Kissing Jessica (DVD) Testbericht

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ab 7,68
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Erfahrungsbericht von Abana1

Zu was Rilke alles gut ist

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Am Samstag war ich mal wieder im Kino, da ich unbedingt den Film \'Kissing Jessica\' sehen wollte. Vorab hatte ich schon eine Menge darüber gehört, denn er lief schon letztes Jahr bei diversen Filmfestivals. Das hat mich dann doch gehörig neugierig gemacht, und ein Kinobesuch bei einem Film mit Frau/Frau-Beziehung ist sowieso irgendwie Pflicht für mich :-)


Handlung
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Jessica Stein ist 28 Jahre alt und noch immer Single. Das führt natürlich zu ständigen Kommentaren ihrer Mutter, und zu schlechten Dates mit genauso verzweifelten Männern. Wenigstens in ihrem Beruf als Zeitungsredakteurin findet sie Bestätigung. Als aber dann auch noch ihr Bruder Dan seine Hochzeit ankündigt, beginnt erneut die Torschlußpanik um sich zu greifen. Auf Arbeit bekommt sie dann eine Kontaktanzeige vorgelesen, die sofort ihr Interesse erweckt, denn ihr Lieblingsdichter Rilke wird zitiert - allerdings befindet sich diese Kontaktanzeige in der \'Sie sucht Sie\' Rubrik.

Aufgegeben hat die Anzeige die Galeristin Helen, die nun nach unzähligen Männeraffären auch mal die andere Seite ausprobieren möchte. Jessica antwortet auf die Anzeige, in der Hoffnung eine gute Freundin zu finden. Bei dem ersten Treffen verliert sie aber den Mut und will sofort wieder verschwinden. Helen kann sie aber zu einem Gespräch überreden, und so kommt es, das beide einen sehr unterhaltsamen Abend miteinander verbringen. Bei weiteren Dates kommen sie sich immer näher, aber Jessica möchte alles langsam angehen - und so bleibt es vorerst beim Küssen.

Jessica ist durch ihre entflammte Liebe bestens gelaunt und das entgeht auch nicht ihren Freunden und Mitarbeitern. Sie wird nun auch ständig nach dem Freund gelöchert, denn irgendwo her muß ja diese gute Laune kommen. Auch ihr Chef Josh hegt großes Interesse, denn irgendwie hat ihm Jessica ohne \'Freund\' besser gefallen. Als die Hochzeit von Dan ansteht, ist Jessica mit ihrer Mutter Kleider einkaufen, als Helen hinzukommt. Jessica hatte ihr die Hochzeit verschwiegen, damit es nicht dort zum Coming Out kommt. Helen trennt sich von Jessica, da diese nicht bereit ist, mit ihr in die Öffentlichkeit zu gehen. Jessica ist zu Tode betrübt, und das entgeht auch nicht ihrer Mutter...


Daten
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Regisseur: Charles Herman-Wurmfeld

Darsteller:
- Jennifer Westfeldt (Jessica Stein)
- Heather Juergensen (Helen Cooper)
- Scott Cohen (Josh Meyers)
- Tovah Feldshuh (Judy Stein)

Spielzeit: 96 min

FSK: ab 6 Jahre

Webseite:
- deutsch: http://www.kissingjessica.de/
- englisch: http://www.foxsearchlight.com/kissingjessicastein/

Kinostart Deutschland : 25.Juli 2002


Die beiden Hauptdarstellerinnen Jennifer Westfeldt und Heather Juergensen sind auch die Autorinnen der Story. Bei einem Theaterworkshop im Jahr 1997 haben sie ein Stück geschrieben, in dem verschiedene Sketche über Rendezous aneinandergereiht sind - als \'Lipschtick\' lief es auf verschiedenen Bühnen. Die eine Szene über zwei heterosexuelle Frauen sollte nun in einem Film verwandelt werden. Nachdem Produzenten und Regisseur gefunden waren, gingen im Jahr 2000 die Dreharbeiten los. Das Resultat kann man jetzt in den Kinos sehen.

Und noch eine Frage am Rande: Kann mir jemand von euch erklären, wieso der Film im Englischen \'Kissing Jessica Stein\' heißt, und im Deutschen \'Kissing Jessica\'? Ist der Titel für die Deutschen etwa zu lang? ;-)


Meine Meinung
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Zuerst eine Bemerkung zu dem nachfolgenden Text: Wer den Film noch nicht gesehen hat, und auch nichts über das Ende erfahren will, sollte hier nicht weiterlesen, denn irgendwie ist es mir nicht so richtig gelungen, meine Meinung zum Film niederzuschreiben und nichts über den Inhalt zu verraten.


*****Spoiler******

Da \'Kissing Jessica\' in den USA schon vor einer Weile in den Kinos lief, habe ich schon im Voraus viel über den Film gelesen - so auch über das Ende. Dies führt nämlich auf diversen Message Boards zu heißen Diskussionen, da ja Jessica am Ende wieder zu einem Mann zurückgeht. Zuerst hatte ich deshalb auch keine Lust mir den Film anzuschauen, denn dieses typische \'die Rettung kommt mit einem Mann\' Klischee wollte ich mir auch nicht antun. Aber in ein paar Reviews zum Film wurde die Geschichte dann doch etwas differenzierter betrachtet, und deshalb habe ich mir den Film nun angesehen, denn auf die eigene Meinung kann man sich doch am besten verlassen.

Das Fazit nach dem Kinobesuch ist, das mir der Film sehr gut gefallen hat. Das oben angesprochene Klischee konnte ich auch nicht so recht wiederfinden - gut, wenn man den Film oberflächlich betrachtet und nur die Tatsache sieht, das Jessica zu einem Mann zurück ist, stimmt das Klischee schon irgendwie, aber das war ja schließlich nicht der Punkt des Films. Vielmehr geht es doch hier das Durchbrechen von eingefahrenen Regeln und Vorstellungen. Helen ist die typische freizügige Frau, die kein Problem hat, mal eine Beziehung mit einer Frau auszuprobieren. Jessica rutscht da irgendwie rein, und mittendrin merkt sie, das es ihr gefällt. Und während man sich so auf Jessica konzentriert, bemerkt man kaum, das eigentlich Helen ihr Coming Out durchmacht. Jessica ist und bleibt heterosexuell, und verwechselt einfach Freundschaft mit Leidenschaft. Trotzdem wäre sie ohne diese Beziehung nie in der Lage gewesen eine Beziehung zu führen, da sie sich wohl nie richtig auf jemanden hätte einlassen können. Natürlich hätte auch ich mich über ein anderes Ende gefreut, aber auch so war der Film gut.

*****Spoiler******


Nun geht es hoffentlich ohne größere Spoiler weiter. Während also die Darstellung der beiden Frauen ohne größere Kilschees auskommt, sind die beiden Schwulen jenseits von einer angemessenen Charakterzeichnung. Hier bekommt man nur Klischees serviert, was einnigermaßen überrascht, denn bei den beiden Frauen hat man viel Wert auf Dialoge und Charakterbildung Wert gelegt. Gut, die beiden Schwulen sind auch nur am Rande der Story, aber man hätte hier etwas mehr Zeit und Dialoge investieren können. Ansonsten kann ich nicht viel an dem Film rummeckern. Es handelt sich hier eben um die klassische romantische Komödie, die erfreulicherweise auch mal in der Kombination Frau/Frau daherkommt. Man sollte sich eben einfach an dieser Karrikatur einer Großstadtpflanze erfreuen - und wenn einem \'Bridget Jones\' und \'Sex and the City\' gefallen hat, ist man hier auch genau richtig.

Den beiden Hauptdarstellerinnen Jennifer Westfeldt und Heather Juergensen kann man auch nur ein Lob aussprechen. Vor allem Jennifer Westfeldt als Jessica spielt echt super. Und da es sich hier nicht um eine große Sozialkritik, sondern um einen Unterhaltungsfilm handelt, sollte man auch nicht nach der besonderen Tiefe suchen. Das Thema wird witzig und gefühlvoll dargestellt, und gerade dies macht \'Kissing Jessica\' so liebenswert. Wenn man also wenigstens die Message mit aus dem Kino nimmt, das man jeder Person eine Chance geben sollte, und sich nicht durch das Geschlecht beschränken läßt, wäre die Gesellschaft einen Schritt weiter. Für die Zukunft wäre es wünschenswert, wenn man mehr solche lockeren und unbeschwerten Filme über menschliche Beziehungen zu sehen bekommt - ob nun Frau/Mann, Frau/Frau oder Mann/Mann, es kommt schließlich auf die Liebe an.


Epilog
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Ich kann den Film \'Kissing Jessica\' nur jedem empfehlen, vor allem, wenn man Filme/Serien wie \'Bridget Jones\' und \'Sex and the City\' mag. Es ist ein kleiner unterhaltsamer Film, der in einer interessanten Story die Verwirrungen der Gefühle zweier Frauen zeigt. Die beiden Hauptcharaktere wirken sympathisch, was dem Film natürlich zu gute kommt.

Kein cineastisches Meisterwerk, aber eine sehr unterhaltsame romatische Komödie.

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