Ghost Dog - Der Weg des Samurai (DVD) Testbericht

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Erfahrungsbericht von dreamweb

Konsequent, gefährlich und treu bis in den Tod

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Ghost Dog war einer der Filme, auf die ich schon seit längerer Zeit neugierig war. Gestern habe ich mir den Film als DVD in meiner Videothek gekauft. Hier mein Beitrag über diesen schwarzen Killer, der wie ein Samurai lebt und nur nach dem Ehrenkodex der alten Samurai handelt.


INHALT

Ghost Dog ist ein ungewöhnlicher Mensch. Erstens ist er ein schwarzer Killer, der im Auftrag eines italienischen Mafiosi dessen Feinde tötet. Und zweitens lebt er einsam in einer selbstgebauten Hütte zusammen mit vielen Tauben auf dem Dach eines verlassenen Gebäudes. Aber das Wesentliche ist der dritte Punkt, in dem sich Ghost Dog von anderen Menschen in der heutigen Zeit unterscheidet. Er lebt streng nach dem Ehrenkodex der alten Samurai und auch täglich in dem Buch Hagakure bzw. hat es eigentlich verinnerlicht. Alles was er macht, richtet sich nach diesem Buch, in dem es um die richtige Lebensweise der Samurai geht.

Ghost Dog ist ein Auftragskiller, der schon seit Jahren gute Arbeit leistet und als anerkannter Profi gilt. Eines Tages tötet er wieder für seinen Auftraggeber einen Mann, läßt aber ein junges Mädchen, das sich bei ihm befindet, leben. Nach dem Ehrenkodex und seinem Auftrag soll er nur diesen Mann töten. Aber dieser Mann war ebenfalls ein Mitglied der italienischen Mafia und jetzt wird sein Auftraggeber bedrängt, Ghost Dogs Identität herauszugeben. Und jetzt geht es um Ghost Dogs Leben.

Unerbittlich versucht die Mafia herauszubekommen, wer er ist, um ihn zu töten. Denn seinen Namen kennt niemand und sämtliche Informationen werden nur über Briefbauben ausgetauscht. Nur dass er schwarz ist und mit Tauben zusammenlebt, das wissen Ghost Dogs Feinde. Und Ghost Dog, der durchaus bemerkt, dass ihn sein Auftraggeber verraten hat und sein Leben bedroht, reagiert jetzt streng nach dem Ehrenkodex der Samurai, der ihm nur einen Weg läßt...


ALLGEMEIN

Ich habe lang nicht mehr einen so ungewöhnlichen und auch konsequenten Film gesehen. Denn dadurch, dass Ghost Dog sich nur in seinem Leben nach den Regeln der Samurai richtet, wird der Film unwahrscheinlich gradlinig und konsequent. Denn für einen Samurai, der sich in einer ähnlichen Situation befindet, gibt es nur die Möglichkeit, seine Feinde zu töten und gleichzeitig seinem Herrn bedingungslos treu zu sein.

Sehr ungewöhnlich ist Ghost Dog selbst. Denn wo findet man schon einen nicht gerade superschlanken Schwarzen, der dann noch sein ganzes Leben dem Kodex der Samurai widmet und der das so bedingungslos durchführt, wie man es von modernen Menschen gar nicht mehr gewohnt ist. Seine Liebe gilt den Brieftauben, man spürt es im Film förmlich, wenn er so mit seinen Tieren oder den Tauben im Park zusammen ist. Und so kommt es dann auch zu seiner Reaktion als man in seiner Abwesenheit seine Hütte zerstört hat und auf grausamste Weise auch alle Tauben vernichtet hat. Bis auf eine, die sich gerade nicht dort befunden hat.

Faszinierend ist aber die gesamte Aufmachung des Filmes, denn teilweise wirkt der Film hier sehr künstlerisch. Von dem Taubenflug vor immer dunkler werdenden Himmel bis zu einigen Szenen mit Ghostdog hat man hier auch immer Szenen fürs Herz und für die Seele. Und alles paßt hier wiederum zum Traditionellen Denken der Samurai.

Interessant ist auch, mit welchen Methoden hier Ghost Dog seine Gegner tötet, die ihn vollkommen unterschätzen und teilweise noch als dummen Nigger bezeichnen. Wie bei den Samurai früher sieht man hier, wie viel ein Mensch erreicht, wenn er im Einklang mit seinem Leben steht und täglich auch in dem Bewußtsein lebt, immer sterben zu können. Wenn er also ohne Rücksicht auf eigene Ängste konsequent seine Aufgabe durchführt, in diesem Zusammenhang eben das Vernichten der Mafiosi, die ihn töten wollen.

Erstaunt war ich über die vielen durchaus humorvollen Stellen, die hier vorkommen. Teilweise zwar schwarzer Humor, aber nicht nur. Teilweise wirkt sein Handeln zwar sehr konsequent aber durchaus sieht er einige Dinge mit einem Augenzwinkern, auch das macht den Film sehenswert. Vollkommen fremdartig aber nicht störend ist das dauernde Einblenden der Aussagen des Buches Hagakure. Denn alles paßt hier zum Film und hat auch eine direkte Bedeutung für Ghost Dogs Handeln.

Wo sieht man schon einen Killer, der vor hat, eine Mafia-Familie umzubringen und der sich während des Aufpassens durch einen kleinen bunten Vogel ablenken läßt, der sich auf seinem Zielfernrohr hinsetzt? Und der dann, bis der Wagen des Bosses auftaucht, sein Gewehr zum Betrachten der Vögel in der Umgebung nutzt? Mit solchen Kleinigkeiten gewinnt der Film und auch die Person des Ghost Dog.

Sehr schön finde ich auch die beiden einzigen menschlichen Beziehungen, die er hat. Zum einen zu einem kleinen Nachbarsmädchen, das gerne liest und mit dem er diese Leidenschaft teilt. Zum anderen aber auch zu einem schwarzen Eisverkäufer, der kein Wort englisch spricht sondern nur französisch. Und obwohl Ghost Dog kein Französisch spricht, merkt man doch, wie die beiden sich unterhalten und auch verstehen, so eigentümlich das hier vielleicht klingt.

Zwei der für den Film insgesamt sehr bedeutenden Samurai-Grundsätze möchte ich hier noch nennen:
\"Wenn der Samurai im Kampf enthauptet wird, sollte er immer noch zu einem gezielten Gegenschlag in der Lage sein.\"
\"Ein Samurai schuldet seinem Herrn unverbrüchliche Treue, gleich was passiert.\"


SCHAUSPIELER

Forrest Whitaker, der hier den Ghost Dog spielt, hat sich schon seit einer weile als warmherziger und stiller Charakterdarsteller international einen Namen gemacht. Imposant ist er schon als Person, denn es ist ein sanfter Zwei-Zentner Riese, also anders als man sonst Killer darstellt. Aber trotzdem wirkt er hier sehr glaubhaft wenn auch ungewöhnlich. Forrest Whitaker spielte bereits in Platoon und auch in Good Morning Vietnam mit, wurde aber bekannt in 1992 durch den Film \"The Crying Game\"

Hier spielt er diesen Samurai-Killer mit einer Konsequenz, die mich immer noch staunen läßt. Überall bemerkt man die Einstellung des Samurai, in jeder Handlung und in jeder Kleinigkeit. Und das bis zum Ende des Filmes, auch in jeder Konsequenz.

Seine Mafia-Gegenspieler wirken dagegen ein wenig karikiert. Also extrem dargestellt. Aber trotzdem haben mir hier die Schauspieler sehr gut gefallen. John Tormey als Louie wirkt noch sehr glaubhaft in seiner Rolle als Mafiosi, der sich plötzlich gegen seinen eigenen Killer wenden muss, damit es ihm nicht an den Kragen geht. Bei den anderen Mafia-Darstellern kam es mir eher vor, als sei die Blütezeit der Gangsterorganisation vorbei und es existieren nur noch alte Männer, die nichts mehr vom Leben wollen, als sich dumme Zeichentrickfilme anzusehen. Aber das liegt nicht an der schauspielerischen Leistung, sondern wie sie Jim Jarmusch nun einmal darstellen wollte.


EFFEKTE SONSTIGES

Hervorheben muss man hier die Filmmusik. Diese stammt von The RZA, dem Mitbegründer der neunköpfigen New Yorker Hip-Hop Crew Wu-Tang Clan. Er ist ein Multitalent, das heißt er ist Komponist, Produzent, Rapper, Performer und Filmemacher gleichzeitig. Die Musik für Ghost DoG ist sein erster kompletter Score für einen Spielfilm. Und die Musik wird hier im Film auch sehr hervorgehoben. So dreht Ghotst Dog im Film sehr oft die Musik laut, wenn er seine Lieblings-CD dort einlegt. Insgesamt hat man hier sehr viel Hip Hop, Rap aber auch asiatische und fremdartige Klänge im Film. Der Ton insgesamt ist mit dem Dolbi Digital 5.1 Verfahren auch sehr gut und läßt keine Wünsche offen.

Obwohl es hier sehr viele Blutszenen gibt, ist es nicht so, dass hier auf Bluteffekte gedreht wurde. Im Vordergrund steht immer Ghost Dog mit seinem ungewöhnlich konsequenten Verhalten. Und zwischen solchen Szenen gibt es dann wieder sehr menschliche mit ihm und seinem Freund Raymond oder dem kleinen Mädchen.

Das Buch Hagacure, das im Film so oft zitiert wird, gibt es übrigens auch im Handel zu kaufen. Bei Amazon erhält man es beispielsweise als Taschenbuch für DM 16,90. Wer sich also für diese Kodex-Regeln interessiert, kann hier nachlesen.


DATEN

Titel Deutschland: Ghost Dog - Der Weg des Samurai
Titel USA: Ghost Dog - The Way Of The Samurai
Genre: Road-Movie - Thriller
Farbe, USA, 1999,
DVD Deutschland: 2000-07-11
Laufzeit DVD: 111 Minuten
Anbieter: Kinowelt

Altersfreigabe: FSK 16


Regie und Buch : Jim Jarmusch
Kamera : Robby Müller
Schnitt : Jay Rabinowitz
Musik : The RZA
Produktion : Richard Guay , Jim Jarmusch

Darsteller :
Forest Whitacker (Ghost Dog)
John Tormey (Louie)
Henry Silva (Mr. Vargo)
Issach De Bankolè (Raymond)
Cliff Gorman (Sonny Valerio)
Camille Windbush (Pearline)


DVD

Aufgefallen ist mir hier das Booklet, das mal aus mehr als einer Seite besteht. Man hat hier ein 8 seitiges aufklappbares Heftchen, in dem sehr viel über den Film, den Regisseur und auch über Forest Whitacker steht. Zwei Seiten mit Reklame muss man abziehen, aber dennoch sehr viele gute Informationen.

Das Bildformat hier ist 16:9 widescreen 1:1,85. Tonformat sowohl in Englisch als auch in Deutsch ist Dolby Digital 5.1 Interessant finde ich hier die Sprachen. Man hat die Möglichkeit von Englisch mit deutschen Untertiteln, Deutsch ohne und Deutsch mit Untertiteln.

Auch die Extras gefallen mir hier sehr gut. Denn es gibt hier gleich vier Extras:
1. Den deutschen Trailer
2. Den englischen Trailer
3. gelöschte Filmszenen
4. Musikvideo Cakes von Kool G Rap (featuring the RZA)


FAZIT

Ein außergewöhnlicher Film um einen schwarzen Killer, der konsequent wie ein Samurai lebt und sich bis zum Ende hin auch so verhält. Ein Film, der durchaus auch nachdenklich stimmt und trotz der Situation auch noch humorvolle Stellen aufweist.

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