Hearts in Atlantis (DVD) Testbericht

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ab 6,79
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  wenig
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  durchschnittlich
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  spannend

Erfahrungsbericht von LilithIbi

Niemand sollte mich anfassen. Das ist alles.

4
  • Action:  wenig
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  durchschnittlich
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  spannend
  • Altersgruppe:  ab 12 Jahren
  • Meinung bezieht sich auf:  DVD-Version

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

"Die Vergangenheit kann zurückkommen und dich einholen, wann immer es ihr passt. Und du weißt nie, wohin sie dich führen wird. Du kannst nur hoffen, dass es ein Ort ist, der dir gefällt."

~ Ein wenig _„Feuerteufel“_ gepaart mit _„Stand by me“_... und schon erkennt bereits ein jeder, der auch nur ansatzweise um jene Filme Bescheid weiß, dass Stephen King unabstreitbar eine Vorliebe für Geschichten hat, in denen Kinder eine besondere Rolle spielen. Kinder sowie der Hang zur Mystik, zum Übersinnlichen, zum Unerklärbaren, mit dem der bedrohliche eigentliche Handlungsstrang in eine Nebenrolle gedrängt wird. Welche Kämpfe die kindlichen Protagonisten hingegen zu führen genötigt sind... all jenes erscheint den Erwachsenen allzu oft als nahezu un(ge)wichtig. Eine Versuchung, der man stetig Gefahr läuft, sich anzuschließen.
Der 97minütige Roman

===“Hearts in Atlantis“=== wurde im Jahr 2001 seitens Regisseur Scott Hicks auf die Leinwand gebannt. Wie sehr die Verfilmung von dem Buch abweicht, ist mir persönlich indes nicht bekannt, während ich dennoch erahnen kann, welche Feinheiten hier und dort eher zusammengefasst dargeboten wurden.

Fragen wie

„Warum erwarten wir bloß immer, dass das Elternhaus sich nicht verändert? Nichts bleibt doch, wie es wahr“

sind jene, die sich der Fotograf Robert „Bobby“ Garfield (David Morse) anlässlich der Beerdigung seines Freundes Sully (als Kind: Will Rothaar) durch den Kopf schießen. Bereits in der ungefähren 7ten Filmminute beginnt eine fortlaufende Rückblende in das Jahr 1960, als Bobby (als Kind: Anton Yelchin) gerade seinen elften Geburtstag „feierte“. Ein Geburtstag, den er sich keineswegs so ausgemalt hatte. Statt des von ihm lang erwünschten Fahrrads gibt’s einen Büchereiausweis, das Geburtstagsessen fällt zudem aus, da seine Mutter Elizabeth „Liz“ Garfield (Hope Davis) Überstunden machen muss.

Recht früh wird klar, dass Bobbys Mutter eher darauf bedacht ist, sich neue Kleider zu kaufen, als für Ihren Sohn da zu sein, während sie fortwährend über ihren verstorbenen Ehemann klagt, der der Kleinfamilie nichts als Schulden hinterlassen hat. Dementgegen erschien mir Liz jedoch wie eine Person, die innerlich stark sein will und muss, dabei unterkühlt _wirkt_ und innerlich deutlich zerbrechlicher ist, als man es auf den ersten Blick erahnen oder gar unterstellen dürfte.

Fakt ist dennoch, dass Bobby sich inmitten seiner besten Freunde Sully und Carol (Mika Boreem) deutlich mehr zu entfalten beginnt, als es ihm von Haus aus ermöglicht war. Dank des neuen Nachbarn Ted Brautigan (Anthony Hopkins) durchlebt der elfjährige einen Sommer voller neuer Einblicke, Faszinationen sowie Freundschaftsbeweisen ~ ein Sommer, der das Leben des Jungen für immer verändern wird.
Obschon Bobby den Ausführungen seitens Ted, dass dieser von „Niederen Männern, die man an ihren protzigen Autos wie auch Hüten erkennen kann“ verfolgt wird, nur geringen Glauben schenkt, erfüllt er seinem väterlichen Freund gerne den Wunsch, nach eben jenen Personen Ausschau zu halten ~ nicht zuletzt, weil er somit täglich einen Dollar verdient, mit denen er sich seinen eigentlichen Geburtstagswunsch in Form eines Fahrrads schließlich selbst erfüllen möchte.

Als Grund für die Verfolgung äußert Ted lediglich, dass er über eine besondere Gabe verfügt ~ eine Gabe, die sich nach und nach auf Bobby zu übertragen scheint....

===Die Umsetzung=== ist durchgehend anrührender, fesselnder wie spannender Natur. Obschon ich befürchtete, dass mir der Aspekt der „besonderen Gabe“, welche überdies als „weil mir etwas eigenartiges gegeben ist“ vertont, nicht aber untertitelt wird, ein wenig zu fantasy-lastig untergejubelt werden würde, bleibt _„Hearts in Atlantis“_ durchgehend authentisch.

Für die nur kurz angedeuteten Momente, die sich auf eben jene Gabe beziehen und die erst in der 65ten Filmminute aufklärend ausgesprochen wird, muss der Zuschauer definitiv empfänglich sein, da er sonst dem ganzen Werk aller Wahrscheinlichkeit nicht sonderlich viel abgewinnen werden kann. Generell arbeitet _„Hearts in Atlantis“_ wesentlich mit Finessen, auf die man en detail Acht geben _muss_ um alle wesentlichen Aspekte überhaupt wahrzunehmen. Wer hier nur „nebenbei“ zuguckt, wird winzige Offenbarungsmomente verpassen, während sich darüber hinaus die eigentliche Tiefe kaum wird entfalten können.

So spärlich die Handlungszusammenfassung auch klingen mag, so viele Entwicklungsstränge gibt es zugleich. Die Vaterlosigkeit Bobbys stellt sicherlich ein zentrales Thema dar, während es zugleich um den ersten Kuss geht, den man nie im Leben vergessen wird. Erneut thematisiert Stephen King die Bedrohung bester Freunde durch ältere Schüler, gegen die an für sich keinerlei Chance besteht, gegen die man sich über kurz oder lang dennoch wird behaupten müssen.
Der angedeutete Verdachts-Aspekt

„Lassen sie sich öfter von kleinen Jungen die Zeitung vorlesen?“

seitens Roberts Mutter verleiht _„Hearts in Atlantis“_ eine weitere Nuance Ernsthaftigkeit ~ man ahnt bereits früh, dass es hier zwangsläufig zu einem gewisser Unterstellung kommen wird, während Bobby die Anweisung, sich lediglich auf der Terrasse des „eigenartigen Mannes“ aufzuhalten, recht schnell zu ignorieren versteht.
Es mag ein wenig bedauerlich sein, dass _„Hearts in Atlantis“_ zwischenzeitlich nicht so recht aus sich herauszukommen schafft. Obschon in diverse Szenen die vorherrschende Emotionalität in den exakt treffsicheren Momenten betont wird, fehlte mir persönlich zugleich hier und dort ein wenig Nähe zwischen den einzelnen Figuren. Abschiede verlaufen seltsam unterkühlt, während bis zuletzt die Frage offen bleibt, wann und wieso die als doch recht eng dargestellten Freundschaften im stillschweigenden Sand verliefen.
Positiv hervorzuheben dementgegen umso mehr die schnitt-technische Abfolge zweier kompromissloser Eskalationsmomente, die somit noch eindringlich-verstörender wirken, als es von dem bloßen Geschehen bereits der Fall gewesen ist. Zartbesaitete werden meines Empfindens nach ohnedies stark zu schlucken haben, wenngleich der Verfilmung keineswegs der Vorwurf zu machen ist, irgendwo zu dick aufzutragen.
Die Frage, warum _„Hearts in Atlantis“_ unbedingt in einer Rückblende erzählt werden muss, mag man sich spätestens dann nicht mehr stellen, wenn man mit einer weiteren durchweg ergreifenden Schlussszene konfrontiert wird. Dass für den gesamten Gefühlspool, dem der aufmerksame Zuschauer ausgeliefert wird, nicht zuletzt die

===Darsteller=== verantwortlich sind, versteht sich selbstredend von alleine.

Anthony Hopkins liefert wie gewohnt ein brachiales Schauspiel ab, überzeugt durchweg in der Rolle des rätselhaften Ted Brautigans, von dem man auch als Filmgucker anfänglich nicht so recht weiß, was man von ihm halten soll.

Nicht minder hervorzuheben Anton Yelchin als Dreh- und Angelpunkt Charakter Bobby, der mit bloßen Blicken dem Zuschauer ad hoc vermitteln kann, was in der dargestellten Figur vorgeht. Die Enttäuschung über den unerfüllten Geburtstagswunsch bringt dieser so authentisch rüber, dass es manch einem einen kleinen Piekser in die Herzgegend versetzen wird. Szenen, in denen Bobby Teds Erzählungen lauscht, sind durchweg als großartiges Zusammenspiel zu bezeichnen, während gewisse /Ein)geständnismomente auf ebensolche Weise zu überzeugen verstehen.

Mika Boreem als Carol bzw. Molly Gerber stellt die Art Kind dar, die man spontan ins Herz schließt. Aufgrund ihres bildhübschen Aussehens, ihrer rigoros liebenswerten Verhaltensweise sowie die überbordend glaubhafte Darstellung purer Angst verleihen _„Hearts in Atlantis“_ weiteren Nährboden für den Zuschauer, der allzu gerne in die Geschehnisse eingreifen würde, um sich schützend vor die jeweiligen Protagonisten zu stellen.
Hope Davis als Elizabeth Garfield brilliert als Mutter, der man trotz ihres augenscheinlichen Egoismus' irgendwie lieb gewinnt. Wie sie es schafft, trotz ihrer nicht gerade vorbildlichen Verhaltensweisen den Filmgucker in wiederholter Weise erschrocken den Atem anhalten zu lassen, mag ein ewiges Geheimnis sein. Möglicherweise liegt es einzig und allen an der Verlorenheit in ihrem Blick; ihrer Euphorie sowie Enttäuschung zugleich, wenn es um ihren Job geht. Dass sie im Grunde genommen „bloß ein besseres Leben“ möchte, kann man ihr gewiss nur bedingter Natur zum Vorwurf machen.
Regelrecht blass hingegen Will Rothaar als Sully, der überdies keinen besonderen Raum erhielt, seine Figur aufleben zu lassen. Meiner Wahrnehmung nach hätte fast ein jeder andere diese Rolle übernehmen können.

===Die DVD selbst=== besticht zweifellos durch eine Unteritel-Anzahl, der man nur selten begegnet. Wer mag, kann sich _„Hearts in Atlantis“_ auf Deutsch, Englisch und / oder Spanisch anhören sowie sich zwischen stolzen 18 Untertiteln (Englisch, Deutsch, Spanisch, Schwedisch, Norwegisch, Dänisch, Finnisch, Portugiesisch, Hebräisch, Polnisch, Griechisch, Tschechisch, Türkisch, Ungarisch, Isländisch, Kroatisch, Französisch) entscheiden, während weiterhin zwei Untertitel für Hörgeschädigte (Deutsch, Englisch) geboten werden.
Als Bonusmaterial dient hier eine '''Foto-Galerie''', der '''Kinotrailer''', eine '''Auflistung der Hauptbesetzung''', ein halbstündiges '''Interview mit Anthony Hopkins''' sowie zu guter Letzt den allseits beliebten '''Audiokommentar'''.

Die Informationen in Form einer Texttafel über die Darsteller hätte man sich meines Erachtens nach durchaus sparen können; auch bietet die Foto-Galerie nichts wirklich umwerfendes. Den Audiokommentar sowie das Interview habe ich mir nicht angesehen, so dass ich hierüber auch nichts verlauten lassen kann.

===Summa summarum=== trägt _„Hearts in Atlantis“_ durchaus einen ähnlichen Reiz inne, wie ihn der ein oder andere aus _„Stand by me“_ und zum Teil wohl auch aus _„Es“_ kennen wird. Dank der übersinnlichen Fähigkeiten von Ted gewinnt _„Hearts in Atlantis“_ überdies jenen fragmentarischen touch, der seinerzeit aus _„Der Feuerteufel“_ hervorging. Auch dort ging es um eine Person, die stetig auf der Flucht vor ihren Verfolgern war ~ der Actionpegel hingegen ist deutlich ein anderer.

Sprich: _„Hearts in Atlantis“_ ist ein eher ruhiges, bezauberndes, ja gar zauberhaftes Werk, welcher mit leisen Tönen immer wieder zwischen den Zeilen Dinge offenbart, auf die man oftmals nicht vorbereitet war. Durch die recht flotte Filmmusik, die an wichtigen Stellen jedoch adäquat der Szenerie angepasst wird, geht von dem Film eine dramatische Wärme aus, der ich persönlich mich kaum entziehen konnte.
Fans von Telekinese, die auf ein wahres Feuerwerk von übersinnlichen Fähigkeiten hoffen, werden aller Wahrscheinlichkeit ein wenig enttäuscht werden.

Weiterhin mag man marginal mokieren, dass eine halbe handvoll potentielle Möglichkeiten nahezu verschenkt wurde, während die interpersonellen Beziehungen insbesondere des jugendlichen Dreiergespanns fast schon zu wenig beleuchtet wurde. Obschon ich wie bereits erwähnt die Buchvorlage nicht kenne, so erweckt die hier umgesetzte Geschichte ein wenig zu oft das Gefühl, als wäre sie rigoros zusammen gekürzt worden.
Teds Fähigkeiten bleiben viel zu sehr im Dunkeln, werden an für sich lediglich am äußersten Rande erwähnt und spielen im Großen und Ganzen auch keine wirkliche Rolle. Über die Moral oder gar nur die Aussage des Gesehenens mag man sich somit zu Recht im Stich gelassen fühlen.

Generell geht _„Hearts in Atlantis“_ fast schon zu über-schüchtern mit dem eigentlichen Knackpunkt der Story um, so dass man erneut dankbar sein darf, Anthony Hopkins als Ted Brautigan bewundern zu dürfen. Ich wage zu behaupten, dass fast ein jeder andere Schauspieler an entsprechenden Stellen eher seltsam-abstrus gewirkt hätte, während Hopkins hingegen die verlangte „Weggetretenheit“ hervorragend umsetzte.

Über die FSK12 Freigabe gibt es nichts negatives zu berichten: an eklatanten Stellen dreht die Kamera ab, während man höchstens darüber grübeln könnte, ob 12jährige für die Materie überhaupt empfänglich sein dürften. Von mir an dieser Stelle ein herzliches „ja“, was sich ebenfalls auf die auszusprechende Empfehlung bezieht.
Für all jene, die mit empathischer Offenheit gucken mögen ~ Fans von grellen Tönen und plakativsten Erklärungen hingegen dürfen ruhig an dem Filmchen vorbeigehen.

25 Bewertungen, 5 Kommentare

  • campino

    29.08.2012, 22:56 Uhr von campino
    Bewertung: sehr hilfreich

    :: lg AndreA ::

  • Schleudersalat

    29.08.2012, 21:27 Uhr von Schleudersalat
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße, Schleudersalat :)

  • katjafranke

    29.08.2012, 14:37 Uhr von katjafranke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele liebe Grüße von KATJA

  • sigrid9979

    29.08.2012, 13:54 Uhr von sigrid9979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wünsche einen schönen Mittwoch

  • atrachte

    29.08.2012, 13:06 Uhr von atrachte
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh. lg