Erfahrungsbericht von wildheart
Langeweile am laufenden Band
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Nein
Regisseur Steve Beck brachte 2000 seine „13 Geister“ ins Kino, einen wenig spannenden, vor allem auf sattsam bekannte Effekte setzenden Horrorfilm, der zum Schluss nicht mehr als einen (filmischen) Scherbenhaufen hinterließ. Vieles in „13 Geister“ war nicht nur irgendwo schon einmal gesehen, sondern auch wesentlich besser visualisiert. Mit seinem neuen Film „Ghost Ship“ verhält es sich leider nicht viel anders. Das Kochrezept für solche Filme heißt Plagiat: Man nehme ein bisschen „The Shining“ – zum Beispiel ein kleines Mädchen in weißem Kleid als Geist –, ein bisschen „Alien“ – Klaustrophobie auf einem Luxusdampfer statt im Raumschiff –, einen bunten Haufen von Leuten, die im wesentlichen als Opfer des Bösen dienen, einen abgekupferten Helden respektive Heldin und spinne darum eine Geschichte, die möglichst billig ist.
Inhalt
Die Heldin heißt in unserem Fall Maureen Epps (Julianna Margulies) und gehört zu einer Bergungsmannschaft unter Leitung von Murphy (Gabriel Byrne). Mit dabei sind der 1. Maat Greer (Isaiah Washington) und die Techniker Dodge (Ron Eldard), Munder (Karl Urban) und Santos (Alex Dimitriades). Ein kanadischer Air-Force-Pilot namens Jack Ferriman (Desmond Harrington) erscheint bei der Crew und erzählt von einem 1962 vor Labrador verschwundenen Luxusdampfer namens „Antonia Graza“, den er jetzt im Beringmeer entdeckt habe. Passagiere und Mannschaft des Luxusdampfers waren nie wieder aufgetaucht. Ferriman ist mit einem Anteil von 10% am Gewinn durch die Bergung einverstanden, sofern er mitgenommen wird. Mit der „Arctic Warrior“, dem Bergungsschiff, machen sich Murphy und die anderen auf, um den Ozeandampfer nach Anchorage zu bringen.
Tatsächlich finden sie die Antonia Graza“, die langsam durch ein kürzlich entstandenes Leck zu sinken droht und auf gefährliche Klippen zutreibt. Epps und die anderen entdecken merkwürdige Dinge an Bord. Überall liegen leere Patronenhülsen. In einem Raum entdeckt die Crew Ratten, die sich in Kisten versteckt haben, die Goldbarren im Wert von einigen hundert Millionen Dollar enthalten. Man will das Leck reparieren und sich die wertvolle Ladung unter den Nagel reißen. Soweit allerdings kommt es nicht. Als Greer den Schlepper startet, kommt es zu einer Explosion, bei der Santos ums Leben kommt. Epps kann Greer im letzten Moment aus dem Wasser fischen. Auf ihren Vorschlag hin versuchen die anderen, den Dampfer zu reparieren, um mit der wertvollen Fracht nach Anchorage fahren zu können.
Allerdings scheinen unsichtbare Mächte alles zu tun, um dies zu verhindern. Epps erscheint mehrfach ein Mädchen, das sie in deren Kabine aufspürt. Die kleine Katie (Emily Browning), ein Geist, gehörte zu den Passagieren der „Antonio Graza“ und erzählt Epps, dass 1962 alle Passagiere ums Leben gekommen seien. Der Geist des Kapitäns (Robert Ruggiero) des Luxusdampfers erscheint Murphy und berichtet, wie er damals dem Ozeandampfer Loreley zu Hilfe gekommen sei und dessen wertvolle Fracht an Bord genommen habe. Mitglieder der Crew hätten damals alle Passagiere und dann sich gegenseitig getötet, um das Gold zu stehlen. Mit von der kriminellen Partie war die Sängerin Francesca (Francesca Rettondini). Die erscheint Greer und lässt ihn in den Tod stürzen. Katie zeigt Epps in einer Halluzination, was sich damals auf der „Antonio Graza“ abgespielt hat. Die finsteren Mächte treiben noch immer ihr Spiel und haben nichts anderes im Sinn, als niemanden der noch lebenden Crew der „Arctic Warrior“ entkommen zu lassen ...
Inszenierung
So verwickelt diese Handlung auch klingen mag, so spannend daraus auch eine Geistergeschichte inszeniert hätte werden können – es sollte offenbar nicht sein. Da öffnen sich Türen und eine Gasflasche von Geisterhand, aus Bohnen in Konserven werden Maden, Blut strömt aus Ritzen, die Bilder vom Geschehen auf dem Luxusdampfer zeigen, wie Körper durch ein Stahlseil durchtrennt werden, die Crew rennt durch die Gänge des Schiffs, die Geister scheiden sich in Gute und Böse, und der Teufel ist auch mit im Spiel. Technisch solide gedreht, spult sich die Geschichte voraussehbar ab. Die Figuren sind flach, auch wenn Julianna Margulies das Zeug für eine gute Schauspielerin – sozusagen eine Ripley auf Erden – hat, erhält sie von Regie und Drehbuch keine Chance, das unter Beweis zu stellen. Jeder in diesem Film, ob Mensch, ob Geist, hat seinen vorbestimmten Platz. Katie ist noch die sympathischste Person an Bord, ein Geist, der mehr Fleisch und Blut, Seele und Gefühl zu haben scheint als die Lebenden.
Bezeichnend für die Machart dieses Films ist beispielsweise die Szene, als Greer und Santos die „Artcic Warrior“ startklar machen wollen. Katie schreit warnend, den Motor nicht anzulassen. Was wird wohl passieren? Oder: Als zwei andere Crewmitglieder Konservendosen öffnen – die immerhin 40 Jahre alt sind –, entdecken sie Bohnen, die gut schmecken. In was werden sich wohl die Bohnen gleich verwandeln? Als der Geist Francescas Greer zu verführen sucht – was wird mit Greer wohl passieren? Als Epps durch die Gänge des Dampfers streift und die Türen lautstark knallen – wer steckt wohl dahinter?
Hinzu kommt eine wüste Geschichte von einem teuflischen Plan. Der Teufel in Gestalt einer Person an Bord sammelt Seelen. Wer mag der teuflische Henker wohl sein? Tattersalls Bilder wollen eine klaustrophobische Atmosphäre erzeugen – ja, sie wollen, aber durch völlig überstrapaziertes Kopieren sattsam bekannter Effekte des Genres gelingt dies so gut wie überhaupt nicht. Lediglich der Wechsel zwischen den Bildern des verfallenen Dampfers und den phantasierten Eindrücken von den Ereignissen im Ballsaal der „Antonio Graza“ 40 Jahre zuvor erzeugt a little bit suspense. Die Handlung selbst hat kein überzeugendes Leitmotiv. Die Gier der ehemaligen Besatzungsmitglieder der „Antonio Graza“ verwandelt sich in das Seelensammeln ihrer bösen Geister. Ho Ho Ho!
Fazit
„Ghost Ship“ zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sich Beck bei Stanley Kubricks „Shining“ (1980) und Ridley Scotts „Alien“ (1979) massiv bedient – allerdings in trivialer und wenig spannender Weise. Julianna Margulies spielt eine abgespeckte Version von Ripley, die phantasierten Rückblenden auf die Ereignisse von 1962 sind direkt „Shining“, die Begehung des Luxusdampfers direkt „Alien“ entnommen, Katie ist eine Kopie der beiden Mädchen aus „Shining“ – und so weiter und so fort. Ergo ist dieser Film keine Empfehlung wert.
Wertung: 2 von 10 Punkten.
Ghost Ship
(Ghost Ship)
USA 2002, 90 Minuten
Regie: Steve Beck
Drehbuch: Mark Hanlon, John Pogue
Musik: John C. Frizzell
Director of Photography: Gale Tattersall
Schnitt: Roger Barton
Produktionsdesign: Graham Walker, Richard Hobbs
Hauptdarsteller: Gabriel Byrne (Gabriel Murphy), Julianna Margulies (Maureen Epps),Ron Eldard (Dodge), Desmond Harrington (Jack Ferriman), Isaiah Washington (Greer), Alex Dimitriades (Santos), Karl Urban (Munder) Emily Browning (Katie), Francesca Rettondini (Francesca), Boris Brkic (Chef-Steward), Robert Ruggiero (Kapitän)
Offizielle Homepage: http://www.ghostship.de
Internet Movie Database: http://german.imdb.com/Title?0288477
Weitere Filmkritik(en):
„Chicago Sun-Times“ (Roger Ebert):
http://www.suntimes.com/ebert/ebert_reviews/2002/10/102506.html
„Movie Reviews“ (James Berardinelli):
http://movie-reviews.colossus.net/movies/g/ghost_ship.html
© Ulrich Behrens 2003 für
www.ciao.com
www.yopi.de
www.dooyoo.de
Inhalt
Die Heldin heißt in unserem Fall Maureen Epps (Julianna Margulies) und gehört zu einer Bergungsmannschaft unter Leitung von Murphy (Gabriel Byrne). Mit dabei sind der 1. Maat Greer (Isaiah Washington) und die Techniker Dodge (Ron Eldard), Munder (Karl Urban) und Santos (Alex Dimitriades). Ein kanadischer Air-Force-Pilot namens Jack Ferriman (Desmond Harrington) erscheint bei der Crew und erzählt von einem 1962 vor Labrador verschwundenen Luxusdampfer namens „Antonia Graza“, den er jetzt im Beringmeer entdeckt habe. Passagiere und Mannschaft des Luxusdampfers waren nie wieder aufgetaucht. Ferriman ist mit einem Anteil von 10% am Gewinn durch die Bergung einverstanden, sofern er mitgenommen wird. Mit der „Arctic Warrior“, dem Bergungsschiff, machen sich Murphy und die anderen auf, um den Ozeandampfer nach Anchorage zu bringen.
Tatsächlich finden sie die Antonia Graza“, die langsam durch ein kürzlich entstandenes Leck zu sinken droht und auf gefährliche Klippen zutreibt. Epps und die anderen entdecken merkwürdige Dinge an Bord. Überall liegen leere Patronenhülsen. In einem Raum entdeckt die Crew Ratten, die sich in Kisten versteckt haben, die Goldbarren im Wert von einigen hundert Millionen Dollar enthalten. Man will das Leck reparieren und sich die wertvolle Ladung unter den Nagel reißen. Soweit allerdings kommt es nicht. Als Greer den Schlepper startet, kommt es zu einer Explosion, bei der Santos ums Leben kommt. Epps kann Greer im letzten Moment aus dem Wasser fischen. Auf ihren Vorschlag hin versuchen die anderen, den Dampfer zu reparieren, um mit der wertvollen Fracht nach Anchorage fahren zu können.
Allerdings scheinen unsichtbare Mächte alles zu tun, um dies zu verhindern. Epps erscheint mehrfach ein Mädchen, das sie in deren Kabine aufspürt. Die kleine Katie (Emily Browning), ein Geist, gehörte zu den Passagieren der „Antonio Graza“ und erzählt Epps, dass 1962 alle Passagiere ums Leben gekommen seien. Der Geist des Kapitäns (Robert Ruggiero) des Luxusdampfers erscheint Murphy und berichtet, wie er damals dem Ozeandampfer Loreley zu Hilfe gekommen sei und dessen wertvolle Fracht an Bord genommen habe. Mitglieder der Crew hätten damals alle Passagiere und dann sich gegenseitig getötet, um das Gold zu stehlen. Mit von der kriminellen Partie war die Sängerin Francesca (Francesca Rettondini). Die erscheint Greer und lässt ihn in den Tod stürzen. Katie zeigt Epps in einer Halluzination, was sich damals auf der „Antonio Graza“ abgespielt hat. Die finsteren Mächte treiben noch immer ihr Spiel und haben nichts anderes im Sinn, als niemanden der noch lebenden Crew der „Arctic Warrior“ entkommen zu lassen ...
Inszenierung
So verwickelt diese Handlung auch klingen mag, so spannend daraus auch eine Geistergeschichte inszeniert hätte werden können – es sollte offenbar nicht sein. Da öffnen sich Türen und eine Gasflasche von Geisterhand, aus Bohnen in Konserven werden Maden, Blut strömt aus Ritzen, die Bilder vom Geschehen auf dem Luxusdampfer zeigen, wie Körper durch ein Stahlseil durchtrennt werden, die Crew rennt durch die Gänge des Schiffs, die Geister scheiden sich in Gute und Böse, und der Teufel ist auch mit im Spiel. Technisch solide gedreht, spult sich die Geschichte voraussehbar ab. Die Figuren sind flach, auch wenn Julianna Margulies das Zeug für eine gute Schauspielerin – sozusagen eine Ripley auf Erden – hat, erhält sie von Regie und Drehbuch keine Chance, das unter Beweis zu stellen. Jeder in diesem Film, ob Mensch, ob Geist, hat seinen vorbestimmten Platz. Katie ist noch die sympathischste Person an Bord, ein Geist, der mehr Fleisch und Blut, Seele und Gefühl zu haben scheint als die Lebenden.
Bezeichnend für die Machart dieses Films ist beispielsweise die Szene, als Greer und Santos die „Artcic Warrior“ startklar machen wollen. Katie schreit warnend, den Motor nicht anzulassen. Was wird wohl passieren? Oder: Als zwei andere Crewmitglieder Konservendosen öffnen – die immerhin 40 Jahre alt sind –, entdecken sie Bohnen, die gut schmecken. In was werden sich wohl die Bohnen gleich verwandeln? Als der Geist Francescas Greer zu verführen sucht – was wird mit Greer wohl passieren? Als Epps durch die Gänge des Dampfers streift und die Türen lautstark knallen – wer steckt wohl dahinter?
Hinzu kommt eine wüste Geschichte von einem teuflischen Plan. Der Teufel in Gestalt einer Person an Bord sammelt Seelen. Wer mag der teuflische Henker wohl sein? Tattersalls Bilder wollen eine klaustrophobische Atmosphäre erzeugen – ja, sie wollen, aber durch völlig überstrapaziertes Kopieren sattsam bekannter Effekte des Genres gelingt dies so gut wie überhaupt nicht. Lediglich der Wechsel zwischen den Bildern des verfallenen Dampfers und den phantasierten Eindrücken von den Ereignissen im Ballsaal der „Antonio Graza“ 40 Jahre zuvor erzeugt a little bit suspense. Die Handlung selbst hat kein überzeugendes Leitmotiv. Die Gier der ehemaligen Besatzungsmitglieder der „Antonio Graza“ verwandelt sich in das Seelensammeln ihrer bösen Geister. Ho Ho Ho!
Fazit
„Ghost Ship“ zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sich Beck bei Stanley Kubricks „Shining“ (1980) und Ridley Scotts „Alien“ (1979) massiv bedient – allerdings in trivialer und wenig spannender Weise. Julianna Margulies spielt eine abgespeckte Version von Ripley, die phantasierten Rückblenden auf die Ereignisse von 1962 sind direkt „Shining“, die Begehung des Luxusdampfers direkt „Alien“ entnommen, Katie ist eine Kopie der beiden Mädchen aus „Shining“ – und so weiter und so fort. Ergo ist dieser Film keine Empfehlung wert.
Wertung: 2 von 10 Punkten.
Ghost Ship
(Ghost Ship)
USA 2002, 90 Minuten
Regie: Steve Beck
Drehbuch: Mark Hanlon, John Pogue
Musik: John C. Frizzell
Director of Photography: Gale Tattersall
Schnitt: Roger Barton
Produktionsdesign: Graham Walker, Richard Hobbs
Hauptdarsteller: Gabriel Byrne (Gabriel Murphy), Julianna Margulies (Maureen Epps),Ron Eldard (Dodge), Desmond Harrington (Jack Ferriman), Isaiah Washington (Greer), Alex Dimitriades (Santos), Karl Urban (Munder) Emily Browning (Katie), Francesca Rettondini (Francesca), Boris Brkic (Chef-Steward), Robert Ruggiero (Kapitän)
Offizielle Homepage: http://www.ghostship.de
Internet Movie Database: http://german.imdb.com/Title?0288477
Weitere Filmkritik(en):
„Chicago Sun-Times“ (Roger Ebert):
http://www.suntimes.com/ebert/ebert_reviews/2002/10/102506.html
„Movie Reviews“ (James Berardinelli):
http://movie-reviews.colossus.net/movies/g/ghost_ship.html
© Ulrich Behrens 2003 für
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