In & Out (DVD) Testbericht

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ab 50,41
Auf yopi.de gelistet seit 02/2010

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Erfahrungsbericht von ZordanBodiak

Sind denn hier wirklich alle SCHWUL??

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Nach meinem gestrigen Fremdgehen kehre ich nun heute wieder zurück zu meinen geliebten bewegten Bildern und widme mich heute einer wundervollen Komödie, die das Thema der Homosexualität mit sehr viel Leichtigkeit und Humor aufgreift. Vor gut zehn Jahren wäre eine solche Thematik sicherlich undenkbar gewesen, aber dank der Oscar-honorierten Vorstellung Tom Hanks als schwuler Anwalt in „Philadelphia“ verändert sich die Sichtweise Hollywoods langsam in kleinen Schritt, so dass auch heute nicht „normale“ Männer und Frauen die Titelhelden einer Komödie sein können.


*Der Film*

Greenleaf, Indiana, ein kleines verschlafenes Nest im Herzen der USA. Howard Brackett, ein Lehrer der ortsansässigen High School fiebert seiner Hochzeit entgegen. Nach dreijähriger Beziehung will er endlich mit seiner Verlobten Emily den Bund der Ehe eingehen.

Aber ein weiteres Ereignis legt seine Schatten über das kleine verschlafene Nest: Cameron Drake, ein geborener Greenleafer, ist für den Oscar als bester Hauptdarsteller nominiert. Seine Rolle als homosexueller Soldat in dem Streifen „Geboren am 16. Oktober“ beeindruckte die Massen und wird zur Freude des kleinen Greenleafs mit einer goldenen Statue ausgezeichnet. Umso erfreuter ist Howard als dieser in Camerons Dankesrede als sein schulischer Mentor, der ihm die Freude an der Literatur und Poesie lehrte, erwähnt wird. Aber diese Freude ist nur von kurzer Dauer, denn der eigentlich Grund wieso Cameron seinen ehemaligen Lehrer in seiner Rede erwähnt, ist, dass er diesen Oscar für seine Homosexualität gewonnen hat.

Schwul? Vor der gesamten Fernsehnation geoutet und dabei wusste dieser noch nicht einmal selbst von seiner homosexuellen Neigung. Doch jetzt ist alles zu spät: Das Dorf hat neuen Gesprächsstoff: Ist Howard schwul? Hat man nicht schon früher durch sein Auftreten die Vermutung gehabt? Zusätzlich wird dieser Zündstoff vor der langersehnten Hochzeit durch das plötzliche Auftreten einer Schar von Reporten – die alle eine Bombenstory wittern – angeheizt.

Und mit Peter Malloy ist ein Reporter anwesend, der es sich vorgenommen hat, Howard eine gesamte Woche zu verfolgen, um so seinen Leidensweg der gesamten Nation zeigen zu können. Was das Verhältnis zwischen Peter und Howard aber zusätzlich problematisiert ist, dass sich Peter vor mehreren Jahren als schwul geoutet hat...


Was soll ich schreiben? In wenigen Fällen habe ich mich derartig gut im Kino amüsiert. Und nie zuvor habe ich mir einen Film zwei Mal in einem Lichtspielhaus angeguckt. Herzerfrischend spielt Drehbuchautor Paul Rudnick – der zuvor mit der Komödie „Jeffrey“ am Broadway und auf der Kinoleinwand große Erfolge feierte – mit den Klischees, aber anstatt den als homosexuell geouteten Lehrer zum Zentrum des Humors zu erwählen, hält er vorwiegend der Gesellschaft einen Spiegel vors Gesicht. Äußerst humorvoll zeigt er die Reaktionen der Dorfbewohner auf die potentielle Homosexualität Howards. Seine männlichen Schüler, die ihn zuvor verehrten, zeigen jetzt Scham sich vor diesem nach der Sportstunde umzuziehen und jeder Dorfbewohner versucht verzweifelt in Howards Gestiken Anzeichen für dessen Homosexualität zu finden. Ebenso zwanghaft versucht Howard gegen seine Homosexualität anzukämpfen, versucht in irrwitzigen Situationen gegen seine „Unnormalität“ anzukämpfen.

Sicherlich bleiben auch die Homosexuellen von diesem Humor nicht gänzlich verschont, so stellt sich unter anderem heraus, dass Barbara Streisand von jedem Homosexuellen geliebt werden muss und dass diese nicht gänzlich ohne ausschweifende Gestiken sprechen können. Aber was diesen Humor von verletzenden Machwerken wie (u.a.) „Scary Movie 2“ unterscheidet, ist dass zum einen der Drehbuchautor Paul Rudnick selbst schwul ist und zum anderen sind die Witze immerzu sympathisch und zu keinem Zeitpunkt greifen sie eine Gruppierung (Hetero- oder Homosexuelle) direkt an. Geschickt werden Klischees über heterosexuelle Männer, die niemals tanzen dürfen, oder Homosexuelle persifliert. Nie wird mit der Holzhammer-Methode über eine Gruppierung hergezogen. Vorbildlicher Humor und daher auch für jegliche Betrachter absolut geeignet, zumal in dieser Komödie natürlich auch der notwendige Lerneffekt verpackt worden ist.

Aber Paul Rudnick verlässt sich nicht dauerhaft auf Witze über Klischees der Sexualität, auch der während der Oscar-Verleihung eingespielte Film – für dessen Leistung Cameron Drake seinen Oscar erhalten hatte – kann vor originellen Einfällen nur so strotzen. Gekonnt wird eine brillante Melange aus den klassischen Vietnam-Filmen, „Forrest Gump“ und „Mein wunderbarer Waschsalon“ gefunden, die dem Zuschauer unter Garantie die Tränen in die Augen treibt. Wenn man schließlich noch die anderen Oscar-nominierten Schauspieler erhört (u.a. der „Charaktermime“ Steven Seagal für seine Rolle in „Snowball in Hell“), dürfte das amüsierte Lachen garantiert sein.


Was diese Komödie aber gänzlich von der Masse abhebt, sind die vorzüglichen Darsteller. Allen voran Kevin Kline liefert eine vorzügliche Vorstellung ab, die zu recht mit einer Golden Globe-Nominierung honoriert worden ist – bei der Verleihung musste er sich leider dem ebenfalls großartigen Jack Nicholson (für „As good as it gets“) geschlagen geben. Eine Mimik die zum himmelhochjauchzend komisch ist, Gesten die urkomisch natürlich erscheinen. Schlichtweg eine Komödien-Vorstellung der Extraklasse, die in einer überaus amüsanten Tanzszene und einer Kussszene zwischen Kevin Kline und Tom Selleck ihre Höhepunkte findet. Für meinen Geschmack definitiv die stärkste Vorstellung seiner gesamten Karriere, aber über diese Ansicht lässt sich sicherlich streiten, zumal seine Oscar-honorierte Vorstellung in „ein Fisch namens Wanda“ nicht wesentlich schlechter war.

Aber auch die Nebendarsteller bieten vorzüglichste Darbietungen. So weiß Tom „Magnum“ Selleck als homosexueller Reporter zu begeistern, der ebenso durch phantastische Mimiken und Gesten seiner Figur die notwendige Tiefe verleiht. Gleichfalls brillant agiert Matt Dillon – der zuvor in „Verrückt nach Mary“ oder „Singles – Gemeinsam einsam“ zu begutachten war – als hochnäsiger Hollywood-Star, der im Laufe des Filmes aber noch sein wahres Herz entdecken kann. Vor allem zu Beginn des Filmes präsentiert Matt Dillon bei der Oscar-Verleihung eine grandiose Vorstellung des hibbeligen Hollywoodstars. Hochnäsiges Auftreten gekonnt umgesetzt.

Unter den weiblichen Darstellern sticht vor allem Joan Cusack – zuvor u.a. „Grosse Point Black“ und „die Addams Family in verrückten Traditionen“ – hervor, der Verzweiflung nahe agiert sie als abgespeckte Braut in Spe auf höchstem Niveau und wurde völlig verdientermaßen mit einer Oscar-Nominierung geehrt. Doch auch Joan Cusack musste sich bei der Verleihung geschlagen geben, das Komitee befand Kim Basingers Leistung in „L.A. Confidential“ doch das entscheidende Maß besser.

Dem ungeachtet muss sich natürlich auch nicht die große Debbie Reynolds in ihrer Rolle als Howards Mutter hinter diesen Darstellern verstecken. Die alternde Aktrice, die in den fünfziger Jahren unzählige Erfolge beim Publikum landete – u.a. „Du sollst mein Glücksstern sein“ – präsentiert eine glanzvolle Vorstellung, pendelnd zwischen Verständnis für ihren Sohn und dessen Problem und dem Wunsch nach einer Hochzeit. Großartig agiert diese nach fast fünfundzwanzigjähriger Filmabwesenheit, die sie kurz zuvor in dem Film „Mother“ unterbrach.


Der Film erhält von mir unzweifelhaft eine absolute Guckempfehlung, zwar erhält er aufgrund des etwas überzogenen Finales bei der Schulabschlussfeier, einen kleinen Punktabzug, aber auch dieser klitzekleine Mangel schadet der Gesamtbetrachtung des Filmes zu keinem Zeitpunkt. Regisseur Frank Oz – der unter anderem auch schon dem Jedi-Meister Yoda seine Stimme lieh – inszenierte eine leichtfüßige Komödie in bester Screwball-Tradition. Hier bleibt unter Garantie kein Auge trocken.

Wer also auf der Suche nach guter Unterhaltung ist, deren Niveau sich nicht unter der Gürtellinie befindet, trifft mit „In & Out“ eine weise Wahl. Mit einem breiten Lächeln verlässt man die heimische Couch und ist sich gewiss, dass man endlich mal wieder ein gute Komödie aus der Traumfabrik begutachten durfte.



*Die DVD*

Um aber nicht gänzlich den Silberling außer Acht zu lassen, folgen nun die längst angekündigten Worte zu selbigem...

Präsentiert wird der Film in einem astreinen 16:9 Bild, bei dem ich keinerlei Fehler entdecken konnte. Immerzu klar und prachtvoll in der Farbgebung bietet die DVD dem Zuschauer höchsten Genuss für das Auge. Ebenso hervorragend fällt hierbei die Sprachausgabe des Silberlings aus. In klarem Dolby Digital 5.1 wird dem Käufer die Wahl zwischen der englischen Originalsprache und der deutschen Synchronfassung angeboten. Wobei ich erwähnen muss, dass auf jeden Fall die Originalfassung zu empfehlen ist, zumal es einfach ein unwahrscheinlicher Genuss ist, die Schauspielern mit ihrer angestammten Stimme zu betrachten. Vorbildlich, wie es sich eigentlich für eine anständige DVD gehört, wird dem Film zusätzlich eine deutsche Untertitelspur beigefügt, so dass auch schwerhörige Zuschauer in den Genuss des Filmes kommen können.


Auch in Sachen Bonusmaterial verspricht die DVD-Hülle einiges, in etwa 75 Minuten werden da großmundig angekündigt. Ob diese fünfundsiebzig Minuten aber auch halten, was sie versprechen oder sich lediglich auf unzählige Trailer und Werbefilmchen beschränken ist ziemlich fraglich.

Und der erste Blick ins Menü des Bonusmaterial lässt den DVD-Käufer auf Großes hoffen. Als Schulbücher angeordnet erwarten diesen die Unterpunkte...

>Cast<: Hier kann sich der geneigte Leser Informationen zu einzelnen Darstellern und den wichtigsten Crew-Mitgliedern holen. Bemerkenswert ist, dass die kurzen Schrifttafeln vorbildlich von der deutschen Synchronstimme Tom Sellcks vorgetragen werden. Wieder ein kleiner Pluspunkt, der die augenscheinlich geringe Bonusausstattung der DVD in ein besseres Licht rückt. Was diesen Menüpunkt aber gänzlich zum Hingucker werden lässt, sind Interviews der wichtigsten Darsteller und Crew-Mitglieder, die wunderbar aufschlussreich auf ihre Rollen eingehen und so dem Zuhörer einen interessanten Blick hinter die Kamera gewähren.
Aber auch dieser Glanzpunkt der DVD hat einen kleinen Wehrmutstropfen: Wer des Englischen nicht mächtig ist, wird sicherlich mit diesem DVD-Feature keinen großen Spaß haben, lediglich im Original-Ton und ohne Untertitel sind die Interviews zu betrachten.

>Produktionsnotizen<: Ebenso selbstverständlich, dass man hier einen kleinen Einblick in die Hintergründe der Produktion erhält, sicherlich ganz informativ, wer aber genauere Informationen sucht, wird meines Erachtens vergeblichst suchen. Positiv ist hier gleichfalls hervorzuheben, dass die Schrifttafeln von „Tom Selleck“ vorgetragen werden.

>Trailer<: Tja, was darf man wohl unter diesem Programmpunkt erwarten? In einer kleinen Trailershow darf man zwischen Vorschauen für den Film „In & out“ und für fünf andere Filme (u.a. „Jeffrey“ und „French Kiss“) wählen.

>TV-Spots<: Ähnlich der Trailershow kann man sich hier kurze für das Fernsehen zusammengeschnittene Teaser für den Hauptfilm angucken.

>Making-of<: Dieser Menüpunkt ist zusätzlich in zwei Unterpunkte unterteilt. Zum einen wird dem Zuschauer ein Blick hinter die Kulissen (hier >b-roll< genannt) gewährt, der sich aber für den geneigten Betrachter als uninteressant herausstellt. Die Tonspur ist derartig leise gehalten, dass man keine Regieanweisungen verstehen kann und so leider nur einen sehr oberflächlichen Blick hinter die Kulissen werfen kann.
Das Making-of hingegen ist lediglich eine für das Fernsehen produzierte Werbeshow, die den Film in einem möglichst gutem Licht erscheinen lassen soll. Hier kommen die Darsteller kurz zu Wort und geben positive Kommentare zu den Dreharbeiten und der Rollenwahl ab, da kann man kurze Blick hinter die Kamera erhaschen. Aussagekraft hat dies aber leider nicht. Sicherlich gut für diejenigen geeignet, die sich den Appetit auf den Film anregen lassen möchten, auf der Suche nach bahnbrechenden Informationen wird man allerdings scheitern.

Abschließend kann ich für die DVD gesamtbetrachtet einen positive Wertung abgeben, bei einem derzeitigen Preis von 9.90€ dürfte der geneigte DVD-Käufer sicherlich mit seiner Wahl zufrieden sein, denn zum einen bietet diese dem Käufer ein kleines humoristisches Filmjuwel, das dieser sofort in sein Herz schließen wird, und zum anderen bietet sie diesem einige ansehnliche Extras, die zwar nicht in die Geschichte der besten DVDs eingehen werden, aber bei solch einem geringen Preis dürfte man über solche kleine Mängel hinwegsehen können.

DVD-Wertung: 8 von 10 möglichen Punkten
Film-Wertung: 9 tanzende Punkte auf der 10er Skala

15 Bewertungen