Good Bye, Lenin! (VHS) Testbericht

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Auf yopi.de gelistet seit 10/2004
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Erfahrungsbericht von andy77
Geschichtsverfälschung light...
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Inhalt:
Herbst 1989 in Ost- Berlin. Alex (Daniel Brühl) lebt mit seiner Mutter Christiane (Kathrin Sass), einer überzeugten Sozialistin, seiner Schwester und deren kleiner Tochter in einer 79 m² großen Plattenbauwohnung. Als die Parteiobersten ein letztes Mal ihre Kriegsmaschinerie vor ihrer Haustür aufmarschieren lassen, brodelt es schon in der Bevölkerung diesseits der Mauer. Der vorherrschenden Unzufriedenheit gesellt sich langsam eine Stimmung des aktiven Widerstandes gegen die herrschenden Verhältnisse der DDR.
Als Cristiane anlässlich des 40. Jahrestages der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik zum großen Empfang in den Palast der Republik fährt, wird das Taxi von der Armee und der Volkspolizei gestoppt. Man ist gerade mit der gewaltsamen Auflösung einer regierungsfeindlichen Demonstration beschäftigt. Plötzlich erkennt sie inmitten der Menge ihren eigenen Sohn Daniel, der von der Polizei abgeführt wird. Sie bricht auf offener Straße zusammen und fällt nach einem Herzinfarkt ins Koma. Während Alex Mutter 8 Monate sanft schlummert, ändert sich weltpolitisch Einiges. Erich Honecker tritt zurück, die Mauer fällt, die D-Mark wird eingeführt und die deutsche Einheit vorbereitet.
Als Christiane wieder erwacht ist, hat sich das komplette System verändert. Was aber tun, wenn sie keiner Aufregung und Stresssituation ausgesetzt werden darf? Wie kann man die Mutter davor schützen, dass sie die turbulenten Zeiten nicht miterlebt und das Risiko eines zweiten, diesmal wahrscheinlich tödlich endenden Infarkts nicht eingeht?
Alex hat eine absurde Idee. Warum kann man die DDR nicht wieder auferstehen lassen?
So entsteht eine 79 m² große Insel, auf der ihr Traum von der DDR weitergelebt werden kann und ihre Rechtfertigung immer groteskere Züge annimmt...
Kritik:
Was für eine aberwitzige Idee! Die DDR lebt 13 Jahre nach der Wende auf 79 m² einfach weiter. Wolfgang Becker und sein Autor Bernd Lichtenberg haben dieses originelle Konzept zu einer Geschichte voller Tragik und Komik verwoben, die durch ihre Leichtigkeit überzeugen kann und Millionen, vor allem Ältere, Kinobesucher begeistert.
Dabei erzählt der Film aus der heutigen Perspektive und versucht die DDR nicht zu bewerten. Vielmehr schreibt \"Good Bye, Lenin\" die Geschichte der DDR um. Alex erschafft sich und seiner Mutter eine ureigene Welt, die gerade durch die Vermischung von Ost- und Westeinflüssen so glaubhaft wirkt. Man möchte einfach glauben, dass die Errungenschaften der DDR weiter existieren, dass die Westdeutschen ihr Land millionenfach verlassen, um in der sozial abgesicherten Welt der DDR zu leben, oder dass Sigmund Jähn Vorsitzender des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik wird.
Warum aber lassen wir uns so einnehmen von dieser Geschichtsverfälschung, denn nichts anderes betreibt Alex mit seiner Mutter und mit uns. Der Grund dafür liegt vor allem in der gekonnt eingesetzten Vermischung von komischen Situationen mit dem emotionalen Charakter der Geschichte. Alles was Alex erschafft wird erklärt und steht immer vor dem Hintergrund des drohenden Todes der Mutter, den der liebende Sohn mit aller Macht verhindern will. Man möchte einfach glauben, dass so etwas möglich wäre und ist sogleich gefangen in dieser so offensichtlich ausgelegten, inszenatorischen Falle. Jedoch ist man nicht verärgert, sondern fasziniert von dem Charme der Darsteller und der detailgetreuen Nachbildung alles ostdeutschen Utensilien.
Daniel Brühl weis in seiner Rolle als fantasievoller Sohn durchaus zu überzeugen. An seine Seite stellte Becker die russische Schauspielerin Chulpan Khamatova, in die er sich verlieben wird und im aufregenden Nachwende- Berlin eine spannende Zeit verlebt. Von der Besetzung einer lehrstehenden riesigen Wohnung bis zur Sylvester- Feier, die Beide auf einem Häuserdach in der Nähe des Brandenburger Tores erleben. Bilder von Momenten, die jeder gern einmal erleben möchte und zum Träumen verleiten. Natürlich alles vor der Kulisse bedeutender historischer Ereignisse. Eine Zeit aus der Berlin immer noch seine Faszination auf die Menschen zieht und für die Becker wunderschöne Bilder und Stimmungen fand.
So gelingt es dem Regisseur seine Figuren, wie auch zum zweiten Male den Zuschauer, durch diese turbulente Zeit zu führen. Vorbei von an der ganzen Unsicherheit, der Wut über die so schnell vorbeiziehenden Veränderungen, vorbei an der langsam einsetzenden Resignation, oder der Freude über die neu gewonnenen Möglichkeiten. Rechts und Links des Weges passieren so viele, so wichtige Dinge, doch an einem Ort kann man sich seine eigene Welt schaffen, eine Welt in die man sich zurückziehen kann, die einem Schutz bietet und zum Träumen veranlasst. 79 m² in einer Plattenbausiedlung, ein Zufluchtsort an dem man noch alles unter Kontrolle hat, jedes einzelne Detail. Dieser Ort nimmt uns, den Zuschauer gefangen. Dabei spielt es keine Rolle, aus welchem Teil Deutschlands wir kommen!
Genau dieser Punkt unterscheidet \"Good Bye Lenin\" von seinem \'Vorgänger\' \"Sonnenallee\", der aus allem eine Farce machte und zur Realitätsflucht aufrief. Nur Bewohner der ehemaligen DDR konnten in diese Welt eintauchen, die allen anderen verschlossen blieb.
\"Good Bye Lenin\" hat viele Stärken, aber auch einige offensichtliche Schwächen. So ist die Geschichte mit ihren logisch aufeinanderfolgenden Schritten zuweilen sehr stümperhaft inszeniert. Viele kleine Ungenauigkeiten bei der Aufrechterhaltung der Illusion DDR sind mehr als auffällig. So fragt man sich weshalb die Mutter nur bei der Anwesenheit der Kinder den Fernseher anschaltet und die \"Aktuelle Kamera\" schaut, oder der Sperrmüll mit dem verstecktem Geld nach Monaten immer noch vor dem Haus steht. Doch die Glaubwürdigkeit in der Darstellung der Figuren und des Milieus gleichen dies wieder aus.
Wolfgang Becker ist ein wundervoller Film gelungen, der durch seinen Charme und die Detailgenauigkeit begeistert. Ein leichter und komischer Film, der behutsam das beschreibt, was schnell in Verklärung enden kann, nämlich die Errungenschaften des real existierenden Sozialismus. Der Blick bleibt immer bei den sympathischen Figuren, deren Leben sich innerhalb so kurzer Zeit drastisch veränderte und mit deren nicht immer nachvollziehbaren Handlungen man sich schnell identifiziert. Getragen wird der Film von dem melancholischen Soundtrack von Yann Tiersen, der das Tempo vorgibt und den Zuschauer zwischen den tragischen- und den komischen Momenten hindurchführt.
\"Good Bye Lenin\" ist sicher keine filmische Offenbarung, aber der Film vermag es seine Mankos durch Charme und Herzensgüte mehr als weg zu machen. Es gab schon lange keine solch schönen deutschen Film mehr.
Wertung: 9/10
Herbst 1989 in Ost- Berlin. Alex (Daniel Brühl) lebt mit seiner Mutter Christiane (Kathrin Sass), einer überzeugten Sozialistin, seiner Schwester und deren kleiner Tochter in einer 79 m² großen Plattenbauwohnung. Als die Parteiobersten ein letztes Mal ihre Kriegsmaschinerie vor ihrer Haustür aufmarschieren lassen, brodelt es schon in der Bevölkerung diesseits der Mauer. Der vorherrschenden Unzufriedenheit gesellt sich langsam eine Stimmung des aktiven Widerstandes gegen die herrschenden Verhältnisse der DDR.
Als Cristiane anlässlich des 40. Jahrestages der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik zum großen Empfang in den Palast der Republik fährt, wird das Taxi von der Armee und der Volkspolizei gestoppt. Man ist gerade mit der gewaltsamen Auflösung einer regierungsfeindlichen Demonstration beschäftigt. Plötzlich erkennt sie inmitten der Menge ihren eigenen Sohn Daniel, der von der Polizei abgeführt wird. Sie bricht auf offener Straße zusammen und fällt nach einem Herzinfarkt ins Koma. Während Alex Mutter 8 Monate sanft schlummert, ändert sich weltpolitisch Einiges. Erich Honecker tritt zurück, die Mauer fällt, die D-Mark wird eingeführt und die deutsche Einheit vorbereitet.
Als Christiane wieder erwacht ist, hat sich das komplette System verändert. Was aber tun, wenn sie keiner Aufregung und Stresssituation ausgesetzt werden darf? Wie kann man die Mutter davor schützen, dass sie die turbulenten Zeiten nicht miterlebt und das Risiko eines zweiten, diesmal wahrscheinlich tödlich endenden Infarkts nicht eingeht?
Alex hat eine absurde Idee. Warum kann man die DDR nicht wieder auferstehen lassen?
So entsteht eine 79 m² große Insel, auf der ihr Traum von der DDR weitergelebt werden kann und ihre Rechtfertigung immer groteskere Züge annimmt...
Kritik:
Was für eine aberwitzige Idee! Die DDR lebt 13 Jahre nach der Wende auf 79 m² einfach weiter. Wolfgang Becker und sein Autor Bernd Lichtenberg haben dieses originelle Konzept zu einer Geschichte voller Tragik und Komik verwoben, die durch ihre Leichtigkeit überzeugen kann und Millionen, vor allem Ältere, Kinobesucher begeistert.
Dabei erzählt der Film aus der heutigen Perspektive und versucht die DDR nicht zu bewerten. Vielmehr schreibt \"Good Bye, Lenin\" die Geschichte der DDR um. Alex erschafft sich und seiner Mutter eine ureigene Welt, die gerade durch die Vermischung von Ost- und Westeinflüssen so glaubhaft wirkt. Man möchte einfach glauben, dass die Errungenschaften der DDR weiter existieren, dass die Westdeutschen ihr Land millionenfach verlassen, um in der sozial abgesicherten Welt der DDR zu leben, oder dass Sigmund Jähn Vorsitzender des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik wird.
Warum aber lassen wir uns so einnehmen von dieser Geschichtsverfälschung, denn nichts anderes betreibt Alex mit seiner Mutter und mit uns. Der Grund dafür liegt vor allem in der gekonnt eingesetzten Vermischung von komischen Situationen mit dem emotionalen Charakter der Geschichte. Alles was Alex erschafft wird erklärt und steht immer vor dem Hintergrund des drohenden Todes der Mutter, den der liebende Sohn mit aller Macht verhindern will. Man möchte einfach glauben, dass so etwas möglich wäre und ist sogleich gefangen in dieser so offensichtlich ausgelegten, inszenatorischen Falle. Jedoch ist man nicht verärgert, sondern fasziniert von dem Charme der Darsteller und der detailgetreuen Nachbildung alles ostdeutschen Utensilien.
Daniel Brühl weis in seiner Rolle als fantasievoller Sohn durchaus zu überzeugen. An seine Seite stellte Becker die russische Schauspielerin Chulpan Khamatova, in die er sich verlieben wird und im aufregenden Nachwende- Berlin eine spannende Zeit verlebt. Von der Besetzung einer lehrstehenden riesigen Wohnung bis zur Sylvester- Feier, die Beide auf einem Häuserdach in der Nähe des Brandenburger Tores erleben. Bilder von Momenten, die jeder gern einmal erleben möchte und zum Träumen verleiten. Natürlich alles vor der Kulisse bedeutender historischer Ereignisse. Eine Zeit aus der Berlin immer noch seine Faszination auf die Menschen zieht und für die Becker wunderschöne Bilder und Stimmungen fand.
So gelingt es dem Regisseur seine Figuren, wie auch zum zweiten Male den Zuschauer, durch diese turbulente Zeit zu führen. Vorbei von an der ganzen Unsicherheit, der Wut über die so schnell vorbeiziehenden Veränderungen, vorbei an der langsam einsetzenden Resignation, oder der Freude über die neu gewonnenen Möglichkeiten. Rechts und Links des Weges passieren so viele, so wichtige Dinge, doch an einem Ort kann man sich seine eigene Welt schaffen, eine Welt in die man sich zurückziehen kann, die einem Schutz bietet und zum Träumen veranlasst. 79 m² in einer Plattenbausiedlung, ein Zufluchtsort an dem man noch alles unter Kontrolle hat, jedes einzelne Detail. Dieser Ort nimmt uns, den Zuschauer gefangen. Dabei spielt es keine Rolle, aus welchem Teil Deutschlands wir kommen!
Genau dieser Punkt unterscheidet \"Good Bye Lenin\" von seinem \'Vorgänger\' \"Sonnenallee\", der aus allem eine Farce machte und zur Realitätsflucht aufrief. Nur Bewohner der ehemaligen DDR konnten in diese Welt eintauchen, die allen anderen verschlossen blieb.
\"Good Bye Lenin\" hat viele Stärken, aber auch einige offensichtliche Schwächen. So ist die Geschichte mit ihren logisch aufeinanderfolgenden Schritten zuweilen sehr stümperhaft inszeniert. Viele kleine Ungenauigkeiten bei der Aufrechterhaltung der Illusion DDR sind mehr als auffällig. So fragt man sich weshalb die Mutter nur bei der Anwesenheit der Kinder den Fernseher anschaltet und die \"Aktuelle Kamera\" schaut, oder der Sperrmüll mit dem verstecktem Geld nach Monaten immer noch vor dem Haus steht. Doch die Glaubwürdigkeit in der Darstellung der Figuren und des Milieus gleichen dies wieder aus.
Wolfgang Becker ist ein wundervoller Film gelungen, der durch seinen Charme und die Detailgenauigkeit begeistert. Ein leichter und komischer Film, der behutsam das beschreibt, was schnell in Verklärung enden kann, nämlich die Errungenschaften des real existierenden Sozialismus. Der Blick bleibt immer bei den sympathischen Figuren, deren Leben sich innerhalb so kurzer Zeit drastisch veränderte und mit deren nicht immer nachvollziehbaren Handlungen man sich schnell identifiziert. Getragen wird der Film von dem melancholischen Soundtrack von Yann Tiersen, der das Tempo vorgibt und den Zuschauer zwischen den tragischen- und den komischen Momenten hindurchführt.
\"Good Bye Lenin\" ist sicher keine filmische Offenbarung, aber der Film vermag es seine Mankos durch Charme und Herzensgüte mehr als weg zu machen. Es gab schon lange keine solch schönen deutschen Film mehr.
Wertung: 9/10
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