King Arthur - Die Wahrheit hinter der Legende (DVD) Testbericht

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ab 7,00
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Erfahrungsbericht von DaFüsh

Le Roi est mort, vive le Roi...

Pro:

Neue Geschichte, Hans Zimmer´s Musik

Kontra:

seltsame Atmosphäre, schwache Darsteller, T. Schweiger

Empfehlung:

Nein

Wer heutzutage ins Kino geht, vergleicht fast zwangsweise Aktuelles mit schon einmal Gesehenem. So kommt man bei Historienschinken nicht umhin, Gladiator, Troja oder auch Braveheart als Maßstab zu benutzen.

Mit entsprechend hohen Erwartungen waren wir denn nun unlängst in „King Arthur“. Immerhin war der Hauptdarsteller mal als neuer James Bond im Gespräch und die schnuckelige, wenn auch hier nicht sooooooo weibliche Keira Knightley ist ja für die Männerschaft auch immer mal ein Hingucker. So denn, möge Excalibur sprechen:



Die Story versucht hier mal einen bisher unbekannten und für meinen Geschmack recht interessanten Ansatz der Figur „Arthur“. Nicht im Mittelalter soll er sich mit seiner Tafelrunde getummelt haben, sondern schon zu Beginn der modernen Zeitrechnung, als sich dass Römische Reich noch bis nach Britannien erstreckte.

Und nicht nur das: Arthur (Clive Owen) ist auch noch halber Römer. Sein Vater – ein römischer Offizier – hat bei der Eroberung Britanniens anscheinend Gefallen an der dort beheimateten Weiblichkeit gefunden zu haben, zumindest eine davon: Arthurs Mutter.

Arthur wünscht sich nichts mehr, als Britannien endlich wieder zu verlassen um nach Rom zurückzukehren. Schließlich ist Merlin (Stephen Dillane) – der Anführer der britannischen Ureinwohner – verantwortlich für den Tod seiner Mutter und damit quasi Arthurs Dienstbeflissenheit im Sinne Roms. Doch bevor er die Reise in die Heimat antreten kann und die ihn begleitenden sarmatischen Ritter – Lancelot, Galahad, Bors, Dagonet, Tristan und Gawain – ihre Freiheit nach 15 Jahre Armeefrondienst wieder erlangen, muss er noch einen letzten Auftrag erfüllen.
Es gilt, eine römische Familie aus dem Norden der Insel sich diesseits des Hadrianswall zu bringen, da Rom sich aus Britannien zurückziehen will.
Damit werden das Land und seine Bewohner den anrücken Sachsen – angeführt von Cerdic (Stellan Skarsgård) und seinem Sohn Cynric (Til Schweiger) – ausgeliefert.

Die Begegnung mit der mutigen Schönheit Guinevere (Keira Knightley) und einige andere Begebenheiten während ihrer Mission lassen Arthur an allem zweifeln, was für ihn vorher unerschütterliches Weltbild war. Die Erkenntnis, dass das Rom seiner Vorstellung nichts mit der Realität zu tun hat und sein ausgeprägter Kampfeswille lassen ihn immer mehr zu einem Britannier werden – der Anfang einer großen Geschichte…

Soweit – so gut, wirklich! Ein neuer Gedankengang, der mir sehr gut gefällt. Nun zur Inszenierung:


Wo fange ich da am Besten an… mit den Darstellern:
Clive Owen bleibt in der Rolle des nachdenklichen Arthur in meinen Augen einfach nur blass. Keine Spur von einem mitreißenden Anführer wie Mel Gibson in Braveheart. Kaum etwas von der überzeugenden, die Gerechtigkeit auf seiner Seite habenden, Kampfkraft eines Russel Crowe in Gladiator. Schade…
Die Ritter der Tafelrunde – allesamt unbekanntere Gesichter – spielen Ihre Rollen recht ordentlich. Vor allem die Frotzeleien und Nickeligkeiten erzeugen gewisse Heiterkeit beim Zuschauen. Beispiele?
Bors: „Mein Weib und ich machten uns nicht die Mühe, unseren Kindern Namen zu geben. Bei uns gibt es nur Nummern!“ Galahad: „Ach was, ich wusste gar nicht, dass du zählen kannst…“
Bors: „Nummer 4 – den mag ich am liebsten. Das ist eine richtige Kämpfernatur!“ Lancelot: „Das muss daran liegen, dass er von mir ist…“
Und noch mehr von der Art…wie gesagt, nicht schlecht!

Guinevere (Keira Knightley), nicht so oft zu sehen, sehr nachdenklich, ungemein maskulines Kampfkostüm (zumindest habe ich nichts feminines entdeckt), mehr oder weniger sinnvolle, jedoch die Wandlung von Arthur begründende Dialoge mit selbigem. Aber insgesamt eher flach (im wahrsten Sinne des chauvinistischen Wortes *fg*)

Die Sachsen, die gar nicht so gesächselt haben. Cerdic (Stellan Skarsgård) und Cynric (Til Schweiger) sehen zumindest durch und durch böse aus. Skarsgård vermag zumindest mit exzellenter Mimik auch schauspielerisch viel rüberzubringen, wohingegen der Deutsche einfach nur nicht in diesen Film gehört – allenfalls als Statist. Permanent erwartet man den möglichst frühen Tod in der Schlacht.

*SPOILER*
Aber der zieht sich leider hin
*SPOILER ENDE*

Wahrscheinlich schuldete Antoine Fuqua dem Til Schweiger noch etwas wegen „The Replacement Killers“, dessen Einspielergebnisse nur spärlich über den Kosten lagen. Anders kann ich mir die Besetzung nicht vorstellen ;o)


Atmosphärisch ist dieser Film auch nur zum Teil als gelungen zu bezeichnen. Auf der einen Seite die gewohnt bemerkenswerte Musik des Meisters Hans Zimmer. Mit ordentlichem Bums inszeniert er hier in bekannt routinierter Weise. Allerdings klingen manche Samples recht bekannt (Gladiator, Blackhawk Down).
Was die Bilder betrifft, fällt das Urteil etwas differenzierter aus. Sicher beweist Kameramann Slawomir Idziak, dass er sein Handwerk versteht. Die Aufnahmen während der Schlachten sind klasse geworden, man fühlt sich wie mittendrin. Aber der verwendete Filter schafft hier eine Art von Atmosphäre, mit der man irgendwie nicht warm wird. Es ist schwer zu beschreiben – vielleicht ist damit ja auch das miese Wetter auf der Insel ganz gut rübergebracht – aber bei Gladiator wirkte das alles eindrucksvoller.
Und hier sind wir auch schon beim eingangs erwähnten Problem: „King Arthur“ ist mit Sicherheit kein schlechter Film. Bei weitem nicht. Die Kampfszenen, die Landschaften (vor allem auf dem zugefrorenen See), wie gesagt der Soundtrack und auch der ein oder andere Mime – alles sehr ordentlich.
Er ist aber, gemessen an der zum Teil einige Jahre alten Konkurrenz, deutlich schwächer. Und in diesem Zusammenhang muss man die Gesamtbewertung sehen. „King Arthur“ plätschert so vor sich hin, ohne einem großen spannenden Moment entgegen zu sehen. Zu vorhersehbar erscheint einem jede kleine Entwicklung der Handlung.
Ungewöhnlich und störend für meinen Geschmack (und auch den meiner Begleiter) ist das fehlende Blut – einziges Manko der Kampfszenen. Hier wird für die FSK12 teuer mit Glaubwürdigkeit bezahlt!

Alles in allem: gut, dass ich nur den Studententarif bezahlt habe, denn King Arthur ist in meinen Augen nur wirklichen Geschichtsbegeisterten zu empfehlen, die die interessanten neuen Aspekte der Geschichte und ein paar schöne Bilder mit ordentlich Musikdampf genießen wollen. Anspruchsvolleres Publikum ist hier eher fehl am Platz.


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FACTS ZU „KING ARTHUR“

Dauer: 126 Minuten (FSK 12)

Die Darsteller:
Arthur . . . . Clive Owen (Gosford Park, Die Bourne Identität)
Lancelot . . . Ioan Gruffudd (Blackhawk Down, The Gathering)
Tristan . . . . Mads Mikkelsen (mir bis dato unbekannt)
Gawain . . . . Joel Edgerton (Ned Kelly, Star Wars Episode II & III)
Galahad . . . . Hugh Dancy (Blackhawk Down)
Bors . . . . Ray Winstone (Darkness Falls, Sexy Beast, Cold Mountain)
Dagonet . . . . Ray Stevenson (mir bis dato unbekannt)
Guinevere . . . . Keira Knightley (Kick it like Beckham, Fluch der Karibik)
Merlin . . . . Stephen Dillane (Spy Game, The Hours)
Cerdic . . . . Stellan Skarsgård (Good Will Hunting, Ronin, Dogville)
Cynric . . . . Til Schweiger (Der Eisbär, Bang Boom Bang, Driven, (T)raumschiff Surprise)


Produzent:
Jerry Bruckheimer (Bad Boys 1 & 2, The Rock, Con Air, Pearl Harbor, Fluch der Karibik, Blackhawk Down und und und)

Regie:
Antoine Fuqua (Training Day, Tränen der Sonne)

Musik:
Hans Zimmer (Gladiator, MI2, Blackhawk Down, Fluch der Karibik und und und)

Kamera:
Slawomir Idziak (Gattaca, Proof of Life, Blackhawk Down)



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