K-19 - Showdown in der Tiefe (VHS) Testbericht

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ab 10,25
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Erfahrungsbericht von winterspiegel

Kernreaktion

Pro:

Engagierte und detaillierte geschichtliche Aufbereitung, Ausstattung und Schauspieler

Kontra:

Insgesamt etwas zu lang um die Spannung bis zum Schluss halten zu können

Empfehlung:

Ja

Es gibt sicher nicht viele Frauen, die sich im nervenaufreibenden Job der Hollywoodregisseure einen Namen gemacht haben, und ganz sicher noch weniger in der Sparte des reinen Action-Films. Doch unter Einsatz von viel Energie und mit Hilfe von einigem Ellenbogengebrauch, hat Kathryn Bigelow eine Reihe von bemerkenswerten Vertretern dieser Sparte auf die Reise geschickt, auch wenn deren Erfolg im Einzelnen dann doch recht unterschiedlich ausfiel.
War Blue Steel“ ganz ähnlich wie „Gefährliche Brandung“ noch relativ erfolgreich, fehlte es dem leider vielfach unterbewertetem „Strange Days“ (und hier reiht sich der Film um den es hier und Heute gehen soll sicher auch ein) an der nötigen Zuschauerunterstützung.

Seitdem ich mich vor einigen Jahren in den Münchner Bavaria-Studios durch die beengten Kulissen von Wolfgang Petersens „Das Boot“ zwängte, und ich seither ein bisschen zum Fan derartiger U-Boot-Filme geworden bin, war es deshalb auch nur eine Frage der Zeit, dass ich mir diesen interessant erscheinenden Streifen auch einmal näher anschauen wollte.



Handlung



Bei einer routinemäßigen Übung von dem von den obersten Regierungskreisen als Juwel der russischen Kriegsmarine gepriesenem U-Boot K-19, macht Kapitän Viktor Gorelov (Liam Neeson) seinem Unmut lautstark Luft. Vieles an Bord scheint aus Mangel an Zeit und Geld nur notdürftig zusammengeschustert zu sein, sodass sich eine technische Störung nach der Anderen ereignet.
Doch die offiziellen Stellen geben dem Schiffsführer die alleinige Schuld an der mangelnden Einsatzbereitschaft des Bootes, und setzen Gorelov kurzerhand einen neuen Kommandanten vor die Nase. Kapitän Alexei Vostrikov (Harrison Ford) ist ein erfahrener aber auch knüppelharter Vorgesetzter, der die Mannschaft wieder auf Fordermann bringen soll. Der neue Kommandeur lässt demnach auch keinen Zweifel daran aufkommen, dass er ohne wenn und aber den Befehlen aus Moskau Folge leisten wird.

Um den Amerikanern ein eindeutiges Zeichen zu setzen hat die K-19 den Auftrag ins Eismeer auszulaufen, und dort einen Raketenabschuss vorzunehmen, der den USA quasi zeigen soll, dass der russische Bär immer noch seine Krallen zu gebrauchen weiß. Nachdem der Einsatz auch zu aller Zufriedenheit abgelaufen- und die Mannschaft schon wider zu einem neuen Einsatzpunkt - direkt vor die Nase des Feindes unterwegs ist, ereignet sich im Reaktorraum des Stahlkolosses ein Unfall, der über kurz oder lang zu einer Kernschmelze führen wird, sollte es der Besatzung nicht gelingen die Brennstäbe zu kühlen.

Den Männern bleibt nicht viel Zeit. In aller Eile wird ein Plan geschmiedet, wie dem Reaktor Kühlflüssigkeit zugeführt werden kann. Doch dazu müsste sich ein Teil der Crew direkt in den verstrahlten Reaktorraum begeben. Es scheint dafür keine Alternative zu geben, denn bei einer Kernschmelze und der darauf eintretenden nuklearen Explosion, würden nicht nur die K-19 und ihre Besatzung sterben, sondern es würde auch ein Vergeltungsschlag provoziert werden, der möglicherweise einen dritten Weltkrieg auslösen könnte. Unter Berücksichtigung der Waffenarsenale beider Weltmächte zu jener Zeit, wäre das mit Sicherheit das Ende der Welt…



Kritik


Man kann vorliegendem Film sicher manches vorwerfen, eines aber ganz sicher nicht: Dass er Billig wirkt. Der Filmfan muss neidlos eingestehen, dass die Kulissen des Bootes, die mithilfe von ausrangierten russischen Flottenaltlasten zusammengebastelt wurden, einen recht authentischen Eindruck hinterlassen. Selbst die Nebenschauplätze wie der antik wirkende Bahnhof, oder die ungastliche U-Boot Werft die an Originalhandlungsorten aufgenommen wurden, vermitteln einem das scheinbare Gefühl direkt in die Zeit des kalten Krieges zurückversetzt worden zu sein.
Dazu kommt eine Kameraführung, die sich in fliesenden Bewegungen durch die beengten Räume des U-Bootes bewegt, ohne sich jedoch dem nervigen Gewackel einer Handkamera zu bedienen, wie es in letzter Zeit vielfach in Mode gekommen ist.
Auf diese Weise verschafft sich das Publikum eine hervorragende und abwechslungsreiche Einsicht in den Arbeitsalltag von Besatzung und den Offizieren, während die K-19 in die eisigen Fluten des Atlantiks eintaucht, um ihrem Verhängnis entgegenzusteuern.

Sicher kennt man derartiges spätestens schon seit Petersens Erfolgsfilm, an dem sich auch dementsprechend alle ähnlich geartete Streifen dann auch irgendwie messen lassen müssen. Da wären die bei solchen Filmen immer wiederkehrenden Inhalte wie etwa: Bedingungsloser Befehlsgehorsam innerhalb der Militärstrukturen - die hereinbrechende Gefahr, die der Besatzung das äußerste an psychischer sowie physischer Belastbarkeit zumutet - und natürlich das Motiv der Sehnsucht, dass da draußen noch jemand auf einen wartet, zu dem man – sei die Lage auch noch so verzweifelt - zurückkehren will.

Hier folgt Bigelow sicher konventionellen Pfaden, um die Zuschauer in die Geschichte zu ziehen und sie an ihr auch emotionell so gut wie möglich teilhaben zu lassen. Doch da es sich hier um eine wahre Story handelt wie sie sich anfangs der 60er tatsächlich zugetragen hat, und erst ans Licht kam als die politische Situation der Sowjetunion sich zu verändern begann, ist der Streifen dann auch viel mehr als nur ein spannendes Unterwasserabenteuer.
Er zeigt im Grunde das Verhalten von Menschen in Ausnahmesituationen. Hier wird natürlich schnell augenfällig, dass es dabei ganz egal ist welcher Nation diese Personen im Endeffekt angehören, den menschliche Gefühle und Werte sind nun mal universell und überall gleich. Diese Nachricht bringt der Film auch ganz gut rüber, denn ob die Mannschaft des Bootes Amerikaner - oder wie hier eben Russen sind, spielt schon nach wenigen Filmminuten eigentlich überhaupt keine Rolle mehr.

Der Film hat aber auch leider meiner Meinung nach eine unübersehbare Schwäche. 132 Minuten für eine Handlung bei der es im Grunde „nur“ darum geht, dass es den Männern gelingt das Leck im Reaktorkern zu stopfen, ist halt schon ein bisschen arg lang. Sicher ist der Konflikt der beiden Streithähne und Kapitäne, sowie die Fronten die sich innerhalb der Mannschaft bilden noch für die eine oder andere fesselnde Szene an Bord ganz gut, dennoch wirkt das Ganze alles in allem ein wenig schwerfällig und zu sehr ausgewalzt. Ich bin nun wirklich kein Freund von Zusammengeschnippelten Filmen, aber hier hätte es wirklich einiges geholfen den Streifen an den richtigen Stellen ein wenig zu straffen, und ihm so ein wenig mehr Fahrt mit auf den Weg zu geben.

Die Geschichte steht und fällt sicher auch mit den beiden charismatischen Konkurrenten an Bord - den beiden Kommandanten, die von Liam Neeson und Harrison Ford sehr eindringlich dargestellt werden. Neeson, der von Anfang an seine Präsenz, aber auch seinen inneren Kampf die seine Rolle abverlangt sehr gekonnt einbringt, stielt hier zu Beginn Ford fast ein wenig die Show. Erst später - wenn der von Harrison Ford gespielte Charakter auch menschliche Züge anzunehmen beginnt, wirkt sein Spiel nicht mehr ganz so eindimensional.



Anmerkung zur DVD:


Den Film gibt es auf Silberscheibe in zwei Fassungen. Zum einen auf einer gut ausgestatteten (aber etwas teureren) Spezial Edition mit einer Extras Disc und einigem an zusätzlichem Bonusmaterial. Und zum anderen dann noch die abgespeckte Version, auf die sich mein Bericht bezieht. Auf dieser einfachen Ausführung gibt es außer einem ca. 20 Minuten langen Making of, das allerdings eher Werbefilmcharakter hat, nur noch ein paar Trailer zu bewundern.
Unschlagbar ist allerdings der Preis von im Moment 7,50 Euro (Media Markt).



Fazit


Kathryn Bigelows bemühen die Dramatik und Brisanz jener Zeit wieder aufleben zu lassen ist sicher lobenswert und alles in allem auch gelungen. Auch der gezeigte Patriotismus bleibt soweit im erträglichen Rahmen, um den geschichtlichen Geschehnissen einigermaßen Rechnung tragen zu können.
Recht ungewöhnlich ist dieser Kriegsfilm insofern, weil der Feind sich hier nicht von außerhalb der Stahlkonstruktion des Unterseeboots nähert, sondern vielmehr von innerhalb kommt, und das sicher nicht nur auf den schmelzenden Kernreaktor bezogen.

Die Schauspieler liefern eine solide Leistung in einem Film ab, der durch seine Länge und Längen in der Erzählweise ein wenig aus dem Ruder zu laufen droht, insgesamt aber dennoch eine Geschichte bietet, die es allemal Wert ist sein Interesse darauf zu richten, auch wenn man Kriegsfilme normalerweise vielleicht nicht so mag.

© winterspiegel für Ciao & Yopi

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