Elling (VHS) Testbericht

Elling-vhs-komoedie
ab 10,29
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Erfahrungsbericht von screenboy

Sind wir nicht alle ein bisschen Bluna ?

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Das europäische Kino lebt !

Hin und wieder zeigen die Europäer den Amerikanern, dass man auch ohne großen Aufwand, ohne bombastische Special Effects, ohne namhafte Stars und vor allem ohne horrende Produktionskosten Filme abliefern kann, die eine interessante Geschichte erzählen und nur aufgrund dieser Tatsache beim Publikum gut ankommen. Im letzten Jahr war das "Amelie" aus Frankreich, ein Jahr davor "Brot und Tulpen" aus Italien, um nur zwei Beispiele zu nennen. Den europäischen Filmemachern bleibt in der Regel auch nichts anderes übrig, da ihnen natürlich nicht die gleichen finanziellen Mittel zur Verfügung stehen. Mit wenig Geld künstlerisch so viel wie möglich aus einem Film herauszuholen, ist ihre Devise.

Wie man auch mit einfachen Mitteln große Filme hervorbringen kann, haben in den letzten Jahren vor allem die dänischen Dogma-Regisseure mit Werken wie "Das Fest", "Breaking the Waves" oder "Italienisch für Anfänger" bewiesen. Durch diese Filme ist erstmals auch einem größeren Publikum aufgegangen, dass aus den skandinavischen Ländern nicht nur gute Ski-Langläufer, sondern auch hervorragende Filme kommen. Neues Juwel aus dem Norden ist "Elling" aus Norwegen, der in seinem Heimatland alle Kassenrekorde gebrochen hat und neben zahlreichen Festival-Auszeichnungen in diesem Jahr auch mit einer Oscar-Nominierung für den besten fremdsprachigen Film gewürdigt wurde.


Die Story
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Elling ist ein erwachsener Mann, hat aber gleichwohl noch nicht viel vom Leben mitbekommen. Seit der denken konnte, lebte er zusammen mit seiner Mutter völlig isoliert von der Außenwelt in einer kleinen Wohnung, einzig und allein auf seine Mutter fixiert. Seine Mutter stirbt; und Elling, vollkommen unfähig allein zurecht zu kommen, wird in eine psychatrische Klinik eingewiesen.

Sein Zimmergenosse in der Klinik ist Kjell Bjarne, ein etwas tumber und grobschlächtiger Zeitgenosse, dessen einzige Interessen Sex und Essen sind. Vom Aussehen wirkt dieser Klotz auf mich ein wenig wie eine Mischung aus dem jungen Arnold Schwarzenegger und Gerard Depardieu. Da er noch nie mit einer Frau geschlafen hat, ist sein größtes Ziel (wie er sich selbst ausdrückt) "endlich mal zu bumsen".

Zwischen den beiden scheinbar so unterschiedlichen Männern entwickelt sich eine Freundschaft. Aus den Zimmergenossen in der Klinik wird schließlich eine Wohngemeinschaft im "freien" Leben, denn nach zwei Jahren Klinikaufenthalt werden die beiden in die Freiheit entlassen, um unter Aufsicht resozialisiert zu werden. Die ersten Schritte im "normalen" Leben sind für die beiden allerdings nicht so einfach. So müssen die grundlegendsten Dinge, wie z.B. Telefonieren und Einkaufen erst einmal bewältigt werden. Insbesondere Elling hat dabei etliche Hürden zu überwinden, denn seine Angst sich unter Menschen zu begeben scheint zunächst unüberwindlich.


Der Film
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Die vorstehend beschriebene Geschichte der beiden liebenswerten Sonderlinge ist lustig, bewegend und vor allen Dingen total realistisch von Regisseur Petter Naess umgesetzt worden. Man kann sich sehr gut in die Situation der Hauptakteure hineinversetzen und lebt und leidet förmlich mit ihnen. Ich finde, dass vor allem der "leise Humor" diesen Film auszeichnet. Es werden keine Witze auf Kosten Behinderter gerissen und es gibt keine Hau-Drauf-Komik à la "Verrückt nach Mary". Vielmehr sind es die kleinen Dinge, die dem Zuschauer ein Lächeln entlocken, z.B. Elling`s Probleme bei seinem ersten Restaurant-Besuch ein Klo aufzusuchen oder Kjell Bjarne, der kurz vor seinem ersten Sex-Abenteuer feststellt, dass er schon seit Wochen seine Unterhose nicht mehr gewechselt hat und sich daher Elling`s Unterhose ausleiht.

Die beiden Hauptdarsteller Per Christian Ellefsen und Sven Nordin (ob man sich an diese Namen in Zukunft noch erinnern wird, ist anzuzweifeln) spielen ihre Rollen hervorragend, man nimmt ihnen die psychisch Kranken in jeder Sekunde des Films ab. Bei der Auswahl der Darsteller haben die Filmemacher wirklich ein glückliches Händchen bewiesen, denn auch von der körperlichen Statur her passen die beiden optimal zu den von ihnen verkörperten Charakteren: Der ängstliche Elling ist klein und unscheinbar, der von seiner Art einfache und grobklotzige Kjell Bjarne ist ein bulliger Kleiderschrank.

Kameraführung, Regie und Ausstattung des Films stechen nicht besonders hervor, technisch ist der Film als solide zu bezeichnen. Aber auf Technik kommt es bei diesem Film ja auch weniger an.


Fazit:
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"Elling" ist ein echtes Feel-Good-Movie, die
skandinavische Antwort auf "Einer flog über das Kuckucksnest", er vermittelt uns Lebensfreunde und Toleranz. Der Film handelt zwar von "Verrückten", führt uns aber vor Augen, dass diese eigentlich die gleichen Probleme haben wie wir "Normalen": Sie haben ihre Schwierigkeiten im Alltag, bei der Suche nach Frauen, beim Aufbau von Freundschaften usw. Haben wir nicht alle die gleichen Probleme ? Bei Elling und Kjell Bjarne ist das alles etwas übersteigert, aber letztendlich sind doch auch sie eigentlich "ganz normal".

Bisher konnten sich auch in Deutschland schon mehr als 100.000 Besucher für dieses kleine Film-Juwel begeistern. Man kann nur hoffen, dass noch einige dazu kommen.

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Ich habe diese Meinung auch bei dooyoo.de
und als "moviebear" auch bei ciao.de
eingestellt !

26 Bewertungen, 1 Kommentar

  • LaMagra

    21.05.2002, 11:33 Uhr von LaMagra
    Bewertung: sehr hilfreich

    klingt gut