Kick It Like Beckham (DVD) Testbericht
D

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Erfahrungsbericht von wildheart
Steter Tropfen ...
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Akkulturation ist der soziale Prozess der Angleichung einer Kultur an die andere, entweder durch gegenseitige Anpassung oder durch Überdeckung der Normen, Werte, Verhaltensweisen usw. der einen Kultur durch die andere. Solche Prozesse können sowohl von einem Land auf ein anderes ausgehen (etwa im Fall der Nachkriegszeit der Einfluss der US-amerikanischen Kultur auf die westdeutsche) oder zwischen einer Mehrheits- und einer Minderheits-Kultur in einem Land stattfinden. Nach dieser etwas trockenen Einleitung verweise ich auf den Film von Gurinder Chadha, in dem solch ein Prozess als Komödie in Szene gesetzt wurde. Der Film spielt in London unter indischen Einwanderern und demonstriert – ausgerechnet – am männlich dominierten Fußball, wie schwierig es sein kann, sich als junge indische Frau gegen allerlei familiäre Widerstände aufgrund von eingefleischten Traditionen durchzusetzen.
Inhalt
Jess Bhamra (Parminder Nagra) ist 18 und träumt vom Fußball. Nicht nur von ihrem großen Vorbild David Beckham. Nein, sie spielt selbst, im Park. Während ihre Schwester verheiratet werden soll und Jess Eltern (Anupam Kher und Shaheen Khan) für sie desgleichen planen, schleicht sich Jess immer wieder fort, um mit den Jungens dem Ball nachzulaufen. Ihr Zimmer ziert ein riesiges Bild ihres Idols und andere Fußballutensilien. Von wegen irgendeinen Inder heiraten und Jura studieren. Das ist nichts für Jess.
Eines Tages trifft sie im Park Jules (Keira Knightley), die ihrerseits bei den Hounslow Harriers, einer Frauenfußballmannschaft, spielt. Als sie Jess spielen sieht, bittet sie sie, bei dem Team vorbeizuschauen; sie sei schließlich talentiert. Nach anfänglichem Zögern wegen der Reaktion ihrer Eltern macht Jess mit – zunächst heimlich. Trainiert werden die jungen Frauen von dem Ex-Fußballspieler Joe (Jonathan Rhys Meyer), der wegen einer Knieverletzung nicht mehr aktiv spielen kann. Jess macht sich gut. Joe trainiert die Frauen hart, ist aber bei allen überaus beliebt. Private Kontakte zwischen den Fußballerinnen und dem Trainer aber sind strengstens verboten – auch wenn Jules Joe noch so mag.
Als Mama und Papa Bhamra davon erfahren, sind sie entsetzt über ihre Tochter. Mama versucht, Jess in der Küche zu halten. Schließlich soll sie indisch kochen lernen, bevor sie (irgendwann einmal, aber bald) wie ihre Schwester anständig verheiratet werden kann. Jess ist deprimiert. Wie soll sie ihren Eltern erklären, dass Fußball ihr Leben ist? Unmöglich. Immer wieder schleicht sie sich fort. Auch Jules hat daheim so ihre Probleme. Während ihr Vater (Frank Harper) die Fußballleidenschaft seiner Tochter unterstützt, versucht Mutter Paula (Juliet Stevenson) immer wieder, Jules davon abzubringen. In Fußballschuhen und -hosen würde sie nie einen Mann abbekommen. Als sich Jules und Jess anfreunden, phantasiert Paula gar eine lesbische Beziehung zwischen beiden.
Eines Tages muss Jess Vater aus der Zeitung erfahren, dass seine Tochter heimlich mit der Mannschaft in Hamburg spielt. Und Jess bekommt noch mehr Probleme. Sie hat sich nämlich in Joe verliebt, was Jules überhaupt nicht passt. Es kommt zum Streit. Zwischen protestierenden Eltern, verbotener Beziehung und dem Streit mit Jules steht ausgerechnet auch noch an dem Tag, als ein Talentscout die Mannschaft begutachten will, die Hochzeit der Schwester an. Jess darf nicht zum Spiel ...
Inszenierung
Gurinder Chadha gelang, zumindest in der ersten Hälfte des Films, eine rasante Komödie, die auf eine äußerst humorvolle Weise den Zusammenstoß divergierender kultureller Vorstellungen zum Thema hat. Allerdings wird auch deutlich, dass es bei den englischen Eltern nicht besser aussieht mit dem Hochhalten des traditionellen Lebensstils: Fußball ist nichts für Frauen. Shaheen Khan als Jess Mutter und Juliet Stevenson als Jules Mutter sind streckenweise brillant komisch in ihren Versuchen, die Töchter im Zaun der eigenen Vorstellungen über deren Zukunft zu halten – ohne Erfolg. Dazwischen stehen die beiden Väter, der ruhige Vater Jules, der seine Tochter unterstützt und versucht, die neurotischen Reaktionen Paulas in Grenzen zu halten. Und Jess Vater, ebenso ruhig, der, um seiner Frau und seiner Herkunft nicht in den Rücken zu fallen (und wohl auch, um Ruhe im Haus zu haben – eine Illusion), Jess Leidenschaft ablehnt. Der eigentliche Grund ist jedoch ein anderer: Er, der in Afrika in einer Kricket-Mannschaft gespielt hatte, war in London aus dem entsprechenden Verein hinaus geekelt worden, weil er Inder ist. Seiner Tochter soll nicht das gleich passieren. Im Grunde kann er Jess jedoch verstehen.
Parminder Nagra spielt die junge Jess überzeugend gut. Sie setzt – trotz aller Zweifel und Verzweiflung zwischendurch – auf sich selbst. Freundschaft tut ihr übriges, um ihren Kopf schließlich durchzusetzen. Chadha entwickelt die Geschichte nicht auf Basis frontaler Ablehnung überkommener Vorstellungen der Eltern von der Zukunft der eigenen Kinder. Sie denkt nicht daran, die Elterngeneration in Bausch und Bogen zu verurteilen. Und das tut dem Film wirklich gut. Am Schluss hat sich Jess durchgesetzt und gleichzeitig ist eine Art Kompromiss gefunden worden: Sie darf Fußballspielen und studiert. Diese Lösung – angesiedelt in einer Familie, die es immerhin zu einigem Wohlstand gebracht hat – ist sicherlich keine allgemein mögliche. Das könnte man dem Film ankreiden. In ärmeren Schichten dürfte sich alles doch ein bisschen anders abspielen. Aber darauf kommt es letztlich nicht an. Denn „Bend it Like Beckham“ ist in allererster Linie eine Komödie und nur in begrenztem Maße Sozialsatire, die man nicht allzu ernst nehmen sollte.
Leider fehlt dem Film in der zweiten Hälfte viel Schwung, der Feuer, die Verve, mit der er beginnt. Gurinder Chadha macht hier einen ähnlichen Fehler wie viele andere Regisseure, die glauben sich einem tatsächlichen oder vermeintlichen Publikumsgeschmack anpassen zu müssen. Der Film gleitet teilweise in Mainstream-Manierismen und allzu dick aufgetragene Klischees ab – und allein dadurch wird der Schluss unglaubwürdig. Eitel Sonnenschein, alle Konflikte vergessen, nur noch Freundschaft und Liebe – eben Friede, Freude, Eierkuchen: schade.
Fazit
Trotz der genannten Einschränkungen gibt es in „Bend it like Beckham“ etliches zu lachen. Wenn man darauf verzichten kann, in den Film irgendeine Form von politischem Anspruch zu sehen, ist er über weite Strecken ein Genuss – zu guter Letzt auch, wie Jess und die anderen Fußball spielen.
(Übrigens: Der Originaltitel bezieht sich offenbar darauf, den Ball im Bogen um eine Abwehrmauer zuschießen, um das Tor zu treffen. Im Film werden solche Übungen gezeigt.)
Kick it Like Beckham
(Bend It Like Beckham)
USA, Großbritannien, Deutschland 2002, 112 Minuten
Regie: Gurinder Chadha
Drehbuch: Gurinder Chadha, Guljit Bindra, Paul Mayeda Berges
Musik: Craig Prues
Kamera: Jong Lin
Schnitt: Justin Krish
Spezialeffekte: –
Hauptdarsteller: Parminder K. Nagra (Jess Bhamra), Keira Knightley (Jules), Jonathan Rhys-Meyers (Joe), Anupam Kher (Mr. Bahmra), Archie Panjabi (Pinky), Shaznay Lewis (Mel), Frank Harper (Alan), Juliet Stevenson (Paula), Shaheen Khan (Mrs. Bhamra), Ameet Chana (Tony), Pooja Shah (Meena), Paven Virk (Bubbly), Preeya Kalidas (Monica), Trey Farley (Taz), Saraj Chaudhry (Sonny)
Offizielle Homepage: http://www.kickitlikebeckham.de/index2.html
Internet Movie Database: http://us.imdb.com/Title?0286499
Weitere Filmkritik(en):
„Jigsaw Lounge“ (Neil Young):
http://www.jigsawlounge.co.uk/film/bendit.html
„BBCi Films“ (Jamie Russell):
http://www.bbc.co.uk/films/2002/03/19/bend_it_like_beckham_2002_review.shtml
© Ulrich Behrens 2002
(dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht in www.ciao.com unter dem Mitgliedsnamen Posdole)
Inhalt
Jess Bhamra (Parminder Nagra) ist 18 und träumt vom Fußball. Nicht nur von ihrem großen Vorbild David Beckham. Nein, sie spielt selbst, im Park. Während ihre Schwester verheiratet werden soll und Jess Eltern (Anupam Kher und Shaheen Khan) für sie desgleichen planen, schleicht sich Jess immer wieder fort, um mit den Jungens dem Ball nachzulaufen. Ihr Zimmer ziert ein riesiges Bild ihres Idols und andere Fußballutensilien. Von wegen irgendeinen Inder heiraten und Jura studieren. Das ist nichts für Jess.
Eines Tages trifft sie im Park Jules (Keira Knightley), die ihrerseits bei den Hounslow Harriers, einer Frauenfußballmannschaft, spielt. Als sie Jess spielen sieht, bittet sie sie, bei dem Team vorbeizuschauen; sie sei schließlich talentiert. Nach anfänglichem Zögern wegen der Reaktion ihrer Eltern macht Jess mit – zunächst heimlich. Trainiert werden die jungen Frauen von dem Ex-Fußballspieler Joe (Jonathan Rhys Meyer), der wegen einer Knieverletzung nicht mehr aktiv spielen kann. Jess macht sich gut. Joe trainiert die Frauen hart, ist aber bei allen überaus beliebt. Private Kontakte zwischen den Fußballerinnen und dem Trainer aber sind strengstens verboten – auch wenn Jules Joe noch so mag.
Als Mama und Papa Bhamra davon erfahren, sind sie entsetzt über ihre Tochter. Mama versucht, Jess in der Küche zu halten. Schließlich soll sie indisch kochen lernen, bevor sie (irgendwann einmal, aber bald) wie ihre Schwester anständig verheiratet werden kann. Jess ist deprimiert. Wie soll sie ihren Eltern erklären, dass Fußball ihr Leben ist? Unmöglich. Immer wieder schleicht sie sich fort. Auch Jules hat daheim so ihre Probleme. Während ihr Vater (Frank Harper) die Fußballleidenschaft seiner Tochter unterstützt, versucht Mutter Paula (Juliet Stevenson) immer wieder, Jules davon abzubringen. In Fußballschuhen und -hosen würde sie nie einen Mann abbekommen. Als sich Jules und Jess anfreunden, phantasiert Paula gar eine lesbische Beziehung zwischen beiden.
Eines Tages muss Jess Vater aus der Zeitung erfahren, dass seine Tochter heimlich mit der Mannschaft in Hamburg spielt. Und Jess bekommt noch mehr Probleme. Sie hat sich nämlich in Joe verliebt, was Jules überhaupt nicht passt. Es kommt zum Streit. Zwischen protestierenden Eltern, verbotener Beziehung und dem Streit mit Jules steht ausgerechnet auch noch an dem Tag, als ein Talentscout die Mannschaft begutachten will, die Hochzeit der Schwester an. Jess darf nicht zum Spiel ...
Inszenierung
Gurinder Chadha gelang, zumindest in der ersten Hälfte des Films, eine rasante Komödie, die auf eine äußerst humorvolle Weise den Zusammenstoß divergierender kultureller Vorstellungen zum Thema hat. Allerdings wird auch deutlich, dass es bei den englischen Eltern nicht besser aussieht mit dem Hochhalten des traditionellen Lebensstils: Fußball ist nichts für Frauen. Shaheen Khan als Jess Mutter und Juliet Stevenson als Jules Mutter sind streckenweise brillant komisch in ihren Versuchen, die Töchter im Zaun der eigenen Vorstellungen über deren Zukunft zu halten – ohne Erfolg. Dazwischen stehen die beiden Väter, der ruhige Vater Jules, der seine Tochter unterstützt und versucht, die neurotischen Reaktionen Paulas in Grenzen zu halten. Und Jess Vater, ebenso ruhig, der, um seiner Frau und seiner Herkunft nicht in den Rücken zu fallen (und wohl auch, um Ruhe im Haus zu haben – eine Illusion), Jess Leidenschaft ablehnt. Der eigentliche Grund ist jedoch ein anderer: Er, der in Afrika in einer Kricket-Mannschaft gespielt hatte, war in London aus dem entsprechenden Verein hinaus geekelt worden, weil er Inder ist. Seiner Tochter soll nicht das gleich passieren. Im Grunde kann er Jess jedoch verstehen.
Parminder Nagra spielt die junge Jess überzeugend gut. Sie setzt – trotz aller Zweifel und Verzweiflung zwischendurch – auf sich selbst. Freundschaft tut ihr übriges, um ihren Kopf schließlich durchzusetzen. Chadha entwickelt die Geschichte nicht auf Basis frontaler Ablehnung überkommener Vorstellungen der Eltern von der Zukunft der eigenen Kinder. Sie denkt nicht daran, die Elterngeneration in Bausch und Bogen zu verurteilen. Und das tut dem Film wirklich gut. Am Schluss hat sich Jess durchgesetzt und gleichzeitig ist eine Art Kompromiss gefunden worden: Sie darf Fußballspielen und studiert. Diese Lösung – angesiedelt in einer Familie, die es immerhin zu einigem Wohlstand gebracht hat – ist sicherlich keine allgemein mögliche. Das könnte man dem Film ankreiden. In ärmeren Schichten dürfte sich alles doch ein bisschen anders abspielen. Aber darauf kommt es letztlich nicht an. Denn „Bend it Like Beckham“ ist in allererster Linie eine Komödie und nur in begrenztem Maße Sozialsatire, die man nicht allzu ernst nehmen sollte.
Leider fehlt dem Film in der zweiten Hälfte viel Schwung, der Feuer, die Verve, mit der er beginnt. Gurinder Chadha macht hier einen ähnlichen Fehler wie viele andere Regisseure, die glauben sich einem tatsächlichen oder vermeintlichen Publikumsgeschmack anpassen zu müssen. Der Film gleitet teilweise in Mainstream-Manierismen und allzu dick aufgetragene Klischees ab – und allein dadurch wird der Schluss unglaubwürdig. Eitel Sonnenschein, alle Konflikte vergessen, nur noch Freundschaft und Liebe – eben Friede, Freude, Eierkuchen: schade.
Fazit
Trotz der genannten Einschränkungen gibt es in „Bend it like Beckham“ etliches zu lachen. Wenn man darauf verzichten kann, in den Film irgendeine Form von politischem Anspruch zu sehen, ist er über weite Strecken ein Genuss – zu guter Letzt auch, wie Jess und die anderen Fußball spielen.
(Übrigens: Der Originaltitel bezieht sich offenbar darauf, den Ball im Bogen um eine Abwehrmauer zuschießen, um das Tor zu treffen. Im Film werden solche Übungen gezeigt.)
Kick it Like Beckham
(Bend It Like Beckham)
USA, Großbritannien, Deutschland 2002, 112 Minuten
Regie: Gurinder Chadha
Drehbuch: Gurinder Chadha, Guljit Bindra, Paul Mayeda Berges
Musik: Craig Prues
Kamera: Jong Lin
Schnitt: Justin Krish
Spezialeffekte: –
Hauptdarsteller: Parminder K. Nagra (Jess Bhamra), Keira Knightley (Jules), Jonathan Rhys-Meyers (Joe), Anupam Kher (Mr. Bahmra), Archie Panjabi (Pinky), Shaznay Lewis (Mel), Frank Harper (Alan), Juliet Stevenson (Paula), Shaheen Khan (Mrs. Bhamra), Ameet Chana (Tony), Pooja Shah (Meena), Paven Virk (Bubbly), Preeya Kalidas (Monica), Trey Farley (Taz), Saraj Chaudhry (Sonny)
Offizielle Homepage: http://www.kickitlikebeckham.de/index2.html
Internet Movie Database: http://us.imdb.com/Title?0286499
Weitere Filmkritik(en):
„Jigsaw Lounge“ (Neil Young):
http://www.jigsawlounge.co.uk/film/bendit.html
„BBCi Films“ (Jamie Russell):
http://www.bbc.co.uk/films/2002/03/19/bend_it_like_beckham_2002_review.shtml
© Ulrich Behrens 2002
(dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht in www.ciao.com unter dem Mitgliedsnamen Posdole)
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