Im Auftrag des Teufels (DVD) Testbericht

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Erfahrungsbericht von wildheart

Satanisch Unterhaltsames

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

John Milton (1608-1674) war wohl ein merk-würdiger Mensch. Er weigerte sich Theologe zu werden, und wurde Dichter. Er verweigerte sich dem englischen König und wurde zum Anhänger Cromwells. In seinem in der Einsamkeit des Verstoßenen nach der Restauration der Krone in Blankversen geschriebenen Spätwerk „Paradise Lost“ versuchte er, humanistische und biblische Traditionen zu vereinen. Der kompromisslose Puritaner, der das tugendhafte Leben propagierte und versuchte, selbst als Puritaner zu leben, führte in diesem Epos einen Gott vor, der wie ein aufgeklärter Theologe einem Teufel gegenübertritt, der Esprit und poetische Gaben zeigt und viel interessanter und anziehender erscheint als der Allmächtige.

Dieser John Milton, der dem verlorenen Paradies nachtrauerte und den William Blake als „Parteigänger des Teufels“ bezeichnete, war Vorbild für den John Milton, den uns Taylor Hackford 1997 in „The Devil\'s Advocat“ im New York der Gegenwart als wirklichen Teufel in Menschengestalt vorführte.

Inhalt
Milton (Al Pacino) leitet eine große Anwaltskanzlei, ist in allerlei dubiose Geschäfte in der ganzen Welt verwickelt und hat Interesse an einem anderen Anwalt, dem jungen, aufstrebenden Kevin Lomax (Keanu Reeves), der in Florida sämtliche Strafprozesse als Verteidiger gewinnen konnte. Gerade hat er einen wegen sexuellen Missbrauchs seiner Schülerinnen angeklagten Lehrer vor Strafe bewahrt – obwohl er ahnt, dass der, Gettys (Christopher Bauer), schuldig im Sinne der Anklage ist. Leamon Heath (Ruben Santiago-Hudson) macht Lomax ein Angebot, das dieser nicht ablehnen kann: hohes Einkommen, eigene Wohnung auf Kosten der Firma und Mitarbeit in der Kanzlei Miltons in New York. Warum sollte sich Lomax das entgehen lassen? Zusammen mit seiner Frau Mary Ann (Charlize Theron) zieht er in die Stadt aller Städte.

Auf dem Dach des Skyscrapers, in dem sich Miltons Kanzlei befindet, legt Milton Lomax quasi Manhattan zu Füßen, malt ihm aus, welche Chancen er hier hat. Und der Teufel packt den jungen, aber lebensunerfahrenen Anwalt aus dem sonnigen Florida an seinem Ehrgeiz und seiner Eitelkeit. Alles scheint verlockend, nicht nur, dass ihn die junge Anwältin, die angeblich auf Handelsrecht spezialisierte Christabella Andreoli (Connie Nielsen), umgarnt. Milton beauftragt Lomax auch mit der Verteidigung des wegen dreifachen Mordes angeklagten und von vielen gehassten und beneideten Baulöwen und Spekulanten Cullen (Craig T. Nelson), womit er gleichzeitig seinem Managing Director Eddie Barzoon (Jeffrey Jones), der für solche Fälle eigentlich zuständig ist, quasi degradiert.

Lomax stürzt sich in seine neuen Aufgaben und vernachlässigt seine junge Frau, die sich in der riesigen Wohnung und fremden Umgebung überhaupt nicht wohl fühlt. Anfangs glaubt sie noch, durch den Kontakt mit Heaths Frau Jackie (Tamara Tunie) einiges an Einsamkeit kompensieren zu können. Doch dann hat sei eine erschreckende Vision: Jackies Gesicht und Körper verwandeln sich für Sekunden in die Gestalt eines Dämons. Mary Ann wird zunehmend depressiv, ängstlich, steht kurz vor einem Zusammenbruch. Doch Lomax erkennt nicht die Gefahr, in die nicht nur seine Frau, sondern er selbst sich begeben hat. Auch die Warnungen seiner bibelfesten Mutter (Judith Ivey), wieder nach Florida zurückzugehen, nimmt er nicht ernst. Lomax glaubt, seine Frau sei psychisch krank und lässt sie in die Psychiatrie einweisen – bis er erkennen muss, dass er sich dem Teufel selbst ausgeliefert hat ...

Inszenierung
Was haben wir denn da: eine bunte Mischung aus „Rosemaries Baby“, Gerichts-Thriller, ein bisschen „The Exorcist“, ein bisschen religiöse Weltuntergangsstimmung – also eine wirklich bunte Mischung – jedenfalls oberflächlich betrachtet. Wenn man die Geschichte, die mit einer überraschenden Wendung endet, jedoch insgesamt betrachtet, hat sie zwar nicht sehr viel mit der historischen Gestalt des John Milton zu tun, aber dennoch mit zwei Prinzipien, die die Welt ja angeblich beherrschen: dem Prinzip der skrupellosen Macht (Milton) und dem Prinzip der Liebe (Mary Ann). Dazwischen steht Lomax, verführt vom Leibhaftigen selbst. Al Pacino spielt diesen Satan allerdings vorwiegend als sozusagen menschlichen Satansbraten, einen Mann, der keine Skrupel kennt, nicht nur illegale Geschäfte zu tätigen, sondern dem auch jedes Mittel recht ist, um einen schuldigen Angeklagten vor seiner gerechten Strafe zu retten.

Lomax ist stolz darauf, jeden seiner Prozesse gewonnen zu haben, und er handelt strikt nach dem Gesichtspunkt: die Aufgabe eines Verteidigers ist es nicht, die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen, sondern seinen Mandanten zu verteidigen, der nur verurteilt werden darf, wenn man ihm seine Schuld nachweisen kann – wobei in den USA noch die Konstruktion des Geschworenengerichts hinzukommt, so dass es für Lomax vor allem darauf ankommt, Eindruck auf die vorher penibel ausgewählten Geschworenen zu machen, statt sie mit Argumenten zu überzeugen. Dies nützt Milton aus, um Lomax für seine Dienste einzusetzen.

Denn Milton braucht fähige Leute, um seine skrupellosen Geschäfte zu tätigen, darunter auch Anwälte. Weite Teile des Films spielen im Gerichtssaal, bei der Verteidigung Gettys, dann Cullens, vieles dreht sich um die Frage, wie verteidigt werden soll usw. Allerdings sollte man diese ethische Auseinandersetzung mit der Frage, wie die Arbeit eines Anwalts aussehen sollte, welche Mittel erlaubt und welche verboten sein sollten, nicht allzu ernst nehmen. Denn die religiöse Verbrämung der Geschichte selbst – hier Milton, der Satan, dort als Kontrapunkt Lomax bibelfeste Mutter – ist dann doch zu einfach gestrickt, um einen wirklich guten Thriller im Sinne der Adaption eines Stoffs von John Grisham zu erwarten.

Fazit
Einzigartig spielt Pacino das absolut Böse, diesen gerissenen und beredten Satan, der stolz darauf ist, dass das 20. Jahrhundert mit seinen Massenverbrechen einzig sein Jahrhundert genannt werden dürfe. Reeves und vor allem Charlize Theron glänzen in ihren Rollen, und so wird aus „Im Auftrag des Teufels“ nicht mehr und nicht weniger als ein über zwei Stunden nie langweilig werdender spannender Film, dessen Philosophie und Religion, Bezugnahme auf die historische Gestalt des John Milton und Kritik an der Rolle skrupelloser Verteidiger man allerdings geflissentlich „übersehen“ sollte. Denn Lebensfreude und Ausgelassenheit werden auch als „satanische Tugenden“ abgetan – und das geht dann doch wohl zu weit.

Wertung: 8 von 10 Punkten.

Im Auftrag des Teufels
(The Devil\'s Advocate)
USA 1997, 144 Minuten
Regie: Taylor Hackford

Drehbuch: Jonathan Lemkin, Tony Gilroy, nach einem Roman von Andrew Neiderman
Musik: James Newton Howard
Director of Photography: Andrezj Bartkowiak
Schnitt: Mark Warner
Produktionsdesign: Bruno Rubeo, Dennis Bradford
Hauptdarsteller: Keanu Reeves (Kevin Lomax), Al Pacino (John Milton), Charlize Theron (Mary Ann Lomax), Jeffrey Jones (Eddie Barzoon), Judith Ivey (Mrs. Lomax), Connie Nielsen (Christabella Andreoli), Craig T. Nelson (Alexander Cullen), Tamar Tunie (Jackie Heath), Ruben Santiago-Hudson (Leamon Heath), Debra Monk (Pam Garrety), Vyto Ruginis (Weaver), Laura Harrington (Melissa Black), Pamela Gray (Diana Barzoon), George Wyner (Meisel), Christopher Bauer (Gettys), Heather Matarazzo (Barbara)

Offizielle Homepage: –
Internet Movie Database: http://german.imdb.com/Title?0118971

Weitere Filmkritik(en):
„Chicago Sun-Times“ (Roger Ebert):
http://www.suntimes.com/ebert/ebert_reviews/1997/10/101704.html

„Movie Reviews“ (James Berardinelli):
http://movie-reviews.colossus.net/movies/d/devils_advocate.html


© Ulrich Behrens 2003 für
www.ciao.com
www.yopi.de
www.dooyoo.de

25 Bewertungen, 1 Kommentar

  • XXLALF

    27.04.2010, 09:06 Uhr von XXLALF
    Bewertung: besonders wertvoll

    da bekenne ich mich zum kleinen teufel, wenn lebensfreude und ausgelassenheit, ein werk des satans ist. lol. ein gern gelesener bericht und ganz liebe grüße