King Arthur - Die Wahrheit hinter der Legende (DVD) Testbericht

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ab 7,00
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Erfahrungsbericht von jekyll_hyde

Sagenumwobener König oder römischer General?

Pro:

Viel Kurzweil, viel Action, viel Spannung

Kontra:

Dialoge, Story, fragwürdige historische Darstellung

Empfehlung:

Ja

Sagenumwobener König oder römischer General. Nur wenige Sagen üben so viel Faszination aus und vermögen es die Menschen über Jahrhunderte zu fesseln und zu bewegen. Die Sagen um König Arthur gehören dazu. Die Sagen wohlgemerkt, denn eine einzige Arthur bzw. Artus-Sage gibt es nicht. Eines haben sie jedoch alle gemeinsam: Was wäre eine Artus-Geschichte ohne Excalibur, ohne Camelot, ohne Merlin oder ohne die berüchtigten Ritter der Tafelrunde.
Auch „King Arthur“ bedient sich dieser Sagenelemente, baut sie jedoch ohne mystischen Unterton in die Handlung mit ein. Zauberei sucht man in diesem Film sowieso vergebens, eine Tatsache, die mich anfangs eher skeptisch gemacht hat. Zum einen da ich es mir schwer vorstellen konnte, dass es funktioniert und zum anderen da ich die Geschichten nicht anderes kannte.
Dann kam die Erinnerung an den Film „Der 1. Ritter“ mit Sean Connery und Richard Gere und meine Zweifel waren wie weggeblasen. Dieser Film hatte ohne Magie und Zauberei funktioniert, warum sollte es „King Arthur“ nicht auch schaffen?

„King Arthur“ brüstet sich auf dem Kinoposter mit der Behauptung, die „wahre Geschichte hinter der Legende“ zu erzählen. Eine Sache, die sich allein schon mit dem Namen des Produzenten widerspricht. Es wäre mir neu, dass Jerry Bruckheimer Hand anlegt an historisch korrekte und filmisch anspruchsvolle Filme. Und er hatte es auch in diesem Film nicht getan. Bei allem Streit um die historische Korrektheit, bleibt „King Arthur“ nur eins, ein Hollywood-Mainstream-Projekt, dass auf der Welle des wiederbelebten Historienfilms schwimmt. Kein anspruchsvoller oder gar für geschichtliche Recherchen empfehlenswerter Film, aber dennoch ansehnlich und unterhaltsam.



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Inhalt
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415 n. Chr.
Das römische Reich steht kurz vor seinem Ende. Britannien, eine der äußersten römischen Provinzen, sieht sich zwei Bedrohungen gegenüber. Zum einen Drängen die Pikten (Kelten) von Norden schon seit Jahren ins Land, zum anderen kommen nun auch noch die Sachsen über das Meer und wollen die Provinz für sich beanspruchen.
Die Antwort der Römer auf diese Begebenheiten lautet Rückzug.

In Mitten diesem Wirrwarr leistet Arturio, auch Arthur genannt, seinen Dienst in der römischen Legion. Er ist der Anführer einer kleinen Truppe von Rittern, die sich aus römischen Bundesgenossen zusammensetzt, die zwangsverpflichtet wurden Rom 15 Jahre zu dienen.

Ihre 15 Jahre Dienst neigen sich nun dem Ende zu, doch anstatt der erhofften Entlassungspapiere, die ihnen freies Geleit durch das römische Reich garantieren, erhalten sie einen letzten, lebensgefährlichen Auftrag. Sie sollen auf Geheiß von Bischof Germanius eine römische Familie jenseits des Hadrainswalls aufsuchen und ihnen sicheres Geleit nach Britannien bieten.

Nur ungern schickt Arthur seine Männer nochmals in die Schlacht, der er befürchtet, dass sie dieses Mal nicht mehr mit ihrem Leben davon kommen werden, zumal die Sachsenarmee immer näher rückt.



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Filmreview
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Betrachtet man diesen Film als reines Unterhaltungskino und sieht ihn sich mit keinerlei hochgestellten Erwartungen an, steht einem kurzweiligen Filmvergnügen nichts im Wege.
Für ein modernes Blockbuster-Kino hat „King Arthur“ alles, was das Herz eines jeden Action-Fans höher schlagen lässt. Viele, schön in Szene gesetzte Schlachten, ein paar ansehnliche Special Effects, eine Story, über die man nicht lange nachdenken muss, Humor und dumme Sprüche, ein Liebespaar und ein paar knackige Jungstars.

Historisch betrachtet ist dieser Film wahrscheinlich grober Unfug. Da ich mich in der geschichtlichen Materie um die Artus-Sage nicht so bewandert fühle, werde ich jetzt die historische Ansicht verlassen und mich allein auf die filmischen Qualitäten des Filmes beschränken. Und von denen hat der Film einige, auch, wenn das viele nicht so sehen.

Hervorzuheben sind die wirklich toll inszenierten Schlachten und Kämpfe, besonders die des Director’s Cut (siehe weiter unten). Besonders bei der großen Schlacht gegen die Sachsen wechselt der Film häufiger in der Perspektive. Im Wechsel bekommt man hier Zweikampfszenen und Szenen aus dem allgemeinen Schlachtgetümmel zu sehen. Das macht die Kämpfe zu einen abwechselungsreicher und spannender, zum anderen schafft es eine Art Überblick. Überblick in dem Sinne, als das man noch weiß, wer den nun wer ist. Obwohl die Kampfszenen, wie üblich, relativ schnell geschnitten sind, kann man ihnen noch gut folgen.
Ich bin eigentlich kein Freund des wilden Schneidens und Zusammensetzten von Szenen. Es soll dem Film und der Szenen mehr Dynamik und Spannung verleihen. Ich bin der Meinung, dass man Szenen, denen von vornherein eine gewisse Hektik nicht abzusprechen ist, nicht noch hektischer machen sollte, in dem schnelle Schnitte setzt. Dies hat zur Folge, dass man sich bei einem Puzzle aus vielen kleinen Bildchen eine Schlachtszene zusammenbasteln muss. Filmisch gelungener, aber weitaus weniger spektakulär wäre es, die Kamera für längere Zeit durchlaufen zu lassen und einen Szenenteil aus nur einer Perspektive und einer Entfernung zu zeigen. Alte Samurai-Filme arbeiten auf diese Weise und die Kämpfe sind weiß Gott nicht einschläfernd oder langweilig.
„King Arthur“ geht den bequemen Mittelweg, was für einen Film dieser Machart durchaus akzeptabel ist.

Aufgewertet werden die Kampfszenen, aber auch der restliche Film durch die schöne Kulisse und die tollen Kostüme. Gedreht wurde zwar nicht in England, aber die irischen Landschaften stehen den englischen in nichts nach. Extra für den Film, baute man sogar einen Teil des Hadrainswall nach, der Rest wurde mit Computertechnik ergänzt.
Besonders gelungen fand ich die Kostüme der Sachsen. Die archaischen Helme und fellbehangenen Rüstungen passen gut zu dem rauen und wilden Bild, das der Film von den Sachsen vermittelt und das auch ein Stück weit der Wahrheit entspricht.
Jeder Ritter trägt eine spezielle Rüstung und kämpft mit bestimmten Waffen, die ein Stück weit auch seinen Charakter widerspiegeln. So ist der Späher der Truppe, Tristan, nur mit einer leichten Rüstung und einem Einhänder bewaffnet. Als Hauptwaffe führt er einen kurzen Bogen bei sich. Arthur ist selbstverständlich mit einer Rüstung der römischen Legion ausgestattet und kämpft einem Schwert, das ein wenig zu lang ist, jedoch sehr an die römische Kurzschwerter erinnert. Wie sehr sich Waffen und Rüstungen an den geschichtlichen Originalen orientieren, könnte ich zu diesem Zeitpunkt nur raten.

Die Story dient in diesem Film nur als äußerer Rahmen und ist recht einfach gestrickt. Im Grunde ist von allem ein bisschen enthalten, von manchen Dingen auch ein bisschen mehr: Action, Humor, Liebe und Gefühl, der innere Konflikt des Helden, der durch und durch böse, verachtenswerte Gegenspieler. Es wurde nichts vergessen.
Genau wie die Story machen auch die Charaktere keine wirkliche Entwicklung durch und man muss sich ihre Geschichten aus den wenigen wichtigen Dialogen zusammenreimen. Die restlichen Dialoge befinden sich auf minimalem Niveau.
Trotz ihrer Flachheit haben die Charaktere einen gewissen Charme, der viel mit den darstellerischen Darbietungen zusammenhängt.
Clive Owen verkörpert den teils naiven, teils fest entschlossenen römischen General sehr überzeugend, bleibt jedoch weit hinter seinen Möglichkeiten zurück.
Die restlichen Ritter werden von mir zum größten Teil unbekannten Jungstars, wie Ioan Gruffudd, Joel Edgerton oder Hugh Dancy gespielt. Alle wurden hervorragend und ihrer Rolle entsprechend passend besetzt, dennoch war niemand dabei, der durch unglaublich bewundernswerte Leistung aufgefallen wäre. Ganz klar hervorsticht Stellan Skarsgård, der den unbarmherzigen Anführer der Sachsenarmee spielt. Diese Emotionslosigkeit und Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben seiner Männer, diese Härte und gleichzeitig diese Besonnenheit und Stärke mit der er den Sachsen auf die Leinwand bringt, könnte treffender nicht sein. Da er keinen Mann der großen Worte spielt, fällt die Schwäche der Dialoge bei seiner Rolle nicht so sehr ins Gewicht, sondern unterstreicht sie sogar noch.
Keira Knightley, die neue Überfliegerin Hollywoods, liefert eine ähnlich solide Darstellung, wie in Fluch der Karibik ab. Nichts weltbewegendes, aber durchaus nicht schlecht.

Es ist leider nicht zu übersehen, dass dieser Film sehr viel Pathos und Klischees arbeitet. Der ewige, unerschütterliche Held, der seiner Bestimmung gemäß, in eine aussichtslose Schlacht zieht, um für seinen Traum von Freiheit und Ehre zu kämpfen. Für manche mag das heroisch klingen, für die meisten hingegen jedoch ziemlich abgedroschen. Auf Szenen, in denen Arthur in Zeitlupe durch ein von Nebel umwölktes Tor seinen Feinden entgegen reitet, hätte man sich getrost sparen können.

Trotz aller Unterhaltsamkeit täuscht der Film nicht darüber hinweg, dass er im Grunde zu den Filmen gehört, die man sich einmal ansieht und dann wieder vergisst.



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Der Director’s Cut
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Ein Zauberwort unter Filmfans. Wo immer dieses Wort fällt, da werden die Ohren gespitzt.
Über einen 14 Minuten längeren Film dürfen sich alle Käufer der unzensierten DVD freuen.
Die Auffälligste Änderung ist eindeutig die Erweiterungen in den Schlachtszenen. Diese sind nun weitaus blutiger und brutaler als in der Kinofassung. Man darf sich also auf Blutspritzer und abgetrennte Körperteile freuen, sofern man sich darüber freuen kann.
Ob appetitlich oder nicht, die Kämpfe erhalten durch einen viel realistischeren Beigeschmack und fügen sich besser in das raue Gesamtbild ein.

Neben all der neuen Szenen aus dem Schlachtgetümmel, gibt es auch neue Szenen, die die Handlung ein weniger besser erklären und So bekommt man am Anfang z.B. eine Szene mit Arthur und seinem Mentor zusehen, die den Ursprung von Arthurs unerschütterlichen Glauben an die menschliche Freiheit verdeutlicht.

Alles in Allem macht der Director’s Cut den Film nicht besser und nicht schlechter, er löst ganz einfach nur ein paar inhaltliche Fragen, die die Kinofassung ihrer Zeit aufgeworfen hat. Er macht den Film auch ein Stück weit erwachsener. Die Steigerung der FSK von 12 auf 16 halte ich durchaus für berechtigt, da einige Szenen viel brutale Kampfszenen vom Schwertschwingen bis zum durch die Luft segelnden Kopf zeigen.



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Darsteller
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Clive Owen .... Arthur
Ioan Gruffudd .... Lancelot
Mads Mikkelsen .... Tristan
Joel Edgerton .... Gawain
Hugh Dancy .... Galahad
Ray Winstone .... Bors
Ray Stevenson .... Dagonet
Keira Knightley .... Guinevere
Stephen Dillane .... Merlin
Stellan Skarsgård .... Cerdic
Til Schweiger .... Cynric



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Filminfos
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Laufzeit: ca. 126 min. (Director’s Cut ca. 140 min.)

Herstellungsland: USA

FSK: ab 12 (Director’s Cut ab 16)

17 Bewertungen, 1 Kommentar

  • alltagsaerger

    15.03.2005, 11:25 Uhr von alltagsaerger
    Bewertung: sehr hilfreich

    Der Wahrheitsgehalt der meisten sogenannten historienfilme tendiert doch gegen null und dieser Film beansprucht für sich noch nicht mal historische Genauigkeit. Wenn man das berücksichtigt, kann man durchaus Spaß haben. Gruß, Claudia.