Fahrenheit 9/11 (DVD) Testbericht

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ab 4,64
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Erfahrungsbericht von KennedyJohnF

Eidsch Dabeljuhs “Make a Wish Foundation”…

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

… viele werden jetzt denken, wer zum Teufel ist denn “Eidsch Dabeljuh”, ganz einfach zu entziffern, es handelt sich dabei nicht um den gegenwärtigen Präsidenten der Vereinigten Staaten George W. Bush, sondern seinen Altvorderen Herren, auch ehemaliger Präsident, ebenso ein Republikaner mit fast demselben Namen, nämlich George H.W. Bush.

Die Make-a-Wish-Foundation ist eine Institution, die es sich zum Ziel gesetzt hat Kindern mit sehr dramatischem Gesundheitszustand einen ihrer Lebenswünsche zu erfüllen. Warum ich gerade diesen Titel gewählt habe ist wohl die nächste Frage die sich beim Leser aufdrängen wird, doch diese Frage sei schnell beantwortet.

Der nicht mehr ganz taufrische, aber dennoch im Vergleich zu Eidsch Dabeljuh junge, George W. Bush hat sich in den Primarys der Republikaner durchgesetzt und wird zum Kandidaten im Rennen um den Präsidententitel in den USA. Obwohl seine Chancen eher gering sind wünscht sich Klein Georg W. nichts mehr als endlich mal in einer „richtig, großen Sandburg Kriegspielen zu dürfen“ und tritt an seinen Daddy – einen ehemaligen Präsidenten – heran und äußert seinen Wunsch. Papa Bush übernimmt hier die Rolle der „Make a Wish Foundation“ und erfüllt dem Sohnemann seinen Lebenstraum (den dramatischen Gesundheitszustand muss man hier auch nicht wirklich besprechen, oder? Klein-George säuft und psychologisch rund tickt der Kerl auch nicht, aber das ist eine andere Geschichte) vom Präsidentenamt.

Wie Papa Bush das macht ist natürlich nicht ganz legal, aber in Amerika geht das eben, dass an sich gültig und rechtmäßig abgegebene Stimmen einfach nicht gezählt werden und obwohl ein Kandidat die überwältigende Mehrheit an direkten Wählerstimmen vom Volk bekommt, erhält der andere den hochdotierten, und bis zu Klein-George durchaus auch angesehenen, Job des Präsidenten.

Michael Moore widmet sich in diesem preisgekrönten (Palme d´Or in Cannes) Film „Fahrenheit 9/11“ der Entstehungsgeschichte allen Übels (der Wahl 2000 von Präsident Bush) bis hin zur jetzigen, ausweglosen Situation für die Amerikaner im Iraq. Doch dazu gleich im eigentlichen Filmbericht. Vorab noch ein paar Kleinigkeiten zu Michael Moore.


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Michael Moore – Der Regisseur
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Bis zu seinem Buch „Stupid white men (and other sorry excuses for the state of the nation)“ war dieser Mann in Europa weitgehend unbekannt. Dieses Buch machte ihn, aufgrund der wochenlangen Innehabung des Nummer 1 Platzes der Bestseller-Liste, auch hier bekannt.

Michael Moore, diese absolut dem europäischen Bild eines Amerikaners entsprechende Persönlichkeit (zottelige, fette Haare immer unter einem Käppchen, fettleibig, unrasiert), wurde in einem kleinen Dörfchen (Flint) in Michigan geboren. Flint war einst eine der Satellitenstädte für den größten Automobilhersteller der Welt, General Motors, doch die Fabriken wurden zugedreht und so starb auch das Leben in Flint aus. Er war immer schon ein Rebell, immer schon einer derer, die gegen den Strom schwammen, schon in der Highschool war er einer jener, die man „geek“ (Klassentrottel) oder „Schwarzes, unbekehrbares Schaf“ nannte. Der Autor und Regisseur sah sich schon damals einfach als etwas besonderes, nicht mit der Masse mitschwimmend, und vertrat seine Prinzipien und versuchte das System somit ein wenig zu unterwandern, wenngleich Lehrer, Eltern und Mitschüler des ach so behüteten Amerikas natürlich jede Menge dagegen einzuwenden hatten. Michael Moore ist so etwas wie ein „links gerichteter“ Amerikaner, ja richtig gelesen, auch so was soll es geben. Unter anderem war Mr. Moore auch im Wahlkampf für den alternativen (Grünen) Kandidaten Ralph Nader in dessen Wahlkampfleitung tätig. (Die genaue Geschichte entnehmt bitte seinem Buch „stupid white men“).


  • Das er mit diesem „Einsatz“ im Walhkampfteam für Ralph Nader unter anderem auch den Sieg für Bush mitverschuldet hat, ist ihm auch schmerzlich bewusst und somit betreibt er die beste Wahlwerbung für den diesjährigen demokratischen Kandidaten John F. Kerry ( JFK II) indem er diesen Dokumentarfilm über Bush und sein Amerika veröffentlicht.


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    Fahrenheit 9/11 – der Film:
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    Der Film beginnt mit einer Jubelszene, darin sind Al Gore und seine Frau und um ihn herum einige Celebreties zu sehen, so zum Beispiel Ben Affleck und Robert DeNiro, hinter Ihnen ein Plakat mit der Aufschrift „Florida Victory“ (Der Florida Sieg), der verkünden soll dass Al Gore der neue „President elect“ (gewählter Präsident der USA vor dem Amtsantritt) in Florida die Wahl gewonnen hat – sprich die entscheidenden Wahlmännerstimmen erhalten hat. Wenige Stunden sieht das in der Berichterstattung der amerikanischen Networks auch so aus und Gore wäre Präsident geworden, wenn – ja wenn nicht irgendjemand/etwas plötzlich einen Schwenk gemacht hätte. Der Sender FoxNews berichtet, dass Bush der Sieger in Florida sei, was wiederum zur Folge hätte dass er der Präsident der USA werden würde. Alle anderen Netzwerke und Sender ziehen bei dieser Information mit und „erklären“ Bush zum President elect.


    Dabei waren noch nicht mal alle Stimmen ausgezählt, dass sie nicht ausgezählt wurden oder für ungültig erklärt wurden, dass hat George W. Bush seinem Daddy und dessen guten Kontakten zu verdanken, außerdem ist der Gouverneur von Florida ausgerechnet ein Mann mit dem Namen Bush – Jeb Bush – zufälligerweise auch noch Bruder des jetzt (noch) amtierenden Präsidenten.


    Nachdem Moore im Film die Amtseinführung von Bush zeigt und sich damit auf sein vorrangiges Ziel dieses Films einschiesst, begegnet er den Ereignissen des 11. September 2001 mit einer cineastischen Feinheit, sofern man das so sagen kann. Moore benutzt die absolute Dunkelheit – die schwarze Leinwand ist vollkommen schwarz – und arbeitet nur mit Sounds, so dem Geräusch eines tieffliegenden Jets und dem Geräusch des Auftreffens auf Metall und Glas und Beton, das Ganze dann auch noch ein zweites Mal. Moore verzichtet hier auf die Wiederholung der allbekannten Bilder und bringt dennoch viele, unzählige traurige Emotionen in den Zusehern hoch, gerade weil jeder Kinogeher damit seine eigenen Emotionen verbindet und seine eigenen Bilder des tragischen Ereignisses vor Augen hat.


    Betreffend der Ereignisse von 9/11 zeigt Moore danach Bush wie er zu jenem Zeitpunkt, am schönen, aber kalten Morgen des 11. September, in einer Grundschule eine Klasse besucht und mit den Kindern liest, er zeigt Bush und seine Unsicherheit als ihm dessen Stabschef die verherende Situation schildert.


    In weiterer Folge wirft Moore immer mehr Fragen auf in bezug auf die wirtschaftlichen Kontakte des Bush-Clans mit dem Bin Laden Clan, dessen Abkömmling Usama Bin Laden, als einer der Drahtzieher der Anschläge von 9/11 vermutet wird. Moore wirft die Fragen aber nicht nur auf, sondern erklärt auch Hintergründe wirtschaftlicher und politischer Natur, die sich um diese beiden Familien und natürlich deren prominenteste Sprösslinge, Usama und George W. drehen. Er zeigt die typische „Buddy“-Mentalität (Nepotismus) der Bush´s und wie sie sich und ihre Freunde in allerlei Positionen heben, heben lassen oder ernennen.



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    Conclusio / Fazit:
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    Wenngleich Moore hier, meines Erachtens, ein sehr überspitztes Bild von Noch-Präsident Bush zeichnet und auch manches in diesem Film nicht für bare Münze genommen werden kann, so ist Moore doch wiederum ein Meisterwerk gelungen, dass einerseits wachrütteln sollte und Zusammenhänge für viele Amerikaner (und Nichtamerikaner) transparenter macht oder zumindest verdeutlicht, andererseits wird hier auch eindeutig Wahlwerbung für alle ABB´s (Anybody But Bush) gemacht, vor allem aber für die amerikanischen Democrats. Was mir an diesem Film etwas misfällt ist die Gliederung der Vorgehensweise, während vorerst politische Zusammenhänge und Szenarien erklärt werden, springt Moore plötzlich auf die wirtschaftliche Ebene und zeigt ein Interview nach dem anderen mit unzähligen Wirtschaftsexperten und Managern, während er kurze Zeit darauf wiederum Soldaten im Irak sprechen lässt, zerfetzte GI Gliedmaßen zeigt, aber auch den Hass den die Iraqis den Amerikanern entgegenbringen. Alles in allem etwas konfus aneinander gereiht, aber man muss bedenken, dass auch unsere Welt nicht in geordneten Bahnen verläuft, wenn es weiterhin nach Bush geht, daher passt der Film konzeptmäßig sehr gut zum Hauptthema „Bush“.


    Ich kann diesen Film nur jedem Leser empfehlen, sehenswert ist er allemal. Für Menschen, deren Englisch nicht gerade als „sattelfest“ bezeichnet werden kann, empfehle ich nicht die Originalversion, da man dazu schon sehr gutes Englisch beherrschen sollte um alle Zusammenhänge verstehen zu können. Dennoch vergebe ich für diesen Dokumentarfilm volle 5 ***** schon alleine aus dem Grund, dass ich ein bekennender ABB bin und mich der Film teilweise fasziniert, teilweise traurig gemacht und teilweise amüsiert hat. Ich verspreche jedem Kinogeher, der sich diesen Film ansehen will und auch nur etwas politisch interessiert ist, volle 110 Minuten der Spannung, Unterhaltung und kritischen Betrachtung (wenngleich nur aus einer subjektiv-links-amerikanischen Sichtweise).



    Vielen Dank fürs Lesen und...



    ... Georgie, frickin´ mow my lawn, Bubba!



  • Anmerkung: Dieser Teil ist meinem Bericht \"Hey Mom, ich lauf mal ne Runde (Amok)\" entnommen und handelt sich somit um mein geistiges Eigentum.

    ©J_F_K™, am 18.8.2004 (für Ciao) nun auch als KennedyJohnF für Yopi.
  • 23 Bewertungen, 2 Kommentare

    • falke

      30.04.2005, 02:08 Uhr von falke
      Bewertung: sehr hilfreich

      und ein informativer Bericht! GRuß,Falke

    • PublicEnemy

      18.10.2004, 15:13 Uhr von PublicEnemy
      Bewertung: sehr hilfreich

      soll ja demnächst bei uns im TV kommen! Coole Sache :)