Der Struwwelpeter (gebundene Ausgabe) / Heinrich Dr. Hoffmann Testbericht

Beim Schränke aufräumen fiel mir ein altes Kinderbuch meines Sohnes in die Hände, von dem ich schon gar nicht mehr wusste, dass es noch in unserem Besitz ist, nämlich der Struwwelpeter.

***Eckdaten zum Buch***

Titel: Der Struwwelpeter
Autor: Heinrich Hoffmann
Verlag: Esslinger Verlag Schreiber (1997)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3480063349
ISBN-13: 978-3480063345
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 36 Monate - 6 Jahre
Größe : 25,6 x 20,8 x 0,7 cm
Preis: 5,95 Euro


***Entstehungsgeschichte***

Hoffmann lehnte die zeitgenössischen Bilderbücher für Kinder ab. Ihm als Praktiker, der tagtäglich in seiner Praxis mit Kindern konfrontiert war, kamen sie zu gelehrt, zu moralisch und zu idealtypisch illustriert vor. So griff Hoffmann selbst zur Feder, zeichnete und reimte für seinen Sohn Carl eine Reihe von Geschichten, die nicht nur zu Hause unterm Weihnachtsbaum, sondern auch im Kreis seiner Bekannten für Aufsehen sorgten. Der befreundete Verleger Zacharias Löwenthal (später Carl-Friedrich Loening) überredete Hoffmann zur Publikation der Zeichnungen, die in den ersten drei Auflagen noch den Titel Lustige Geschichten und drollige Bilder mit 15 kolorierten Tafeln für Kinder von 3 bis 6 Jahren trugen. Die Erstausgabe war nach wenigen Wochen vergriffen. Bis zur fünften Auflage erschien das Buch unter dem Pseudonym Reimerich Kinderlieb, ehe sich Hoffmann dazu entschloss, seinen eigenen Namen zu nennen. (Quelle: amazon)

***Der Autor***

Dr. Heinrich Hoffmann (1809-1894)

Heinrich Hoffmann, der auch unter den Pseudonymen Polykarpus Gastfenger, Heulalius von Heulenburg, Reimerich Kinderlieb und Peter Struwwel fungierte, war praktischer Arzt, Nervenarzt, Kinderbuchautor, Gedichteschreiber, Humorist, Satiriker und Liberaler. 1848 saß er als einer der zwölf Frankfurter Vertreter im sog. »Vorparlament«.

Obwohl er für das erste deutsche psychiatrische Krankenhaus verantwortlich zeigt, in dem die Patienten als solche behandelt, und nicht wie Vieh weggeschlossen wurden, ist er bis heute vor allem als Autor des "Struwwelpeter" bekannt.
(Quelle: frankfurt-interaktiv.de)

***Der Inhalt***

Enthalten sind 10 Geschichten.

Die erste handelt vom Struwwelpeter, einem Jungen, der sich, die Haare weder kämmen noch schneiden ließ, ebenso wenig wie die Fingernägel kürzen.

Der böse Friederich: Friedrich hat Spaß daran, Tiere zu quälen. Eines Tages kommt er damit jedoch an den Falschen, der Hund wehrt sich und beißt zu.

Die gar traurige Geschichte mit dem Feuerzeug: Pauline ist allein zuhause und spielt aus Langeweile mit den Zündhölzern. Ihre zwei Katzen versuchen noch, sie zu warnen, was sie jedoch in den Wind schlägt. Das Ende vom Lied: Paulinchen ist verbrannt und die zwei Katzen sitzen weinend vor ihrer Asche.

Die Geschichte von den schwarzen Buben: Drei Jungen sehen einen Mohr und finden es witzig, ihm nachzulaufen und auszulachen. Der jedoch packt sie und taucht sie in ein großes Tintenfass, worauf sie nun schwärzer sind als ihr Opfer.

Die Geschichte vom wilden Jäger: Der Jäger geht auf Hasenjagd, wird jedoch müde und schläft ein. Der Hase klaut ihm seine Flinte und macht nun seinerseits Jagd auf den Jäger. Er trifft ihn jedoch nicht, sondern nur eine Kaffeetasse, worauf dem kleinen Hasen der heiße Kaffee über die Nase läuft.

Die Geschichte vom Daumenlutscher: Konrad kann es nicht lassen, an den Daumen zu lutschen. Als seine Mutter ohne ihn aus dem Haus geht und er wieder Daumen lutscht, kommt ein Schneider und schneidet sie ihm mit der großen Schere ab.

Der Suppenkaspar: Ein Junge weigert sich, seine Suppe zu essen und wird von Tag zu Tag dünner, bis er nach 2 Wochen schließlich tot ist.

Der Zappelphilipp: Philipp sitzt mit seinen Eltern am Tisch und kann einfach nicht still sitzen. Er zappelt und schaukelt mit dem Stuhl, bis er schließlich mitsamt Tischtuch und allem, was auf dem Tisch war am Boden liegt.

Die Geschichte vom Hans Guck in die Luft: Hans läuft durch die Gegend und ist mit Gedanken und Augen überall, nur nicht auf dem Weg. Das Ende vom Lied ist, dass er in den Fluss fällt und die Fische ihn auslachen.

Die Geschichte vom fliegenden Robert: Der junge Robert ist bei einem richtigen Hundewetter draußen unterwegs. Es gießt wie aus Kübeln und ein starker Wind weht. Eine Böe erfasst Robert und seinen Schirm und trägt ihn davon.

***Meine Meinung***

Über die Verarbeitung kann man nicht meckern. Die Seiten sind aus stabiler Pappe, der Buchtücken mit einer Art Leinen gebunden.
Die Bilder wirken sehr nostalgisch, sind aber schön gezeichnet. Der Text ist gereimt, die Sprache auch für Kinder gut verständlich.

Zum Inhalt stehe ich eher zwiegespalten. Manche Geschichten wie das zündelnde Mädchen oder den wilden Jäger hat mein Sohn geliebt, andere wollte er nach dem ersten Mal nicht mehr hören. Und auch mich erschreckt die Darstellung, wenn Daumenlutschern die Finger abgeschnitten werden und ein Kind verhungert, weil es seine Suppe nicht gegessen hat. Denn hier ist die Schuld ja wohl auch durchaus bei den Eltern zu suchen, denn Erziehung schön und gut, wenn es etwas gibt, das ein Kind partout nicht mag (Versuchen muss natürlich sein), dann weiche ich aus. Zu Drohungen über abgeschnittene Finger brauche ich hoffentlich nichts zu sagen.
Andere Geschichten haben natürlich auch heute noch ihre Gültigkeit, beispielsweise, dass man keine Tiere quälen darf oder Fremdenfeindlichkeit nicht gut zu heißen ist.

Diese Geschichten gehören wohl zur Allgemeinbildung, auch wenn sie meiner Meinung nach nicht mehr alle zeitgemäß sind. Selbst hätte ich das Buch wohl auch nicht gekauft, es wurde uns von einer Oma geschenkt. Grundsätzlich muss jeder selbst wissen, ob er das Buch für seine Kinder geeignet hält.