Herr der Fliegen (DVD) Testbericht

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Herr-der-fliegen-dvd-abenteuerfilm
ab 19,41
Auf yopi.de gelistet seit 02/2010

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Erfahrungsbericht von LilithIbi

"Wir brauchen mehr Disziplin!"

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Für mich persönlich kaum vorstellbar, dass jemand weder William Golding's Buch noch einen der umgesetzten Filme

===„Herr der Fliegen“=== kennt. Ob nun im Deutsch-, Englisch- oder gar Ethikunterricht spielt meines Wissens nach jene Geschichte rund um's Thema „rasante Verwilderung des sozialisierten Menschens“ des öfteren eine Rolle. Während ich vor zig Jahren meine entsprechende Englischklausur lediglich mit „gut“ abschloss, hat der Film selbst für mich nie an Reiz verloren. Zugegeben ~ die bis dato nie übersetzte ursprüngliche schwarz/weiß Verfilmung von 1963 wirkt tatsächlich intensiver auf den Zuschauer; verstörend und nachhaltig im Gedächtnis bleiben hingegen beide Bebilderungen.

Die 1990 seitens „Metro Goldwyn Meyer“ herausgegebene DVD beschränkt sich in diesem Fall auf den Film selbst ~ überdies findet der entsprechende Kino-Trailer seinen Platz; doch mehr Extras gibt es in diesem Fall einmal nicht. Ein Umstand, der für den Kaufpreis von gerade mal knapp 5€ durchaus verzeihlich ist, während ich lediglich die etwas zu leise Vertonung ansatzweise kritisieren würde. Natürlich kann man dies via Fernbedienungs-Lautstärkenknopf kinderleicht regulieren ~ wer jedoch keinen sonderlichen Wert darauf legt, unmittelbar nach Beendigung des Filmes von der somit entstandenen brachialen Lautstärke des TV-Programmes von der Couch geworfen zu werden, der sollte unbedingt daran denken, während des Abspannes den entsprechenden Drosselungsvorgang zu zelebrieren.

Speziellen Abspannkennern wird überdies womöglich der Fakt auffallen, dass in diesem Fall der „WERE HARMED DURING THE FILMING OF THIS EPISODE" Hinweis fehlt. Was uns dies im Bezug auf die Tiere offenbart, die hier zum Opfer fallen... darüber mag der ein oder andere sicherlich nicht allzu lange nachdenken.

===Die Umsetzung=== des Filmes beginnt hingegen sehr ruhig, beinahe tonlos und überzeugt in den ersten Minuten bereits lediglich durch die Bebilderung. Die brenzlige Situation, in der sich eine kaum überschaubare Gruppe junger Militärkadetten nach einem Flugzeugabsturz befinden, wird rasch stillschweigend-authentisch auf den Punkt gebracht.

Für den ein oder anderen Zuschauer mag es befremdlich wirken, dass Kinder, die allesamt durchschnittlich 10 Jahre alt sein dürften, bereits als Kadetten gelten ~ doch jener Umstand spielt generell eine eher untergeordnete Rolle. Obschon gerade durch die gelernte Disziplin anfänglich regelrechte Ordnung unter den Kindern herrscht, gerät diese durch den ersten Rückschlag, der nicht allzu lange auf sich warten lässt, rasch ins Wanken.

Während anfänglich Ralph (Balthazar Getty) Dank seines Dienstranges Cornell das Sagen hat, lehnt sich der Gruppenälteste Jack (Chris Furrh) langsam aber sicher gegen ihn auf. Jener hält nicht viel von stoischer Folgsamkeit, sucht vielmehr stetig das Abenteuer und erscheint beinahe von Anfang an etwas übereifrig, was bspw. die Jagd nach vierbeinigen Fleischlieferanten angeht.

Eine nicht mindere (buchstäblich) gewichtige Rolle spielt der extrem kurzsichtige „Piggy“ (Danuel Pipoly); der Dank seiner Optik und der weinerlichen Art recht schnell Spott und Hohn ausgesetzt ist. Dementgegen ist es vor allem seiner Brille zu verdanken, dass die Gruppe es schafft, ein Signalfeuer zu zünden ~ doch statt den Ernst der Lage zu begreifen, wird nicht nur die ein oder andere Aufgabe vernachlässigt, sondern spaltet sich das Lager bald in zwei Gruppen.

Die Kontrahenten Jack und Ralph versuchen beide für sich, den „einzig richtigen Weg“ durchzusetzen ~ und übertreten dabei Grenzen, mit denen niemand hätte rechnen können....

~ Unter die Haut geht inmitten _„Herr der Fliegen“_ so einiges; trotz recht paradiesisch wirkender Umgebungsbilder rufen mehrere Kleinigkeiten inmitten der Entwicklung dem Zuschauer immer wieder ins Gedächtnis, mit welch kindlicher Unerfahrenheit die Protagonisten zu kämpfen haben. Für die meisten Gestrandeten ist es bis zuletzt ein Spiel; der erste Grenzübertritt, dass jemand zum Spaß ein Chamäleon tötet, welches sich der kleine Simon (James Badgett Gale) quasi zum Freund erkor, lässt die mehr und mehr Verwilderten noch kurz einhalten. Es scheint, als wäre dem ein oder anderen in diesem Moment erschreckend bewusst geworden, was langsam in ihnen vorgeht ~ die innerliche Erleichterung, als sodann jemand einen Witz macht, ist deutlich spürbar.

Besonders hervorzuheben an dem Gesamtwerk ist vor allem der absolut authentische schleichende Prozess, der sich in den Gemütern abspielt. Der ein oder andere Kenner wird unfreiwillig an das viel später entstanden Werk „Das Experiment“ denken müssen ~ denn auch dortig geht es darum, was aus Menschen werden kann, wenn sie völlig ohne äußeren Einfluss mit sich alleine eingesperrt sind. Den Zwiespalt, in den sich die einzelnen Figuren befinden, kann man meiner persönlichen Ansicht nach am besten anhand der Zwillinge Sam und Eric (Andrew und Edward Taft) erkennen. Jene bleiben bis zuletzt eher zwischen den Fronten stehen; ihre absolute Unsicherheit, was zu tun ist, wirkt auf mich am eindringlichsten. Es mag sein, dass die in mir herrschende Faszination für Zwillingspaare noch ihren Deut hinzugibt ~ doch Fakt ist nichtsdestominder, dass ohne die beiden eindeutig etwas gefehlt hätte.

Meiner Ansicht nach fällt hier am ehesten auf, dass den Jungs bewusst ist, dass „etwas falsch läuft“, sie gleichermaßen jedoch keine wirkliche Ahnung haben, was sie dagegen tun sollen; während sie nicht zuletzt verständlicherweise voller Angst sind. Möglich ist, dass jene Charaktere durch ihr „Doppel“ schlicht und ergreifend mehr ins Auge fallen als die anderen Jungs, dessen Namen man sich an für sich auch nicht zu merken braucht.

_„Herr der Fliegen“_ besticht nicht durch möglichst bedrohlich oder gar direkt-gewalttätige Bilder ~ vielmehr überzeugt und besticht die Veröffentlichung durch die Eindringlichkeit zwischen den Zeilen. Die vermeintliche Schuldfrage schwebt wie ein Damoklesschwert über den Kindsköpfen; der Großteil der Zuschauer selbst wird sich vermutlich auf Ralphs „Seite“ stellen ~ doch die Frage, wie man selbst in jener Situation - und nicht zuletzt in dem kindlichen Alter – gehandelt hätte, bleibt. Hinzu gesellt sich der unabstreitbare Druck, der seitens Jack's Horde auf die anderen ausgeübt wird. Jener schafft es naturgemäß, immer mehr Kinder auf seine Seite zu ziehen; bishin zum absolut eskalierten offenen Ende.

===Summa summarum=== bietet _„Herr der Fliegen“_ an für sich keine sonderlichen Überraschungen. Von Anfang an kann man sich im Grunde denken, wie sich der Verlauf entwickeln wird; während lediglich die Details für die ein oder andere Gänsehaut Sorge tragen.

Dreh- und Angelpunkt stellt insbesondere das Symbol des Feuers dar: während jenes anfänglich als Hoffnungsträger entzündet wurde, um Flugzeuge oder auch Schiffe auf sich aufmerksam zu machen; sorgt dies wenig später bereits für den ersten Zwist untereinander, bis es zu guter Letzt als absolutes Druck- und Bedrohungsmittel eingesetzt wird.

Die Schlusssequenz des Filmes geht nochmal intensiv unter die Haut; der Erkennungsmoment der Kinder ist wie ein Schlag ins Gesicht deutlich spürbar und versetzt den Gucker in eine ähnliche Schockstarre.

Völlig egal, wie oft ich _„Herr der Fliegen“_ bereits sah und wie sehr ich an für sich die Alternativ-Verfilmung bevorzuge, so gern sehe ich ihn mir hin und wieder an. Ohne großes Tamtam und Bohei produzierte Regisseur Harry Hook eine Darbietung, die sich jedes Mal aufs neue grüblerisch-verstörend und vor allem unbequem anfühlt.

Eine unbequeme Wahrheit, nur eben in anders.

35 Bewertungen, 8 Kommentare

  • Lale

    27.05.2011, 01:41 Uhr von Lale
    Bewertung: besonders wertvoll

    Allerbesten Gruß *~*

  • morla

    26.05.2011, 22:39 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg. ^^^^^^^^^^^^^^^petra

  • yeppton

    26.05.2011, 19:13 Uhr von yeppton
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr schoen berichtet, Lg Markus

  • feliciano2009

    26.05.2011, 18:45 Uhr von feliciano2009
    Bewertung: sehr hilfreich

    das Buch hab ich mal gelesen...soll ja Kult sein

  • anonym

    26.05.2011, 16:01 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Prima vorgestellt. Würde mich freuen, wenn du auch mal bei mir vorbei schaust. LG

  • XXLALF

    26.05.2011, 15:16 Uhr von XXLALF
    Bewertung: sehr hilfreich

    und ganz liebe grüße

  • Mondlicht1957

    26.05.2011, 14:22 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich und liebe Grüsse

  • katjafranke

    26.05.2011, 14:04 Uhr von katjafranke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße von der KATJA