Elling (VHS) Testbericht

Elling-vhs-komoedie
ab 10,29
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Erfahrungsbericht von GangstaMC

Das ist der HIT des Jahres!!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Einfühlsam - das ist wohl das Wort, welches den Film am besten Beschreibt. Und doch komisch. Ein schmaler Grat, welchen dieser norwegische Film hier beschreitet. Und doch kann er (das wissen wir spätestens seit \"La vita e belle - Das Leben ist schön\") gemeistert werden - und \"Elling\" ist erneuter Beweis, daß man im Prinzip tragisches auch unterhaltsam und komisch umsetzen und so für Toleranz und Verständnis werben kann!

Die Protagonisten, Elling & Kjell Bjarne, sind zwei psychisch kranke und sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Anders als andere Filme dieses Genres setzt dieser Film nicht auf die Problembeschreibung einer psychischen Erkrankung oder die Lösung zugrundeliegender Konflike oder deren psychologische Beschreibung: Nein, es geht einfach um die (nüchterne) Beschreibung des Lebens zweier betroffener Menschen. Für diese steht nämlich in erster Linie nicht die zugrundeliegende Problematik oder deren Lösung im Vordergrund, sondern der Umgang mit Ihren ganz alltäglichen Problemen oder Unzulänglichkeiten.

So beginnt der Vorspann bereits mit einer schnellen Zusammenfassung von Ellings Einweisung in die Psychiatrie sowie einem kurzen Abriß des wesentlichen Problems seiner gesellschaftlichen Unzulänglichkeiten und Ängste. Elling, so um die 40 Jahre alt, lebt mit seiner Mutter alleine und zurückgezogen in einer Mietswohnung in Norwegen. Er geht nicht aus und lässt sich scheinbar alles durch die Mutter abnehmen. Als diese stirbt, ist Elling auf sich alleine gestellt nicht im geringsten in der Lage, den Anforderungen des Alltags gewachsen zu sein und wird schließlich von der Polizei in eine Nervenklinik eingewiesen.

Hier lernt der kleine, ängstliche Elling den sehr gegensätzlichen Kjell Bjarne kennen, mit welchem er sich ein Zimmer teilt und den er als primitiven \"Urang Utan\" beschreibt. Kjell Bjarne ist ein Riese von einem Mann, wirkt leicht beschränkt und interessiert sich nur für zwei Dinge: Essen und Sex! Gerade letzteres ist für Ihn Dreh- und Angelpunkt seines Lebens, denn der 40 jährige verbrachte bisher aufgrund seiner gehemmten Schüchternheit sein Leben in gezwungener Abstinenz. Der phantasiereiche Elling nutzt die Gunst der Stunde, um den armen Kjell Bjarne mit seinen (erfundenen) erotischen Abenteuern unermesslichen Ausmaßes erfreut. Doch selbst als die leitende Ärztin Kjell Bjarne auf den Umstand, daß Ellings Geschichten erlogen sind, aufmerksam macht, bittet dieser, den kleinen Elling, mit seinen Erzählungen fortzufahren. Und dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft (ausnahmsweise einmal zu Beginn des Filmes).

Elling und Kjell Bjarne werden nach zwei Jahren aus der Psychiatrie entlassen und bekommen eine Wohnung in Oslo zugewiesen - unter der Aufsicht des Sozialarbeiters Frank. Und hier beginnt der Film mit der Beschreibung der Schwierigkeit der beiden, sich in die Gesellschaft und die ganz normalen Tagesabläufe einzufügen. Beide sind nicht imstande, die Türe zu öffnen und an das Telefon zu gehen, wenn es klingelt. Elling sträubt sich, das Haus zu verlassen - tut er es doch, so holen Ihn seine \"beiden ständigen Begleiter, die Angst und das Schwindelgefühl\" ein.

Während es für andere Menschen eine Herausforderung ist, \"mit den Skiern durch die Arktis zum Nordpol zu laufen\", so ist es für Elling ein unüberwindbares Hindernis, \"in einem öffentlichen Lokal durch den Raum voller Menschen auf die Toilette\" zu gehen. Doch all diesen wiedrigen Umständen zum Trotze gelingt es den Beiden zusehends, sich besser und besser mit den Widrigkeiten des Alltags zu arrangieren und dem jeweiligem persönlichem Ziel ein bisschen näher zu kommen. Dabei muss auch manchmal ein kleiner Umweg in Kauf genommen werden, welcher nicht selten eine humorige Komponente für den Zuschauer bereit hält: Als die Angst vor dem Telefon mühsam überwunden ist, frequentieren die beiden Chaoten als erstes nächtelang einschlägige Telefonhotlines - ungeachtet aller (finanzieller) Konsequenzen.

Die Atmosspäre des Filmes ist dabei freundlich und harmonisch - trotz des heiklen Themas. Die Darsteller überraschen durch Wandlungsfähigkeit und Überzeugungskraft, der Film ist sauber und klar gezeichnet, der Handlungsablauf flüssig und ohne überflüssige Längen oder Entwicklungen.

Und so macht es dem Zuschauer zusehends Spass, diesen beiden ungewöhnlichen Helden des Alltages auf ihrer Reise durch ihr Leben zu folgen. Man entwickelt zwangsläufig eine Sympathie für die beiden, kann sich mit der ein oder anderen Macke identifizieren - um dann schließlich, beeindruckt durch die jeweilige ganz persönlichen (unspektakulären) Entwicklung der Figur, zu wünsche, ein wenig \"Elling & Kjell\" in sich selber zu spüren. Und so vollbringt der Film, was ich eingangs schön beschrieb: die Werbung für mehr Toleranz mit etwas anders gearteten Personen des Alltags!

Durch Elling und Kjell gelingt es schließlich, die ganz normale Lebensfreude zu spüren und vielleicht für sich selber zu entdecken, fernab den schillernden Schilderungen von Höhen und Glanz eines eher unechten Lebensgefüges a la Hollywood.

8 Bewertungen