Matrix Reloaded (VHS) Testbericht

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ab 10,62
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Erfahrungsbericht von magnifico

Baut nicht nur inhaltlich auf Teil I auf

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Dass die Matrix eine gigantische Illusion ist, die nur dazu dient, die Menschheit dauerhaft in der Versklavung der Maschinen zu halten, ist all jenen, die Matrix Teil I gesehen haben, längst vertraut. Das grauenhafte geistige Gefängnis, in das die gesamte Menschheit eingekerkert wurde, um fortan den Maschinen, die sich nach einem unergründlichen Krieg gegen die Menschheit, die ihr selbst die Intelligenz gegeben hat, zur Weltherrschaft aufgeschwungen haben, als „Batterien“ zu dienen, spiegelt die perfekte Realität wieder – so kommt es zumindest Zuschauer wie auch „Matrix-Bewohner“ vor.

In Teil II, „Matrix Reloaded“, erfährt der Zuschauer nun einiges mehr über das, was gewissermaßen als Mene-Tekel an die Wand geschrieben wird und mag es auch seit dem Gruselroman „Frankenstein“ nicht ganz neu sein, so ist es doch aufwendiger und bizarrer, als alles davor: es hüte sich der Mensch vor seinen eigenen Geschöpfen.

Mit unglaublich viel Aufwand wurde „Matrix Reloaded“ zum High-Tech-Ereignis stilisiert, das die schauspielerischen Fähigkeiten der Hauptakteure, allen voran Keanu Reeves als Neo, der „Auserwählte“, beinahe schon wieder verblassen lassen. Gottlob nur beinahe, denn anderenfalls wäre Teil Zwei der High-Tech-Saga genau zu dem geworden, was er eigentlich „stigmatisieren“ wollte: den Triumph der dem Menschen überlegenen (IT-)Technik.


Kurz (wirklich nur ganz kurz) zum Inhalt:

Anknüpfend an Teil I, in dem Morpheus, einer der Kapitäne der Schiffsflotte, die von Zion, der letzten Zufluchtsstätte der Menschheit tief im Erdinneren, aus in die virtuelle Welt der Matrix eindringen, um von dort aus die Maschinen zu bekämpfen, Mr. Anderson alias Neo alias Keanu Reeves alias dem „Auserwählten“ auffindet und diesen in seine Rolle und Bestimmung einführt, versucht Neo nunmehr, Bestimmung und Prophezeiung gerecht zu werden.

Hierzu muss er mit Hilfe des geheimnisumwitterten „Schlüsselmachers“ an die Quelle der Matrix gelangen, was an sich schon beinahe mehr als ein Ding der Unmöglichkeit ist. Als ob dies allerdings nicht genügte, haben die Maschinen zum Großangriff auf Zion geblasen. Hunderttausende der Wächter, die am Ende von Teil I beinahe die Nebukadnezar, Morpheus Schiff, zerstört hätten, graben sich durch die Erdkruste auf Zion zu, mit der eindeutigen Absicht, das letzte freie menschliche Leben zu vernichten.

Ein Kampf gegen die Zeit beginnt, in dem nicht nur die üblichen, aus Teil I hinreichend bekannten, Matrix-Agenten, die systeminternen Schutzprogramme, gegen Neo und seine Gefährten antreten und nach wie vor schier unbesiegbar sind. Auch ein alter Bekannter, Ex-Agent Smith, gesellt sich mit eigenen Absichten unter die Reihen der Angreifer – mit einer beeindruckenden Fähigkeit. Als nicht mehr der Matrix unterworfener Agent besitzt er nunmehr die Möglichkeit, sich selbst auf anderen Matrix-Bewohner, selbst Agenten, zu projizieren, was dazu führt, das zeitweise dazu führt, das nicht nur ein Agent Smith, sondern gleich mehrere Dutzend auf Neo & Co. einprügeln.

Und während die Maschinenarmee, unbesiegbar in ihren Ausmaßen, immer weiter auf Zion zugräbt, versucht Neo, getreu der Prophezeiung, an die neben Morpheus glücklicherweise auch einige der Führenden in Zion glauben, die Quelle der Matrix zu erreichen und hierdurch den Krieg zu beenden. Wären da nur nicht die zahlreichen Hindernisse und Gegner.


Soweit die inhaltliche Zusammenfassung, die, da der Film ja noch top aktuell ist und sicherlich längst nicht von jedem Lesenden auch schon gesehen worden ist, aber noch halbwegs ungetrübt gesehen werden sollte, bewusst unvollständig, kurz und oberflächlich gehalten worden ist.

Die Umsetzung der Techno-Saga ist auch dieses Mal ein voller Erfolg. Nicht nur, dass die bereits in Teil I zum Einsatz gelangten Spezialeffekte wie auch die bizzaren Umgebungen, etwa die Kanalisationssysteme längst verfallener Städte oder die digitalisierte Welt der Matrix, die an einigen Stellen surrealistische Züge aufweist, aufpoliert und noch schauriger auf Leinwand und Bildschirm gedrängt wird. Auch die Action-Szenen, die trotz aller Befürchtungen oder Behauptungen nun wirklich nicht den Rest des Films unter sich „erdrücken“, sind nach wie vor spannend und fesselnd – und das nicht, weil endlich auch in der Matrix „Blut fließt“ – passiert, glaube ich, auch dieses Mal nicht – sondern einfach aufgrund der Koreographie sowie der verschiedenen Kameraeinstellungen. Wer sich hier wildes „Drauf-los-Geprügel“ nach Art von irgendwelchen Bruce-Lee- oder Jean-Claude-van-Damne-Filmen erhofft, wird, glücklicherweise für den Rest der Zuschauer, enttäuscht werden.

Das ganze ähnelt eher eine ausgefeilten und durchdachten tänzerischen Darstellungen, obgleich, das sei zugegeben, die „Mutter aller Prügeleien“, rund einhundert mal Agent Smith gegen einen Neo, zugleich auch etwas zum Schmunzeln an sich hat. Nicht etwa, weil ich zu den Leuten gehöre, die sich über gebrochene Kiefer, zerschlagene Gesichter oder aufgeschlagene Körper totlachen können – keine Angst, kommt alles nicht vor – sondern weil die Mimik der hundert Angreifer zum einen jeweils individuell ausgestaltet ist – irgendwo müssen die rund 300 Millionen US-$, die für die Entwicklung ausgegeben worden sind, ja auch sichtbar werden – zum anderen alles anderen als irre Entschlossenheit, „Blut sehen zu wollen“, ausdrücken. So enthält gerade auch der Schluss der Auseinandersetzung, bei der rund zwanzig Smiths einem entschwundenen Neo nachblicken, ein in meinen Augen perfekt gelungenes Element von Situationskomik, denn wenn zwanzig gleiche Gesichter zwanzig unterschiedliche Emotionen, angefangen bei ohnmächtiger Wut über grimmige Erkenntnis der eigenen Unzulänglichkeit über ernste Gelassenheit bis hin zu nicht zu verbergender Beeindruckung, ausdrücken, hat das einfach komische, nicht etwa lächerliche, Züge – zumindest, wenn die Mimik jeweils über schwarzen, unversehrten, Anzügen, eingelegt in dunkle Sonnenbrillen, entspringt.

Sehr schön ist dabei auch, dass der Zuschauer zum einen mehr über die letzte Bastion der Menschheit, Zion, erfährt und die dortigen Probleme, die, obgleich das Überleben der Menschheit in Frage steht, auch vor typisch menschlichen (Klein-)Problemen nicht halt macht. So etwa Morpheus gegenüber seinem Vorgesetzten, dem Kommandeur von Zions Flotte, der Morpheus ehemalige Freundin diesem „ausspannte“. Aber auch ein Hauch an Philosophie durchweht diesen Film, so die Frage, ob, zumindest in der technisierten Welt Zions – und wohl auch der unseren – nicht längst eine unbemerkt gebliebene Symbiose zwischen Mensch und Maschine eingetreten ist und die Frage, was letztlich „Kontrolle“ bedeutet. Schaltet man Zions Maschinen ab, so stirbt Zion wenige Tage später – ist das Kontrolle über die Maschinen, die ihrerseits der Wartung und Reparatur durch Menschen bedürfen, um zu funktionieren, zu „überleben“???

Dieses und andere Fragen, teils offen auf die Leinwand projiziert, teils aber auch geschickt in die Dialoge der Akteure eingewoben und zum Inhalt ihrer Handlungen gemacht, sind es, die auch aus „Matrix Reloaded“ mehr als nur ein „gewöhnliches“ High-Tech-Vergnügen machen. So kommt, natürlich, ein Schwall emotionaler Romantik auch dieses Mal mit hinein, der wohl einen Gegenpol in seiner Archaik zu der übertechnisierten Welt (der Matrix?) bilden soll.

Über alle dem, namentlich der in vielen Augen überbetonten, jedoch nach meiner Auffassung jedoch längst nicht so sehr übertriebenen oder gar den Rest der Inhalte verdrängenden, Spezialeffekte lassen sich nach wie vor sehr gut sowohl die schauspielerischen Leistungen wie auch die Dramatik der Hintergrundstory erleben. Ein Genuss für alle, die weder eine eher platte Science-Fiction-Story mit viel Action noch eine technisch aufpolierte Romanze erwarten, sondern bereits in Teil I ihre Freude an der gelungenen Fusion von philosophischen Fragen und cinematischen Effekten hatten.

Ein Film, der, ähnlich wie Teil I gegenüber dem „Der Herr der Ringe – Die Gefährten“, auch seinem aktuellen Pendant aus der Fantasy-Welt, „Der Herr der Ringe – Die zwei Türme“, sowohl inhaltlich wie auch vom Aufwand her in nichts nachsteht. Beide bzw. alle vier Filme verweben, jeweils auf die der Hintergrundgeschichte angemessenen, Weise mehr als nur platte Story mit heute möglichen Spezialeffekten – daher einfach reingehen und mitreisen lassen.

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