King Arthur - Die Wahrheit hinter der Legende (DVD) Testbericht

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ab 7,00
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Erfahrungsbericht von Dobby

Regie vergeigt eine gute Idee

Pro:

Die Idee der Handlung

Kontra:

völlig vergeigte Umsetzung, Regiefehler ohne Ende, z.T. mäßige Schauspieler-Leistung

Empfehlung:

Nein

Brauchen wir einen neuen Film über König Arthur und die Ritter seiner Tafelrunde? Hier würde jetzt fast jeder sicherlich „Nein“ sagen, aber es scheint doch so zu sein, dass die heute oft verfilmte Sage so nie gewesen ist. Trotzdem gibt es für König Arthur und seine Ritter eine historische Vorlage, die nicht im Mittelalter, sondern etwas vorher im fünften Jahrhundert spielt.

STORY
Die Macht des römischen Reichs schwindet im 5. Jahrhundert. So auch in Britannien, wo ein Wall das Reich vor den Stämmen des Nordes schützen soll. Offizier Arturius Castus führt eine Reitertruppe von asiatischen Reitern, deren 15-jähriger Wehrdienst endet. Trotz des Endes bekommen die Männer anstelle der Entlassungsurkunde noch einen letzten Auftrag. Sie solle eine als Vorposten jenseits des Walles stationierte Familie, die unter dem Schutz des Papstes steht, sicher zurück auf römisches Gebiet bringen, da von Nordes ein starkes Heer der Sachsen vorrückt. Gefangene machen die Sachsen nicht, sogar Frauen und Kinder sollen laut Befehl des Anführers ausnahmslos getötet werden. Auch der zu rettende Römer entpuppt sich als unmenschlicher Tyrann, in dessen Verlies Menschen zu Tode gefoltert werden. Artus befreit diese Menschen, darunter auch die hübsche Guinevere, vor dem sicheren Tod. Da die Sachsen den direkten Weg zurück abschneiden, müssen Artus Leute einen Umweg in Kauf nehmen und es kommt zu einem ersten kleineren Scharmützel mit den Sachsen. Die Römer ziehen sich zurück und so versucht der Anführer eines der einheimische Stämme, Merlin, einen Pakt mit Artur und seiner aus dem römischen Dienst gerade entlassenen Truppe. Artur führt die einheimischen Krieger und seine Reiter listenreich in die Schlacht mit den Sachsen am Wall.


DIE UMSETZUNG
Als sehr positiv habe ich empfunden, dass die Geschichte wohl viel näher an der Wirklichkeit ist als in allen anderen „König Arthur“-Filmen bisher, die allesamt aus gepanzerten Rittern im Mittelalter bestehen. Dieser Film bleibt historisch näher an dem, was die Forschung heute über „König Artur“ weiß. Das wirkt sich natürlich auch auf die Charaktere und deren Rollen aus. Wie schon erwähnt ist Guinevere eine Amazone vom Stamm der Pikten und bekannte Figuren wie Lanzelot sind Reiter eines unterdrückten asiatischen Stammes.
Bei den Schauspielern wechseln Licht und Schatten. Clive Owen spielt den Arthur als Frauenliebling sicherlich nicht schlecht, Ioan Gruffudd als Lancelot hingegen ist zwar auch für Frauen nett anzuschauen, spielt aber seinen Part völlig charakterschwach und langweilig herunter. Unterboten wird seine Leistung nur vom Sohn Cynric des Sachsenanführes Cerdic. Cynric wird von Till Schweiger mit einem lächerlichen Bart gespielt und hat nicht mehr als einen grenzdebilen Gesichtsausdruck drauf. Die Berufsbezeichnung „Schauspieler“ verdient er sich in diesem Film nicht. Ich saß im Kino und hab die ganze Zeit gehofft: „Kann er nicht endlich sterben?“, damit ich das Elend nicht länger ertragen muss.
Keira Knightley als Guinevere hat ein sehr hübsches Gesicht und spielt die Wandlung von einer verschüchterten Gefangenen, die den Tod vor Augen hat, zu einer kämpfenden Amazonen und zugleich Geliebten (Frau) von Arthur überzeugend.
Als „Akzeptabel“ würde ich die schauspielerischen Leistungen von Stellan Skarsgard als Cerdic oder Hugh Dancy als Galahad bezeichnen.

Aber nicht nur die Schauspieler sind wichtig für die Umsetzung der Story, auch die Regie von Antoine Fuqua und die Details im Drehbuch von David H. Franzoni und John Lee Hancock. Zunächst zum Drehbuch: Habe ich oben die grundsätzliche Idee gelobt, so muss ich doch deutliche Kritik an den Details anmelden. Nahezu alle Figuren sind entweder grundgut oder grundböse. Irgendwelche Zwischentöne gibt es nicht und das macht es natürlich auch den Schauspielern schwer, eine eigene Interpretation der Figur zu liefern. An hätte allen „Guten“ weiße Kleidung und allen „Bösen“ schwarze Klamotten geben können und den Film in Schwarz-Weiß drehen können. Dazu kommen mehrere logische Fehler wie zum Beispiel einige dümmliche Kriegsstrategien sowie Waffen, die es zu dieser Zeit gar nicht gegeben hat. Da haben die Drehbuchautoren ganz einfach schlechte Arbeit abgeliefert.

Richtig mies ist allerdings die Regieleistung. Erst reitet die Truppe von Arthus ganz normal auf Pferden, in der nächsten Szene haben die Pferde plötzlich wie vom Himmel gefallen eine leichte Schutzrüstung. Oder: Artus betritt das Verlies des zu rettenden Römers bei Regen, als er Minuten später raus kommt, herrscht dichter Schneefall. Oder: Mal hört man das Trommeln der heranrückenden Sachsen, in der nächsten Szene unmittelbar daran fehlt dies völlig, um wenige Sekunden später wieder da zu sein. Oder: In der Schlacht hat Arthus zunächst einen Helm auf, verliert diesen, kämpft eine ganze Zeit ohne Helm weiter und hat dann plötzlich wieder einen auf. Man hat den Eindruck, dass der Film in der Hauptsache schnell und damit schlampig abgedreht werden sollte. Solche Fehler sollte man in einem B-Movie erwarten, aber nicht in einem solch prominent und teuer besetzten Film.
Ein zentraler Punkt des Films sind auch Kampfszenen. Diese sind ziemlich milde (für solche Gemetzel) ausgefallen, was kein Nachteil sein muss. Insgesamt wurden diese ganz ordentlich gelöst, das offensichtliche Ziel einer FSK 12 Einstufung, die auch die starke Zurückhaltung bei der einzigen Sexszene im Hinterkopf stecken dürfte, wurde aber nicht erreicht.

WEITER INFOS
Regie: Antoine Fuqua
Laufzeit: 119 Minuten
Altersfreigabe: FSK 16 (ist in Ordnung, fast schon zu hoch)
Filmstart Deutschland: 19.8.2004

FAZIT
Eine gute Grundidee wurde letztendlich ziemlich vergeigt. Kann man die schauspielerischen Leistungen noch als durchwachsen oder durchschnittlich bezeichnen, so ist der Film durch die starken Mängel im insgesamt schwachen Drehbuch und durch die handwerklich stümperhaften Regie nicht mehr zu retten. Von einem Kinobesuch ist daher dringend abzuraten, auch für einen Fernsehabend ist der Film nur bedingt geeignet, da zumindest ein guter Tatort allemal besser ist als dieser Film.
Kommen wir zu meiner Wertung: Dieser Film bekommt von mir gerade noch einen Stern, da es eben noch deutlich schlechtere Filme gibt, die man aber natürlich von vornherein nicht sieht. So oder so bleibt es aber ein schlechter Film.

(bei ciao unter dem Nick "Rrambo" von mir veröffentlicht)

20 Bewertungen, 2 Kommentare

  • MM1408

    11.06.2005, 16:35 Uhr von MM1408
    Bewertung: sehr hilfreich

    du hast so recht. Hab den auch gesehen und war etwas nettäuscht. LG Meli

  • the_lone_gunmen

    20.05.2005, 20:48 Uhr von the_lone_gunmen
    Bewertung: sehr hilfreich

    Bei den harschen Worten kann ich mich nur noch freuen, dass ich mir den Film nicht angesehen habe. Als Geschichts-Student hätte der wohl nur heftiges Haarefraufen hervorgebracht...! Wobei ich sagen muss, dass ich schauspielerische Leistung eigen