Falling Down (DVD) Testbericht


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Erfahrungsbericht von sunnyblack
Amoklauf in L.A. ...
Pro:
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Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Meiner Meinung nach spiegeln Amokläufe die Ohnmacht des Individuums in unserer alles zermürbenden, von Konsum, Geld/ Wirtschaft und Macht durchtriebenen Gesellschaft wieder. Individuen, die keine andere Möglichkeit darin sehen, die Gesellschaft zu ändern, als das unantastbare Bollwerk genannt System durch einen Amoklauf gehörig durcheinander zu bringen.
Und was kann das Fundament einer Gesellschaft mehr erschüttern als ein Individuum, das seine Hilflosigkeit in purer und sinnloser Gewalt äußert?
Der Mensch wird zu einem Lebewesen erzogen, das sein Leben lang nach Sex, Geld und Macht trachtet.
Ist man unzufrieden mit diesem Zustand oder hat man nicht annähernd die o. g. Ziele erreicht, kann man sich in gewalttätige Tagträume flüchten, wo man dem Beamten vor seiner Nase den Kopf abhackt (oder jedem anderen Typen, der mit seiner Arbeit diese Gesellschaft unterstützt) oder der verfluchten Mutter oder dem Gott die ganze Schuld für die Misere in die Schuhe schiebt;
oder man geht klauen und ist dann mit dem gewonnen Geld zufrieden;
oder man arbeitet sein Leben lang, ist ein rechtschaffener Mensch und wird dann von Menschen verpönt, die sich über die vom Menschen sich selbst aufgebürdeten ethischen und moralischen Gesetze kaputt lachen, so dass der rechtschaffene Mensch sich schließlich selber und auch das ganze System hinterfragt;
oder aber man läuft Amok (als Schlussphase des Ganzen) und stößt damit indirekt einen Hilfeschrei aus:
ICH BIN NICHT MIT DEM SYSTEM AUF DER WELT ZUFRIEDEN,
ABER ICH KANN ES AUCH NICHT ÄNDERN, ALSO ZERTRETE ICH EURE GESETZE, DAMIT IHR MIR, DEM EINFACHEN MANN, ZUHÖRT UND WAS DARAN ÄNDERT!!!!!
Insofern stellen Amokläufe nichts anderes dar, als Kritik an einer Gesellschaft!
Da die Gesellschaft nicht anerkannt und akzeptiert wird, nimmt man keine Rücksicht mehr auf Moral und Ethik in jeglicher Form!
Leider merken die Betroffenen dann sehr spät, dass ein Leben in dieser Gesellschaft, ohne deren Gesetze und Regeln zu beachten nicht möglich ist und richten ihre Waffen dann schließlich gegen sich selber!
Ein Beispiel für einen solchen Amoklauf gibt uns der Film "Falling Down" von Joel Schumacher mit Michael Douglas und Robert Duvall:
D-fens (Michael Douglas) steckt im Stau. Es ist der Geburtstag seiner Tochter und er möchte doch rechtzeitig ankommen. Seinen Wagen im Stau lassend, steigt er aus und macht sich auf den Weg nach Hause: durch die Slums von L.A.
Der Beginn einer kuriosen, gewalttätigen Odyssee…
Ein Haarspalter und ein Spießer voller gewalttätigem Potential, dem das ganze System ganz gehörig auf die Nerven geht. So könnte man die Rolle des Protagonisten D-Fens, der im cineastischen Umfeld bereits Kult genießt, kurz umschreiben. Den ganzen Film hindurch sehen wir ihm zu, wie er sich zunächst Waffen aneignet, durch die amerikanische Gesellschaft streift und nach selbstjuristischem Prinzip das von ihm verhasste System, während seines Nachhausegangs mit den Waffen ziemlich durcheinander bringt. Detective Prendergast (hervorragend durch Robert Duvall verkörpert), der D-Fens Chaosspuren folgen muss, stellt als anderes Gesellschaftsprinzip (er ist immer geduldig und keineswegs so impulsiv wie D-Fens) den Antagonisten zu D-Fens dar, wobei man sich darüber streiten kann, wer "gut" und wer "böse" in diesem bitterbösen satirischen Meisterstück ist, das die amerikanische Gesellschaft wunderbar in seine Einzelteile zerstückelt. Prendergast als geduldiger, pflichtbewusster "Büro"- Polizist verkörpert die gegensätzlichen Verhaltensweisen seines Gegenspielers D-Fens und sorgt dadurch für ausreichend Konfliktpotential und Kontrast im Film. Schumacher zögert bei seiner Inszenierung des grandiosen Drehbuchs von Ebbe Roe Smith dabei nicht, rüden und schwarzen Humor zu benutzen. Douglas genießt die Rolle des D-Fens sehr und man kauft ihm seine Spießerheit/keit (???) absolut ab. Furcht einflößend sind seine Blicke, wenn er in das Antlitz des Südamerikaners blickt, der blutend am Boden liegt. Wenn er dann mit GI- Frisur, weißem Hemd und Schrotflinte durch die Straßen von LA schreitet, pocht einem das Herz und man opfert sämtliche Sympathien für diesen Rächer der Gesellschaft, der endlich aufräumt mit diesem "Dreck" (Travis Bickle aus Taxi Driver lässt grüßen). Wie sehr man so einer Selbstjustiz zustimmt wird einem selbst überlassen. Die anfängliche Verherrlichung dieser kann hier als einziger Kritikpunkt betrachtet werden…
FAZIT:
Joel Schumacher wusste schon immer, wie er gesellschaftskritische oder ernste Werke kinopublikumsgemäß aufbereitet. So auch in diesem Film, der mit etwas mehr filmischer und dramaturgischer Feinheit und Sorgfalt hätte ein Meisterwerk werden können. Voller Spannung begleitet man die Odyssee dieses einfachen Mannes, der die Sehnsüchte eines jeden einfachen Bürgers impliziert. Der phänomenale Handlungsaufbau, grandiose unvergessliche Szenen, die hervorragende Musik von James Newton Howard und die Tragik seines Protagonisten haben diesen Film zu einem meiner Lieblingsfilme erkoren.
Ansehen, mitfiebern, lachen und weinen…
Originaltitel: Falling Down
Jahr: 1993
Dauer: 112 min
Genre: Thriller/ Drama
Regisseur: Joel Schumacher
Schauspieler: MIchael Douglas, Robert Duvall, Barbara Hershey, Tueday Weld
Drehbuch: Ebbe Roe Smith
Land: USA
31 Bewertungen, 6 Kommentare
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23.01.2006, 20:30 Uhr von campimo
Bewertung: sehr hilfreichDer Film hat mir gut gefallen. Dein Bericht ist für ein Erstlingswerk ganz ok. Bei Yopi schreibt man die Berichte über DVDs normalerweise etwas anders, und zwar mit einer Gliederung: Einleitung, Infos zur DVD, Bonusmaterial, Story, Effekte, Interpretation
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21.01.2006, 17:29 Uhr von Triel
Bewertung: sehr hilfreichtoller Bericht, lg Elke
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18.01.2006, 19:40 Uhr von kG1UNIT
Bewertung: sehr hilfreichWie schon mal bewertet toller Bericht! kG
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18.01.2006, 17:43 Uhr von kakaue
Bewertung: sehr hilfreichsh lg chris
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18.01.2006, 14:01 Uhr von morla
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich
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17.01.2006, 20:39 Uhr von Lidlefood
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich
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