Manhunter (DVD) Testbericht

Manhunter-dvd-thriller
ab 9,29
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Erfahrungsbericht von catmother

Kinohit “Roter Drache”? Alles schon mal dagewesen!

Pro:

atmosphärisch sehr gut gemacht, genialer William Peterson

Kontra:

einige grotesk überhöhte und lächerliche Szenen

Empfehlung:

Ja

Im Moment scheint es den Regisseuren Holywoods sowieso an Ideen zu mangeln, denn sie wärmen verstärkt alte Filme auf. Aber leider bekommt man das nicht so vordergründig mit, denn keiner von ihnen verrät das natürlich vor der Filmpremiere.
Als ich letztens so die Fernsehzeitung nach interessanten Filmen durchblätterte und den Bezug dieses Films zum vor kurzem gelaufenen Streifen “Roter Drache” mit Anthony Hopkins und Edward Norton fand, dachte ich mir, den schaust du mal an.


** Die Story **
Will Graham (William L. Peterson) war mal Polizeipsychologe beim FBI. Seine Fähigkeit, sich tief in die Psyche eines Täters hineinzuversetzen, haben Spuren bei ihm hinterlassen. Nach einem nervenaufreibenden und gefährlichen Fall ist er ausgestiegen, um mit seiner Frau Molly (Joan Allen) und seiner kleinen Familie in Frieden zu leben.

Eines Tages wird er von seinem Freund Jack Crawford (Dennis Farina) aufgesucht, weil ein irrer Serienmörder wieder einmal zugeschlagen hat. Er tötet immer in der Vollmondnacht und metzelt ganze Familien samt Kindern hin. Dann richtet er auf eine rituelle Art die Leichen her, legt den Opfern Spiegelfragmente auf die Augen, hinterläßt aber sonst keine verwertbaren Spuren. Wegen der Bißspuren an den weiblichen Toten nennen ihn die Polizeibeamten Zahnfee. Ansonsten ist sie aber völlig hilflos auf der Suche nach dem Täter.

Nach anfänglichem Widerstreben begibt sich Graham dann doch nach Atlanta, um für die dortige Mordkommission ein Profil zu erstellen. Zunächst scheint die Sache auch zügig voranzugehen - an alles wurde gedacht bei der Vorbereitung des Profils, sogar die Amateurvideos der Familien sind auf seinem Hotelzimmer. Also vertieft er sich in die Ergebnisse der Spurensicherung. Tatsächlich findet der Psychologe noch einige Hinweise, denn der Mörder hat einige Fingerabdrücken auf den Toten gelassen.

Außerdem läßt sich Graham auf ein nervenaufreibendes Spiel ein: um sich besser in den Fall hineinzuversetzen, sucht er Hannibal Lector auf, einen Psychopathen, den er vor einigen Jahren gefaßt hat. In der Hoffnung, von einem “Seelenverwandten” des Täters, nützliche Hinweise über dessen Psyche zu bekommen, geht er auf einen gefährlichen und manipulativen Deal mit dem hochintelligenten und charismatischen Lector ein.

Auch am Haus der zweiten Familie in der Stadt Birmingham findet er Spuren, die aber ebenfalls keine eindeutigen und nützlichen Anhaltspunkte geben.
Da findet man in der Zelle von Lector einen auf Toilettenpapier geschriebene Nachricht, die vermutlich von der Zahnfee stammt und deren Botschaft leider noch verstümmelt ist. Aber eines steht fest: Lector arbeitet mit diesem Verrückten zusammen oder weiß zumindest, wer er ist. Und leider rechnet er nicht mit dessen Erfindungsgabe und Rachsucht. Der findet nämlich Grahams Adresse heraus und beauftragt die Zahnfee, dessen Familie umzubringen. Als sie die kodierte Nachricht entschlüsseln können, weiß Graham, daß er und seine Familie in Gefahr sind.
Indessen hat der Mann, der sich der Rote Drache nennt, auch schon neue Opfer auserkoren.


** Darsteller **
William Petersen kennt man eigentlich nur von wenigen Nebenrollen (Leben und Sterben in LA, The Skulls), aber gegenwärtig hauptsächlich aus der TV-Serie C.S.I., bei der er eigentlich das weiterführt, was er mit diesem Film begonnen hat – Täter aufspüren, nicht nur mit hochentwickelter Technik, sondern auch mit psychologischen Mitteln. Irgendwie spielt er diese Rolle sehr sensibel. Einerseits wirkt er so verletzlich und traurig, als hätte er schon unglaublich viele schreckliche Dinge in seinem Leben gesehen, kann aber wiederum sehr entschlossen und unerbittlich sein. Er ist für meine Begriffe viel glaubwürdiger als der noch viel zu junge Edward Norton in dem damals im Kino gelaufenen Film “Roter Drache”.

In Nebenrollen sehen wir noch Dennis Farina (Tödliche Nähe) als Jack Crawford und Joan Allen (Der Eissturm) als stumme Reba, die dem Zuschauer schon eher bekannt ist.

Völlig unbekannt sind mir dagegen Tom Noonan (The Astronaut’s Wife) als Francis Dollarhyde, die Zahnfee oder Zahnschwuchtel, wie der Serienmörder von den FBI-Agenten genannt wird, sowie Kim Greist (Payoff) als Grahams Ehefrau Molly.
Wer ein Fan von CSI ist, wird es vielleicht bemerkt haben: in einer der letzten Folgen spielten genau die beiden Kontrahenten aus diesem Film miteinander – Tom Noonan als Magier und William L. Petersen wie immer als Gil Grissom. Das fand ich witzig.


** Filmkritik **
Dieser Film wie auch der im Kino gelaufene Streifen mit den etwas bekannteren Schauspielern basieren auf der Erzählung ”Roter Drache” von Thomas Harris. Da ich nicht im Kino war und die neueste Verfilmung nicht angesehen habe, kann ich in einigen Dingen nur spekulieren.
Es ist allerdings schwer, den Film zu beurteilen, ohne dabei an den eigentlichen, bekanntesten Hanibal Lector Streifen zu denken,

Zunächst einmal fielen mir die vielen Parallelen und Konsistenzen zu “Schweigen der Lämmer” auf, aber das hängt natürlich damit zusammen, daß eben das Drehbuch zu diesem erfolgreichsten Film der nunmehr entstandenen Filmtrilogie auf den Grundlagen von “Der Rote Drache” gründet. Beim Schweigen der Lämmer haben wir zwar eine weibliche Agentin, aber auch die ist, wie hier Graham, von dem morbiden Charisma des Psychopathen angewidert und zugleich fasziniert. Das macht einen großen Teil der Wirkung des Films aus, obwohl ja hier nicht der Hauptaugenmerk auf Lector liegt, sondern auf dem psychologischen Profil und der Charakterisierung eines anderen Täters.

Überhaupt, die einzig faszinierende Figur in Blutmond ist für mich der Psychologe Graham. Man verfolgt völlig gefangen, wie er sich dem Täter nähert, wie er quasi mit ihm kommuniziert, auf einer ganz seltsamen Ebene. Und so kann er sich äußerst genau in den Mann hineinversetzen, den er jagt. Diese Szenen finde ich einfach genial.

Auf der anderen Seite haben wir den Psychopathen, den wir spätestens ab der Mitte des Films kennen. Ab dann verfolgt der Zuschauer sein Tun, seine Ängste und sein Leiden, und man ist fast versucht, diesen Menschen zu bedauern. Aber ehrlich gesagt, ich war eher konsterniert und abgestoßen, amüsiert und gelangweilt, weil seine Selbstdarstellung ein wenig zu theatralisch und zu mystisch angehaucht ist. Das machte aus mir einen weniger verständnisvollen Zuschauer und Sympathisanten, weil es wirklich nur lächerlich ist. Allerdings erreicht der Regisseur mit diesem Schachzug bei weniger abgebrühten Leuten als mir genau eines: sie sehen das Handeln und die Verzweiflung, aber auch die Grausamkeit des “Roten Drachen” (der Name geht zurück auf den Titel eines Gemäldes) durch dessen Augen, geraten sicher auch in seinen Bann. Aber wie gesagt, wenn dessen Budenzauber in der einen Szene nicht so grotesk gewesen wäre, dann wäre ich dem sicher auch verfallen.

Und so war ich zum recht furiosen Ende eigentlich nur froh, daß es vorbei war. Wenn der seltsame Part mit dem Roten Drachen nicht gewesen wäre, hätte man den Film durchaus als sehr atmosphärischen Thriller bezeichnen können, der seine faszinierende Wirkung durch seinen Plot, aber auch durch Einsatz von Licht, Farbe und ausdrucksstarke Kameraführung bekommt.

Toll ist übrigens die Musik zum Film von Michel Rubini mit Songs von The Reds.


** Meine Meinung **
Ein durchaus sehenswerter Thriller mit einer ungeheuer Wirkung durch den Kampf zwischen zwei starken Persönlichkeiten


** Daten **
USA 1987
Original: Manhunter
Genre: Thriller
Regie: Michael Mann
FSK 16

30 Bewertungen, 3 Kommentare

  • anonym

    12.05.2004, 00:01 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    ... schöner und ausführlicher Bericht! :-)

  • TokeiIhto

    11.05.2004, 23:12 Uhr von TokeiIhto
    Bewertung: sehr hilfreich

    Der Film kommt mir völlig unbekannt vor. Na ja, ich muss nicht alles kennen. :-) VLG Wolfgang

  • anonym

    11.05.2004, 19:00 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    hat mir wesentlich besser gefallen als "Der Rote Drache". Aber ich bin ja auch Michael-Mann-Fan.