Matrix Reloaded (VHS) Testbericht

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ab 10,62
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Erfahrungsbericht von Dnome

Es wird kompliziert - The Matrix: Reloaded

Pro:

Auf den ersten Blick reine Action und Fantasy, auf den zweiten jedoch moderne Philosophie in Reinform.

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Spoiler inside! Lesen auf eigene Gefahr! ;-)

Im Jahr 1999 wurden die Maßstäbe sowohl für Action- als auch Science Fiction-Filme um ein Vielfaches nach oben geschoben. Schlecht sah es vor allem für George Lucas und seine "Star Wars - Episode 1" aus, die durch den beinahe gleichzeitig veröffentlichten Film "The Matrix" von Andy & Larry Wachowski in punkto Spezialeffekte und Coolness beinahe in's Abseits geschoben wurde. Mir kann man bei dieser Behauptung ruhig Glauben schenken, denn ich bin ein großer Fan der Star Wars-Serie und habe mir Teil 1 zigmal angeschaut ;-) Aber "The Matrix" lenkte wahrlich ein neues Kino-Zeitalter ein.
Schon recht bald wurde bekanntgegeben, daß das 65 Millionen Dollar teure und mit 4 Oscars ausgezeichnete (Im wahrsten Sinne des Wortes "ausgezeichnete") Spektakel zwei Fortsetzungen nach sich ziehen würde. Mehr zu dem originalen Konzept hinter "The Matrix" und deren Leinwandadaption werde ich in meinem noch kommenden Kommentar zum ersten Teil verraten, also springe ich mal gleich zum Wesentlichen, Teil 2.
Ich bin zum offiziell ersten Filmtag zur Prime Time in den Film gegangen und nach 40 Minuten Werbung und 15 Minuten Teaser und Trailer sowie einer mehr als bescheuerten 10minütigen Ansage von Hamburger ColorLine-Arena-Veranstaltern, die versucht hatten den Film für ihre Werbezwecke zu mißbrauchen - was ich und andere mit lauten Buhrufen zu mißbilligen wußten ;-), begann endlich der Film. Darauf hatte ich 4 Jahre gewartet, also erzeugte das Auftauchen des typischen Matrix-Intros ein beinahe orgiastisches Gefühl der Freude in mir.
Keanu Reeves sagte einmal in einem Interview, daß nach seinem Wissen Teil 1 von Geburt, Teil 2 von Leben und Teil 3 von Tod handelten. Nun, nach dem inzwischen schon wiederholten Genuß von "The Matrix: Reloaded" kann ich das bedingt unterstreichen. Versetzen wir uns in den Ausgangspunkt, um diesen Film wirklich so verstehen zu können, wie es die Wachowski-Brüder geplant hatten. Thomas Anderson (Keanu Reeves) ist ein Hacker, dem der Begriff "Die Matrix" irgendetwas sagt, doch er weiß nicht, WAS. Bis er vom vermeintlichen Terroristen Morpheus (Laurence Fishburne) kontaktiert wird, der ihm vor Augen führt, daß die "reale Welt" in Wirklichkeit bloß eine gigantische Fassade ist, geschaffen von intelligenten Maschinen, die die Menschheit versklavt haben.

Wie kam es dazu?
Morpheus deutete es in "The Matrix" an und auch in den beiden "Animatrix"-Teilen "The Second Renaissance Part 1 + 2" - Comic-Kurzfilme, die ebenfalls von den Wachowski-Brüdern geschrieben wurden und Anfang Juni 2003 auf einer speziellen DVD erscheinen, wird geschildert, wie die Maschinen von den Menschen geschaffen wurden und sich aufgrund ungerechter Behandlung schließlich gegen ihre Herren auflehnten. Nach einem Krieg, der die Welt verstrahlte, verdunkelte und fast alles natürliche Leben auf ihm auslöschte, wurden die letzten überlebenden Menschen an eine gigantische Maschinerie angeschlossen, die ihnen die allen lebenden Wesen eigene unerschöpflich regenerierbare Lebensenergie abschöpfte. Verkabelt und verdrahtet, in einer speziellen Flüssigkeit liegend, die aus den aufgelösten Resten verstorbener Menschen bestand (Nahrungsersatz) und das Gehirn durch eine MATRIX am Leben und Gesundbleiben gehalten - das Schicksal aller Menschen. So schlau war man nach dem ersten Film. Diese Matrix blendet die Versklavten, gaukelt ihnen statt der grausamen Wahrheit des beginnenden 23. Jahrhunderts eine noch fast heile Welt des 20. Jahrhunderts vor. Doch einige Menschen sollen noch versteckt in einer Stadt namens Zion hausen und von dort aus riskante Operationen starten, mehr und mehr Menschen aus der Matrix zu befreien, um sich letztenendes für den Endkampf gegen die Maschinen wappnen zu können. Thomas Anderson nun soll laut Morpheus der "Auserwählte" sein, eine spezielle Person, die über die Kraft verfügt, die Matrix zu besiegen. Gegen Ende von Teil 1 schien sich die Prophezeiung zu erfüllen - Neo, wie er sich nun nennt (Sein Alter Ego als Hacker), kann Kugeln in der Luft anhalten, fliegen und sogar die in der Matrix eingesetzten "Agenten" töten, die gegen die Rebellen kämpfen.

Was passiert in Teil 2?
Alles wird auf den Kopf gestellt, die Story wird tiefer, die bisherigen Wahrheiten stellen sich als Lügen heraus. Schwerer Tobak für einen jeden von uns, der nicht schon mit etwas in dieser Art gerechnet hatte. Ich schneide es möglichst kurz an: 6 Monate scheinen seit dem ersten Film vergangen, die Rest-Crew um Morpheus (Der Operator Tank ist diesmal nicht mehr dabei, weil der Schauspieler Probleme gemacht hatte - sein Charakter gilt also nun als verstorben) hat Zion bereits erreicht und steht nun vor größeren Problemen. Die Maschinen haben die unterirdische Stadt entdeckt und graben nach ihr, mit 250.000 Drohnen. Eine allein wäre schon ein schwerer Gegner! In weniger als 72 Stunden werden sie Zion erreichen - Problem 1. Problem 2 ist, daß Neo (Inzwischen vertrauter mit seinen Kräften und in der Matrix ohne wirkliche Gegner) das Orakel aufsuchen soll, dazu allerdings außerhalb von Zion an die Matrix angeschlossen werden muß - innerhalb von Zion existieren keine Anschlüsse. Mit dem Orakel kommen die Fragen...
Das Orakel ist eine alte, nette Dame, die schon aus Teil 1 bekannt ist. In Wirklichkeit ist sie ein Programm, möglicherweise Teil des Systems der Maschinen. Sie will Neo aber anscheinend helfen. Nach ihrem kurzen aber inhaltlich sehr wichtigen Gespräch erscheint plötzlich Agent Smith (Hugo Weaving, perfekt!), den Neo am Ende von Teil 1 doch getötet hatte. Scheinbar hat dieser überlebt, wenn auch nicht ganz unbeschadet. Er hat als Programm versagt und sich danach geweigert, gelöscht zu werden. Als Folge ist er kein Agent mehr, sondern handelt eigenständig. Er besitzt nun mehr Macht, was möglicherweise durch seinen Kontakt mit Neo verursacht worden ist. Nun kann er sich beliebig duplizieren und Neo hat es mit einer Hundertschaft von Smiths zu tun. Ich glaube, Smith wird eine Schlüsselrolle für die gesamte Auflösung des Matrix-Rätsels spielen. Wird auch im nach "Reloaded" laufenden Teaser zu Teil 3 angedeutet.

Teile des Puzzles:
Der Schlüsselmacher (Randall Duk Kim) soll von Neu gesucht werden. Um den Film/die Filme zu verstehen, muß man sich ein wenig mit PCs auskennen. Smith ist ein Virus geworden, der eine Gefahr für das System geworden ist. Der Schlüsselmacher dagegen ist soetwas wie ein Trojaner, der für alle Ebenen des Systems einen passenden Schlüssel besitzt. Jeder hat seine Aufgabe, wie er auch selbst öfters sagt: "Alles ist vorherbestimmt." Er führt Neo zu einem Zentralrechner, der in einem riesigen Hochhauskomplex versteckt ist. Dort begegnet Neo hinter einer Tür dem Architekten (Helmut Bakaitis) und alles, woran der Film-Zuschauer bisher geglaubt hatte, wird in Frage gestellt. Der Architekt bezeichnet sich als den Erschaffer der Matrix, er ist sozusagen Gott in dieser Angelegenheit. Das Orakel deutet er als die "Mutter der Matrix" an, denn sie hatte einst herausgefunden, daß IMMER nur maximal 99% aller Menschen die Matrix als Realität wahrnehmen. 1% zweifelt IMMER an ihr und findet heraus, daß alles eine gigantische Lüge ist. THEMA 1: MENSCHLICHE FEHLBARKEIT.
Die Maschinen denken perfekt, sie sehen sich als Unfehlbar an. Subjektive Entscheidungen können sie nicht treffen, sie handeln stets im Kollektiv. Dies wird noch von Bedeutung sein, ich komme zuerst zu der Matrix an sich. Der Architekt meint, daß die aktuelle Version schon Version 6 der Matrix ist (6 Jahre, 6 Monate, Version 6? Achtet auf Hinweise im Film!) Die allererste Version der Matrix war laut ihrem Schöpfer PERFEKT, doch die Unperfektheit der Menschen ließ sie durchschaubar werden und sie fiel. Die zweite war eine Nachbildung der Wirklichkeit, wie wir sie kennen, doch auch sie schluf fehl. FRAGE: Was waren die Änderungen in Matrix 3-6? Nun, hier meine Deutungen:

Deutung:
Die Maschinen HABEN die Menschheit versklavt, doch nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen, die Menschen in einer Matrix zu halten, wurde ein heftigerer Plan ausgearbeitet. Es gab die Matrix-in-Matrix-Idee. Viele Zuschauer kamen schon auf diesen Einfall, aber ich denke, er wurde WIRKLICH von den Wachowskis ausgearbeitet. Am Ende von "Reloaded" besitzt Neo IN der "realen Welt" die selben Fähigkeiten wie in der Matrix. Er kann Drohnen mit bloßer Gedankenkraft spüren und vernichten. Danach fällt er direkt in's Koma und der Film endet aprupt, aber für mich ist klar daß Neo nicht wirklich im Koma liegt sondern nun in der WIRKLICH realen Welt erwacht ist. Die "reale Welt", wie Morpheus sie kannte, mit Zion und den Drohnen, IST die Matrix. Sozusagen eine Art Firewall. Wer in der inneren Matrix erwacht (wie Morpheus, Trinity, Neo etc.) landet in der äußeren, wo es um die Befreiung Zions durch die Rebellen geht. Neo WAR und IST immer der Auserwählte, und jedesmal findet dieselbe Schlacht statt. Die Maschinen finden Zion und vernichten alle Menschen bis auf wenige, aus denen der Auserwählte 16 Frauen und 7 Männer auswählt, um mit ihnen die Matrix neu zu erschaffen. Damit entscheidet er sich für's Kollektiv. So ist es vorgesehen - THEMA 2: KONTINUITÄT. Die Matrix ist ein kontinuierlich ablaufender Prozeß - ich spüre schon die Köpfe der Leser rauchen ;-) Lest weiter und ihr werdet verstehen! Neo ist kein Mensch, er ist eine Maschine. Dies wird den ganzen Film über deutlich. Z.B. wenn er mit dem Senator Harmann (Anthony Zerbe) über die Beziehung zwischen Menschen und Maschinen spricht. Sie brauchen einander. Der Evolutionsprozeß innerhalb von Neo - wie er seine Kräfte entwickelt und Verantwortung für die Menschheit übernimmt - ist auch das Entwickeln der Zuneigung für das Kollektiv. Er ist die Maschine, die sich für einen Menschen hält. Er ist möglicherweise der Versuch der Maschinen, sich selbst und die Menschen endlich zueinander zu führen, anstatt die Menschen weiter zu versklaven. Neo hatte sich bislang 5mal für das Kollektiv entschieden, fünfmal ist er dem Architekten schon begegnet und hat die Matrix neu gebootet (Reloaded). Jedesmal gab es zwei Möglichkeiten, doch er hatte stets schon vorher die Entscheidung getroffen, wie das Orakel ihm erklärt hatte. Er entscheidet sich DIESMAL anstatt für das Wohlergehen des Kollektivs für EINE EINZELNE Person, Trinity, die durch den Herzschuß eines Agenten stirbt. Neo sagt zum Architekten: "Wenn ich Sie wäre, würde ich hoffen, wir sähen uns nie wieder!" Der Architekt bemerkt: "Das werden wir nicht." Und diesmal haben die Maschinen endgültig gesiegt. Neo entscheidet sich für Trinity und rettet sie, er entfernt die Kugel aus ihrem Körper und belebt sie. Damit hat zum ersten Mal eine Maschine aus Liebe gehandelt.

Offene Fragen:
Wird Neo akzeptiert? Man bedenke Morpheus überraschten Ausruf im Teaser zu "The Matrix: Revolutions": "Er kämpft für uns!" Er meint mit Sicherheit Neo damit, eine Maschine, die anstatt für ihresgleichen für die Menschheit kämpft - und hoffentlich siegen wird. Die Maschinen können nicht ohne die Menschen, Neo hat dies bereits bewiesen. Doch jetzt liegt es an den Menschen, ihre Abhängigkeit von den Maschinen in neuer Form festzustellen. Nicht passiv durch den Anschluß an eine virtuelle Matrix, sondern aktiv durch ein finales Happy End zwischen Mensch (Trinity) und Maschine (Neo). Falls noch Fragen offen sind, beantworte ich sie gerne per Mail. Danke für's Lesen!

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