattan, direkt angrenzend an Chinatown und heute von diesem in jeder Hinsicht „erdrückt“. Aber Corleones Netz ersteckt sich nicht nur über die Zentren der Macht, sondern über alle Bevölkerungsschichten, vom kleinen Bestattungsunternehmer bis hin zum Showstar. Seine „Klienten“ sind meist italienischer Abstammung. Sie kommen zu ihm, wenn sie „Gerechtigkeit“ suchen, die sie anderweitig nicht bekommen können. Sogar während der großangelegten Hochzeit seiner Tochter hat er noch für diese Bittsteller Zeit. Bezahlen lässt er sich dabei nicht mit Geld. Wertvoller für den Paten sind Gegenleistungen, für die er sich quasi einen Blankoscheck ausstellen lässt und den er vielleicht erst Jahre später einlösen wird. Eine Hand wäscht die andere, nach diesem Prinzip verläuft der Austausch der großen und kleinen Gefälligkeiten. Jonny Fontaine, ein einstmals erfolgreicher Schauspieler italienischer Abstammung, der auf der Hochzeit von Corleones Tochter für die gesangsmäßige Unterhaltung sorgt, bittet den Paten, ihm eine attraktive Filmrolle zu verschaffen. Der Regisseur des Films, der in Fontaine sogar die ideale Besetzung für die Hauptrolle sieht, lehnt nach Corleones Intervention dennoch ab, weil er mit Fontaine eine alte Rechnung offen hat. Corleones Rache lässt jedoch nicht lange auf sich warten: Eines Morgens erwacht der Regisseur in einer Blutlache, die Handlanger des Paten hatten ihm den Kopf seines mehrere Hunderttausend Dollar teuren Zuchtpferdes ins Bett gelegt. Eine der brutalsten und berühmtesten Szenen des Filmes, die den meisten Zuschauern für alle Zeiten im Gedächtnis bleiben. So jedenfalls erging es mir, als ich den Film jahrelang nicht gesehen hatte. Diese Szene verbinde ich mit dem Film ebenso wie den berühmten Ausspruch „Ich werde ihm ein Angebot machen, dass er nicht ablehnen kann“, eine Umschreibung für Erpressung. Irgendwelche Ähnlichkeiten des Falles Jonny Fontaine mit einem bekannten Schauspieler und Sänger italienischer Abstammung, dem zeit seines Lebens auch immer Verbindungen zur Mafia nachgesagt wurden, sind natürlich wie immer rein zufällig. Jedenfalls hielt sich Frank Sinatras Begeisterung über den Film, gelinde gesagt, in Grenzen.

Don Corleone ist das Oberhaupt einer „Familie“. Seine getreuesten Vertrauten sind seine 4 Söhne: Santino, der Älteste (gespielt von James Caan), Fredo, der unscheinbarste, Michael, der jüngste (gespielt von Al Pacino) und der deutschstämmige Adoptivsohn John Hagen (gespielt von Robert Duvall), der engste Berater und Advokat Corleones. John Hagen hat es schwer, von seinen Brüdern akzeptiert zu werden. Es liegt nicht nur an der fehlenden Blutsverwandtschaft, aber Deutsche waren zu jener Zeit nicht gerade beliebt. Und Michael hält zunächst gar nichts von den Machenschaften der Mafia, er dient dem Staat in der Armee und hat idealistische Weltvorstellungen. Während die anderen Söhne wechselweise mit italienischen und amerikanischen Namen angeredet werden (Santino / Sonny bzw. Fredo / Freddy) fühlt sich Michael nicht als Italiener, sondern stets als Amerikaner. Niemals ist er Michele.

Don Corleones Basisgeschäft ist vor allem das illegale Glücksspiel sowie branchenübliche Tätigkeiten wie Zuhälterei und Schutzgelderpressung. Aus dem Drogenhandel hat er sich jedoch stets herausgehalten, weil er der Meinung ist, dass er wiederum dann nicht mehr unter dem Schutzmantel des Staates stehen würde. Um seine guten Beziehungen zur Obrigkeit wird Don Corleone von den anderen New Yorker „Familien“ beneidet. Diese planen den Einstieg ins viel lukrativere Drogengeschäft und hoffen auf die Mithilfe Corleones und seiner Beziehungen. Dieser lehnt jedoch entschieden ab, was einer Kriegserklärung in der New Yorker Unterwelt gleichkommt. Don Corleone wird von einer rivalisierenden Familie auf offener Straße erschossen. Schwerverletzt überlebt er. Doch aufgrund des Krankenaufenthaltes und einer längeren Schwächung kann er nicht mehr die Fäden ziehen. Seine Söhne rücken in den Vordergrund. Zunächst der draufgängerische Santino, der jedoch von seinem Schwager in einen Hinterhalt gelockt wird und von Killern erschossen wird. Vor allem jedoch beginnt der unaufhaltsame Aufstieg Michaels, der nach der Ermordung des Oberhauptes einer anderen „Familie“ und eines korrupten Polizeichefs lange Zeit ins sizilianische Exil flüchten muss. Nach Santinos Tod kehrt er zurück und wird Oberhaupt der Familie. Er heiratet seine alte Freundin Kay (gespielt von der jungen Diane Keaton). Don Corleone stirbt schließlich eines natürlichen Todes.

Die Hauptrollen sind mit Marlon Brando und Al Pacino trefflich besetzt. Dabei hatten gerade diese beiden die größten Schwierigkeiten, die Rolle überhaupt zu bekommen. Brando, weil er schon immer sehr umstritten war, und Pacino, weil der junge Schauspieler damals noch völlig unbekannt war. So ist der Film gleichzeitig auch symptomatisch für den Aufstieg Al Pacinos zum internationalen Star. So wie der brave Sohn, ausgelöst durch das Attentat auf seinen Vater, sich zum dominanten Familienoberhaupt und skrupellosen Mafiaboss entwickelt, wird Pacino über Nacht zu einem anerkannten Schauspieler. Während die erste Stunde des Mammutwerkes klar von der Ausstrahlung Marlon Brandos beherrscht wird, rückt dieser im Laufe des Filmes mehr und mehr in den Hintergrund und Al Pacino drückt dem Meisterwerk den Stempel auf. Damit legt er den Grundstein für den zweiten Teil der Trilogie, wo Pacino wieder brilliert und wo mit Robert di Niro ein weiterer Weltstar geboren wird. Viele halten daher Teil Zwei für den besten Teil der Trilogie, was bei Verfilmungen mit Fortsetzungen eher untypisch ist. Aber wir werden sehen. Klar im Vorteil ist übrigens der Zuschauer, der des italienischen mächtig ist. Denn es gibt ein paar Passagen, in denen ohne Untertitel Dialoge auf italienisch geführt werden. Auch Englischkenntnisse sind zum schnelleren Verständnis hilfreich, um die Schlagzeilen der Presse lesen zu können.

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Mario Puzo und wurde 1971 unter der Regie von Francis Ford Coppola verfilmt (Originaltitel „The Godfather“). Ab 1972 kam der Film in Deutschland in die Kinos, wo ich ihn auch erstmals sah. Er wurde mit insgesamt 4 Oscars ausgezeichnet: Einer ging an Marlon Brando für die Rolle seines Lebens, ein weiterer an den Produzenten Albert Ruddy und je einer an Francis F. Coppola und Mario Puzo, die gemeinsam das Drehbuch schrieben. Ich verbinde mit dem grandiosen Film, der eindrucksvoll das New York der 40er Jahre schildert und die dunklen Machenschaften der Mafia durch ebenso finstere Szenen zum Ausdruck bringt, auch die bekannte Titelmelodie von Nino Rota (ohne h!). Allerdings kommt sie im Film nur instrumental vor, und zwar erst in der Mitte des Filmes, als Michael sich ins Exil begibt. Der vollständige Soundtrack ist auch als CD erhältlich. Eine gesungene Version („Speak softly Love“) gibt es z.B. von Al Martino.


FAZIT

176 Minuten, die sich für mich schon 3 mal gelohnt haben. Und ich würde mir den Film immer wieder ansehen, er gehört wahrlich zu „den besten Filmen aller Zeiten“. Wahrscheinlich werde ich ihm immer wieder etwas anderes abgewinnen. War ich beim ersten Mal wohl mehr auf Marlon Brando fixiert, so hat mich zuletzt Al Pacino, den ich für einen der weltbesten Schauspieler halte, in einem seiner ersten Filme mehr und mehr beeindruckt. Es darf aber auch nicht unerwähnt bleiben, dass der Film auch einige sehr brutale Szenen enthält, ohne die man die Vorgehensweise der Mafia nicht schonungslos darstellen konnte.

Zum Schluss daher der versöhnliche Text zum Thema „Der Pate“ (gesungen von Al Martino):



Speak softly love
and hold me warm against your heart.
I feel your words
the tender trembling moments start.
We\'re a world our very own

Sharing a love that only few have ever known.
Wine colored days warmed by the sun

Deep velvet nights when we are one

Speak softly love
so no one hears us but the sky.
The vows of love we make will live until we die.
My life is yours and all because
you came into my world with love so softly
love.


Copyright LosGatos
Erstveröffentlichung 19.1.2003
Veröffentlicht bei Ciao, Yopi, Talk-On und vielleicht Dooyoo

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