Luther (DVD) Testbericht





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Auf yopi.de gelistet seit 12/2010
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Erfahrungsbericht von magnifico
Ein Film, der polarisiert
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Ähnlich wie im 16. Jahrhundert der Thesenanschlag in Wittenberg die Bevölkerung polarisierte und schließlich, von Martin Luther selbst wohl nie so beabsichtigt, die Kirchenspaltung herbei führte, dürfte auch der gleichnamige Film „Luther“ zu einer Polarisierung unter den Zuschauern führen – wenngleich anzunehmend nicht mit ähnlichen Ausschreitungen wie seinerzeit, 1517 und später, zu rechnen ist. „Reibepunkte“ über den Film dürfte es allerdings auch so genug geben, Diskussions- und Streitpotential ebenso, denn, obgleich meines Erachtens absolut sehenswert, gibt es doch den ein oder anderen Kritikpunkt.
Doch zunächst, ganz kurz, denn eigentlich sprechen Titel und Thematik für sich selbst, zum Inhalt:
Martin Luther, Augustinermönch und später Doktor der Theologie, wird bei einer Reise nach Rom mit dem unseligen Brauchtum des Ablasshandels wie auch der Kommerzialisierung der Heiligen und des Glaubens insgesamt konfrontiert. Erschüttert von den Missständen innerhalb der römisch-katholischen Kirche kehrt er nach Erfurt ins Kloster zurück und wird von dort zum Studium nach Wittenberg geschickt.
Im Zuge seiner dortigen Predigten und seiner theologischen Lehre begehrt der unbeugsame Mönch zunehmend gegen die Lehrmeinungen der Kirche auf, insbesondere im Hinblick auf die Reliquienverehrung. Als Johann Tetzel, Meister des Ablasshandels, nach Sachsen kommt, um mit dem Spruch „Die Münze im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt“ Gelder für den Bau des Petersdoms in Rom einzutreiben, kann Luther nicht mehr an sich halten. Er schlägt an der Türe der Wittenberger Kirche seine 95 Thesen an, die sich wie ein Lauffeuer, nicht zuletzt auch Dank der erst wenige Jahre alten Buchdruckerkunst, verbreiten.
Auch ein kritischer Brief an Seine Exzellenz, den Erzbischof von Mainz, der Tetzel letztlich zum Einsatz gebracht hat, entsteht unter Luthers Feder, der sogleich nach Rom weitergeleitet wird. Der dortige Papst, Leo X., versucht zunächst durch innerkirchlichen Druck, später durch diplomatischen Druck und Bestechung, Luther zur Revokation, zum Widerruf zu bringen. Doch dieser, geschützt durch Albrecht Kurfürst von Sachsen, weigert sich, in Worms seine Schriften zu widerrufen.
Auf der Rückkehr nach Wittenberg wird Luther von Schergen des Kurfürsten entführt und zur Wartburg gebracht, wo er in einem Turmgemach die Übersetzung des Neuen Testaments vom Griechischen ins Deutsche vornimmt. Derweil entbrennt in der Bevölkerung, namentlich im Bauernstand, der Zorn auf Klerus und Adel, der nicht zuletzt auch von Freunden und Anhängern Luthers im Glauben, auf seinen Wegen zu wandeln, angeheizt wird…
Der Film, zu dem ich an dieser Stelle nicht mehr schreiben möchte, da zum einen Luthers Biographie doch mehr oder weniger leicht zugänglich ist, zum anderen aber auch nicht jedes Detail des Films bereits vorab durch Lesen eines Erfahrungsberichtes „offenbart“ werden soll, ist sicherlich eine Umsetzung, die weniger durch Effekthascherei denn durch Inhalte zu überzeugen sucht – und das nach meinem Empfinden auch schafft.
Ich kann zwar nun nicht behaupten, der große Luther-Experte zu sein und insbesondere nur sehr im Ansatz stecken bleibend dazu Stellung nehmen, inwieweit der Film die historische Rolle Luthers und dessen Charakter tatsachengetreu wiedergibt – zumindest Luthers berühmt-berüchtigter Antisemitismus jedenfalls fällt völlig unter den Tisch, was zwar nicht unbedingt ein gravierender Nachteil sein muss, in jedem Fall aber schon mal eine Lücke darstellt.
Davon abgesehen erscheint mit der Film als absolut sehenswert. Zum einen, da er die Entstehungsgeschichte der Reformation ohne besondere Dramatik in unbedeutenden Nebenhandlungen darstellt – auf Romantik wird glücklicherweise weitgehend verzichtet – zum anderen, da er größtenteils mit sehr guten Schauspielern besetzt ist. So ist Sir Peter Ustinov als Albrecht von Sachsen wohl mit die beste Besetzung, die dieser Film erfahren konnte. Als „Gegenstück“ hierzu muss allerdings auch Uwe Ochsenknecht als Papst Leo X. hingenommen werden. Zwar spreche ich Ochsenknecht in keiner Weise schauspielerische Fähigkeiten und entsprechende Ausstrahlung ab, nur kann ich auch wieder nicht behaupten, dass die Rolle des Bischofs von Rom, des pontifex maximus, ihm auch nur ansatzweise auf den Leib geschneidert ist. Leo X., Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche von 1513-1521, wurde immerhin 1475 als Abkömmling der Medici geboren und hatte folglich wohl kaum „teutonische“ Züge an sich. Hingegen ist Joseph Fiennes, der etwa auch schon in „Shakespeare in Love“ Glanz auf Leinwand und Mattscheibe brachte, einmal mehr in seiner Rolle.
Gelungen finde ich den Einsteig des Films: anstelle der vollen Lebensgeschichte Luthers, angefangen bei der Geburt über Kindheit und ähnliches, beginnt die Geschichte mit jenem Erlebnis, das Luther letztlich erst zur Kirche und zu Gott brachte: die Grenzerfahrung, auf einem Acker oder Feldweg vom Blitz eines gerade tobenden Gewitters erschlagen zu werden und das Gelöbnis Martin Luthers, er werde Mönch werden, soweit der Herr ihn hiervon verschone. Ein Einstieg, der zwischen „medias in res“ und „Prolog“ seht.
Auch die Auseinandersetzung Luthers mit den Vertretern der Kirche, sei es in Augsburg, noch vor dem Wormser Gericht unter dem Deutschen Kaiser, später vor diesem selbst wie aber auch schließlich, in Abwesenheit Luthers, aber letztlich erst durch diesen dahingehend motiviert, die sieben Kurfürsten in Augsburg 1530, ist meines Erachtens gut gelungen. Keine übertriebenen pathetischen Spitzen, keine Plattitüden oder verkitschten Dialoge – angereichert durch wässrig werdende Augen, Emotionsausbrüche oder ähnlichem – sondern, soweit historisch nachweisbar, Nüchternheit und, nicht zu vergessen, das Damoklesschwert der Inquisition.
Wer auf der Suche nach Action oder Romantik ist, wird mit Luther wahrscheinlich alles andere als zufrieden sein. Außer den vereinzelten Bauernaufständen, insbesondere der Anschlag auf die Wittenberger Kirche und die Konfrontation Andreas Karlstadts, Luthers ehemaligen Professors, mit Luther selbst, wird kaum besondere Action geboten – was aber auch irgendwie Fehl am Platze wäre und somit der Qualität des Films keinen Abbruch tut. Auch die Romantik, abgesehen von Luthers Liaison mit der „abtrünnigen Nonne“, spielt in dem Film keine herausragende Nebenrolle; aber auch hier meine ich, würde etwas Derartiges nur den Blick für das Wesentliche verstellen.
Als Lutherlaie kann ich den Film daher nur empfehlen. Er hinterlässt sicherlich einen nachhaltigen Eindruck von den Geschehnissen der damaligen Zeit, namentlich den Missständen in der katholischen Kirche, die so deutlich nur selten angeprangert werden. Ob man dem Film allein deshalb schon antikatholische Züge zusprechen kann oder muss, mag ich nicht so recht beurteilen, denn zumindest aus heutiger Zeit wurden die Lehren des Neuen Testamentes nicht nur, aber eben auch zu dieser Zeit so ziemlich „vergewaltigt“ und gerade Tetzel hat es nach historischer Überlieferung ja sehr gut verstanden, mit der Angst des einfachen Volkes Geld zu schinden.
Insoweit sei also jedem, der nicht nur auf Filme wie Matrix oder Terminator III aus ist, ein „Konsum“ des Films angeraten und empfohlen, denn angesichts des nicht gerade wenig heiklen Themas wie aber auch der möglicherweise etwas unausgeglichenen Umsetzung – so sahen es zumindest einige Freunde und Bekannte – muss man sich doch letztlich erst einmal eine eigene Meinung bilden, bevor man andere an der ihren messen kann.
Doch zunächst, ganz kurz, denn eigentlich sprechen Titel und Thematik für sich selbst, zum Inhalt:
Martin Luther, Augustinermönch und später Doktor der Theologie, wird bei einer Reise nach Rom mit dem unseligen Brauchtum des Ablasshandels wie auch der Kommerzialisierung der Heiligen und des Glaubens insgesamt konfrontiert. Erschüttert von den Missständen innerhalb der römisch-katholischen Kirche kehrt er nach Erfurt ins Kloster zurück und wird von dort zum Studium nach Wittenberg geschickt.
Im Zuge seiner dortigen Predigten und seiner theologischen Lehre begehrt der unbeugsame Mönch zunehmend gegen die Lehrmeinungen der Kirche auf, insbesondere im Hinblick auf die Reliquienverehrung. Als Johann Tetzel, Meister des Ablasshandels, nach Sachsen kommt, um mit dem Spruch „Die Münze im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt“ Gelder für den Bau des Petersdoms in Rom einzutreiben, kann Luther nicht mehr an sich halten. Er schlägt an der Türe der Wittenberger Kirche seine 95 Thesen an, die sich wie ein Lauffeuer, nicht zuletzt auch Dank der erst wenige Jahre alten Buchdruckerkunst, verbreiten.
Auch ein kritischer Brief an Seine Exzellenz, den Erzbischof von Mainz, der Tetzel letztlich zum Einsatz gebracht hat, entsteht unter Luthers Feder, der sogleich nach Rom weitergeleitet wird. Der dortige Papst, Leo X., versucht zunächst durch innerkirchlichen Druck, später durch diplomatischen Druck und Bestechung, Luther zur Revokation, zum Widerruf zu bringen. Doch dieser, geschützt durch Albrecht Kurfürst von Sachsen, weigert sich, in Worms seine Schriften zu widerrufen.
Auf der Rückkehr nach Wittenberg wird Luther von Schergen des Kurfürsten entführt und zur Wartburg gebracht, wo er in einem Turmgemach die Übersetzung des Neuen Testaments vom Griechischen ins Deutsche vornimmt. Derweil entbrennt in der Bevölkerung, namentlich im Bauernstand, der Zorn auf Klerus und Adel, der nicht zuletzt auch von Freunden und Anhängern Luthers im Glauben, auf seinen Wegen zu wandeln, angeheizt wird…
Der Film, zu dem ich an dieser Stelle nicht mehr schreiben möchte, da zum einen Luthers Biographie doch mehr oder weniger leicht zugänglich ist, zum anderen aber auch nicht jedes Detail des Films bereits vorab durch Lesen eines Erfahrungsberichtes „offenbart“ werden soll, ist sicherlich eine Umsetzung, die weniger durch Effekthascherei denn durch Inhalte zu überzeugen sucht – und das nach meinem Empfinden auch schafft.
Ich kann zwar nun nicht behaupten, der große Luther-Experte zu sein und insbesondere nur sehr im Ansatz stecken bleibend dazu Stellung nehmen, inwieweit der Film die historische Rolle Luthers und dessen Charakter tatsachengetreu wiedergibt – zumindest Luthers berühmt-berüchtigter Antisemitismus jedenfalls fällt völlig unter den Tisch, was zwar nicht unbedingt ein gravierender Nachteil sein muss, in jedem Fall aber schon mal eine Lücke darstellt.
Davon abgesehen erscheint mit der Film als absolut sehenswert. Zum einen, da er die Entstehungsgeschichte der Reformation ohne besondere Dramatik in unbedeutenden Nebenhandlungen darstellt – auf Romantik wird glücklicherweise weitgehend verzichtet – zum anderen, da er größtenteils mit sehr guten Schauspielern besetzt ist. So ist Sir Peter Ustinov als Albrecht von Sachsen wohl mit die beste Besetzung, die dieser Film erfahren konnte. Als „Gegenstück“ hierzu muss allerdings auch Uwe Ochsenknecht als Papst Leo X. hingenommen werden. Zwar spreche ich Ochsenknecht in keiner Weise schauspielerische Fähigkeiten und entsprechende Ausstrahlung ab, nur kann ich auch wieder nicht behaupten, dass die Rolle des Bischofs von Rom, des pontifex maximus, ihm auch nur ansatzweise auf den Leib geschneidert ist. Leo X., Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche von 1513-1521, wurde immerhin 1475 als Abkömmling der Medici geboren und hatte folglich wohl kaum „teutonische“ Züge an sich. Hingegen ist Joseph Fiennes, der etwa auch schon in „Shakespeare in Love“ Glanz auf Leinwand und Mattscheibe brachte, einmal mehr in seiner Rolle.
Gelungen finde ich den Einsteig des Films: anstelle der vollen Lebensgeschichte Luthers, angefangen bei der Geburt über Kindheit und ähnliches, beginnt die Geschichte mit jenem Erlebnis, das Luther letztlich erst zur Kirche und zu Gott brachte: die Grenzerfahrung, auf einem Acker oder Feldweg vom Blitz eines gerade tobenden Gewitters erschlagen zu werden und das Gelöbnis Martin Luthers, er werde Mönch werden, soweit der Herr ihn hiervon verschone. Ein Einstieg, der zwischen „medias in res“ und „Prolog“ seht.
Auch die Auseinandersetzung Luthers mit den Vertretern der Kirche, sei es in Augsburg, noch vor dem Wormser Gericht unter dem Deutschen Kaiser, später vor diesem selbst wie aber auch schließlich, in Abwesenheit Luthers, aber letztlich erst durch diesen dahingehend motiviert, die sieben Kurfürsten in Augsburg 1530, ist meines Erachtens gut gelungen. Keine übertriebenen pathetischen Spitzen, keine Plattitüden oder verkitschten Dialoge – angereichert durch wässrig werdende Augen, Emotionsausbrüche oder ähnlichem – sondern, soweit historisch nachweisbar, Nüchternheit und, nicht zu vergessen, das Damoklesschwert der Inquisition.
Wer auf der Suche nach Action oder Romantik ist, wird mit Luther wahrscheinlich alles andere als zufrieden sein. Außer den vereinzelten Bauernaufständen, insbesondere der Anschlag auf die Wittenberger Kirche und die Konfrontation Andreas Karlstadts, Luthers ehemaligen Professors, mit Luther selbst, wird kaum besondere Action geboten – was aber auch irgendwie Fehl am Platze wäre und somit der Qualität des Films keinen Abbruch tut. Auch die Romantik, abgesehen von Luthers Liaison mit der „abtrünnigen Nonne“, spielt in dem Film keine herausragende Nebenrolle; aber auch hier meine ich, würde etwas Derartiges nur den Blick für das Wesentliche verstellen.
Als Lutherlaie kann ich den Film daher nur empfehlen. Er hinterlässt sicherlich einen nachhaltigen Eindruck von den Geschehnissen der damaligen Zeit, namentlich den Missständen in der katholischen Kirche, die so deutlich nur selten angeprangert werden. Ob man dem Film allein deshalb schon antikatholische Züge zusprechen kann oder muss, mag ich nicht so recht beurteilen, denn zumindest aus heutiger Zeit wurden die Lehren des Neuen Testamentes nicht nur, aber eben auch zu dieser Zeit so ziemlich „vergewaltigt“ und gerade Tetzel hat es nach historischer Überlieferung ja sehr gut verstanden, mit der Angst des einfachen Volkes Geld zu schinden.
Insoweit sei also jedem, der nicht nur auf Filme wie Matrix oder Terminator III aus ist, ein „Konsum“ des Films angeraten und empfohlen, denn angesichts des nicht gerade wenig heiklen Themas wie aber auch der möglicherweise etwas unausgeglichenen Umsetzung – so sahen es zumindest einige Freunde und Bekannte – muss man sich doch letztlich erst einmal eine eigene Meinung bilden, bevor man andere an der ihren messen kann.
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