Die vier Federn (VHS) Testbericht

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ab 11,26
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Erfahrungsbericht von Robiator

Rezension von "Die vier Federn"

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Rezension von „Die vier Federn“

Film: Die vier Federn
Regie: Shekhar Kapur, USA 2002
Dauer: 131 min (!) – (Ab 12 Jahren)

Es ist schon irgendwie traurig, dass die meisten Filme, die wir Deutschen in unseren Kinos „vorfinden“, amerikanischen Ursprungs sind. Nichts desto trotz gehen wir natürlich weiterhin wenigstens in deutsche Kinos, damit zumindest jene deutsch bleiben. Hier ist nun meine Rezension vom 06.12.2002:

(1) Die zeitliche Einordnung
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Verlassen wir unser Zeitalter, in welchem das britische Königshaus scheinbar immer mehr an natürlicher Reputation in „ihrem“ „Volk“ verliert, zugunsten des 19. Jahrhunderts. Ende dieses Zeitabschnittes war das britische Empire noch eine arrogante Weltmacht, dessen Arroganz auf der Unterwerfung von fast einem Viertel der Erdoberfläche beruhte. Zu damaligen Zeiten war es noch karrierefördernd, falls man seine Herkunft auf einen Soldaten (meint inkl. Offiziersrang, um den es hier im Film geht) zurückführen konnte, der für Queen & Country sein Leben ließ. Aus heutiger Perspektive wirkt dieses wohl eher belächelnd, aber durchaus phantasieanregend.

(Man sehe den aus meiner Sicht eher zufälligen Vergleich zu den heutigen Ansichten der Amerikaner, denen die Briten ja bekanntlich uneingeschränkt nachzueifern versuchen.)

(2) Alles für die Ehre
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Eigentlich war Harry Feversham’s (Heath Ledger) Lebensweg klar und deutlich erkennbar: Als stolzer Soldat wird er seine Verlobte Ethne Eustace (Kate Hudson) heiraten und für immer glücklich sein. Doch plötzlich stört ein Marschbefehl die Idylle – im afrikanischen Sudan werden die hiesigen Stützpunkte massiv von Rebellentruppen bedroht, Verstärkung ist deshalb dringend erforderlich. Während Harrys Freunde (zumindest zwei von ihnen) jubeln, beginnt er daran zu zweifeln, wofür er vorher ausgebildet wurde. Er fragt sich, ob er für eine Sache kämpfen solle, woraus er persönlich keinen Nutzen zieht? (siehe hierzu bei Punkt 3: Kritik zum inhaltlichen Aspekt) Und ferner, ob er nicht eventuell seine große Liebe Ethne aufgeben würde, wenn er nach Afrika gänge? Also fast er einen Entschluss und quittiert den Dienst, letztendlich mit der Konsequenz einer unehrenhaften Entlassung. ***1***

Doch die Reaktionen seiner lieben Mitmenschen lassen nicht lange auf sich warten. Sein Vater ist so geschockt, dass er ihn fallen lässt. Und seine Freunde übersenden ihn drei Federn als Symbol der Feigheit. Als schließlich auch noch eine vierte Feder hinzukommt – von Ehtne – scheint er vollends den Halt zu verlieren und zieht sich vorerst zurück. Doch der Krieg in Afrika spitzt sich zu und seine Freunde geraten mehr und mehr in Bedrängnis. Dieses erkennt Harry und ihm wird plötzlich bewusst, dass er in Afrika gebraucht wird. Und zudem muss er schließlich auch beweisen, dass er kein Feigling ist – das heißt er muss seine Federn zurückgeben.

(3) Kurzer Handlungsausblick
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In Afrika angekommen, muss Harry erkennen, dass seine britische Eliteausbildung ihm nicht viel nützen wird. (Das heißt im amerikanischen (= verenglichten) Sinne, dass er zum Held geläutert wird.) Über das Verhältnis zum rauen, aber durchaus edlen erscheinenden Abu Fatma (Djimon Hounsou – meines Erachtens der einzig wirklich gute Schauspieler in diesem Film) möchte ich an dieser Stelle nichts sagen, obwohl die Filmfigur in ihrer Rolle (incl. Ansichten) an und für sich eher ein weniger fraglich erscheint. Auch das Verhältnis zum Vater scheint interessant. (Franz Kafka hätte sicher seine Freude an diesem Film gehabt. ;o) )

Hinweisen möchte ich nur noch auf den inhaltlichen Aspekt, dass Harry natürlich einen nach den anderen seiner Freunde zu retten bzw. zu finden versucht, um ihnen auf diesem Wege die schmachvollen weißen Federn einzeln zurückgeben zu können. Ob Harry dieses gelingt, wie oft er selber gerettet wird und ob er schließlich auch noch seine vierte Feder zurückgeben kann, seht am besten selbst...

(4) Abschließende Bemerkungen und Kritik
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Überzeugen versucht der Film vor allem durch sein episches Format und ausdrucksstarke Bilder, die ohnehin in einem Kinosaal am besten wirken. Als meiner Meinung nach besten Schauspieler möchte ich Djimon Hounsou hervorheben, der unter anderem auch aus Gladiator und Amnistad bekannt ist. Die anderen Schauspieler kommen an Leistungen ihrer vorhergehenden Filme bei weitem nicht heran und rücken den Film in ein deutliches Mittelklassesegment.

Insgesamt ist der Film aber dennoch bestens geeignet, um sich in die „Traumwelt“ Afrikas schrittweise hineinziehen zu lassen. Wer also Fan ausdrucksstarker Heldenepen ist und dafür bereit ist, die erste halbe Stunde langgezogene Handlung zu überstehen, wird mit „Die vier Federn“ bestens bedient. Ob man sich allerdings diesen Film unbedingt dafür im Kino ansehen oder besser auf die wesentlich preiswertere Fernsehversion warten sollte, bleibt einem jedem selbst überlassen.

Interessant ist unter anderem der inhaltliche Aspekt. Einerseits herrschte zur damaligen Zeit (wie bereits erwähnt) das Faible für die Queen und Vaterland zu kämpfen und notfalls auch zu sterben. Jedoch ist an dieser Stelle der aus meiner Sicht nicht ganz schlüssige Gedankengang andererseits vollzogen wurden, dass man eher an sich selbst, als an die Queen denkt. Was ich zum Ausdruck bringen will ist, dass möglicherweise zwei Kulturen der Sichtweisen aufeinandertreffen, die so nicht zueinander passen. Denn der Egoismus passt eher in die heutige, während Vaterlandsheroismus (mit Ausnahme der Amerikaner, die in diesem Punkt eh ein wenig überrückschrittlich sind) eher in vergangenen Epochen zu suchen ist. Was meiner Meinung nach auch typisch amerikanisch ist, ist der (durchaus aus heutiger Sicht nachvollziehbare) Sprung bzw. Übergang zum Heldentum (auch die Erkenntnis genannt). Dieser beschriebene Sachverhalt/Effekt wird zudem durch die teilweise schon recht fragliche Schauspielleistung einiger Schauspieler verstärkt, die es wohl eher nicht verstehen, sich in die Sphäre vergangener Zeiten hineinzuversetzen.


Viel Freude bei diesem Film (ob im Kino oder später auf Video oder Fernsehen) und viel Spaß beim Stiefel/Schuhe ausleeren, wünscht allen Lesern – Robiator.

© am 06.12.2002



Fußnoten:

***1*** Dieser Abschnitt des Armeeaustritts ist meine Interpretation des Filmes. Über die wahren Gründe dieser persönlich sehr eingreifenden Entscheidung Harrys lässt einen allerdings der indische Regisseur im Dunkeln tappen, obwohl er den Zuschauer schon auf diese Interpretation zu bringen versucht. (Hmmm, irgendwie klingt das wohl ein wenig verirrend, aber ist nun einmal so.)

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