Fahrenheit 9/11 (DVD) Testbericht

Fahrenheit-9-11-dvd
ab 4,64
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Erfahrungsbericht von schraddel

5 years after - Fahrenheit 9/11 revisited

Pro:

Ausführliche Dokumentation der Ereignisse um 9/11; professioneller Dokumentarfilm mit Bildern, die niemand vergessen sollte

Kontra:

Teilweise sehr subjektive Wertungen des Regisseurs

Empfehlung:

Ja

Ich glaube, man muss niemandem mehr erzählen, worum es in Michael Moores Film "Fahrenheit 9/11" geht: Der Wahlskandal, durch den der jetzige US-amerikanische Präsident George W. Bush den Bezirk Florida (und damit die Wahlen) gewann; das Attentat auf die "Twin Towers"; der Krieg in Afghanistan; die "Koalition der Willigen"; der Einmarsch in den Irak; das Nichtfinden von Massenzerstörungswaffen; und die (damals schon, als Michael Moore den Film gedreht hatte) TAUSENDE von Toten. Okay, ein paar weniger auf der amerikanischen Seite. Aber Moore stellt in seinem Film eine weinende amerikanische Mutter einer weinenden irakischen Mutter gegenüber, und diese Szenen sind und bleiben beeindruckend.

Moore hat mit diesem Film eine einmalige Dokumentation geschaffen, die sich sowohl auf die persönliche Ebene der beteiligten Personen bezieht, als auch auf die politischen Hintergründe, die zum Krieg geführt haben - und die, so man sie nicht ändert, letztendlich jede Gesellschaft in einen Krieg hinein führen müssen.

Allein der Titel "Fahrenheit 9/11" ist Programm. Moore bezieht sich damit auf den utopischen Roman des amerikanischen Schriftstellers Ray Bradbury, "Fahrenheit 451", in dem eine Gesellschaft geschildert wird, in der Bücher verboten sind, und die Feuerwehr nicht mehr die Aufgabe hat, Brände zu löschen, sondern versteckte Bücher zu verbrennen. In dieser Gesellschaft existiert lediglich eine kleine Minderheit, die Bücher wie Heiligtümer hortet und im Untergrund lebt, während die so genannte Mittel- oder Oberschicht es sich unwissend zu Hause bequem macht. (451 Grad Fahrenheit sind 232 Grad Celsius. Ab dieser Temperatur brennt Papier.)

Fahrenheit 9/11 war ein notwendiger Film, um nicht nur den US-Amerikanern, sondern uns allen klar zu machen, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der Unwissenheit gefördert und sich von den Mächtigen zunutze gemacht wird, um uns in immer härtere Glaubens- und wirtschaftliche Kriege zu führen. Kriege, die wir vielleicht verhindern können, wenn wir dem ein klares "Nein" entgegen stellen. Nicht nur, indem wir die "richtigen" Parteien wählen (wer auch immer die unserer Meinung nach sein mögen), sondern indem wir sagen: "Na gut, ihr habt Krieg. Aber ich geh da nicht hin."

Das ist die Kernaussage von Michael Moores Film: Es ist Krieg. Aber, Leute, geht da nicht hin.

Und weil sich mehr als fünf Jahre nach dem Anschlag auf das World Trade Center nichts zum Besseren, sondern eher zum Schlechteren verändert hat, sollte man sich diesen Film - und diese Bilder - vielleicht wieder einmal anschauen.

Michael Moore hat übrigens sein offizielles ok gegeben, dass man den Film auch über Internet-Tauschbörsen downloaden darf. Da hab' ich ihn auch her, in einer eher schlechten Qualität. Wer ihn auf DVD hat, sollte sich unbedingt mal den englischen Originalton einspielen, bei Bedarf halt mit deutschen Untertiteln. Oder vielleicht ohne? Ich glaube, wenn man in vor Angst verzerrte Gesichter schaut, und zuhört, was die Menschen in die Kamera schreien, dann ist's egal ob die Deutsch, Englisch oder Arabisch sprechen.

Man mag Michael Moore Vorwürfe machen, er sei zu emotional und zu sehr von seiner persönlichen Familiengeschichte beeinflusst. Das mag sein. Er ist oft zynisch; aber zu Recht. Er dokumentiert nicht, sondern er sagt ausdrücklich, er kommentiert. Er will kein Dokumentarfilmer und -buchautor sein, sondern er nimmt sich das Recht ("freedom of speech", auf das die Amerikaner so viel halten, so lange es nicht gegen die Amerikaner geht), seine Meinung zu sagen. In seinen Büchern tut er das viel mehr als in diesem Film; und bei manchen Szenen hatte ich den Eindruck, dass sogar der Zyniker Moore sprachlos war.

Auf jeden Fall ist das ein Film, den jeder mal gesehen haben sollte. Meiner Meinung nach sollte er in Zukunft zur Schulbildung gehören, aber erst ab 16.

9/11 ist fünf Jahre her. Aber es ist noch lange nicht vorbei.

15 Bewertungen, 4 Kommentare

  • papaonline

    08.10.2006, 00:40 Uhr von papaonline
    Bewertung: sehr hilfreich

    da ´bin ich wieder heute bereit für viele gegenlesungen und erst einmal bist du dran , lg und sh von Papaonline

  • anonym

    28.09.2006, 10:35 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr schöner Bericht

  • bigmama

    28.09.2006, 02:16 Uhr von bigmama
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Anett

  • morla

    28.09.2006, 00:50 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich