Die Geistervilla (DVD) Testbericht

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ab 9,01
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Erfahrungsbericht von winterspiegel

Fluch des Geisterhauses

Pro:

Klassische Gruselstimmung, Ausstattung, Eddie Murphy

Kontra:

Ideenlose Handlung, teils billig aussehende Effekte

Empfehlung:

Ja

Schon das Wort Horror-Komödie ist ja nahezu schon ein Paradoxon in sich selber. Hier sollen die eigentlich gegensätzlichen Filmgenres Horrorfilm und Komödie hergenommen und zu einer neuen Unterhaltungsform zusammengefügt werden. Ein Grauen, das im Grunde eine Heidenangst einjagen soll, gepaart mit der Spritzigkeit und dem Witz eines Gute-Laune-Films; kann so etwas überhaupt funktionieren, wenn beide Sparten auch noch etwa zu gleichen Anteilen vorhanden sind? Vorwiegend ist es ja so, dass bei den meisten Filmen dieser Machart der Gruselanteil dann doch überwiegt und nur durch eingefügte amüsante Momente aufgelockert wird.
Mit „Die Geistervilla“ will Eddie Murphy aber zeigen, dass uns das Lachen durchaus im Hals stecken bleiben kann, wenn seine Gags gestört werden und durch die Mächte der Finsternis sozusagen einen äußerst beklemmenden Beigeschmack bekommen können.



Handlung


Beim Immobilienmakler Jim Evers (Eddie Murphy) hängt der Haussegen schief, weil das Geschäft sehr gut läuft und er deshalb kaum noch zu Hause ist. Seine Frau Sara (Marsha Thomason) ringt ihm deshalb das Versprechen ab, ein paar Tage frei zu nehmen und mit ihr und den Kindern aufs Land zu fahren. Leichter gesagt als getan, denn Jim wird eine lukrative Immobilie angeboten, die er sich keinesfalls durch die Lappen gehen lassen will. So macht die komplette Familie Evers kurz entschlossen erst mal einen Abstecher, um sich das Objekt einmal anzuschauen, bevor es weiter in den wohlverdienten Urlaub geht.

Schon bei der Ankunft an der imposanten Villa wundert sich die Familie, dass sich ein weitläufiger alter Friedhof hinter dem Haus erstreckt, wo man eigentlich einen gepflegten Park vermuten sollte. Auch der Hausangestellte, der den Besuchern schließlich das riesige Tor zum prächtigen Herrenhaus öffnet, während sich ein Gewitter ankündigt, entpuppt sich als ziemlich unheimlicher Geselle. Der Hausherr empfängt seine Gäste daraufhin aufs herzlichste, wenn auch im weiteren Verlauf nur noch Sara seine volle Aufmerksamkeit zuteil wird. Nach dem Essen, zu dem die Evers kurzerhand überredet wurden, stellt der Diener mit stoischer Gelassenheit fest, dass das Unwetter das draußen inzwischen wütet, den Fluss anschwellen lassen hat und an eine Abreise nicht mehr zu denken sei.

So muss die Familie notgedrungen die Nacht in dem mysteriösen Gemäuer verbringen. Doch an Schlaf ist in den unheimlichen Räumen nicht zu denken. Denn während Sara abermals auf den Eigentümer des Hauses stößt, während sie ihrem Mann sucht, der in der Bibliothek einen Geheimgang entdeckt, folgen die beiden Kinder einem merkwürdigen Licht. In dieser Nacht müssen die Evers noch mehrere Male erkennen, dass es wohl nicht so eine gute Idee war hierher zu kommen. Denn dieses Anwesen birgt ein Geheimnis, dass es erst noch zu entschlüsseln gilt, bevor überhaupt ein Entkommen möglich ist…



Kritik



Mit „Die Geistervilla“ (org. Haunted Mansion) gibt es nach dem so erfolgreichen „Fluch der Karibik“ die zweite Disney-Theme Park-Filmadaption zu bewundern. Jedoch noch grusliger als noch unter den wilden Piraten geht es in dieser mysteriösen Geistervilla zu, in die Eddie Murphy mit seiner Filmfamilie nicht ganz freiwillig hineinstolpert, auch wenn der Streifen qualitätsmäßig natürlich nicht an den Bruckheimer Kassenschlager herankommt. Einfallsreich kann man auch die Story keinesfalls nennen, da sie mehr oder weniger die simple Geisterbahnfahrt der Disney-Tour nur filmisch noch einmal zu wiederholen versucht. Auch so gut wie alles andere scheint irgendwie aus bekannten unheimlichen Filmen zusammengeklaut, und wieder recycelt worden zu sein. Damit wäre aber auch schon der größte Teil meiner Kritik absolviert, denn die positiven Gesichtspunkte können dann doch für meine Begriffe bei dieser Geisterhausgeschichte durchaus noch (wenn auch recht knapp) überwiegen.

Hier ist wie ich finde die viel phantastische Atmosphäre verströmende Ausstattung der Kulissen hervorzuheben, die mir sehr gut gefallen hat. Das fängt schon bei der mit Unkraut- und abgestorbenen Bäumen überwachsenen Zufahrt zur Villa, bis vor das – typisch Horrorhaus – Schmiedeeiserne Zufahrtstor an; geht über die düsteren Hallen des Anwesens, und setzt sich in den schaurigen Höhlengewölben unter dem Mausoleum fort. In diesem Ambiente macht es einfach einen Mordsspaß, die vom Regisseur Rob Minkoff (Stuart Little) eingeleitete Spaßfahrt mitzuerleben, auch wenn letztlich fast alles mehr als durchschaubar wirkt. Ohne Eddie Murphy, der sich hier mit seinem berüchtigten Pferdegrinsen angenehm zurückhält, wäre das Vergnügen deshalb zugegebenermaßen nur noch halb so intensiv geworden. Mit angezogener Handbremse was den all zu platten Komik-Aspekt anbelangt, macht deshalb der frühere Beverly Hills Cop hier keine wirklich schlechte Figur, auch wenn die ganz großen Brüller sicher ausbleiben werden. Die übrigen Darsteller schließen sich dieser soliden Leistung ohne herausragende Höhepunkte gleichsam an.

Eine Sache möchte ich noch ansprechen, die mir schon ein wenig aufgefallen ist: Die vom Guru der Monster-Masken Rick Baker (Men in Black) erschaffenen Zombiehorde in den dunklen Gewölben unter den Gräbern, ist für eine FSK 12-Freigabe für mein Gefühl fast ein wenig zu realistisch ausgefallen. Diese detailliert ausgearbeiteten Untoten würden deshalb ohne Zweifel auch einen Zombiestreifen der etwas härteren Gangart ganz gut bereichern. Auch die restlichen Ausstattungen und die Kostüme können sich wie ich meine ohne weiteres sehen lassen. Wenn man natürlich die Computereffekte von „Fluch der Karibik“ oder ähnlich beeindruckender Streifen im Hinterkopf hat, sind die hier abgehandelten Szenen von der Beschaffenheit her einfach nicht mehr Konkurrenzfähig um in der ersten Liga mitzuspielen.



Anmerkung zur DVD:


Die beiden Audiokommentare von Regisseur Rob Minkoff und der Kostümdesignerin Mona May; sowie des Produzenten Don Hahn, Visual Effects Supervisor Jay Redd und Drehbuchautor David Berenbaum sind jeweils eine informative und unterhaltende Angelegenheit. Vieles was mittel- oder unmittelbar mit den Dreharbeiten des Streifens zu tun hatte, kommt hier zur Sprache und begleitet die Filmbilder in kurzweiliger Form. Des Weiteren gibt es auf der Scheibe ein Making of mit einem allerdings etwas werbemäßigen Charakter. Ferner eine weiteres Spezial, indem man sich ein wenig über die technische Seite der Entstehung informieren lassen kann. Empfehlenswert ist noch die virtuelle Geisterbahntour durch die Spukvilla. Hier wird mittels raffinierter Kamerafahrten und geisterhafter Sounduntermalung ein richtig schauriges Erlebnis geboten. Die Punkte entfallene Szenen, Outtakes und ein Musikvideo sind da sicher nicht mehr ganz so toll. Wer will kann sich zum Schluss dann auch noch im umfangreichen DVD-ROM Teil umschauen.



Fazit


Disneys Geisterhausversion der Erlebnisparkattraktion ist sicher nicht der Inbegriff cineastischer Glanzleistung und schon gar nicht von zwingendem Einfallsreichtum geprägt. Dennoch haben die Macher es fertig gebracht, eineinhalb Stunden kurzweilige Unterhaltung für die ganze Familie mit reichlichem Spaßgehalt zu fabrizieren. Als großes Plus der Geisterkomödie sehe ich ganz klar Eddie Murphy, der hier mit meist mit subtilem, unterschwelligen Humor recht erfolgreich agiert und mit seiner Präsenz immerhin noch das Beste aus dem wirklich schwachen Script herausholt. Leider können auch längst nicht alle Spezialeffekte überzeugen, da manche Tricks ein wenig unausgegoren - ja fast ein wenig billig wirken. Doch die sehr schöne Gruselstimmung, der Witz und die alles in allem gelungene Ausstattung, lassen dann doch noch einen unterm Strich empfehlenswerten Geisterbahntrip entstehen.

© winterspiegel für Ciao & Yopi

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