Hero (VHS) Testbericht

Hero-vhs-actionfilm
ab 20,11
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Auf yopi.de gelistet seit 10/2004

5 Sterne
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Erfahrungsbericht von andy77

Eine Welt der Farben

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Hero erzählt eine Geschichte, die sich vor mehr als 2000 Jahren in China ereignete. Das Land ist in sieben Königreiche geteilt, die sich einen erbitterten Kampf um die Vorherrschaft liefern. König von Qin (Chen Dao Ming) versuchte mit seiner Streitmacht das Land zu einigen. In der Geschichtsschreibung gilt Qin als rücksichtsloser und brutaler König, der um seinem Ziel näher zu kommen das Volk bluten ließ.

Aus diesem Grunde war der König ein bevorzugtes Ziel von Attentätern. Drei der legendärsten Kämpfer sind Gebrochenes Schwert (Tony Leung Chui-Wai), Fliegender Schnee (Maggie Cheung Man-Yuk) und Weiter Himmel (Donnie Yen). Wer sie besiegt erhält vom König Macht, Reichtum und eine Audienz im Palast.

Nach 10 Jahren des Kampfes betritt der Namenlose (Jet Li) den Palast des Herrschers und präsentiert die Waffen der drei Attentäter. Der Held darf sich dem König auf 10 Schritte nähern und muss diesem die unglaubliche Geschichte seines Sieges erzählen...

Es ist gar nicht so lange her, dass der Martial-Arts Film mit seiner beeindruckenden Choreographie die weltweiten Kinos eroberte. Dem folgenden großen Erfolg dieses Genres verdanken wir einen Boom an Filmen über oder mit asiatischer Kampfkunst. \"Tiger and Dragon\" war der erste, der zum ersten Mal eine ernstere Genese von asiatischer Kampfkunst und Philosophie herstellte und \"Hero\" von Zhang Yimou knüpft dort nahtlos an.

Auch hier werden wir mit aller Wucht in eine uns fremde Welt voll von kräftigen Farben, märchenhaft perfekten Helden und akrobatischen, zuweilen anmutig schönen, Bildern voller Bewegung und Poesie getrieben. Eine bildgewaltige asiatische Oper, deren Wucht einen in den Kinosessel drückt und noch lange nach dem Abspann den Atem raubt.

In China war dies der bislang erfolgreichste Film aller Zeiten und stellte sogar die Parteiführung zufrieden. Ein Novum, gelten doch Filme von Zhang Yimou also regimekritisch und sind größtenteils noch immer verboten im Land der aufgehenden Sonne. Diese Rezeption in seinem Heimatland steht einer kontrovers diskutierten Kritik im Westen gegenüber. Hier wird Yimou vorgeworfen den Machthabern in Peking ein Zugeständnis gemacht zu haben. Der Kaiser Qin wäre allzu positiv gezeichnet, seine Gräueltaten finden keine Beachtung und gerade das Ende in dem der Namenlose als Matyrer stirbt, um das ganze Land zu einigen und der Herrscher um diesen einen Held weint, bilden das Zentrum der Kritik an Zhang Yimous opulenten Geschichtsausflug.

Doch bleibt zu bedenken, dass \"Hero\" die Geschichte einer Legende erzählt. Eine Legende ist immer durchdrungen von Überzeichnungen, Wünschen und Hoffnungen der Menschen, die während sie diese Geschichte weitererzählen das Ergebnis schon kennen. Hier ist es die Einheit Chinas, die ganz egal von welchem Regime benutzt, immer verklärt und zu Mythos erhoben wird. Ein Mythos, der bei genauerer Betrachtung in seinen eigenen Ansprüchen schon in sich zusammensacken muss. Wie sonst kann man, und dies zeigt der Film sehr eindringlich, eine historische Legende zum Nationalepos verklären, wenn deren \"Held\" ein einsamer, von der Furcht gezeichneter, jedoch auch nach Opfern lechzender Patriarch ist, der sich seine eigene realitätsfremde Welt schaffen muss, um in den Geschichtsbüchern, dem entgegengesetzt eine Heldenfigur zu repräsentieren. Diese Dialektik setzt sich auch in der Darstellung des Volkes, das nie als Individuum, wohl aber als Teil eines Begehrens nach Macht und Unsterblichkeit seines Herrschers in Erscheinung tritt.

Was ist dies für eine Konstellation, unter der dieses riesige Reich geeint wurde? Taugt diese, vor 2000 Jahren spielende Legende überhaupt zum Heldenepos? Ist dieser Film nicht indirekt auch eine Anklage, wenn auch eine in leuchtenden Bildern und überzeichneten großen Gefühlen erzählte?

Vielleicht ist \"Hero\" von allen ein bisschen. Ein Film, der in seiner kompromisslosen Ästhetik anecken musste und dies auch zu Recht tut. Zu offensichtlich sind in den Bildkompositionen Vergleiche zu anderen Propagandafilmen zu ziehen. Zu offensichtlich, dass dies nicht von vielen Kritikern bemerkt würde und als Vorwand dienen könnte, den Film von Grund auf abzulehnen und sich nie auf die Bilder und die Geschichte einlassen zu müssen. Aber dies ist wohl der einzige Vorwurf den sich Zhang Yimou stellen müsste.

Alles andere ist nahezu perfekt. Er hat mit \"Hero\" einen der beeindruckendsten Filme geschaffen. Ein Film der Farben. Ein Film über Liebe und Tod, über Verrat und Rache, über Selbstaufopferung und Machtgelüste. Eine Filmoper, die ihresgleichen sucht und dies vergeblich.

Selten ist es in einem Film gelungen die Symbole der Natur und die Landschaften so atemraubend mit großen Gefühlen zu verbinden, auch wenn sie in ihrer kulturellen Strenge dem deutschen Publikum nicht immer verständlich scheinen. Selten schwebte die Figuren, allen voran Tony Cheung, der Jet Li neben sich mehr als blass aussehen lässt, so schwerelos und leicht durch die Landschaften und wurden angetrieben durch eine perfekte Bewegungschoreographie in deren Sog man gezogen wird und sich nicht wehren möchte solange dieser Traum nur anhalten möge. Yimou gelingt, was das amerikanische Kino zu zeigen nicht in der Lage ist. Er schafft einen Film, dessen Unterhaltungswert schon an Perfektion grenzt. Großes Kino eben!

Wertung: 9,5/10

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