Fahrenheit 9/11 (DVD) Testbericht

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Erfahrungsbericht von Kw02

Michael Moore strikes again

Pro:

Viele Fakten werden aufgezählt, Bush ins \"richtige\" Licht gerückt

Kontra:

Leider auch viel offensichtliche Propaganda dabei

Empfehlung:

Ja

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Zum Produzenten
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Michael Moore, geboren am 23.4.1954 im kleinen amerikanischen Dörfchen Flint in Michigan, gehört zu den wohl zynischsten \"Dokumentationsfilmern\" der Welt. Bereits in seinem Film \"Bowling for Columbine\" (2002) stellte er kritisch, aber auch sehr humorvoll, dar, wie sehr die amerikanische Regierung ihr Volk belügt und manipuliert, was eigentlich hinter dem Amoklauf in Columbine steckte etc.
Der etwas dickliche Mann ist in den USA sehr bekannt. Einen großen Teil dieser Bekanntheit erlangte er auch durch seine Bücher, wie z.B. \"Stupid White Men\", das übrigens auch hier in Deutschland erschienen ist.

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Die Hintergrundgeschichte
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Wie allgemein bekannt ist, wurde Bush im Jahre 2000 nicht demokratisch zum amerikanischen Präsidenten gewählt. Michael Moore hat hier genau recherchiert und ging auf viele Ereignisse während der Legislaturperiode Bushs ein, vor allem natürlich den 11.September 2001, aber auch den Irak-Krieg.
Vorweg sollte man auch noch wissen, dass in den USA die Präsidenten nicht direkt gewählt werden, sondern durch Wahlmänner. Jeder Staat stimmt ab und hat - je nach Bevölkerungsgröße - eine gewisse Anzahl an Wahlmännern. Der Kandidat, der am die einfache Mehrheit an Stimmen durch das Volk hat, wird einstimmig durch die Wahlmänner gewählt. Das heißt, wenn Kandidat A 49% und Kandidat B 51% hat, wählen alle X Wahlmänner Kandidat B und niemand Kandidat A.
Damit kommen wir auch schon zum eigentlichen:

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Der Film
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Die Vorschau im Fernsehen zeigt Britney Spears mit dem Zitat: \"I think we should trust this president in whatever he does\" (Ich denke, wir sollten diesem Präsidenten bei allem vertrauen, was er tut) und dem prägnanten eingeblendeten Satz \"Britney Spears sollte sich diesen Film unbedingt angucken\" - aber nicht nur sie, nein, eigentlich sollte ihn jeder gesehen haben, der sich auch nur annähernd für Politik interessieren könnte.

Wie schreiben das Jahr 2000. Das mächtigste Land der Welt wählt einen neuen Präsidenten, zur Auswahl stehen der Legastheniker George Bush und der \"Sklaventreiber\" Al Gore - und ein paar unbedeutende Kandidaten, die sowieso keine Chance haben. Amerika wählt. Nur irgendwie gibt es arge Probleme mit der Auszählung. Beide Kandidaten liegen Kopf an Kopf - nun kommt es auf die Wahlmänner in Florida an. Alle Fernsehsender sind sich einig, Gore führt in diesem Staat - bis sich der Sender FOX einschaltet und genau das Gegenteil behauptet. Da FOX ja die Wahrheit gepachtet hat (Achtung, Ironie ;-) ), glauben das natürlich auch alle Medienanstalten und revidieren ihre Aussagen.
Welch Zufall, dass George W. Bush\'s Cousin Gouverneur Floridas ist und er auch noch \"Connections\" zu FOX hat. Und somit, so kann man sagen, nimmt das Übel seinen Lauf.

Michael Moore beginnt seinen Film sehr sachlich mit einer rein auf Materialien beruhenden Einleitung, in der genau das geschildert wird, was ich soeben beschrieb. Die Seriösität ist also von Anfang an offensichtlich.
Den ganzen Film nun zusammenzufassen würde viel zu lange dauern, deshalb werden nur einige Passagen von mir jetzt erwähnt, evtl. mit Kommentaren.

- 9/11 - der 11. September, ganz Amerika ist in Aufruhr. Während der berühmten Anschläge auf das World Trade Center sitzt George W. Bush in einer Grundschule und liest zusammen mit den Kindern in einem Buch (und das als Legastheniker...). Kurze Zeit später flüstert ihm ein Sicherheitsmann zu \"Mr. President, unser Land wird angegriffen\" - und was tut er? Er sitzt 7 Minuten lang (und mehr) nur da... und glotzt. Schnelle Reaktion, Mr. Bush!

- \"I am a war-president\" - Der Satz aus diesem Film, der mir am meisten im Gedächtnis blieb. George W. Bush\'s kurze, aber treffende Selbstcharakterisierung, die eindeutig zeigt, was für ein Ziel seine \"Politik\" hat

- Der Irak-Krieg - Ja, warum wurde er denn nun geführt? Moore interviewt ein paar Soldaten, die einfach nur froh sind, dass sie ihr Land verteidigen dürfen, warum auch immer. Anscheinend hat er sich diejenigen mit dem wenigsten Verstand herausgepickt, das ist natürlich in seinem Sinne sehr nützlich, untergräbt aber leider die Seriösität.

Ich bin mir natürlich im Klaren, dass diese 3 (bzw. mit der Wahl 4) Schlüsselszenen bei weitem nicht die einzigen Elemente dieses Filmes sind, aber es sind Schlüsselszenen, auf denen weitere Thesen und Argumente aufbauen. Michael Moore verwendet viele Rückblenden, um die Hintergründe in ein verständlicheres Licht zu rücken. Nicht \"verständlich\" im Sinne von \"Ich kann\'s verstehen, dass Bush so gehandelt hat\", sondern im Sinne von \"Ich versteh, was Moore meint\".

Es ist verdammt schwierig, alle Details herauszuarbeiten, da in diesem Film viele einzelne Fakten sinnvoll aneinandergereiht wurden, teils mit propagandistischen Zusätzen. Somit würde eine ausführliche Wiedergabe des Inhalts ungefähr genauso lange dauern wie der ganze Film. Ich hoffe, ihr seht mir nach, dass ich euch so etwas nicht zumuten möchte ;)

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Mein Fazit
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Lange habe ich mich auf diesen Film gefreut und umso begeisterter war ich, als ich ihn endlich sah. Ich habe mich selbst dabei erwischt, einfach nur noch über die \"blöden Amerikaner\" den Kopf zu schütteln, wenn Moore aufzeigt, dass sie selbst eigentlich gar nicht wissen, warum Bush das macht, was er macht. Es werden sehr viele Fakten aufgezählt und mit Kommentaren versehen, allerdings nicht staubtrocken, sondern mit einer gehörigen Menge an Zynismus, rhetorischen Fragen und Humor. Michael Moore versteht es eben, Filme zu machen.
Ich denke, für diejenigen, die bisher nur \"die eine Seite\", also die Bush-Sicht, der Dinge kennen, ist der Film definitiv Pflicht. Er hinterfragt kritisch Bush\'s Vorgehen und seine Motive. Was allerdings vollkommen außen vor gelassen wird, ist diese \"andere Seite\". Stellenweise wird deutlich erkennbar, dass es sich um einseitige Propaganda handelt. Schade, das hätte er geschickter machen können.

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Schlussbemerkungen
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Der Film ist seit dem 2.11. fürs Fernsehen verboten worden. Moore verzichtete auf Oscars und DVDs (die übrigens nun erhältlich sind), damit sein Film an die Öffentlichkeit ohne DVD-Player gelangen konnte. Dabei liegt wahrscheinlich ein neuer Rekord vor, da meines Wissens noch nie ein Film so schnell aus den Kinos ins Fernsehen kam.

Der Film ging im TV gute 155 Minuten, wovon ca. 30 min. Werbung waren, er ist also gute 2 Stunden lang (nur sehr grob geschätzt). Regie führte Michael Moore, der im Film selbst zu sehen ist und alles kommentiert.

Übrigens: Moore hat schon wieder ein Projekt in Planung, namens \"Sicko\" - eine Dokumentation über das amerikanische Gesundheitssystem.