Kohlhiesels Töchter (DVD) Testbericht

Ja ich weis, dass es nicht jedermanns Sache ist, Filme, die in den 60ziger Jahren gedreht wurden, sich anzuschauen. Uns, meinem Mann und mir gefallen so hin und wieder Filme, bei welchem man richtig schön dahin schmachten kann, wobei ich Euch mit einer weiteren humorvollen Komödie mit der genialen Schauspielerin Liselotte Pulver, die auch zu den beliebtesten Stars der 60ziger Jahre zählte, und Anfang Oktober ihren 80zigsten Geburtstag feierte, beglücken möchte. Kohlhiesels Töchter heißt dieser Streifen, der zu einer meiner Lieblingsfilme mit ihr zählt, welchen ich schon so oft im Fernsehen gesehen habe, und noch immer total komisch finde, dass ich mir das Lachen nicht verkneifen kann. Also besorgte ich mir Anfang dieser Woche diese gleichnamige DVD, die wir uns gemeinsam dann anschauten.

Nun kurz zu der Geschichte

Gleich am Anfang sieht man sehr schöne Aufnahmen, wie Anfang der 60ziger Jahren der Stachus in München ausgesehen hat, wobei dort die Geschichte ihren Lauf nimmt.

Liesel (Liselotter Pulver), die eine Tochter des Gasthofbesitzers Kohlhiesel ist, legt in München in der Hotelfachschule ihre Prüfung ab, wobei der hungrige und knapp bei Kasse Student Günter (Dietmar Schönherr), sich unter die Prüfungskommission schmuggelt, und sozusagen zu einem Gratisessen kommt, dass ihm von der hübschen, aber auch recht schlagfertigen Liesel serviert wird. Und weil Liesel so pro forma auch Abkassieren muss, muss Günter diesen Wisch unterzeichnen, wobei er einen Treffpunkt mit ihr vereinbar, an welchem sie jedoch nicht erscheint, weil ihr Herz schon einem aus dem Dorf Hinterflü im Berner Oberland gehört.

Derweilen im Gasthof im Berner Oberland, in welchem der Vater Kohlhiesel (Heinrich Gretler) mit der älteren Zwillingstochter Susi (Liselotte Pulver), die Gastwirtschaft führt, wobei sie das genaue Gegenteil von ihrer jüngeren Schwester Liesel ist. Susi ist grob, ungehobelt und legt nicht viel Wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild, sodass sie im Ganzen Dorf als Beißzange bekannt ist. Genauso gut kann sie es nicht mit ansehen, wenn zwei zärtlich zueinander sind. Sozusagen spürt man, dass Susi eifersüchtig ist, weil sie nur von den Männern verspottet wird.

Ein großer Empfang wird ihr bereitet, als Liesel mit dem Zug in ihrem Heimatort Hinterflü ankommt, denn ein Männerchor bringt ihr ein Ständchen, bei welchem ihr Liebster Toni (Helmut Schmid) mitsingt und Blumen überreicht.

3 Jahre hat Toni auf Liesel gewartet, wobei er sie so schnell wie möglich heiraten möchte, jedoch Liesel darf erst heiraten, wenn Susi verheiratet ist. Dieses Versprechen hat der Vater Kohlhiesel der Mutter auf dem Sterbebett gegeben.

Susi bestaunt die schönen Kleider ihrer Zwillingsschwester Liesel, wobei sie sich eins nach dem andern an sich hält und schließlich ein ganz rotes anzieht. Plötzlich hört sie draußen Hilferufe von Feriengästen, weil der Stier sich losgemacht hat. Ohne viel zu überlegen rennt Susi mit dem knallroten Kleid auf die Weide, wobei der Stier sich Richtung Susi bewegt, und sie in einem Kloohäuschen Unterschlupf findet. Toni, der meint, es handle sich um Liesel eilt zu Hilfe, und lacht schließlich Susi aus, weil sie ein nobles Kleid zu Wollstrümpfe und Stallschuhen an hat, und dazu die Haare zu einem Dutt hochgesteckt sind.

Sah aber auch urkomisch aus, wobei mir persönlich Susi schon leid tat.

In der Zwischenzeit gibt der Vater Kohlhiesel eine Kontaktanzeige für seine Tochter Susi auf, da sie bis jetzt mit ihrer Art alle Mannsbilder verjagt hat, jedoch gleichzeitig gibt auch Susi eine Anzeige auf, da sie einen Kellner und einen Knecht in einer Person sucht.

Auf die Anzeige vom Vater treffen bald darauf viele Bewerber im Gasthof ein, da sie ja von der großen Mitgift gelesen haben. Susi, die nichts von der Annonce des Vaters weis, ist in der Annahme, dass sich diese Männer alle auf ihr Inserat gemeldet haben, wobei sie sich den hübschen, jungen Rolf (Peter Vogel) aussucht, der aus der Stadt kommt.

Günter, den Liesel bereits in München kennengelernt hat, ist nun mehr durch Zufall, auch im Gasthof angekommen, wobei er die Stelle als Kellner bekommt. Und weil Günter mit Liesel oft miteinander rumalbert, verliebt sich Günter in sie, wobei Susi eifersüchtig wird, und sie Günter erzählt, dass Liesel dem Toni versprochen ist.

Ja, und auch Susi hat Augen im Kopf und kann eins und eins zusammenzählen, was dieser Rolf vor hat. Dieser ist nur wegen der Mitgift auf den Hof gekommen, wobei er schon damit rechnet, dass er nun bald das Vermögen besitzt. Und deshalb informiert er schon mal die Leute aus nah und fern, sich das Grundstück anzusehen.

Nun hecken die zwei, Toni und Günter einen Plan aus, wobei die ganze Idee von Günter kommt, wonach Toni zuerst nur mal so zum Schein Susi heiraten soll, denn wenn er recht böse zu Susi ist, reicht sie sicher bald die Scheidung ein. Und in der Zwischenzeit kümmert Günter sich einwenig um Liesel, wobei Toni nun nicht so recht weis, ob er nun Günter trauen kann oder nicht. Jedoch da dies der einzige Ausweg ist, willigt Toni schließlich ein.

Klar, ist nun Susi ziemlich verdutzt, als Toni ihr einen Heiratsantrag macht, wobei Susi zuerst meint das Toni sie wieder einmal auf die Schippe nehmen will. Erst als sie mit Toni tanzt findet sie gefallen an ihm, wobei ihre bedenken noch groß sind, da Toni ja der Liesel versprochen ist. Wie schon erwähnt, ganz recht ist es Susi nicht, dass ihre Schwester nicht den Toni bekommt und deshalb tröstet Liesel Susi mit folgendem schönen Lied:

Jedes Töpfchen find sein Deckelchen
Jeder Kater find die Katz
Jedes Knöpfchen find sein Fleckelchen
Jedes Mädchen seinen Schatz

Worauf Susi weiter singt:

Sicher find der Topf sein Deckelchen
Und der Kater seine Katz
Sicher find der Knopf sein Fleckelchen
Nur für mich gibt’s keinen Schatz

Und Liesel singt weiter:

Das Glück kommt über Nacht
Vielleicht eh du´s gedacht
Hoff nur ein bissel drauf
Und halt die Augen auf
Die Liebe winkt auch Dir, das glaube mir

Zu zweit singen sie dann:

Jedes Töpfchen find sein Deckelchen
Jedes Täubchen seinen Schlag
Jedes Herzerl hat ein Eckelchen
Wo die Liebe wohnen mag

Die Liesel allein:

Drum schließ dein Herz nicht zu
Oft kommt das Glück im nu
Es kann schon heute sein
Gib acht und sag nicht nein
Wenn es sich blicken lässt dann halt es fest

Und beide singen:

Jedes Töpfchen find sein Deckelchen
Jeder Kater find die Katz
Jedes Knöpfchen find sein Fleckelchen
Jedes Mädel find sein Schatz


Erst als Susi und die Liesel sich aussprechen, nimmt Susi ihren Toni. Das Brautpaar Susi und Toni tanzt auf der eigenen Hochzeit nicht mit einander, sondern Toni betrinkt sich so, dass Susi allein schlafen geht und die Nacht alleine im Ehebett verbringt, während Toni noch munter weiter zecht und Spotlieder singt.

Kameraden tragen Toni in die Wohnung, das er nicht mal selber mehr mitbekommt, worauf er Tags darauf noch einen mächtigen Kater hat. Aber da er die Susi nur zum Schein geheiratet hat, zertrümmert er den ganzen Hausrat der Wohnung, in der Hoffnung, dass sie nun die Scheidung einreicht. Als kurz darauf die Polizei erscheit nimmt Susi ihren Mann in Schutz, wobei sie ihr erklärt, dass ja schließlich jeder seine Wohnung gestalten kann wie es einem passt, und dass Leute in der Hochzeitsnacht unterm Schlafzimmerfester von frisch vermählten nix verloren haben. Diese Art wie seine Frau Susi ihn vor der Polizei in Schutz nimmt, imponierte Toni enorm.

Von Toni erfährt Liesel, dass es sich bei der Heirat nur um eine Scheinhochzeit gehandelt hat, worüber sie sehr empört und enttäuscht von ihm ist, wie er ihre Schwester damit missbraucht hat. Auch Susi spürt, dass Toni sie nicht liebt, wobei Liesel die total unglückliche Susi tröstet und ihr einen Rat gibt. Denn nun verwandelt sich Susi in die gleiche liebreizende Frau wie ihre Schwester, wobei nun Toni doch bei seiner Susi bleiben will und Günter bittet, dass er nun die Liesel nimmt. So schauen die beiden Männer recht verdutzt, als beide so bezaubernd und zum Verwechseln ähnlich vor sie treten, und diese nicht wissen, wer ist nun die Susi und wer die Liesel ist.

Nun zu meiner Meinung

Obwohl ich den Film schon sehr oft gesehen habe, finde ich ihn noch immer genial, zumal Liselotte Pulver die Susi und die Liesel als Doppelrolle spielt. Im Grunde wie im doppelten Lottchen, wobei das widerspenstige schon „Der widerspenstigen Zähmung“ ziemlich nahe kommt. Einfach erstklassig spielt sie diese, zum einen die recht hübsche, von vielen Männern begehrte Liesel und zum anderen die kratzbürstige, nicht viel Wert auf ihr äußeres legende Susi. Dabei muss ich den Maskenbildner ein großes Lob aussprechen, denn als Susi wirkt Liselotte Pulver schlanker im Gesicht, und hat Sommersprossen, wobei man meinen könnte, dass es sich um verschiedene Personen handelt.

Einfach genial wie sie Grimassen schneiden kann, wobei ihr fröhliches, herzhaftes Lachen unwillkürlich ansteckend wirkt, sodass man einfach mitlachen muss. Auch wie sie sich in den doch verschiedenen Charakteren, kratzbürstig, grob und hässlich und dann wieder charmant und hübsch, zurechtfindet und dies auch hervorragend zum Ausdruck bringt, wobei sie mit ihren zwei verschiedenen Temperamenten, die sie zu spielen hat umzugehen weis, ist eine Meisterleistung.

Und gerade deshalb finde ich diesen Film „Kohlhiesels Töchter“ so grandios, weil da wirklich so viel Herzlichkeit und Natürlichkeit drin steckt, wobei es sicher im realen Leben so oder so ähnlich sich abgespielt hat. Vielleicht nicht so ganz übertrieben, aber dennoch soweit steckt eine Wahrheit dahinter, dass der letzte Wunsch im Sterbebett zu fast 100% erfüllt wird. Und früher war es so in den meisten Fällen, dass zuerst die ältere geheiratet hat.

Ein bisschen leid tat mir die Susi schon, wie sie so verspottet und ausgelacht von den Männern wurde, wobei Susi sich schon in dieser Hinsicht zu wehren wusste. Von außen sah sie nicht zerbrechlich aus, wobei im innern sie recht zart besaitet war. Das sah nur keiner, dass auch sie, so wie Liesel gern einen Mann hätte. Okay, wenn sie einwenig mehr auf ihr äußeres Erscheinungsbild gelegt hätte, wären ihr sicher auch reihenweise die Männer zu Füßen gelegen. Aber da ihr ganzes Leben nur aus Arbeit bestand, wobei sie sich für alles kümmern musste, hatte sie nicht viel Zeit, und für wen hätte sie sich auch schön machen sollen? Die Männer kannten sie nur als „Beißzange“. Da kann sie wirklich von Glück reden, dass sie so eine liebe Schwester hat, die ihr zuhört, sie tröstet und noch gute Ratschläge gibt.

Na ja, und abermals sieht man, wie eine große Mitgift lockt. Da spielt es keine Rolle, ob man nun die Person mag, ob sie hässlich oder hübsch ist, Hauptsache es ist was zu holen.

Richtig rührend fand ich die Szene, in welcher Liesel Susi tröstet und das Lied vom Töpfchen und seinem Deckelchen singt, das mir noch Tagelang im Ohr liegt, sodass ich gestern mit dieser Melodie schlafen gegangen und heute morgen damit aufgewacht bin, und es sogar heute mindestens schon fünfmal gesungen habe. Sogar als ich mit dem Fahrrad unterwegs war. Wenn man das Lied mal im Ohr hat, bekommt man es nicht so schnell wieder heraus.

Und weil es so ein leicht verständliches Stück ist, wird es auch sehr oft als Theaterstück aufgeführt.

Nun kurz zu den Filmdaten

Originaltitel: Kohlhiesels Töchter
Produktionsland: Deutschland
Erscheinungsjahr: 1962
Originalsprache: Deutsch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Laufzeit: ca. 92 Minuten
Bildformat: 1,66:1 (Letterbox)
Ländercode: 2/PAL
Extras: Starinfos und Trailer
Altersfreigabe: FSK 6

Regie: Axel von Ambesser
Drehbuch: Eckart Hachfeld
Produktion: Kurt Ulrich
Musik: Heino Gaze
Kamera: Willy Winterstein
Schnitt: Herbert Taschner
Besetzung:
Liesel / Susi: Liselotte Pulver
Günter: Dietmar Schönherr
Toni: Helmut Schmid
Vater Kohlhiesel: Heinrich Gretler
Rolf: Peter Vogel
Evelyne: Adeline Wagner
Hausdame: Gudrun Genest

Fazit

Einfach ein genialer und humorvoller Film, wobei ich jedoch frisch operierten (Blinddarm-, Kaiserschnittpatienten usw.) davon abraten möchte ihn anzusehen. Denn dass man recht viel dabei lachen muss, ist ganz gewiss.