Die Feuerzangenbowle (1944) (DVD) Testbericht

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ab 5,99
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Erfahrungsbericht von w.gruentjens

Klassische Schülerstreiche

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Als der Film 1959 wieder einmal in die Kinos kam, war meine Frau noch ein Mädchen. Die ganze Klasse rannte in den Film, aber sie sollte "verzichten lernen" und durfte nicht hinein. Aber was hat meine Frau noch mit dem Film zu tun? Obwohl sie eine gestandene Lehrerin ist, so lacht sie doch am herzlichsten, wenn sie ihre alten Schulstreiche, die sie selbst verübt hat, erzählt. Und so beginnt auch die Feuerzangenbowle ...

Heinrich Spoerls wohl bestes Buch hat hier eine würdige Verfilmung gefunden. Es handelt von schrulligen Paukertypen und Schülerstreichen und setzt der alten Schule, in der es weder Gewalt noch Drogen gab, ein Denkmal.


In der Rahmenhandlung erleben wir den Schriftsteller Pfeiffer ("mit drei f, eins vor dem Ei und zwei dahinter", hören wir ihn bald sagen) im Alter von 24 Jahren, der bei der Feuerzangenbowle, bei der seine älteren Stammtischkollegen von ihren Schulerlebnissen schwärmen, zugeben muss, dass er nie eine Schule besucht hat, sondern nur einen Hauslehrer hatte. Die Idee, das doch nachzuholen und ihn in der kleinen Stadt Bergedorf, in der ihn bestimmt niemand kenne, als Schüler auszugeben, begeistert ihn so, dass er der Idee bald die Tat folgen lässt.

Er trifft nun auf die verschiedensten Typen von Lehrern und Schülern und denkt sich die tollsten Streiche aus, die er auch ausführt. Bei den Lehrern gibt es den selbstbewusst-eingebildeten Crey (Schnauze), der ein Buch geschrieben hat und immer wieder zitiert ("In moinem Buch öber die Gerächtichkeit des Lehrers unter besonderer Beröcksichtigung der höheren Lehranstallten"), den lustigen Bömmel, der ein Freund der Schüler ist, die aber keinen Respekt vor ihm haben, den damals modernen Ideal-Lehrer, der den Schülern die Entscheidung offen lässt, ob sie Krieg oder Frieden haben wollen, und den jupiterhaften Direktor.

Bei den Schülern gibt es den Streber, den Starken, den Störenfried. Bei den Streichen, die sich Pfeiffer ausdenkt, gibt es von der Zeichnung, die wie ein Mädchen aussieht, dann aber doch ein unfertiger nakter Knabe sein soll, über das Schild "Wegen Bauarbeiten bleibt die Schule heute geschlossen" bis hin zu dem Streich, dass er einem Lehrer den Wecker verstellt und dann selbst - als dieser Lehrer Schnauz verkleidet -, dessen Unterricht übernimmt, wobei ausgerechnet noch der Schulrat kommt, so einiges.

Allzu viel will ich davon hier nicht erzählen, weil es bei dem Film wirklich auf die Handlung ankommt. Hinzu kommt noch eine Liebesgeschichte mit der Tochter des Direktors. Ob seine Verlobte ihn aus Bergedorf loseisen und wieder nach Berlin ziehen kann? Oder ob er wohl in der Tochter des Direktors eine neue Liebe findet?

Eins jedenfalls findet er: Die Lust an der Schule mit all ihren Begebenheiten, Erlebnissen, Streichen, die er als Schüler nie gehabt hatte, kann er wirklich nachholen.

Erst am Ende, als die Rahmenhandlung wieder aufgegriffen wird, gesteht er - nunmehr als der Dichter Heinrich Spoerl selbst - dass das alles nur ausgedacht ist.


Der Film folgt dem Buch weitgehend, wenn auch die Figuren im Buch vielfältiger sind und deutlicher werden. So fehlt im Film z. B. der Pauker Berg, der mit dem Rücken zur Klasse Gymnastikübungen macht, um die Klasse aufzulockern, und dabei nicht merkt, dass kaum jemand mitmacht. Trotzdem ziehe ich in diesem Fall sogar den Film vor, weil er die Atmosphäre besser wiedergibt als das Buch.


Zu dem Film gibt es auch den 1933 geddrehten Vorläufer "So ein Flegel", ebenfalls mit Rühmann, den ich aber nicht kenne. Die Dreharbeiten mussten, als dann die Feuerzangenbowle 1943 gedreht wurde, oft durch Kriegsstörungen unterbrochen werden. Mit dem fertigen Film waren dann die Nazis auch nicht einverstanden, weil sie ihn zu respektlos fanden.


Der Film bietet natürlich für Rühmann eine Paraderolle. Er steht im Mittelpunkt; und wenn auch die männlichen Nebendarsteller - vor allem die Pauker Schnauz und Bömmel - ein Genuss sind, so ist doch Rühmann unumstritten der Mittelpunkt des Films und der Höhepunkt der darstellenden Künste in diesem Film. Er spielt alle Facetten des erfolgreichen Schriftstellers, der mit 24 schon Doktor und Bestsellerautor ist und der in die Rolle eines verliebten Primaners schlüpft, so überzeugend, dass selbst die ausgezeichnete Darstellung von Walter Giller in der späteren Neuverfilmung daneben blass wirkt. Nein, der Pfeiffer ist untrennbar mit der Figur Rühmann verbunden und die Figur Pfeiffer mit dem Schauspieler Rühmann.

Die Regie bietet gutes Handwerk. Die Musik ist sehr lebendig und im ersten Teil des Filmes so zurückhaltend, dass sie nie während der Sprache läuft. Erst im zweiten Teil - in der romantischen Szene zwischen Pfeiffer und Eva - dudelt die Musik in die Sprache hinein; aber das ist für einen Vierziger-Jahre-Film schon sehr zurückhaltend.

Die weiblichen Darstellerinnen der Verlobten und der Eva spielen für meinen Geschmack vielleicht etwas zu übertrieben, aber auch das war damals nicht ungewöhnlich.

Stören kann einen auch, dass Pfeiffer in seinem Probeunterricht immer wieder deutsche Dichter zitiert ("Und wieder war es ein Deutscher, der sagte:), aber das ist nur nationalistisch, nicht nazimäßig aufzufasssen.


Es ist natürlich nicht einfach, einen so alten Film zu sehen. Die technischen Möglichkeiten, der Stil der Regie und die Art der Darstellung waren damals schon anders. Dieser Film aber ist immer noch ein amüsantes Stück, obwohl er unter so schwierigen Umständen gedreht wurde.


Einen Nachteil hat der Film: Schon so mancher ist wegen der Nachahmung von der Schule geflogen ...

Trotzdem: Diesen Film sollte jeder einmal gesehen haben.

51 Bewertungen, 5 Kommentare

  • BelgiumKing

    02.05.2006, 19:50 Uhr von BelgiumKing
    Bewertung: sehr hilfreich

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  • FrauNeedle

    04.01.2005, 22:27 Uhr von FrauNeedle
    Bewertung: sehr hilfreich

    habe ich schon so oft gesehen und sehe ihn auch immer wieder gerne.

  • catmother

    01.12.2004, 16:59 Uhr von catmother
    Bewertung: sehr hilfreich

    nur einen wönzigen Schlöck...

  • LittleGiant

    01.11.2004, 10:07 Uhr von LittleGiant
    Bewertung: sehr hilfreich

    ...nicht nur als Schüler Pfeiffer, der den Lehrern auf der Nase ´rumtanzt. Ich kenne auch den Film mit Walter Giller, aber das war nur ein müder Abklatsch.

  • antjeeule

    31.10.2004, 02:28 Uhr von antjeeule
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wolfgang, diesen Film finde ich immer wieder sehenswert. Die Verfilmung mit Walter Giller als Pfeiffer kenne ich nicht. Mir geht es da aber wie dir. Diese Rolle ist untrennbar mit Heinz Rühmann verbunden. LG, Antje