Passwort: Swordfish (DVD) Testbericht

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ab 9,71
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Erfahrungsbericht von zickendieb

Passwort: Alt+F4

Pro:

dt. Synchronisation

Kontra:

ein großes Loch als Drehbuch

Empfehlung:

Nein

\"Wisst ihr was mit Hollywood los ist? Die produzieren Scheiße. Absolut banale, unbrauchbare Scheiße. Ich bin kein verbitterter Möchtegernfilmemacher, der in den Rauchschwaden seiner Wasserpfeife nach dem tieferen Sinn des Lebens sucht. Nein, ich rede über grauenvolle Schauspieler, miserable Drehbücher,
kurzsichtige Regisseure, oberflächliches Geschwätz - was die meisten Studios Prosa nennen.\"


>> Vorweg

Die ersten Worte des Films habt ihr als Einleitung schon lesen dürfen. Genau das sagt nämlich Gabriel Shear (John Travolta) in der Anfangssequenz.
Warum ich genau dieses Zitat verwendet habe, erkläre ich später. Alle die den Film noch sehen möchten, sollten den Abschnitt \"Schlimme Vermutungen\" überspringen.



>>Die Story

Ex-(Super-)Hacker Stanley soll vom (super)reichen Geschäftsmann Gabriel engagiert werden, um (super) viel Geld aus den (ultra)geheimen Kassen der Regierung zu klauen. Weil Gabriel aber in seinem Anzug nicht halb so (super)sexy wie Ginger aussieht, und außerdem überhaupt keine Ahnung vom Hacken hat, schickt er Halle Berry (Ginger) um ein Date mit dem Ex-Hacker zu \"erzwingen\".

Ginger hat zwar keinen Nachnamen, aber dafür ein knappes Kleidchen und noch dazu Einhunderttausend Dollar in den nicht vorhandenen Taschen.
Weil Stanley die sexy Ginger mal ohne Kleidchen, und außerdem die Dollars haben will, geht er mit und lässt sich auf einen (super)gefährlichen Job ein.

Sein neuer Arbeitgeber ist fortan der reiche Gabriel, laufen soll der Diebstahl über die Telefonleitung und außerdem hat der Super-Hacker noch ein Töchterchen, das er aus den Fängen der Ex-Frau befreien muss.

Das Ganze führt dann zu \"hochexplosiver Stimmung\", \"spektakulären Stunts\", \"wilden Verfolgungsjagden\" und einem \"grandiosen Spektakel\"!

Ähm.....letzteres meint jedenfalls \"Cinema\".


>>Die Story und Ich

Ähnlich dünn wie die Papp-DVD-Hülle ist meiner Meinung nach die Story. Soviel Seltsames habe ich selten in einem Film gesehen.

Das Drehbuch, angeblich gabs eins, hat soviele Löcher und ist derartiger Käse, daß unsere Freunde in der Schweiz eine Klage beim Patentamt einreichen sollten.

Es wird viel zu selten klar, warum eine Figur dies oder jenes tut. Okay, \"weils einfach cool rüberkommt\" wäre eine Begründung.
Das reicht mir aber nicht.

Warum Halle Berry plötzlich so intim mit dem Hacker wird, warum sie auf der Toilette rumknutschen müssen, warum John Travolta so eine alberne Pagenfrisur trägt und noch viel mehr, wird mir einfach nicht klar.
Nur zur Erklärung. John Travolta spielt einen reichen,eiskalten Geschäftsmann.
Also was soll dann diese dämliche Frisur?
Und warum hüpft er wie ein junges Reh in einen Nachtclub, statt angemessen und cool die Treppe zu erklimmen?

Auch ist nicht klar, warum einer der Hacker die finnische Saatsbürgerschaft aber zwei deutsche Reisepässe hat.
Also der \"Finne\" wird in 24 Ländern wegen Computerkriminalität gesucht und reist trotzdem mit zwei (deutschen) Pässen in die USA ein?
Sehr seltsam! (Witzigerweise bemerkt das sogar einer der FBI-Beamten.)
Noch seltsamer: In der deutschen Synchronisation spricht er finnisch (auf jeden Fall irgendwie skandinavisch), in der englischen Version spricht er wiederum deutsch. Jedenfalls an den finnischen Stellen. Verwirrt? Ich auch.

Die Story ist einfach so dünn, das die Einfallslosigkeit sozusagen aus dem Zelluloid läuft.
Spätestens wenn ich merke, das ein Telefongespräch im Film einfach nur dazu dient, die Vorgeschichte zu erklären, dann wird es kritisch. Sowas darf man nicht merken. Damit ist für mich der Unterhaltungswert fast null.

Zurück zum falschen Finnen.
Der Mann wird verhört und von einem Beamten \"Ikea-Boy\" genannt.
Darauf hin der falsche Finne bzw. sein Übersetzer: \"Ikea ist schwedisch.\"
Kurz drauf sagt der Beamte: \"Jetzt bist du am Arsch, Hamlet.\", was mir wiederum dänisch vorkommt.
Soll das witzig sein?
Genau da liegt mein Problem.
Ich weiss nicht, ob es witzig sein soll, oder ob es unfreiwillige Komik ist.
(Ich habe zwar eine \"schlimme\" Vermutung, aber dazu komme ich später.)

Kurzum, die Story schwächelt und hat riesige Löcher.
Spannung gibt es ab und zu, genau wie nette Actioneinlagen.
Aber das ist zuwenig. Selbst für einen Actionfilm.


>> Hörbares

Die deutsch Synchronisation ist gelungen.
An manchen Stellen sogar fast genial.
Die Filmmusik schwankt zwischen Techno-Klängen á la Blade und der klassischen Orchesterfilmmusik.
Durchschnitt, würde ich sagen. Auf jeden Fall besser als das Drehbuch. Der Ton auf der DVD ist sehr gut. Zumindest klingt er auf meinen Brüllwürfeln am Computer recht ordentlich.
(Der Rest der DVD-Besonderheiten ist am Ende aufgeführt.)


>> \"Schlimme\" Vermutungen

Ich hatte bereits erwähnt, das der Film in meinen Augen ziemlich seltsam ist. Das hat mich auf die Idee gebracht, das Ganze etwas genauer zu untersuchen.

Ich konnte mir nicht vorstellen, daß die ganzen Fehler und Löcher ungewollt sind.

Wenn man sich die ersten Zeilen des Films anhört, dann könnte man auf die Idee kommen, das den Zuschauer hier eine Mediensatire erwartet.
Kurz gesagt, die Hersteller machen sich über Hollywood lustig und verpacken das Ganze (um Geld zu verdienen) in einen Actionfilm.
Das mag weit hergeholt klingen, aber es würde einiges erklären.
Zum Beispiel das alberne Coverfoto der DVD-Hülle.
Es sieht so aus, als hätte sich Halle Berry kurz vor dem Foto noch schnell das Kleidchen hochgezogen, damit auch ja ihr Bein zu sehen ist.
Und: Sie tritt eine Zeitung mit Füßen. Das kann eigentlich nur satirisch gemeint sein.

Wenn man den Film unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, dann erscheint er plötzlich ziemlich witzig.
(Es würde auch den albernen Pagenkopf von Travolta erklären.)

Anfangs \"droht\" Travolta mit einer (Geiselspreng?)Fernbedienung. Die Polizisten tun ihm natürlich nichts, sonst würden ja die Geiseln hochgehen.
Dummerweise hat er zwischendurch diese Fernbedienung NICHT in der Hand. Scheinbar liegt sie auf dem Tisch oder er hat sie in der Tasche.
Ein Schuß, \"Travolta\" wäre hin und der Film zu Ende.
Es schießt aber Keiner.
Obwohl 5 Meter vor ihm ein paar Polizisten mit dem Gewehr im Anschlag stehen und auf ihn Zielen.

Wenn er dann in dieser Szene sagt: \"...ich rede von miserablen Drehbüchern und kurzsichtigen Regisseuren\" dann ist das entweder unglaublich witzig oder die Produzenten sind einfach nur dämlich.

Mehr von diesen Dingen will ich hier nicht erzählen.
Auf jeden Fall sollte man sich die ersten Worte des Films sehr gut einprägen und den Streifen dann aufmerksam verfolgen.
Manches wirkt einfach zu dick aufgetragen, als das die Macher es ernst meinen können.
(Ab und zu hört man sogar Kritik an der amerikanischen Politik heraus.)

Ich kann natürlich nichts beweisen, aber wenn es so sein sollte, daß sich Hollywood hier über sich selbst lustig macht, dann wäre der Film fast ein kleines Meisterwerk.
Falls nicht, siehe Fazit.


>>Fazit

Actionfans sollten diesen Film ansehen.
Einige Szenen sind durchaus sehenswert und wer nicht gerade eine durchdachte Story braucht, der darf (in der Videothek) zugreifen.
Ob sich der Kauf auf DVD lohnt, kann ich schlecht beurteilen. Das Bonusmaterial ist das Übliche und ob man den Film mehr als 1 oder 2 Mal sehen muss, wage ich zu bezweifeln.
Deswegen rate ich vom Kauf der DVD ab, vergebe aber für den Film eine Drei.

Wer einen modernen Actionfilm und John Travolta mag, hat sicher auch seinen Spaß.
(Es sei denn ihr seid so pingelig wie ich, und braucht neben der Ballerei, wennschon keine geniale, dann aber doch zumindest eine schlüssige Handlung.
Die gibts meiner Meinung nach einfach nicht.)

Die schauspielerischen Leistungen bewegen sich auf den üblichen Höhen. In Schulnoten ausgedrückt, würde ich eine 3 vergeben.
(Leider, denn ab und zu blitzt bei Travolta eine minimalistisch geniale Mimik auf. Er kann also, wenn man ihn nur läßt.)

Unbedingt sehen sollte man den Film, wenn man(n) Halle Berry halbnackt, barbusig, von Kleidchen eingeengt oder in scheinbar erotischen Positionen sehen möchte. Ich finde es zwar einfach nur penetrant, aber ich bin ja nicht Allzuviele.

Bei mir bleibt eine zwiespältige Meinung. Die Geschichte ist ja nicht übel, nur an der Umsetzung hapert es halt. Wenn der ganze Film so gewesen wäre, wie die ersten 8 Minuten es versprechen, dann hätte ich eine Eins vergeben.

Übrigens, warum müssen Computer in Filmen permanent penetrante Geräusche von sich geben?
Wer zum Teufel soll es den ganzen Tag an so einem nervenden Teil aushalten?

\"Ich rede über den Mangel an Realismus. Realismus! Ein kaum beachtetes Element in der modernen amerikanischen Filmindustrie.\"


Unspektakuläre Grüße vom

Zickendieb


********Angehängtes

\"Passwort: Swordfish\" (2001)

ca. 96 Min

Regie: Dominic Sena

Drehbuch: Skip Woods

Darsteller u.a.:

John Travolta (Pulp Fiction)

Hugh Jackman (X-Men)

Halle Berry (X-Frau:-))

Don Cheadle (Volcano)

FSK 16

DVD-Extras:

Making Of (2x)

Alternative Filmenden

Regiekommentar (englisch)

Sprachen: deutsch / englisch

Ton: Dolby Digital 5.1

Interaktive Menüs (fehlerhaft lokalisiert)

Noch ein Wort zur DVD-Hülle. Die ist schlabberigerweise aus Pappe. Außerdem sind Fehler im Text. (Einmal heißt der Hacker Jobson, dann wieder Dobson. Auf der Hülle ist er arbeitslos, im Film hat er einen \"miesen Job\".)

(mein)DVD-Preis: 17,40 Euro

Infos zum Film: www.us.imdb.com

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