Die Verurteilten (VHS) Testbericht

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Erfahrungsbericht von Gemeinwesen
Hope Springs Eternal
Pro:
Ein in jeglicher Hinsicht sehenswerter Film
Kontra:
nichts
Empfehlung:
Ja
Dufresne ist unschuldig – und in den Augen von Andy Dufresne, so hat es den Anschein, kann es nur eine Frage der Zeit sein, bis er seine Unschuld auch hieb- und stichfest beweisen kann. Dass „Recht haben“ und „Recht bekommen“ zweierlei Dinge sein können, ist eine Binsenweisheit, mit der er, der er die Korrektheit in Person verkörpert, sich offensichtlich nicht abzufinden gedenkt: Den Spießrutenlauf an „Alteingesesessenen“ vorbei, die Wetten darauf abschließen, welcher der Neuzugänge im Laufe der ersten Nacht hinter Gittern wohl die Nerven verlieren werde, absolviert Dufresne mit der gleichen stoischen Miene, mit der er auch erste Schikanen des Anstaltspersonals über sich ergehen lässt. Im Gegensatz zu einem Mitinsassen, den die Wärter für seine lautstarken Unschuldbekundungen aus seiner Zelle zerren und brutal zusammenschlagen, ist von Dufresne im Laufe der Nacht kein Mucks zu hören – sehr zum Missfallen von „Red“ (Morgan Freeman), der die Zigaretten, die er auf den vermeintlichen Schwächling Andy verwettet hat, am nächsten Morgen verloren geben muss.
Dieser Dufresne ist einfach durch nichts aus der Ruhe zu bringen – auch dadurch nicht, dass er, als er sich beim Frühstück nach dem Verbleib des in der Nacht zuvor Geprügelten erkundigt, zur Auskunft erhält, der Unglückliche sei an den Folgen der Sonderbehandlung gestorben. Allenfalls zieht Dufresne aus einer barschen Replik auf seine Frage nach dem Namen des Verstorbenen den Schluss, dass Namen für seine Mithäftlinge Schall und Rauch sind – und ein Menschenleben in der Strafanstalt „Shawshank“ nicht viel wert ist.
Auch in der Folge bewahrt Dufresne im harten Sträflingsalltag stets tadellose Haltung –
und erwirbt sich damit peu à peu die Achtung seiner Mithäftlinge, allen voran die von Red, den Dufresne zunächst als einen Zeitgenossen mit ausgeprägtem Organisationstalent kennen und schätzen lernt. Alles hat seinen Preis – und wenn der Preis stimmt, dann „organisiert“ Red auch so ziemlich alles und sorgt dafür, dass die Schmuggelware die dicken Gefängnismauern ungehindert passieren kann. Selbst Rita Hayworth unbemerkt in die Strafanstalt zu verbringen, wie Andy es eines Tages von Red erbittet, ist für Red kein unlösbares Problem, sondern nur eine Frage der Zeit – und der wegen eines längst bereuten Mordes Einsitzende wundert sich auch schon lange nicht mehr über die ungewöhnlichen Bitten eines Andy, dem er sich mittlerweile nicht nur beschaffungskriminell-geschäftlich, sondern auch freundschaftlich zugetan fühlt.
Bevor für alle Welt offenbar wird, worin der wahre Grund für Andys Schwärmerei für Rita Hayworth liegt, deren Bild im Posterformat schon bald seine Zellenwand schmückt, wird freilich noch einige Zeit vergehen. Am Ende jedoch fühlt sich Red in dem bestätigt, was er, aus dessen Sicht die Geschehnisse in Frank Darabonts (“The Green Mile“) Film geschildert werden, beizeiten über Andy befunden hat: Der smarte Banker, der sich vermeintlich mit der Aussicht auf ein Lebensende im Kerker abgefunden hatte, ist in Wirklichkeit ein Mensch gewesen, der die Hoffnung auf ein Leben in Freiheit nie aufgegeben hat.
Wie Andy Dufresne die ihm zuteil gewordene ungerechte Strafe doch noch in einen eigenmächtig umgesetzten Freispruch ummünzt und dabei, quasi en passant, auch noch die kriminellen Machenschaften eines korrupten Gefängnisdirektors aufdeckt, der selbst vor Mord nicht zurückschreckt – das soll an dieser Stelle ebenso wenig verraten werden wie andere Details, die Darabonts Verfilmung einer Kurzgeschichte von Stephen King (“Rita Hayworth and the Shawshank Redemption“) zu einem der fraglos sehenswertesten Filme der 90er Jahre machen.
„Die Verurteilten“ ist eine filmisch meisterhaft erzählte Geschichte – und der sie erzählt, lässt sich Zeit fürs Erzählen: 142 Minuten verwendet Regisseur Darabont auf die Schilderung der Geschehnisse, die in einem Gerichtssaal ihren Anfang nehmen und an einer Küste enden, deren Wasser so blau und deren Sandstrand so weiß ist, wie man es sich nur erträumen kann. 142 Minuten – von denen ich keine langweilig oder überflüssig fände; 142 Minuten, in denen eine Geschichte erzählt wird, die von Beharrlichkeit handelt, die ans Ziel führt.
Eine Geschichte, die dafür plädiert, sich nicht vorschnell in ein scheinbar unabänderliches Geschick zu fügen – und die unter anderem die befreiende Wirkung, die Musik ausüben kann, so wunderbar in Szene setzt, dass allein die betreffenden Einstellungen das Anschauen m.E. schon lohnen. Und in noch einer Hinsicht ist Frank Darabont mit „Die Verurteilten“ ein Bravourstück gelungen: Stephen Kings Kurzgeschichte, auf der der Film basiert, mag zwar zu den besseren Werken Autors zählen – an die filmische Umsetzung jedoch reicht sie, jedenfalls in meinen Augen, nicht heran.
Dass „Die Verurteilten“ trotz fast zweieinhalbstündiger Laufzeit nie langweilig wird, ist zum einen den Darstellern (allen voran Tim Robbins und Morgan Freeman) geschuldet, deren überzeugendes Spiel gewährleistet, dass „Die Verurteilten“ zu keinem Zeitpunkt in Kitsch abgleitet. Darüber hinaus punktet „Die Verurteilten“ durch ausgezeichnete Fotografie und Thomas Newmans feinfühlige, unprätentiöse musikalische Untermalung, die einige für Melodrama anfällige Szenen des Films vor allzu großer falscher Sentimentalität bewahrt.
R e s ü m e e
„Die Verurteilten" ist ein Film, der unbedingt zu empfehlen ist – wer Darabonts ebenfalls sehenswerten, dabei aber nicht ganz so stil- und geschmackssicheren Film „The Green Mile“ mochte, wird „Die Verurteilten“ ggf. bereits kennen oder sollte das Versäumte beizeiten nachholen. Allen anderen Filmbegeisterten sei „Die Verurteilten“ als einer der sehenswertesten Filme der jüngeren Filmgeschichte nicht minder ans Herz gelegt.
Letztlich, so drückt es Red in einer Schlüsselszene des Films aus, reduzierten sich für ihn sämtliche Fragen des Lebens auf eine einzige: „Willst du leben – oder sterben?“, fragt er Andy Dufresne, als der, allem Anschein nach zum ersten Mal, die Hoffnung sinken lässt.
Wann stirbt die Hoffnung? In Frank Darabonts Film gibt es darauf nur eine Antwort: Sobald man sie sterben lässt. Und im Falle seines Protagonisten Andy Dufresne heißt das soviel wie: niemals.
34 Bewertungen, 13 Kommentare
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03.01.2007, 15:28 Uhr von hjid55
Bewertung: sehr hilfreichsh & lg Sarah
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16.04.2006, 17:47 Uhr von topware2002
Bewertung: sehr hilfreich‹(•¿•)›~~~~~SH~~~~~‹(•¿•)›
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16.04.2006, 16:37 Uhr von marina71
Bewertung: sehr hilfreichden Film find ich echt klasse! lg
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15.04.2006, 17:06 Uhr von Sayenna
Bewertung: sehr hilfreichSh…...‹(•¿•)›…..LG Ela
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15.04.2006, 14:58 Uhr von schnitzel
Bewertung: sehr hilfreich*daumen hoch*
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14.04.2006, 20:55 Uhr von Django006
Bewertung: sehr hilfreichsh & *lg* Alan :o)))) ***FROHE OSTERN***
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14.04.2006, 20:03 Uhr von Power_Surfer
Bewertung: sehr hilfreichsh und lg patrick
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14.04.2006, 19:35 Uhr von pischti1982
Bewertung: sehr hilfreichHabe Deinen Bericht nochmal Revue passieren lassen und doch, der Bericht ist in Ordnung ;)
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14.04.2006, 18:54 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich
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14.04.2006, 18:42 Uhr von luna1011
Bewertung: sehr hilfreichEin wirklich gelungener Bericht!! Eindeutig sh!! Gruß Luna1011
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14.04.2006, 17:28 Uhr von SeriousError
Bewertung: sehr hilfreich<b>Ein "sehr hilfreich" von mir für diesen tollen Beitrag. :o) Gruß SeriousError!</b> <br/>
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14.04.2006, 17:15 Uhr von Ringwraith
Bewertung: sehr hilfreichsh, das ist ein film, den man wirklich einmal gesehen haben sollte, tolle darsteller, toller film. lg daniel
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14.04.2006, 17:12 Uhr von eska86
Bewertung: sehr hilfreichFrohe Ostern ;) SH
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