Mars Attacks! (DVD) Testbericht

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ab 4,25
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Erfahrungsbericht von mima007

Invasionskiller: tödliche Country Music!

Pro:

unterhaltsam, amüsant, witzige Tricks, Musik, viele Stars

Kontra:

Ton-& Bildqualität ausbaufähig, stellenweise brutal, wenig Gehalt im Bonusmaterial

Empfehlung:

Ja

Tim Burtons Ulkfilm tut für die Invasionsfilme der fünfziger Jahre das, was er mit \"Beetlejuice\" für den Horrorfilm getan hat: Er zieht sie ganz tief durch den Kakao. Seine Parodie ist mit zahlreichen Stars geschmückt und macht wirklich Laune durch ihre verrückten und schrägen Einfälle.

Filminfos
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O-Titel: Mars Attacks! (USA 199x), DVD: 22.04.98
FSK: ab 12
Länge: 96:08 Min. (mit Abspann 101:20 Min.)
Regisseur: Tim Burton
Drehbuch: Jonathan Gems
Musik: Danny Elfman
Darsteller: Jack Nicholson (2 Rollen!), Pierce Brosnan, Martin Short, Glenn Close, Natalie Portman, Rod Steiger, Michael J. Fox, Annette Benning, Pam Grier, Sarah Jessica Parker, Lukas Haas, Danny de Vito u.a.

Handlung
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Der Vorspann lässt schon Schlimmes ahnen: eine Rinderherde flüchtet brennend vor etwas Ominösem, und eine Flotte von Untertassen ist zu sehen. Zielpunkt: Erde. Klarer Fall: Die Marsianer kommen und sie bringen keine Geschenke.

Es ist Dienstag, ein schöner Maitag, der zehnte, um genau zu sein. Diverse Paare verfolgen ihre eigenen privaten, mehr oder weniger ehrgeizigen Ziele. In Washington, D.C. residiert Präsident Dale (Nicholson) mit seiner Gattin (Close) im Weißen Haus, doch sein rebellisches Töchterchen Taffy (Portman) findet das Familienleben unter Aufsicht keineswegs lustig.

In Las Vegas versucht der Gauner Art Land (ebenfalls Nicholson) Investoren für sein Galaxy Hotel zu begeistern, während seine Freundin Barbara (Benning) von einer Bewusstseinsmode zur nächsten übergeht - sie ist ein New-Age-Junkie. Als Kontrastprogramm versucht Ex-Schwergewichtsboxer Byron Williams (Jim Brown), der Ex einer resoluten Busfahrerin in Washington, D.C. (Grier), sein Leben als Heldenverkörperung in einem Spielcasino wieder auf die Reihe zu kriegen, um seine Ex wiederzubekommen. Er wird es nicht schaffen.

Denn die Marsianer sind schon da. Sie tragen zwar einen Helm, aber ihre riesigen Augen unter der überdimensionalen Stirn sind ebenso gut sichtbar wie ihre Totenkopfgebisse... Sie wollen diesen Planeten übernehmen und dabei ihren Spaß haben - schlechte Karten für die gegenwärtigen Bewohner.

Doch wie darauf reagieren? Der eine Berater des US-Präsidenten (Short) ist für Verteidigungsmaßnahmen, General Decker (Rod Steiger) möchte bomben, was das Zeug hält, wohingegen der pfeiferauchende Prof. Kessler (Brosnan) für eine friedliche Geste ist. Ein Empfangskomittee? Null problemo!

Der LANDEPLATZ liegt natürlich stilecht irgendwo in der Wüste, möglicherweise in Area 51, an einem Ort namens \"Pahrump, Nevada\". Der Anführer der Marsianer spricht natürlich kein Englisch wie alle anständigen Außerirdischen (siehe Star Trek und Star Wars), sondern benötigt einen Dolmetscher. Leider kommt es zu einem verhängnisvollen Missverständnis. Eine Friedenstaube wird als Angreifer gedeutet und noch im Flug mittels Hitzestrahl gebraten. Dann bricht das Chaos aus. Weltweit.

Natürlich werden alle, aber auch alle Horrorstories, die je über Marsianer geschrieben worden sind, wahr. Sie zerschießen nicht nur die schönsten gebäude des Weltkulturerbes - vor allem Las Vegas! -, sondern entführen auch Menschlinge, um mit ihnen grässliche Experimente anzustellen. Natalie Stone, eine New Yorker Journalistin mit einem kleinen Hündchen (Parker), verliert den Kopf - er wird durch den ihres Hündchens ersetzt. (Ist das lustig? Nur bei Burton.) nachdem der US-Kongress niedergemetzelt wurde, findet auch Prof. Kessler an Bord der Raumschiffs des marsianischen Königs. Er und Natalie teilen gewissermaßen das gleiche Schicksal.

Doch mit dem PRÄSIDENTEN haben die Feinde nicht so leichtes Spiel: Bei der Invasion des Weißen Hauses grillen die Leibwachen den feindlichen König. Die Rache folgt auf dem Fuß. Nun erweist sich, was in den beiden Söhnen der Busfahrerin (Grier), Cedric und neville, steckt: Schließlich haben sie jahrelang mit Pistolen geübt. Die First Lady wird nach Las Vegas ausgeflogen, wo sie sich in die Show von Tom Jones verirrt.

Ist dies das Ende der Menschheit? Atombomben nützen nichts - sie machen die Marsianer bloß high! Bleibt nur die Kapitulation übrig? Doch nein. Am unwahrscheinlichsten Ort der USA, in der tiefsten Provinz, wo Amerika am amerikanischsten ist, erweist sich, welch tödliche Folgen doch Country & Western-Music haben kann...

Mein Eindruck: der Film
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Der flott inszenierte Plot ist offensichtlich eine Parodie sämtlicher Mars-Invasoren-Filme, die je gedreht wurden. Und dazu gehört sicherlich auch Roland Emmerichs gigantisches B-Movie \"Independence Day\" (dessen Day-After-Variante in diesem Jahr in den Kinos landet).

Trickreich

Tim Burton, seine erlauchte Riege von Stars und seine Trickspezialisten hatten wohl einen Heidenspaß dabei, gegen die riesengehirnigen Schleimbolzen vom Roten Planeten anzutreten und dies alles recht trickreich in Szene zu setzen. Wohlgemerkt, hier ist die Rede von Tricks aus der Steinzeit der Trickkiste, nämlich dem Jahr 1996. Wie WETA Digital mit \"The Lord of the Rings\" gezeigt hat, ist man inzwischen schon ein wenig weiter. Aber womöglich SOLLEN ja die tricks so aussehen, als kämen sie geradewegs auf den paranoiden Fünfzigern.

Antike Waffen

Daher nehmen sich die tonangebenden Tricks inzwischen recht putzig aus, so etwa, wenn Köpfe versetzt werden und diverse Gebäude und Kreaturen abzufackeln sind - vor dem Hitzestrahl ist nichts sicher. Diese altehrwürdige Waffe wurde ja schon von H.G. Wells in seinem epochalen Invasorenroman \"Der Krieg der Welten\" 1898 eingeführt, und in der US-Verfilmung \"Kampf der Welten\" von 1953 richteten die Waffe doch recht beträchtlichen Schaden an den Modellen von kalifornischen und Washingtoner Gebäuden an. Die Hörspielfassung, die Orson Welles 1938 ausstrahlte, ist deswegen so legendär, weil sie etliche US-Bürger in den Invasionsgegend von New Jersey veranlasst haben soll, tatsächlich Reißaus zu nehmen. (Die Berichte darüber sind sich nicht einig, aber eine schöne Anekdote ist es trotzdem.)

Antike und immer noch aktuelle Gegenmittel

Auch das Gegenmittel, das die Marsianer schließlich zu Fall bringt, ist von Bedeutung. Schließlich genügt es Burton nicht, nur die Invasion an sich (also die Paranoia davor) durch den Kakao zu ziehen, sondern auch anhand des \"Gegengiftes\" zu zeigen, wie man ihnen zu Leibe rücken könnte. Die echte US-Regierung würde vielleicht ein Friedenkorps schicken, eine Rotkreuzstation oder - in letzter zeit - auch mal ein paar Panzerdivisionen und Flugzeugträger - das wird den Feind sicher zur Räson bringen. Bei H.G. Wells waren es noch Bakterien (vermutlich Schnupfen), 1953 immerhin schon üble Viren (vermutlich nicht nur Schnupfen), aber Tim Burton setzt etwas ein, das viel schrecklicher ist: Country Music. An diesem Inbegriff des amerikanischen Nationalgeistes - einer speziellen Abart der westlichen Kultur also - wird der Feind zugrundegehen.

Nun ja: Es gibt Country Music und Country Music. Diese Country Music ist geprägt von einem Gejodel, wie man es seit dem Auftritt japanischer Jodelfanatiker nicht mehr gehört hat. Leider ist es eindeutig texanisch und somit authentisch. Was nur beweist, dass eine US-Regierung zu jedem Mittel greifen wird, solange es ihr nur nützt (und einer texanischen wie der aktuellen unter Bush sowieso).

Wenigstens ist die Musik von Danny Elfman, dem Hausmusiker Burtons (Batman, Planet der Affen, Sleepy Hollow u.v.a.), durchaus erträglich, zuweilen sogar richtig lustig. Beim zweiten Sehen erweist sich \"Mars Attacks!\" als sehr musikalischer Film. Auch Tom Jones trägt sein Scherflein dazu bei, wenn er in einer Las-Vegas-Show auftritt.

Die DVD
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Technische Infos

Bildformate: 2,35:1 Widescreen
Tonformat: DD 5.1
Sprachen: D, GB, Spanisch
Untertitel: Englisch, Deutsch, Spanisch, Holländisch, Schwedisch, Norwegisch, Dänisch, Finnisch, Portugiesisch, Hebräisch, Französisch, Italienisch, Deutsch für Hörgeschädigte, Englisch für Hörgeschädigte (14). Im Menü ist auch \"Marsianisch\" angegeben, doch dies stellt sich als Gag heraus.

Extras:

Danny Elfmans Score ist gesondert abspielbar
Infos über Besetzung und Stab:
- Jack Nicholson (5 Texttafeln)
- Glenn Close (4 Texttafeln)
- Annette Benning (2 Texttafeln)
- Pierce Brosnan (2 Texttafeln)
- Danny DeVito (3 Texttafeln)
- Martin Short (2 Texttafeln)
- Sarah Jessica Parker (2 Texttafeln)
- Michael J. Fox (2 Texttafeln)
- Rod Steiger (4 Texttafeln)
- Tom Jones (1 Texttafel)
- Lucas Haas (2 Texttafeln)
- Natalie Portman (2 Texttafeln)
- Jim Brown (2 Texttafeln)
- Lisa Marie (1 Texttafel)
- Sylvia Sidney (Oma mit Jodelvorliebe; 2 Texttafeln)
- Tim Burton (3 Texttafeln)
Produktionsnotizen (7 Texttafeln): Ein paar interessante Hintergrund-Informationen über die Geschichte des UFO-Films und die Entstehung von \"Mars Attacks!\".
Filmtipps (1 Texttafel; zumindest auf der Warner-DVD)
US- Kino Trailer (2:24 Min. in DD 2.0)

Mein Eindruck: die DVD
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Der Ton ist ja bei solchen actiongeladenen Filmen immer besonders wichtig, genau wie bei einer solchen Komödie die Musik. Zum Glück werden bei im hohen Qualitätsstandard Dolby Digital 5.1 wiedergegeben, und auf einer entsprechenden Anlage hört sich das einfach gut an. Allerdings werden die Surroundlautsprecher und der Subwoofer noch nicht optimal angesprochen. Auch der gesondert abspielbare Score von Danny Elfman macht richtig Laune.

Die Bildqualität könnte ein wenig besser sein, denn sie ist auf dem Stand von 1996, reicht also nicht an Filme wie \"M:I 2\" oder \"X-Men\" heran. Dass dieser Film ein Aufpolieren vertragen könnte, etwa in einer Special Edition, zeigt auch das Bonusmaterial. Man kann sich stundenlang durch die Texttafeln klicken, aber das und die Produktionsnotizen sind nicht gerade das, was man unter einem Making-of verstehen würde. Auch ein Regiekommentar wäre sehr hilfreich, und wenn es nur um das Erklären der visuellen Effekte ginge.

Filmtipps und Trailer laufen bei mir unter \"Werbung\", liefern dem Kinofanatiker also relativ wenig geistigen Nährwert.

Unterm Strich
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Während der Film amüsant zu unterhalten weiß, enttäuscht die DVD ein wenig durch ihre mittelmäßige Ausstattung mit Extras. Der Klang ist von hoher Qualität, was man vom Bild nicht immer behaupten kann. Daher bekommt die DVD von mir nur vier Sterne.

Hinweis:
Die FSK-Freigabe ab 12 Jahren ist nicht immer nachvollziehbar. Manche Szenen sind ziemlich brutal (besonders wenn die Marsianer darüber lachen) und würden selbst in einem FSK-16-Film Aufsehen, wenn nicht sogar Anstoß erregen.

Michael Matzer (c) 2004ff

Weiterführende Infos: http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=1422

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