Misery (DVD) Testbericht

D
Misery-dvd-horrorfilm
ab 5,85
Auf yopi.de gelistet seit 11/2010

5 Sterne
(7)
4 Sterne
(1)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(1)

Erfahrungsbericht von Miss_Piper

\"Ich bin Ihr größter Fan ...\"

Pro:

Darsteller, Spannung, Drehbuch

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Gliederung des Berichtes:

1) Produktdetails
2) Darstellerinfos
3) Inhalt
4) Bewertung
5) Vergleich mit dem Buch
6) Fazit


1) Produktdetails:


Der Film wurde 1990 von Rob Reiner gedreht. Er beruht auf dem gleichnamigen Roman von Stephen King.

Länge: 103 Minuten
Drehbuch: Wiliam Goldman
Kamera: Barry Sonnefeld
FSK: ab 16


2) Darstellerinfos:

Paul Sheldon alias James Caan: Der Schauspieler wurde 1939 in New York City geboren und brillierte in verschiedensten Rollen, so in dem Mafiaepos \"Der Pate\", im Kriegsdrama \"Die Brücke von Arnheim\", in der Liebeskomödie \"Honeymoon in Vegas\" und im Actionfilm \"Eraser\". Für seine Rolle in \"Der Pate\" erhielt er eine Oscar-Nominierung als Bester Nebendarsteller.

Annie Wilkes alias Kathy Bates: Kathy Bates, Jahrgang 1948, ist einer der ersten Namen, der genannt wird, wenn es darum geht, dass Schauspielerinnen auch ohne Top-Figur zu höchsten Ehren gelangen. Für \"Misery\" erhielt sie den Oscar als Beste Hauptdarstellerin. In \"Dolores\" spielte sie ein weiteres Mal eine Hauptrolle in einer Stephen King-Verfilmung und für ihre Rolle in \"Grüne Tomaten\" wurde sie für den Golden Globe nominiert.

Sheriff Buster McCain alias Richard Farnsworth: Bevor er zur Schauspielerei kam, arbeitete Richard Farnsworth, geboren 1920, unter anderem als Stuntman und Rodeoreiter. 1977 erhielt er für seine erste größere Rolle eine Oscarnominierung als Bester Nebendarsteller in \"Eine Farm in Montana\". Für seinen letzten Film \"The Straight Story\" erhielt der damals 79-jährige im Jahr 2000 sogar eine Nominierung als Bester Hauptdarsteller. Wenige Monate später nahm er sich aufgrund seiner unheilbaren Krebserkrankung das Leben.

Marcia Sindelll alias Lauren Bacall: Lauren Bacall, Jahrgang 1924, gehört zu den letzten Diven des alten Hollywoods. 1945 machte sie in der Howard Hawkes-Verfilmung \"Haben und Nichthaben\" auf sich aufmerksam. Bei den Dreharbeiten lernte sie ihren zukünftigen Mann Humphrey Bogart kennen und lieben. Die beiden blieben bis zu seinem Tod 1957 verheiratet und hatten zwei Kinder miteinander. Weitere bekannte Filme von Lauren Bacall sind: \"Tote schlafen fest\", \"Wie angelt man sich einen Millionär\", \"Rendevouz mit einer Leiche\". Für \"Liebe hat zwei Gesichter\" erhält sie 1995 eine Oscar-Nominierung.


3) Inhalt:

Paul Sheldon ist ein erfolgreicher Schriftsteller. Am berühmtesten sind seine Misery-Romane, historische Liebesschnulzen, die sich um die gleichnamige Frauenfigur drehen. Doch Paul hat genug von diesen Romanen. In der Einsamkeit der Rocky Mountains hat er ein neues Manuskript verfasst, das seinem Autorendabsein eine neue Richtung geben soll. Seine Agentin Marcia Sindell warnt ihn davor, seine Misery-Romane aufzugeben, aber Paul bleibt hart.

Auf dem Rückweg gerät er mit seinem Auto in einen Blizzard. Er verliert die Kontrolle und stürzt eine verschneite Böschung hinab. Doch er hat Glück - eine Frau beobachtet den Unfall und rettet den Schriftsteller aus dem eingeklemmten Auto. Sie schleppt ihn zu sich auf ihre abgelegene Farm. Nach zwei Tagen kommt Paul wieder zu sich. Seine Retterin ist keine geringere als Annie Wilkes, sein größter Fan. Sie hat alle seine Bücher gelesen und träumt schon lange davon, ihm einmal in der Realität zu begegnen.

Paul hat mehrere Beinbrüche davongetragen und der Weg ins Krankenhaus ist zugeschneit. Doch als ehemalige Krankenschwester hat Annie alles Nötige im Haus, um ihn gesund zu pflegen. Die einsame Frau ist überglücklich, ihren absoluten Lieblingsschriftsteller in ihrem Haus zu haben.

Zur gleichen Zeit erscheint der neue Misery-Roman. Annie liest den Band mit stetig wachsender Begeisterung - bis sie am Ende erfährt, dass ihre geliebte Misery stirbt. Annie bekommt einen Wutausbruch und spätestens jetzt weiß Paul, dass er in die Fänge einer Psychopathin geraten ist.

Und Annie nutzt ihre Überlegenheit. Sie zwingt Paul dazu, sein unveröffentlichtes Manuskript zu verbrennen und stattdessen einen neuen Misery-Roman zu verfassen: \"Miserys Rückkehr\". Niemand weiß, wo Paul steckt und es gibt keine Chance zu entkommen. Hilflos ist der Schriftsteller seiner Peinigerin ausgeliefert ...


4) Bewertung:

Allein die Darstellerliste liest sich als Top-Besetzung und weckt hohe Erwartungen. Und das zu Recht, denn mit \"Misery\" gelang Regisseur Rob Reiner ein perfekter Horrorthriller mit knisternder Spannung:

Gut neunzig Prozent des Films spielen sich im Haus von Annie Wilkes ab, vorzugsweise in Pauls Krankenzimmer. Bei Kammerspielen dieser Art ist die Gefahr groß, dass die Handlung zu langweilig gerät und den Zuschauer nicht zu fesseln vermag. Dass das hier nicht eintrifft, liegt vor allem an den zwei großartigen Hauptdarstellern, die sich ein Psychoduell par excellence liefern, einer packenden Handlung, die den Zuschauer von Beginn an mitreißt und einem soliden und lückenlosen Drehbuch.

Sehr gelungen ist die subtile Wandlung von Annie Wilkes von der einsamen Frau zur unberechenaren Psychopathin. In perfekter Manier verleiht sie Paul Sheldons größtem Fan zwei Gesichter, die widersprüchlicher kaum sein könnten:

Da ist zuerst die schüchterne, rundliche, unansehnliche Frau, die einsam und zurückgezogen auf ihrer Farm lebt. Sie ist verwitwet, kommt kaum unter die Leute und zieht die Gesellschaft der Tiere vor. Glück und Liebe findet sie nur in ihren geliebten Misery-Romanen, die sie in eine fremde, faszinierende Welt eintauchen lassen. Als sie Paul Sheldon persönlich begegnet, wird ein Lebenstraum für sie wahr. Zunächst erscheint sie sowohl Paul als auch dem Zuschauer nur unbeholfen und verschüchert. Wie ein kleines Kind freut sie sich über jedes Lächeln ihres Idols. Gleichzeitig ist sie voller Eifer darauf bedacht, ihm alles recht zu machen. Doch nach und nach schleichen sich bedenkliche Züge ihn ihr Verhalten ein, die Paul aufmerken lassen. Annie scheint kein besonderes Interesse daran zu haben, Pauls Angehörige über den Unfall zu informieren. Statt über seine Sorgen bezüglich seiner ahnungslosen Familie, will sie lieber über den neuen Misery-Roman reden. Ernsthaft aus der Rolle fällt sie zum ersten Mal, als sie sich über die vielen Flüche in Pauls unveröffentlichtem Manuskript beschwert. Es ist grandios zu beobachten, wie Annie mit immer lauterer Stimme spricht und ihren Gegenüber langsam zu vergessen scheint, während Paul immer weiter in sein Kissen zurücksinkt. Spätestens ab da ahnt man, dass sich hinter der unscheinbaren Fassade ein unberechenbarer Charakter verbirgt. Ihre faszinierende Darstellung wurde auch promt mit einem Oscar als Beste Hauptdarstellerin gewürdigt.

James Caan gibt mit schmerzhafter Überzeugung den gepeinigten Schriftsteller, der seine letzten Kräfte aufbieten muss, um sich gegen die Pschopathin zur Wehr zu setzen. Mehrmals hat er Anlass zur Hoffnung, dass er sich aus seiner Gefangenschaft befreien kann, um dann wieder zurückgeworfen und Annie Wilkes aufs Neue ausgeliefert zu werden. Die spannendste Szene ist eindeutig die, als Annie zum Einkaufen fährt, während Paul mit einer Haarnadel die Schlafzimmertür öffnet und sich mit seinem Rollstuhl durch das Haus bewegt. Dabei vergisst er die Zeit und hört gerade noch rechtzeitig, wie sich Annies Auto nähert. Atemlos verfolgt der Zuschauer, wie Paul sich bemüht in letzter Sekunden in sein Zimmer zurückzugelangen, während draußen seine Peinigerin Schritt für Schritt näher kommt ...

Sheriff Buster und seine Frau Virgina haben nur eine kleine Rolle, sorgen aber durch ihre kleinen Auftritte für eine zusätzliche Abrundung. Für den Sherrif, der sich ansonsten auch gerne nebenbei Angelführer betätigt, bedeutet das Verschwinden von Paul Sheldon den wichtigsten Fall seit langer Zeit. Seine Frau Virginia erfüllt widerwillig die Aufgabe des Deputies, auch wenn sie nach eigener Aussage lieber mit dem Sherrif unter der Decke liegen würde. ;-) Richard Farnsworth und Frances Sternhagen verleihen dem skurillen Sheriff-Pärchen ein liebevolles und amsüsantes Gesicht, ohne dabei jemals zu sehr ins Komödieantische abzugleiten. Stattdessen sorgen sie für leichte Auflockerungen, die dem Zuschauer zwischen den Spannungsszenen Zeit zum Luftholen geben.

Für ähnliches Amüsement sorgt die Szene, als Annie ihrem Patienten voller Enthuiasmus ihre Sau \"Misery\" im Schlafzimmer präsentiert, natürlich benannt nach ihrer liebsten Romanheldin. \"Sie ist ein schönes ... Schwein ...\" ist alles, was dem leicht irritierten Paul Sheldon dazu einfällt.

Aber es gibt auch leise Töne, die sowohl Paul als auch dem Zuschauer eien Hauch von Mitleid für Annie aufkommen lassen. An einem dunklen Winterabend erscheint Annie mit wirren Haaren und nur mit Morgenmantel bekleidet. Wie immer in dieser Jahreszeit leidet sie an Drepressionen, die ihr den Lebensmut rauben. Und in dieser Zeit wird ihr auch bewusst, dass sie Paul verlieren wird, sobald er wieder gesund wird - und dass sie dann erneut in ihrer trostlosen Einsamkeit versinken wird. _Wenn_ er wieder gesund wird ...

Lauren Bacall hat als Sheldons Agentin Marcia Sindell nur kleine Szenen, die dank ihrer ungebrochenen Ausstrahlung und Leinwandpräsenz dennoch prägend sind. Bacall spielt das, was sie am besten kann, eine elegante, kühle und in die Jahre gekommene Schönheit mit leicht schnippischem Tonfall.


5) Vergleich mit dem Buch:

Die Romanvorlage stammt von Horrorspezialist Stephen King. Einige Verfilmungen seiner Werke wurden den Vorlagen nicht gerecht, doch \"Misery\" erfüllt alle Erwartungen und reiht sich neben \"Die Verurteilten\", \"Dolores\", \"Stand by me\" ein in die Riege der besten King-Verfilmungen. \"Stand by me\" entstand ebenfalls unter Rob Reiners Regie und da es sich bei \"Misery\" um ein sehr persönliches Werk Kings handelt, war für die Verfilmung ausschlaggebend, dass ein Regisseur seines Vertrauens beauftragt wurde.

Der Film hält sich im Wesentlichen an die Handlung des Buches, verläuft allerdings in einigen Details weniger brutal. Ohne zuviel verraten zu wollen: Wird Paul schon im Film arg malträtiert, so ergeht es ihm im Buch nochmal eine Stufe schlechter ...

Obwohl es sich um eine sehr gelungene Verfilmung handelt, lohnt sich auch für Cineasten, die Buchvorlage zu lesen. Besonders reizvoll ist hierbei, dass ganze Seiten des Misery-Romans, den Paul auf Drängen von Annie verfasst, dort zu lesen sind - ein Buch im Buch, quasi.


6) Fazit:

Ein äußerst spannender Horrorthriller mit zwei überragenden Hauptdarstellern, die sich ein packendes Psychoduell auf engstem Raum liefern. Auch nach wiederholtem Anschauen verliert die King-Verfilmung nichts von seiner Faszination. Trotz ein paar brutaler Szenen spielt sich der Großteil des Horrors auf psychischer Ebene ab. Schon allein aufgrund der hervorragenden Darsteller ein in jedem Fall sehenswerter Film und ein Muss für jeden Horror- und Thrillerfan.

32 Bewertungen, 2 Kommentare

  • anonym

    04.02.2013, 16:56 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Der Film ist nicht schlecht - aber das Buch ist noch besser :-)

  • anonym

    09.03.2008, 15:47 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Damaris