Nosferatu - Phantom der Nacht (DVD) Testbericht

Nosferatu-phantom-der-nacht-dvd-horrorfilm
ab 6,57
Auf yopi.de gelistet seit 04/2010

5 Sterne
(2)
4 Sterne
(1)
3 Sterne
(2)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von Papa_Santano

LIEBE, BLUT UND TOD !

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Es mag Leute geben, die alte Spielfilme prinzipiell ablehnen und sich nur an Produktionen neueren Datums erfreuen können.
In mancher Hinsicht kann ich es sogar verstehen, denn gerade was die Tricktechnik angeht wirken alte Filme hier und da schon mal wie von Amateuren gemacht.
Die Welt der Filme hat in den letzten 20 Jahren eine durchaus revolutionäre Wandlung durchlebt und doch gibt es eine Reihe von Filmen älteren Datums, die zu sehen lohnt.
Über einen dieser Filme möchte ich hier berichten und habe mir dazu einen wahren Klassiker als Thema gewählt.
Ich denke jeder hat schon einmal etwas von dem Blutsauger Graf Dracula gehört, den einst Christopher Lee mit Brillanz darstellte.
Die Geschichte des Vampirs beruht auf einem Roman von Bram Stoker und schon 1922 gab es eine Verfilmung, die viele Leute als die beste aller Zeiten ansehen. Unter der Regie von Friedrich Wilhelm Murnau entstand mit Max Schreck als Darsteller der Klassiker Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens und eben diesen Stummfilm nahm Regisseur Werner Herzog als Vorlage um einen Film zu drehen, den man als Freund des Genres Horror einfach gesehen haben muss.

Nosferatu- Phantom der Nacht ist nicht einfach nur ein Film aus dem Genre Horror. Die deutsch-französische Produktion aus dem Jahre 1978 war gleichzeitig auch ein Meilenstein in der Karriere des Klaus Kinski, der hier die Hauptrolle spielte.
Viel zu früh verstorben kann ich mir keinen anderen Schauspieler vorstellen, der der Figur des Vampirs mehr Leben eingehaucht hätte, was ja an sich schon eine gewisse Ironie in sich birgt.
Erzählt wird in diesem Streifen die altbekannte Geschichte des Grafen Dracula, der immer auf der Jagd nach frischem Blut seine Opfer verfolgt.
Makler Jonathan Harker erhält den Auftrag nach Transsylvanien zu reisen um dort den Kauf eines Objektes durch den Grafen Dracula abzuwickeln.
Obwohl seine Freundin eine Vorahnung hat, tritt Harker die Reise an und wie nicht anders zu erwarten, nimmt das Unheil seinen Lauf.
Dort angekommen, trifft er erstmals auf den Grafen Dracula, der ihn bewirtet und ihm „behilflich“ ist, als sich Harker schneidet.

Dracula macht sich auf den Weg nach Wismar um sich an der Freundin Harkers zu vergehen, den er auf seinem Schloss zurück lässt.
Dennoch kann Harker fliehen und kommt wenn auch zu spät in Wismar an, wo Dracula schon begonnen hat sein grausames Werk zu vollbringen.
Zuerst denkt man die Freundin Harkers sei krank, doch wie sich jeder denken kann, hat sie längst Besuch in Form des Vampirs gehabt.
Dr. van Helsing zu Rate gezogen ahnt man schon bald die Wahrheit und schließlich ist es die Freundin Lucy, die dem Treiben des Grafen ein Ende setzt und sich für dessen Tod opfert.
Soweit ein Einblick in die Story, die mehr als einmal verfilmt wurde und bestens bekannt sein dürfte.

Meine persönlichen Eindrücke dieses Films sind gemischter Natur, weil es meiner Meinung nach hier eine Verschmelzung zweier Dinge gegeben hat.
Zum einen ist da der Roman aus dem dann auch letztlich die Figuren des Films stammen. Auf der anderen Seite gibt es dann aber noch das „Original“ aus dem Jahre 1922. Eine wahre Neuverfilmung ist dieser Streifen nicht und soweit ich dies beurteilen kann, war dies auch nicht das Ziel des Regisseuren Werner Herzog.
Er hat die Figur des blutsaugenden Ungeheuers weniger brutal, als vielmehr dramatisch angelegt.
Auch wenn es merkwürdig klingen mag, ist Dracula in diesem Film alles andere als ein Bösewicht, den man vernichtete sehen möchte.
Herzog hat Dracula als eine zu bemitleidende Kreatur dargestellt und irgendwo kann einem der Vampir auch durchaus leid tun.
Im Verlauf des Films gibt es immer wieder Szenen und Dialoge aus denen klar hervorgeht, dass sich Dracula nichts sehnlicher wünscht als zu lieben und zu sterben. Sowohl in einer Szene mit Lucy, als auch in einem Monolog wird dieses Ziel mehr als deutlich.

Dracula ist natürlich alles andere als ein angenehmer Zeitgenosse, doch ist es Herzog gelungen dem Vampir trotz allem Züge mit auf den Weg zu geben die eine gewisse Sympathie aufkommen lassen.
Da mag vielleicht auch daran liegen hier eine Verfilmung zu haben, bei der Dracula eben keinen Spaß an der Sache zu haben scheint, wie ihn einst Darsteller Christopher Lee verkörperte.
Wir treffen hier auf eine armselige Kreatur, der man am Ende den Tod wirklich gönnt. Aber eben nicht um das Böse beseitigt, sondern um dem Leid des Vampirs beendet zu wissen, welches hier brillant umgesetzt wurde.
Nun braucht jeder Film auch einen Hauptdarsteller und niemand anders als Klaus Kinski hätte die Rolle überzeugender spielen können. Wobei Kinski zu Lebzeiten immer darauf wert legte, das er keine Rollen spiele.

Filmkenner werden bei der Kombination Herzog / Kinski ins Schwärmen geraten, denn mehr wann immer ein Film unter Teilnahme der beiden entstand waren die Schlagzeilen sicher.
So soll Herzog Kinski mit gezogener Waffe gezwungen haben weiter seine Rolle zu spielen, als dieser wieder einen seiner berüchtigten Wutausbrüche hatte.
Kinksi war zu Lebzeiten ein „Tier“ um es einmal salopp zu formulieren und wann immer Kinski einen Film drehte, konnte man sich als Zuschauer sicher sein ein Meisterwerk der Filmgeschichte erleben zu können.
Gemäß den Anweisungen Herzogs, spielte Kinski die Rolle des Grafen Dracula mit einer Überzeugung, wie ich selten einen Schauspieler gesehen habe.
„Psychopath“ Kinski hat in diesem Steifen all sein Können unter Beweis gestellt, welches sich in jeder seiner Gesten und der gesamten Mimik ablesen lässt.

Besonders hervorheben möchte ich hier eine der letzten Einstellungen, die das Ende des Vampirs einläuten, als sich Lucy opfert. Kinski agiert und blickt hier in einer Art und Weise die den Zuschauer fesselt und keine Sekunde zweifeln lässt hier einen „echten“ Vampir vor Augen zu haben.
In der Gestik sind es dann auch mehr als einmal Kinskis Finger, die in Nahaufnahme die gebrochene Gestalt des Draculas verkörpern.
Nicht schwerfällig, sondern schwach und erbärmlich bewegt sich Kinski durch den gesamten Streifen und ich denke hier einen großen Teil des späteren Erfolges dieser Verfilmung zu sehen.
Technisch hat der Film sicher nicht viel zu bieten, aber wir reden hier auch nicht von einem Action Knaller, sondern von einem Drama, dass bis ins kleinste Detail stimmig ist.
Bild und Ton harmonieren in einer Art und Weise, wie man es nur selten in der deutschen Filmgeschichte findet.
Die Maskenbildner haben hier dann auch ganze Arbeit geleistet und Kinski alt, gebrechlich und erbärmlich „geformt“
Ein alter gebrochener Mann, den das Leben schwer beutelte und der sich nunmehr nichts so sehr wünscht wie den Tod.

Was dem Stummfilm von Murnau einst fehlte findet in dieser Verfilmung seine Perfektion. Knalleffekte findet man hier wenig, sondern vielmehr scheint der gesamte Film ein großes Trauerspiel zu sein, bei dem die Musik sparsam und mir Bedacht eingesetzt wurde.
Es mag vielleicht abstrakt klingen, aber Nosferatu-Phantom der Nacht ist wie ich denke auch ein Liebesfilm.
Liebe und Tod gehören in diesem Film untrennbar zusammen, was dem ganzen eine gewisse Irnoie verleiht.
Nun glänzen in diesem Streifen nicht nur Regisseur Herzog und Bösewicht Kinski, sondern auch alle anderen Darsteller überzeugen durch Professionalität und Können.

Ich muss sagen diesen Film immer wieder gerne zu sehen und als Kinski nach einem bewegten Leben verstarb, habe ich aufrichtig getrauert, denn mit ihm ging einer der besten, wenn nicht der Beste Schauspieler, den wir je in Deutschland hatten.
Für die Filmfreaks habe ich anbei nun noch ein paar Daten zum Film zur Hand, die ich diesem Bericht zur Kenntnisnahme beifüge.

Entnommen aus : http://www.walther-nienburg.de/Kinski/Filme/nosferatu.html

Regie: Werner Herzog
Drehbuch: Werner Herzog nach der Novelle von Bram Stoker
Darsteller: Klaus Kinski (Graf Dracula), Isabelle Adjani (Lucy Harker), Bruno Ganz (Jonathan Harker), Roland Topor (Renfield), Walter Ladengast (Dr. Van Helsing), Dan van Husen (Wärter), Jan Groth (Hafenmeister), Carsten Bodinus (Schrader), Martje Grohmann (Mina), Rijk de Gooyer , Clemens Scheitz (Gerichtsschreiber), Lo van Hensbergen, John Leddy , Margiet van Hartingsveld, Tim Beekman, Jacques Dufilho (Kapitän), Johan De Slaa, Michael Edols, Stefan Husar, Roger Berry Losch, Beverly Walker (Nonne)

Produzenten: Michael Gruskoff, Werner Herzog, Walter Saxer

Kamera: Jörg Schmidt-Reitwein

Schnitt: Beate Mainka-Jellinghaus

Musik: Popol Vuh, Florian Fricke, Richard Wagner (Rheingold), Charles Gounod (Sanctus)

Farbe: Color

Sprache: Deutsch

Dauer: 107 Minuten (USA)

Erstaufführung: 23. Februar 1979, Internationale Filmfestspiele Berlin


Mein Fazit:
Mit diesem Streifen haben Kinski und Herzog ein Meisterwerk geschaffen. Wann immer dieser Film im TV läuft bin ich vor Ort um einen perfekten Film zu erleben, der an Tragik und darstellender Kunst kaum zu überbieten ist.

© Papa_Santano im Original für Ciao

24 Bewertungen