GoodFellas (DVD) Testbericht

D
Goodfellas-dvd-kriminalfilm
ab 7,52
Auf yopi.de gelistet seit 11/2010
5 Sterne
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  viel
  • Anspruch:  sehr anspruchsvoll
  • Romantik:  sehr niedrig
  • Humor:  durchschnittlich
  • Spannung:  sehr spannend

Erfahrungsbericht von Gemeinwesen

Großartiger Film auf einer DVD für Audiokommentar-Fans

Pro:

interessante Audiommentare auf Disc 1; insbesondere der "Cop and Crook" - Kommentar ist streckenweise sehr aufschlussreich

Kontra:

Die zweite Disc ist vergleichsweise entbehrlich

Empfehlung:

Ja

Vier Männer unternehmen eine nächtliche Spritztour: Am Steuer des Wagens sitzt Henry Hill (Ray Liotta), im Fond sitzen Jimmy Conway (Robert de Niro) und Tommy De Vito (Joe Pesci). Der vierte Mann heißt Billy Batts (Frank Vincent), liegt im Kofferraum und sollte eigentlich längst tot sein. Als Klopfgeräusche verraten, dass die vermeintliche Leiche noch recht lebendig ist, hält das Trio an und bringt die Sache mit Messer und Schießeisen zu Ende.


Die schockierende Episode, Auftakt zu Martin Scorseses „Good Fellas“, bereitet dem Fahrer des Wagens noch heute Albträume. Der das sagt, ist kein Geringerer als Henry Hill selbst, dessen Biographie Scorsese als Vorlage für seinen Film diente. Und dass ihn die Eröffnungsszene des Films nicht ganz kalt lässt, hört man ihm auch an, wenn man den einschlägigen Audiokommentar der Special Edition DVD zuschaltet, die Warner Brothers dem 1990 in sechs Kategorien für einen Oscar nominierten Film gewidmet hat. Der „Cop and Crook“-Kommentar, in dem der mittlerweile 59-jährige Ex-Gangster Henry Hill und FBI-Ermittler Edward McDonald das Leinwandgeschehen kommentieren, ist für mich auch das Highlight der Doppel-DVD. Gerade bei Filmen, die auf Tatsachen basieren, finde ich es höchst ärgerlich, wenn die Möglichkeiten, die das Medium DVD bietet, nicht ausgeschöpft werden: Historienfilme ohne Kommentar eines Historikers z.B. sind, finde ich, eine verschenkte Chance.

Die Special Edition von „Good Fellas“ aber bietet gewissermaßen gleich zwei Geschichten – oder doch zumindest zwei Sichtweisen: zum einen ist da der Film, zum anderen sind da die Anmerkungen zweier Zeitzeugen zum Film. Im Falle von Henry Hill sind sie etwas vernuschelt und durchsetzt mit dem bösen „F“-Wort, zuweilen hat man außerdem den Eindruck, Edward McDonald locke sein Gegenüber aus der Reserve, auf dass der ehemalige Gangster die Szene etwas ausführlicher kommentiere als mit einem schlichten „unbelievable“, das sein Lieblingswort zu sein scheint. A propos four letter words: Im Audiokommentar wird zur Abwechslung mal nicht das böse Fluchwort beep!-zensiert, dafür werden aber einige Namen, die Hill und McDonald nennen, unkenntlich gefiept – verständlich, denn so lange liegen die Geschehnisse nun auch noch nicht zurück: erst 1987 gelingt es den ermittelnden Behörden dank einem umfassenden Geständnis von Hill, einige der Köpfe der New Yorker Mafia festzunehmen und zu langen Haftstrafen zu verurteilen.

Zu Beginn des Films ist Hill ein Nobody, der keinen sehnlicheren Wunsch hat als den, Gangster zu werden. Am Ende des Films ist Hill dank Aufnahme ins Zeugenschutzprogramm wieder ein Nobody. Dazwischen liegt eine Zeit, in der Hill laut eigenem Bekunden in ständiger Angst lebt. Im Versuch, seiner Angst Herr zu werden, konsumiert Hill immer öfter harte Drogen. In der Folge wickelt Hill, ohne Wissen seines „Capos“ Paul Cicero (Paul Sorvino), immer wieder eigene Geschäfte mit Drogen ab. Interne Verteilungskämpfe lassen die Situation eskalieren: überall im Stadtgebiet finden sich die Leichen von Gangmitgliedern, und auch Hill muss befürchten, dass er auf der Abschussliste steht. Als Hill schließlich im Zuge einer Drogenfahndung festgenommen wird, quittiert er seine Verhaftung mit Erleichterung: Besser den Behörden in die Hand fallen als den Mitgliedern der „Familie“. Der Deal, der nun ausgehandelt wird: Im Gegenzug für ein umfassendes Geständnis werden Hill und seine Frau Karen ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen und können, mit neuer Identität ausgestattet, untertauchen.

Der renommierte und nicht gerade für gnädige Besprechungen bekannte „Halliwell’s Film Guide” listet „Good Fellas” als einzigen Film des Jahres 1990 auf, der die von den Herausgebern des Nachschlagewerks vergebene Höchstwertung mit vier Sternen verdient. Kein Wunder, denn „Good Fellas“ bietet Filmunterhaltung, wie sie hochkarätiger kaum sein kann. Der Vorspann ist eine der letzten Arbeiten von Designerlegende Saul Bass, für die Bildgestaltung zeichnet Oscar-Gewinner Michael Ballhaus verantwortlich (der im „Crew and Cast“- Audiokommentar zum Besten gibt, er habe sich selbst dazu angehalten, nur ja keine „schönen“ Bilder zu erzeugen), und die Besetzung vor der Kamera ist der Crew hinter der Kamera ebenbürtig.

„Good Fellas“ ist großes Kino – und als ein typischer Scorsese-Film auch ziemlich grimmig. Insbesondere die eingangs erwähnte Szene, heißt es im Audiokommentar, hätten die Verantwortlichen in den Warner Brothers-Studios nur allzu gern gekippt. Tatsächlich aber ist der zunächst nur in Form einer kurzen Rückblende geschilderte brutale Mord an Billy Batts eine der Schlüsselszenen des Films. Bis Conway und De Vito Batts förmlich zu Brei schlagen, scheinen die Umtriebe der Gangster eher wie das Gehabe von Halbstarken denn wie Verbrechen. Mit dem Tod von Batts und einem weiteren Mord an einem jungen Aushilfskellner ändert sich die Stimmung des Films: Die gut gekleideten Herren, die immer so großzügige Trinkgelder geben, sind keine jungenhaften Draufgänger, sondern kaltschnäuzige Killer. Das gilt besonders für die Psychopathen Conway und De Vito, vor deren Wutausbrüchen, das wird schnell klar, sich niemand sicher fühlen darf.

Hill jedoch kommt mit dem Leben davon – und ist damit einer der wenigen, die „drei Jahrzehnte in der Mafia“ (Untertitel des Films) überleben, ohne den Rest ihrer Tage im Gefängnis zubringen zu müssen. Tatsächlich merkt Drehbuchautor und Mafia-Kenner Nicholas Pileggi an, die Dauer einer durchschnittlichen Mafia-Karriere belaufe sich auf sieben bis neun Jahren und ende danach für gewöhnlich mit Tod oder Gefängnis. Henry Hill hat, scheint es, großes Glück gehabt – und er selbst sieht das genauso: Er sei, sagt er im Audiokommentar mehrfach, dem Staat dankbar für sein zweites Leben und rate im übrigen jedem dringend davon ab, einen ähnlichen Weg wie er einzuschlagen: Im Film, gibt er zu, sehe das Gangsterleben zwar manchmal sehr verlockend aus, aber die Wirklichkeit sehe ganz anders aus: „Believe me“, sagt er, „you don’t wanna live a life like that.“


D i e _ D V D s

Michael Ballhaus’ Bilder haben auch auf VHS-Kassette noch toll gewirkt – das Medium DVD aber bringt die Kameraarbeit jetzt wieder richtig zur Geltung. Von der guten Bildqualität profitieren vor allem die zahlreichen Nacht- und Innenaufnahmen. Bis auf einige wenige leichte Unschärfen gibt’s hier nichts zu bekritteln. Leichte Abzüge gibt’s für den deutschen Ton, der leider nur in Dolby Surround 2.0 vorliegt. Freunde von Originalversionen dürfen sich über satten Klang in Dolby Digital 5.1 freuen. Eine spanische Synchronfassung gibt’s auch – aber die bietet, wie die deutsche Version, ebenfalls nur Dolby Surround 2.0. Untertitel gibt’s in schreibe und sage 19 Sprachen. Wermutstropfen: die teils sehr interessanten Audiokommentare sind nicht mit Untertiteln versehen worden – Interessierte sind hier einmal mehr aufs eigene Hörverständnis (gerade Henry Hill macht es einem da nicht immer leicht) und Wörterbuchgebrauch zurückgeworfen.


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B o n u s m a t e r i a l _ D V D _ 1
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• Original-Kommentar zu ausgewählten Szenen von Regisseur Martin Scorsese, den Darstellern Ray Liotta, Lorraine Bracco, Paul Sorvino, Frank Vincent, Co-Autot Nicholas Pileggi, Produzenten Irwin Winkler und Barbara De Fina, Kamermann Michael Ballhaus und Cutterin Thelma Schoonmaker

• Original-Kommentar mit Henry Hill
und dem ehemaligen FBI-Agenten Edward McDonald



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B o n u s m a t e r i a l _ D V D _ 2
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• Making of: Eine Retrospektive (ca. 30 min.)
• Der Gangster und sein Alltag:
Dokumentation über die weniger glamouröse
Seite der Mafia (ca. 14 min.)
• Das Good Fellas Vermächtnis:
Filmemacher Joe Carnahan, John Favreau,
Antoine Fuqua, die Brüder Hughes und Richard Linklater
berichten über den Einfluss des Films (ca. 8 min.)

• Papier ist billiger als Film: Vom Storyboard-zur-Leinwand
-Vergleiche (ca. 4 min.)
• Original-Kinotrailer


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M e i n e _ B e w e r t u n g
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So gut mir die Audiokommentare der ersten DVD gefallen haben, so vergleichsweise entbehrlich wirkt auf mich die zweite DVD: Vieles, was auf Disc 1 im „Cast and Crew“-Kommentar zu hören ist, scheint aus den Interviews zu stammen, die man für das „Making of“ auf Disc 2 geführt hat. Hie und da gibt’s leichte Überschneidungen bzw. „Doppler“, und so ist das „Making of“ in meinen Augen nicht viel mehr als eine Ergänzung zum „Cast and Crew“-Kommentar der ersten Disc: So sehen sie also aus, die Leutchen, die auf Disc 1 zu hören sind (in ein paar Jahren geht Henry Hill vielleicht als Mel Brooks-Doppelgänger durch).

Ähnlich wirkt auf mich der kurze Beitrag „Der Gangster und sein Alltag“ – hiervon hatte ich mir mehr versprochen. Wo ich mir eine eigenständige Dokumentation erhofft hatte, findet sich in Wirklichkeit eine weitere Resteschnipsel-Verwertung, die bei mir keinen wirklich bleibenden Eindruck hinterlässt. Auch die beiden übrigen Beiträge sind in meinen Augen nicht viel mehr als Lückenfüller: In „Das Good Fellas Vermächtnis“ (Himmel, muss so was eigentlich immer wortwörtlich übersetzt werden, auf dass es im Deutschen noch etwas gespreizter klinge als im Original?) dürfen ein paar Jungregisseure kräftig lobhudeln (Anm. am Rande: Hier kommt auch Frank Darabont [‚Die Verurteilten’, ‚The Green Mile’] zu Wort, allerdings wohl zu kurz, als dass er Anrecht auf einen namentliche Nennung hätte – ein Schicksal, das er mit Robert de Niro teilt, der im „Cast and Crew“-Kommentar nämlich auch kurz zu hören ist), der Beitrag „Papier ist billiger als Film“ zeigt Scorsese als Urheber von sehr stilisierten Strichmännlein-Bildern, ist aber auch keine Zugabe, über die man, frau oder mensch aus dem Häuschen geraten müsste. Fazit: die zweite Disc finde ich verzichtbar.


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R e s ü m e e :
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Für mich steht „Good Fellas“ in einer Reihe mit Francis Ford Coppolas „Der Pate“, Sergio Leones „Es war einmal in Amerika“ und Michael Manns „Heat“. Mit der Special Edition Doppel-DVD legt Warner Brothers Ehre ein: der „Cop and Crook“-Audiokommentar macht die Special Edition des Films für mich zum möglicherweise größten Glücksfall, seitdem Universal Alan Parkers Film „Die Asche meiner Mutter“ mit einem zuschaltbarem Kommentar des Autors der Romanvorlage Frank McCourt veröffentlicht hat.

Bekennende Audiokommentar-Fans dürfen also zugreifen – m.E. aber auch wirklich nur die, denn wer nur den Film haben möchte, der ist sicher auch mit der lange Zeit erhältlichen Einzel-Disc gut bedient, die lediglich den Film bietet. So „special“ die erste Disc der neuen Edition ist, so entbehrlich finde ich die zweite Disc. Dafür, dass Disc Nummer zwei hinter den Erwartungen zurückbleibt, die Laufzeitangabe des Films mit 139 Minuten auf dem Cover um 20 zu lang angegeben ist und dafür, dass man den Verweis auf den Original-Trailer geschludert hat, gibt’s von mir einen Punkt Abzug in der Bewertung der DVD.


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Gelegenheit: .....Film für die italienischen Momente im Leben
Altersgruppe: .. ab 16 Jahren
Detail: ............... Text gibt manche Details des Films wieder
Meinung: .......... bezieht sich hauptsächlich auf: DVD
Tonspuren: ...... 5, drei englischsprachige, 1 spanische,
............................. 1 deutsche
Tonformat: ........Dolby 2.0 und besser (Dolby 5.1)
Klangqualität:....gut
Bildqualität: ...... gut bis sehr gut
Laufzeit: ............ 119 Minuten
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Regie .... Martin Scorsese
Drehbuch .... Nicholas Pileggi & Martin Scorsese
Kamera .... Michael Ballhaus

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Darsteller:
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Robert De Niro .... Jimmy Conway
Ray Liotta .... Henry Hill
Joe Pesci .... Tommy DeVito
Lorraine Bracco .... Karen Hill
Paul Sorvino .... Paul Cicero
Frank Sivero .... Frankie Carbone
Tony Darrow .... Sonny Bunz
Mike Starr .... Frenchy
Frank Vincent .... Billy Batts
Chuck Low .... Morris 'Morrie' Kessler
Frank DiLeo .... Tuddy Cicero
Henny Youngman .... Himself
Gina Mastrogiacomo .... Janice Rossi
Catherine Scorsese .... Tommys Mutter
Charles Scorsese .... Vinnie

39 Bewertungen, 16 Kommentare

  • hjid55

    03.01.2007, 15:54 Uhr von hjid55
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & lg Sarah

  • schnecke10

    10.05.2006, 21:53 Uhr von schnecke10
    Bewertung: sehr hilfreich

    Lg Claudia

  • Binki

    08.05.2006, 16:20 Uhr von Binki
    Bewertung: sehr hilfreich

    <b>sehr hilfreich ... Liebe Grüße Binki </b>

  • Gorg7

    07.05.2006, 13:53 Uhr von Gorg7
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr schöner Bericht

  • anonym

    07.05.2006, 11:10 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    bei ciao würdest ein bh kriegen, hier kann ich nur sh vergeben ;)) - lg Patricia

  • Django006

    07.05.2006, 02:11 Uhr von Django006
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & *lg* Alan :>))))

  • Estha

    07.05.2006, 01:47 Uhr von Estha
    Bewertung: sehr hilfreich

    klasse geschrieben ;o) ... lg susi -->--->---@

  • topware2002

    06.05.2006, 17:38 Uhr von topware2002
    Bewertung: sehr hilfreich

    ............................///......................... <br/>.........................(o o)....................... <br/>SH-------oOO--(_)--OOo-----------

  • hachy01

    06.05.2006, 16:29 Uhr von hachy01
    Bewertung: sehr hilfreich

    Bei soviel Text fällt einem das lesen recht schwer! LG hachy01

  • andre1986

    06.05.2006, 16:08 Uhr von andre1986
    Bewertung: sehr hilfreich

    super bericht mach weiter so andre

  • Mogry1987

    06.05.2006, 15:50 Uhr von Mogry1987
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich =)

  • SeriousError

    06.05.2006, 14:21 Uhr von SeriousError
    Bewertung: sehr hilfreich

    <b>Ein "sehr hilfreich" von mir für diesen tollen Beitrag. :o) Gruß SeriousError!</b>

  • SORTs_Diener

    06.05.2006, 14:07 Uhr von SORTs_Diener
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super Bericht!

  • bugzz

    06.05.2006, 13:23 Uhr von bugzz
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr guter Bericht...äußerst gelungen! Sehr hilfreich!

  • anonym

    06.05.2006, 13:18 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh :o)

  • NancyNoack

    06.05.2006, 13:13 Uhr von NancyNoack
    Bewertung: sehr hilfreich

    Toller bericht! :)