Elling (VHS) Testbericht

Elling-vhs-komoedie
ab 10,29
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Auf yopi.de gelistet seit 10/2004

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Erfahrungsbericht von catmother

Dick und Doof aus Norwegen?

Pro:

tolle Schauspielerleistung, wunderbar schräg, menschlich

Kontra:

nichts

Empfehlung:

Ja

Mein Filmtipp für heute abend: ein heiterer Film über zwei schräge, aber liebenswerte Vögel. Als dieser viel diskutierte und preisgekrönte Film irgendwann voriges Jahr endlich im Fernsehen ausgestrahlt wurde, hab ich mich endlich doch mal dazu entschlossen, mir die Komödie anzusehen. Auch wenn ich mich manchmal weigere, allzu gepriesene Streifen gerade in der Hoch-Zeit im Kino anzusehen – letztlich lasse ich mich dann doch erweichen, denn man will ja mitreden können.


** Die Story **
Elling (Per Christian Ellefsen) lebte über 40 Jahre wohlbehütet bei seiner Mutter, der Vater starb schon vor seiner Geburt. Nun ist Mutter ebenfalls tot, und Elling, von sehr kindlichem Gemüt und ein Nervenbündel, wird aus seinem Schrank in eine psychiatrische Heilanstalt verpflanzt.
Das allein ist schon schlimm, doch noch schlimmer scheint es, daß man ihm einen tumben und ungeschlachten Zimmergefährten zuteilt, der seinem feinen Geschmack doch schon weh tut.

Kjell Bjarne (bjarn/björn = Bär) hat nur zwei Gelüste: essen und bumsen. Letzteres wäre immerhin sein erstes Mal. Und das macht ihm schon beträchtliche Sorgen, vielleicht sterben zu müssen, ohne einmal gevögelt zu haben.
Weil die beiden Patienten natürlich nicht für immer dem norwegischen Staat auf der Tasche liegen können, wird ihnen eine Wohnung in der Osloer Innenstadt zugewiesen, in der sie jetzt selbständig werden und selbständig leben sollen.

Doch im Grunde ergänzen die beiden sich prächtig: während Elling zwar von Phobien geplagt und ein neurotisches, unpraktisches Nervenbündel ist, aber wunderbar abenteuerliche Geschichten erzählen kann, erledigt der einfach gestrickte "Orang-Utan" doch die wichtigsten Arbeiten, wie Einkaufen oder Telefonieren. Doch angetrieben von Ralf, ihrem Betreuer vom Osloer Sozialamt, lernt auch Elling allmählich, einige praktische Dinge.

Am Weihnachtsabend verändert sich ihr Leben urplötzlich, als eine Nachbarin sturzbetrunken direkt vor ihrer Wohnungstür stürzt. Nur Kjell greift beherzt zu, trägt die schwangere Frau in ihre Wohnung und hilft ihr über die erste Ohnmacht.
Es stellt sich heraus, daß sich der Vater des Kindes verdrückt hat, die Dame ein Alkoholproblem hat und jede Menge Hilfe braucht. Jederzeit, scheint es, und Kjell Bjarne hilft gern und fühlt sich mehr und mehr von Reidun Nordsletten (Marit Pia Jacobsen) angezogen - nun ja, kein Wunder, denn sie ist das einzige weibliche Wesen, das für ihn erreichbar ist, und er hat ja seinen Hormonstau immer noch nicht beseitigt.
Doch gleichzeitig gerät er in einen enormen Gewissenskonflikt: einerseits möchte er seine Beziehung zu Reidun erhalten und fortsetzen, ja sogar vertiefen, wenn es nach ihm geht, andererseits kann er aber seinen Freund Elling nicht enttäuschen oder gar verlassen.

Der indessen, von Kjell Bjarne schmählich im Stich gelassen, führt sich auf wie die verlassene Ehefrau und muß sich notgedrungen eine andere Beschäftigung suchen. So faßt er die Idee, seine dichterische Kreativität unter die Leute zu bringen, aber nicht so offensichtlich, wie letztens dieser grottenschlechte Autor bei der Dichterlesung, also nicht öffentlich, sondern anonym, sozusagen im Untergrund.
Dazu schmuggelt er seine Gedichte in Sauerkrautverpackungen und deponiert sie im Supermarkt.
Und er trifft den alten Dichter Alfons Jörgensen wieder, den er bei jener ominösen Lesung kennengelernt hat.


** Darsteller **
Beide Darsteller sind in Norwegen wirkliche Filmgrößen.

„Per Christian Ellefsen ist festes Ensemblemitglied des Nationaltheaters Oslo. Er hat sich als vielseitiger Charakterdarsteller einen Namen gemacht. Durch zahlreiche Radioauftritte ist seine Stimme in Norwegen allseits bekannt. Unter anderem spielte er auch in Petter Næss’ letztem Film „Absolute Hangover“ mit.

Sven Nordin gehört zu den populärsten Schauspielern Norwegens. Er hat bislang in zahlreichen TV-Produktionen mitgewirkt. Er selbst bevorzugt die großen Klassiker und ist für seine Interpretationen der Stücke von Ibsen und Shakespeare berühmt.

Beide haben ebenfalls die Hauptrollen in dem Theaterstück „Elling und Kjell Bjarne“, das im Oslo Nye Theatre aufgeführt wurde, gespielt.“ (elling-der-film.de)


** Meine Meinung **
Schon vorab möchte ich sagen, daß ich es keineswegs bereut habe, obwohl ich ja anfangs skeptisch war. Filme, die im gewissen Sinne mit Behinderungen oder Minderbemittelten spielen, sind sonst nicht so men Ding, weil mir das dann immer leid tut. Aber hier ist es irgendwie anders.

Klar, auch hier geht es um zwei Menschen, die nicht ganz helle sind, wenn man es mit den Augen des „Normalos“ betrachtet. Sie sind, gelinde gesagt, schräg, spleenig bis neurotisch, haben Phobien oder andere Dämonen, die sie plagen, mit denen sie aber in ihrer kleinen Welt zurechtkommen. Nur in die große Welt kann man sie so nicht entlassen.
Der große Vorteil des Films liegt darin, daß er diese Welt und den Aufbruch in die große Welt nicht als problembehaftetes, schwermütiges oder melancholisches Drama zeigt, sondern seine Figuren so sein läßt wie sie sind und ihre Entwicklung mit Humor verpackt. Es ist die Situationskomik, nicht ihre Schwächen, die uns zum Lachen bringt.

Klar hat der Film auch einige bewegende oder anrührende Momente, besonders dann, wenn es um die Freundschaft der beiden geht, die sich trotz ihrer Macken jederzeit eine Stütze sind, sich gegenseitig helfen, Phobien oder Schwächen zu überwinden und gemeinsam erwachsen, selbständig werden.
Im Grunde will uns dieser Film am Ende sagen, daß wohl jeder seine verborgenen Fähigkeiten hat. Was uns heute wie geistig behindert vorkommt, könnte morgen ein weitaus selbständig lebender Mensch sein, wenn er die richtige Hilfe bekommt, sei es von Amts Seite oder eben in Form eines Freundes, der einen an die Hand nimmt und leitet.

Und noch ein Gedanke kommt mir dabei: meist sind es gerade die etwas „minderbemittelten“ Menschen, die anderen zu Hilfe eilen, wo andere ignorieren oder wegsehen.

„Elling“ wurde 2002 für den Oscar als bester ausländischer Film nominiert.


** Meine Meinung **
"Elling" ist auf jeden Fall eine wirklich erheiternde Geschichte über die Abenteuer von zwei leicht neurotischen und verrückten Männern, die am Ende ihren Weg auf nicht alltägliche Weise finden. Der Film besticht vor allem durch die hervorragende Schauspielerleistung und eine wunderbar gelöste unkomplizierte Atmosphäre.

Sehr zu empfehlen.


** Daten **
Norwegen 2001
Genre: Komödie
Originaltitel: Elling & Kjell Bjarne
Regisseur: Petter Naess
FSK 6

32 Bewertungen, 9 Kommentare

  • LiFo

    21.03.2009, 10:46 Uhr von LiFo
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gut gemacht! Liebe Grüße, Lifo

  • anonym

    22.08.2006, 17:33 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh :o)

  • sandraberg

    05.08.2006, 16:11 Uhr von sandraberg
    Bewertung: sehr hilfreich

    sorry - etwas spät aber doch. ich hatte für yopi in den letzten wochen leider nicht so viel zeit, aber nun arbeite ich natürlich alle infomails ab. die gegenlesungen sollen ja weiterhin stattfinden. also, bitte nicht böse sein ;-) ich werde jeden einzelnen

  • bigmama

    01.08.2006, 01:44 Uhr von bigmama
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, LG Anett

  • aurelia_aurita

    01.08.2006, 01:11 Uhr von aurelia_aurita
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & lg, aurelia

  • Django006

    31.07.2006, 21:55 Uhr von Django006
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & *lg* Alan :o))))

  • Tweety30

    31.07.2006, 17:15 Uhr von Tweety30
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh. Liebe Grüße, Tweety30!

  • sonnenkinder

    31.07.2006, 15:06 Uhr von sonnenkinder
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Steffi

  • morla

    31.07.2006, 14:43 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich