Godsend (VHS) Testbericht

Godsend-vhs-thriller
ab 32,85
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Erfahrungsbericht von ZordanBodiak

...Gottes Strafe...

Pro:

der vielversprechende thematische Ansatz...

Kontra:

...wird auf ein qualitativ minderwertigen Gruselschocker minimiert!

Empfehlung:

Nein

Hollywood liebt es sich aktuellen Brisanzthemen anzunehmen. Sei es das weltweite Kriegsgeschehen, aktuelle Schicksale oder soziale Brennpunkte – was zu einer leidlich interessanten Geschichte verarbeitet werden kann, wird durch den Fleischwolf der Drehbuchautoren gedreht und bekommt einen kinokompatiblen Anstrich. So kam es auch, dass sich Mark Bomback an die Arbeit machte und sich eine Story über das Klonen ausdachte...


Paul und Jessica sind eigentlich ein äußerst harmonisches Paar, das in ihrem Sohn Adam das Glück auf Erden gefunden hat. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit den Duncans. Bei einem Unfall verunglückt der achtjährige Adam tödlich. Trotz ihrer – verständlicherweise – niedergeschlagenen Stimmung werden sie nach der Beerdigung von dem mysteriösen Doktor Wells angesprochen, der ihnen ein äußerst zwiespältiges Angebot unterbreitet: Mittels eines verbotenen genetischen Experiments möchte dieser Adam erneut zum Leben erwecken. Seine Mutter soll hierbei eine befruchtete und genetisch manipulierte Eizelle wie gewöhnlich austragen – so dass die Duncans letzten Endes ein zweites Mal das Aufwachsen ihres Sohnes miterleben könnten. Werden die kinderlosen Eltern zunächst noch von Zweifeln geplagt, willigen sie in das Experiment Wells ein...

8 Jahre später. Adam feiert an einem anderen Wohnort erneut seinen Geburtstag – und wird seit dem Überschreiten seines ursprünglichen Verfallsdatums immer mehr von ungewöhnlichen Albträumen verstört. Scheinbar war der Eingriff in Gottes Handwerk doch nicht derartig einfach und unproblematisch...


Was auf den Papier noch durchaus interessant wirken mag, entfaltet auf der Mattscheibe eine äußerst quälende Wirkung. Zwar führt Bombacks Drehbuch die Charakter der Duncan-Familie äußerst schnell ein und erreicht mit dem todbringenden Unfall bereits nach wenigen Minuten den Wendepunkt der Geschichte – der weitere Handlungsverlauf stellt sich aber als öde Aneinanderreihung klassischer Filmversatzstücke heraus. Die vermutlich als gewitzt angelegten Wendungen der Story erweisen sich als abgenutzt und wirken in der Zeit nach „the omen“ und „the sixth sense“ schlichtweg wie Gruselschnee von gestern.

Dass aber selbst die normalerweise mit der Albtraumthematik Hand in Hand gehende Spannung durch die Vorhersehbarkeit auf ein Minimum gedrückt wird, ist wahrlich erschreckend. Aber wen sollte es verwundern. Wenn nach und nach immer mehr die Handlungspfeiler von dem wenig plausiblen Filmverlauf eingerissen werden, wendet sich der Zuschauer verständlicherweise von dem Geschehen ab und verliert sein Interesse an den Figuren – und deren Schicksal. Es sind einfach zu viele Zufälle, Ungereimtheiten und schlichte Logikfehler in „godsend“ enthalten, um auch nur annähernd eine passable Atmosphäre kreieren zu können.


Aber selbst wenn man jegliche logische Defizite und filmische Konstruiertheit außer Acht lässt, fällt das Gesamtbild „godsends“ [oder vielleicht doch „god’s end“?] nicht besser aus. Zwar greift das Drehbuch die heikle Klon-Thematik auf, diese wird jedoch nur zum Aufbauschen der simplen Spannungsmomente missbraucht. Vor allem nach der äußerst gewieften Internet-Marketingstrategie - bei der neben der offiziellen Filmhomepage eine weitere Internetseite eröffnet worden ist, auf der man sich über die „Godsend“-Klinik und ihre Klon-Projekte äußerst seriösanmutend informieren konnte - hätte man in dieser Hinsicht wohl einiges mehr erwarten dürfen. So aber bezieht die erste amerikanische Regiearbeit Nick Hamms [zuletzt: „the hole“] zu keinem Zeitpunkt Stellung zum brisanten Thema. Selbst im Finale nimmt „godsend“ keine Position ein, statt dem Mut zu einem diskussionswürdigen Abschluss gibt es nur einen klassischen Showdown, der mühsam mit einer wirren und unausgegorenen Wendung zusammengehalten wird.

Demnach wird es während der gesamten Spielzeit (scheinbar) bewusst vermieden sich mit der Klon-Thematik näher auseinander zu setzen. Die ethischen Konflikte des Ehepaars werden nur kurzzeitig angerissen – viel wichtiger ist es scheinbar, dass sie sich schnellstmöglich für die Durchführung des Experiments entscheiden. Einzig in einer knappen Sequenz wird sich in gewissem Maße mit dem Eingreifen in „Gottes Werk“ beschäftigt: Der kleine (geklonte) Adam wundert sich, dass die Menschen Reservoirs angelegt haben; er dachte bisher immer, Gott hätte alles erschaffen. Auf diese Frage antwortet ihm sein „Onkel“ Wells, dass Gott doch alles macht, schließlich hat er die Menschen geschaffen, die sich ein Reservoir ausgedacht haben. Dieser kurze „philosophische“ Moment wirkt bei der hollywoodesquen Inszenierung fast schon deplatziert.


Schauspielerisch konnte man wohl nicht viel erwarten – schließlich dürfte es jedem ernstzunehmenden Akteur schwer fallen derartig schwache Dialoge glaubhaft rüberzubringen. Das Ex-Model Rebecca Romijn-Stamos [u.a. “X-Men”] und Greg Kinnear [u.a. “as good as it gets / besser geht’s nicht” und “stuck on you / unzertrennlich”] machen dabei aber noch eine ordentliche Figur und wirken durchaus befriedigend als emotional durchgeschaukeltes Ehepaar. Robert de Niro , der ehemalige Garant für großartige Schauspielkunst, hingegen ruht sich ein weiteres Mal auf seinen langsam verwelkenden Lorbeeren aus und bietet nur eine Leistung im Automatikmodus. Immerzu werden nur die gleichen Manierismen – hier erinnert vor allem das Finale an „angel heart“ – abgerufen. Die qualitative Stagnation scheint bei de Niro im neuen Millennium nicht mehr abzuwenden zu sein.

Zeitweise erweist sich aber dafür der kleine Cameron Bright [u.a. „the butterfly effect“] als guter Schauspielnachwuchs. Während das Skript von ihm fordert einen zufrieden Jungen zuspielen, wirkt Bright äußerst glaubhaft und sympathisch – gegen Ende hin erscheint sein Versuch seinem Charakter den notwendigen „psychopathischen“ Anstrich zu verpassen, aber äußerst schwach und überzogen. Wie der Fiesling in einem Comicbuch geht er zu Werke und verleiht seinem finalen Auftritt somit eher einen amüsanten als beängstigenden Schein.


Abschließend kann wenigstens noch die Kameraführung Kramer Morgenthaus in den „gruseligen“ Momenten als der Intention des Filmes dienlich bezeichnet werden. Dieser arbeitet mit geheimnisvoll-verwegenen Einstellungen und langsamen Kamerafahrten. Eigentlich inszenatorische Mittel, die eine äußerst atmosphärische Wirkung erzielen könnten – wären da nicht die bereits angesprochenen eklatanten Drehbuchschwächen. Als äußerst enttäuschend erweist sich in diesem Zusammenhang leider, dass Morgenthaus nicht dauerhaft derartig kreative Bilder liefert – denn in den ruhigen „Erzählphasen“ ist die Kameraführung derartig steif und langweilig, dass „godsend“ sich noch nicht einmal zu einem ansehnlichen Bilderreigen entwickeln kann.


Fazit - When a miracle becomes a nightmare, evil is born.

Ebenso wie das Experiment des Klonens im Film scheitert, so misslingt auch der Versuch aus der Thematik des Klonens einen anständigen Film zu machen. Völlig unkritisch und mit einem unplausiblen Handlungsverlauf fernab jeglicher Logik wird das Geschehen zu einem klassischen Thriller von der Stange verarbeitet, bei dem selbst die sichersten Spannungs- und Schockmomente vergeigt werden.

Was sich aber als wahrlich erschreckend herausstellt, ist die wenig überzeugende Leistung der Darsteller. Dies mag zwar bei einem zusammengestoppelten Hollywood-Thriller nicht direkt verwundern – bedenkt man aber, dass die Oscar-honorierten bzw. -nominierten Greg Kinnear und Robert de Niro zwei der zentralen Akteure sind, muss man sich wirklich fragen, wieso diese nicht versuchen wenigstens den unausgegorenen Schmalspurthriller ihre eigene Note zu verleihen.

Unter dem Strich verbleibt also nur als Gesamturteil, dass der Film eine Strafe Gottes sein muss...

Wertung: 2 geklonte Punkte auf meiner 10er-Skala
Internet: http://www.godsendinstitute.org/ [die angebliche Klinik]
http://www.godsendthemovie.com/ [die eigentliche Filmhomepage]

26 Bewertungen, 2 Kommentare

  • naila

    16.03.2005, 17:34 Uhr von naila
    Bewertung: sehr hilfreich

    Hatte noch nie davon gehört:) fränzy

  • trampastheo

    16.03.2005, 14:45 Uhr von trampastheo
    Bewertung: sehr hilfreich

    Von einem de Niro erwartet man mehr - keine Frage.