Mit Schirm, Charme und Melone (DVD) Testbericht

Zwischen 1961 und 1969 lief in Großbritannien die überaus beliebte Serie The Avengers mit insgesamt 161 Folgen. The Avengers war eine Mischung von Agentenstorys und Science-Fiction-Elementen, wobei im Verlauf der Serie vestärkt britische Klischees und Eigenheiten herausgestellt wurden. So verwandelte sich etwa der Charakter John Steed vom hartgesottenen Trencoat-Träger in einen typischen britischen Gentleman - mit Anzug, Melone und Regenschirm. Daher rührt auch der deutsche Titel Mit Schirm, Charme und Melone her, unter dem die Serie (beginnend mit der 4. Staffel) ab 1966 in Deutschland lief.
Nach einem Drehbuch von Don Macpherson setzte der kanadische Regisseur Jeremiah Chechik eine amerikanische Kinofassung der Avengers in Szene. Dabei rechneten die Produzenten wohl schon mit einem schlechten Abschneiden des Films, denn es wurden keine Pressevorführungen veranstaltet und der Kinostart möglichst weit nach hinten geschoben. Als der Film dann ab August 1998 in den Kinos lief, wurde er von Kritikern fast durchweg schlecht bis sehr schlecht bewertet und erwies sich auch als kommerzieller Misserfolg: Einem Budget von etwa 60 Mio. Dollar stand ein weltweites Einspielergebnis ca. 48 Mio. Dollar gegenüber.


Handlung
John Steed (Ralph Fiennes), Gentleman und Geheimagent des britischen „Ministeriums“, erhält von seinem Vorgesetzten „Mother“ (Jim Broadbent) einen neuen Auftrag. Zusammen mit der Wissenschaftlerin Emma Peel (Uma Thurman) soll Steed herausfinden, inwieweit Prospero, ein Projekt zur Wetterkontrolle, sabotiert oder infiltriert wurde. Ihre Ermittlungen führen sie auf das Schloss von Sir August de Wynter (Sean Connery), einen ehemaligen Mitarbeiter des „Ministeriums“, sowie in die Firma Wonderland Weather.


Einschätzung
Es birgt immer besondere Schwierigkeiten mit sich, Kultserien als Kinofilme zu adaptieren, etwa die spezifischen Vorstellungen und Erwartungen einer Fangemeinde. Mit The Avengers haben Produzent Jerry Weintraub und Warner Brothers aber wirklich danebengegriffen. Durch die Perspektive amerikanischer Produzenten – die natürlich ein amerikanisches Publikum ansprechen wollten – wird das Pferd britischer Klischees praktisch totgeritten, nicht zuletzt das Wetter. Erschwerend kommen noch heftige Eingriffe von Warner Brothers durch Schnitte hinzu, wodurch das ohnehin nicht besonders tolle Drehbuch noch weiter an Zusammenhang verloren hat.
Der Film hat durchaus einzelne Momente, z.B. die "Escher"-Szene im Schloss de Wynters oder auch so manche Dialogzeile. Letztlich werden aber hervorragende Schauspieler wie Ralph Fiennes, Sean Connery und Uma Thurman in dieser Produktion praktisch verheizt. Möglicherweise wäre eine britische Produktion allein schon atmosphärisch näher bei der Serie gewesen. So vergebe ich lediglich einen Stern für die Hauptdarsteller und den Trash-Faktor.


Technische Angaben:
Ton: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1), Spanisch (Dolby-Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch/Englisch/Spanisch/Französisch/Italienisch/Türkisch/Holländisch/Schwedisch//Norwegisch/Dänisch/Finnisch/Portugiesisch/Hebräisch/Tschechisch/Polnisch/Ungarisch/Isländisch/Kroatisch/Deutsch für Hörgeschädigte/Englisch für Hörgeschädigte
Format: 16:9 – 1.85:1
FSK: ab 12
Spieldauer: ca. 90 Minuten