Pro Evolution Soccer 4 (PS2 Spiel) Testbericht

Jedes Jahr stellen sich viele Fußballfans die Frage welches Spiel sie sich dieses Jahr zulegen sollen: FIFA oder PES.
Nachdem ich in den Jahren zuvor mehrere Vertreter der FIFA-Reihe gespielt hatte und sie für mich zunehmend langweilig geworden waren, entschied ich mich dieses Jahr für \"Pro evolution soccer 4\"


Wenn man das Spiel startet kann man seine Sprache auswählen und zwischen 50 und 60 Hz entscheiden. Dann kommt ein wunderschön animiertes Intro und man kommt zum Moduswahlmenü.


Die Spielmodi:

Training:
Denjenigen, für die dieses Spiel das erste der PES-Reihe ist, kann der Trainingsmodus empfohlen werden.
Er ist in weitere Bereiche unterteilt:

Training für Anfänger:
Hier kann man sich die Fußballregeln erklären lassen und die Grundlagen des Spiels (Schießen, Passen usw.) erlernen

Freies Training:
Man sucht sich eine Manschaft aus und spielt mit ihr ein kleines Trainingsspiel.
Der einzige Gegenspieler ist ein Torwart, es gibt keine Zeitbegrenzung und man kann z.B. einstellen, ob man mit oder ohne Abseits spielt.
Dieses Trainingsspiel eignet sich hervorragend um Schüsse und Spielzüge zu üben.

Einzelne Situationen trainieren:
Hier kann man alles über Dribbling, Übersteiger, Flanken und ähnliches lernen.
Alles wird erst erklärt und vorgeführt, bevor man es dann selbst versuchen darf.
Die meisten der Dinge, die man hier erlernt, kann/muss man oft im Spiel anwenden, weshalb dieser Modus sehr hilfreich ist.

Herausforderungstraining:
Man sucht sich einen Spieler aus und versucht mit ihm eine Herausforderung zu meistern. Das kann ein Dribblingparqour sein oder Kurzpasstraining, um jetzt nur mal ein paar Herausforderungen zu nennen..
Bei jeder Herausforderung gibt es fünf Schwierigkeitsstufen. Dadurch ist man immer gefordert und es macht sehr viel Spaß.


Einzelspiel:
Nachdem ich das Training absolviert hatte, absolvierte ich erst einmal ein Einzelspiel.
Man kann aus Freundschaftsspiel Elfmeterschiessen und Schnellstart wählen.
Bevor es losgehen kann wählt man die Manschaften, mit denen man spielt, sowie deren Trikots und geht dann weiter zu den Einstellungen.
Dort kann man einstellen wie lang das Spiel gehen soll, das Wetter und 15 andere Sachen.
Beim Modus Schnellstart werden diese Einstellungen sowie die Trikotwahl übersprungen. (Bei Elfmeterschiessen ist der Name Programm)


Liga:
Wenn man dann einigermaßen mit dem Spiel vertraut ist, kann man eine Liga starten.
Auch hier hat man wieder die Möglichkeit viele Dinge einzustellen. Man kann aus verschiedenen Ligen auswählen (auch die Deutsche Liga ist dabei) oder selbst eine zusammenstellen. Eine Liga kann man auch mit Freunden zusammen spielen, wobei sich dann jeder eine oder mehrere Mannschaften aussucht.
Eine Saison geht solange bis jeder 2 mal gegen jeden gespielt hat (auswärts und zuhause).
Man hat die Möglichkeit die angefangene Liga zu speichern und später fortzusetzen.


Pokal:
Der Pokal ist der Liga ähnlich, nur dass hier die Mannschaften, die verlieren, ausscheiden, bis am Ende schließlich zwei Mannschaften im Finale stehen und entschieden wird, wer der Sieger ist. Man hat die Möglichkeit eine EM nachzuspielen oder eine WM, was natürlich sehr viel Spass macht, vor allem mit Freunden.
Auch ein Afrika, Amerika oder Asien-Ozeanien-Pokal sind möglich. Oder man spielt einen Konamipokal und kann die Teilnehmer frei wählen (auch Vereine).


Meisterliga:
Wenn einem die anderen Modi zu leicht oder zu langweilig sind (sofern das überhaupt möglich ist), kann man sich am Meisterligamodus versuchen.
Auch hier sucht man sich eine Mannschaft aus. Außerdem wählt man aus vier zusammengewürfelten Ligen. Jede dieser Ligen besteht aus einer 1. und 2. Division, wobei man mit seiner Mannschaft in der 2.Division beginnt.
Die meiste Zeit absolviert man Ligaspiele oder Pokalspiele. Für jeden Sieg erhält man Geld in der Einheit PES. (leider nur virtuell im Spiel ;-) )
In bestimmten Wochen der Saison kann man mit diesem Geld Spieler kaufen und man kann auch seine eigenen Spieler verkaufen.
Man muss jedoch darauf achten, dass man am Ende der Saison noch genug Geld hat, um seinen Mannschaftsgehalt zu bezahlen, sonst hat man verloren und kann keine weitere Saison spielen.
Zwischen zwei Saisons hat man die Möglichkeit ein Mannschaftstraining mit seinen Spielern zu durchlaufen. Jeder Spieler hat über 30 Werte, wie z.B. Dribblinggeschwindigkeit oder Schusskraft.
Das Mannschaftstraining dauert zwar lange (bei mir zwischen 30 und 45 min.), dabei verbessern sich die Werte der Spieler jedoch auch stark.
Auch nach Liga- und Pokalspielen verbessern sich die Werte ein bischen.
Das hört bei den Spielern jedoch schon bei einem Alter von 25 Jahren auf, weshalb es zu empfehlen ist auf junge Talente zu setzen.
Wenn Spieler ein bestimmtes Alter erreichen treten sie zurück und werden als Jungspieler wiedergeboren. Das ist zwar unrealistisch, aber besser als wenn man irgendwann nur noch mit unbekannten Spielern spielt.
Wenn man bei Ablauf der ersten Saison mit seiner Mannschaft auf dem ersten oder zweiten Platz in der 2. Division ist, steigt man in die 1. Division auf und spielt gegen bessere Mannschaften.
Der Meisterligamodus macht sehr viel Spaß und das auch für lange Zeit.


Editor:
Hier kann man Spieler, Mannschaften und Stadien bearbeiten. Man kann Spieler anderen Mannschaften zuordnen oder das Mannschaftslogo in einem \"Paint\"ähnlichen Programm verändern.
Die wichtigste Funktion ist wohl die Spielernamen zu verändern (siehe mangelnde Lizenzen).


Optionen:
In diesem Modus können sie z.B. die Tastenbelegung einstellen oder Toneinstellung und andere Einstellungen ändern.
Außerdem können sie in einen Unterbereich namens \"Museum\" gehen und sich Wiederholungen von Toren oder anderen Szenen, die sie in einem ihrer Spiele gespeichert haben, ansehen. Auch Siegdaten über ihre bisher erreichten Erfolge können sie hier ansehen.
Eine weitere Besonderheit ist der PES-Shop, in dem sie PES, die sie für gewonnene Liga und Pokalspiele sowie gemeisterte Herausforderungen im Trainingsmodus erhalten, einlösen können.
Sie können mit ihren PES weitere Spieler (z.B. Maradonna oder Franz Beckenbauer) oder ein neues Stadium freischalten uvm. .
Sogar einen neuen Schwierigkeitsgrad kann man freischalten.


Lizenzen:
Konami hat nur wenige Lizenzen für PES 4 erhalten. Nur die italienische, holländische und spanische Liga sind voll lizensiert. Nationalmannschaften und andere Vereine sind nur teilweise lizensiert. So heißt FC Bayern z.B. Rekordmeister und Kahn heißt Kalm.
Das alles lässt sich jedoch leicht mit dem Editor ändern, was allerdings auch seine Zeit beansprucht. Man hat auch die Möglichkeit sich spezielle Software und ein USB-Kabel zu kaufen, die PS2 dadurch mit dem PC zu verbinden und so schnell richtige und aktuelle Spielernamen zu erlangen.
Insgesamt gibt es bei PES 4
57 Nationalmannschaften, 80 europäische Vereinsmannschaften und 3000 lizensierte Spieler. Mir reicht das. Alle wichtigen Mannschaften sind dabei und wer will schon z.B. mit einer Mannschaft der 2. französischen Liga spielen?


Sound:
Die Musik im Modumenü gefällt mir sehr gut. Sie ist eine Eigenkomposition und nicht wie bei FIFA von bekannten Interpreten eingespielt. Die Menümusik ist rockig und hat durchaus Ohrwurmqualitäten.
Während der Begegnungen hört man Fangesänge (z.B. bei einer meiner Lieblingsmannschaften Portugal das typische \"Puuurtuuugaal Puuurtuuugaal\", das man von der EM kennt) und jubelnde Fans.
Die Geräusche, die der Ball oder ein Lattenschuss von sich geben hören sich sehr realistisch an.
Auch die Kommentatoren, die mich bei anderen Fußballspielen oft nerven, finde ich bei diesem Spiel gut.
Es gibt zwar auch bei diesem Spiel ein paar unpassende Kommentare, aber meistens sind die Kommentare gelungen und passen zum aktuellen Spielgeschehen.


Grafik:
Die Grafik kann nicht ganz mit der von FIFA 2005 mithalten.
Die Stadien gefallen mir z.B. bei FIFA besser.
Bei PES 4 gefallen mir die Spieler jedoch mindestens genauso gut wie bei FIFA. Manche sind hier sogar besser gelungen und man erkennt schneller um welchen Spieler es sich handelt.
Besonders hervorzuheben sind die Spieleranimationen. Selbst nach hunderten Spielen kann man noch neue Animationen entdecken. Ein Spieler hilft z.B. einem anderen auf oder es werden Rudel gebildet uvm. .
Die Spieler zeigen auch realistische, zum Geschehen gut passende Mimik und Gestik.
Oft erkennt man einen Spieler oft allein nur durch seine Bewegungen.
Z.B. verzögert Figo wie in echt beim Elfmeter vor dem Schuß ein paar Mal.
Das einzige was mir an der Grafik nicht gefällt sind die Zuschauer, welche nur in 2d programmiert sind. Ihre Animationen schauen sehr plump und unrealistisch aus.


Steuerung:
Die Steuerung ist wie bei jedem guten Spiel einfach zu erlernen, aber schwer zu beherrschen.
Für die Grundsteuerung kommt man mit wenigen Tasten aus. Selbst ein Profi findet jedoch manchmal neue Tastenkombinationen, mit denen er einen Spieler ausspielen kann.
Die Steuerung ist intuitiv und geht schnell von der Hand. Man hat jedoch auch viele Möglichkeiten, so gibt es z.B. mindestens drei Arten zu flanken.


Gameplay:
Das Gameplay ist wohl das beste an PES 4.
Es kommen Kombinationen zustande, wie man sie auch im echten Fußball sieht.
Tolle Kombinationen bringt auch der Computer zustande. Die KI ist überhaupt sehr gut bei diesem Spiel. Sie stört die eigenen Angriffe gut und leitet selbst gefährliche Angriffe ein.
Die Zweikämpfe der Spieler sind sehr realistisch. Verteidiger und Stürmer ziehen am Trikot und kämpfen um jeden Ball. Das Grätschen ist ziemlich schwierig und man rutscht wie in Wirklichkeit nicht sehr weit (anders als bei FIFA).
Wenn man dann einmal den Spieler und nicht den Ball mit seiner Grätsche trifft, pfeifft der Schiedsrichter sofort.
Dies ist das erste PES mit Schiedsrichter. Es gibt verschiedene Schiedsrichter und alle pfeiffen sie recht streng. Man handelt sich schnell eine gelbe Karte ein. Leider bevorteilt der Schiedsrichter die Heimmannschaft ein bischen und meiner Meinung nach auch den Computer (ich bin in diesem Punkt natürlich nicht
objektiv ;-) ).
Bei Standartsituationen schießt man nach Gefühl und hat nicht wie bei FIFA bei den Freistößen eine rote Leiste, in der man in einen roten Bericht treffen muss. Bei PES hat man nur die Schußleiste und kann dem Ball nach dem Schuß durch Drücken der Richtungstasten Effet verleiten. Das gefällt mir gut. In Wirklichkeit hat man auch keine Leiste, bei der man einen Bereich treffen muss, vor Augen, sondern man wendet sein ganzes Ballgefühl an und hofft, dass der Ball reingeht.
Bei den Ecken hat man nur die Schußanzeige und kann den ausführenden Spieler nach links oder rechts drehen.
Dadurch macht man nicht viele Tore aus Standartsituationen, aber in Wirklichkeit wird schließlich auch nicht bei jedem zweiten Freistoß oder jeder zweiten Ecke ein Tor erzielt.
Die Schußleiste füllt sich schnell und es bedarf einiger Übung gute Schüße hinzubekommen. Sehr selten gelinge Tore aus großer Entfernung.
Beim Dribbling hat man viele Möglichkeiten den Gegner auszuspielen, welche man sich im Training aneignen kann.


Spielanleitung:
Dem Spiel ist eine Spielanleitung beigelegt.
Sie hat 64 Seiten. Man findet in ihr alle Dinge, die man wissen muss. Noch dazu ist sie sehr übersichtlich gestaltet, was zum schnellen Finden beiträgt.
Auch im Spiel bekommt man zwischendurch Tipps und es gibt ein Hilfemenü, in dem Alles beschrieben wird.


Ballphysik:
Die Ballphysik ist nahezu perfekt. Ich habe bis jetzt noch keine realistischere Ballphysik in einem Videospiel gesehen.
Sie macht es möglich, dass kuriose Tore wie in der Realität fallen. Ich habe z.B. schon ein Tor erlebt, bei dem der Ball vom Pfosten auf den Rücken des Torhüters und dann ins Tor gefallen ist.


Taktische Möglichkeiten:
Bei PES 4 hat man sehr viele Möglichkeiten die Taktik seiner Mannschaft zu verändern. Man kann aus 21 verschiedenen Aufstellungen wählen oder Spieler von Hand an eine bestimmte Stelle setzen.
Man kann außerdem einstellen wie stark Spieler defensiv oder offensiv ausgerichtet sind und Strategien auswählen (z.B. Flügelspiel), welche man durch Tastendruck während eines Spieles anwenden kann uvm. .


Multiplayer:
Man kann PES 4 zu zweit, mit
Multitab(s) sogar zu viert oder zu acht spielen.
Das macht natürlich noch viel mehr Spaß als alleine.
Leider gibt es anders als bei der Xbox und dem Computer keinen Onlinemodus, obwohl PS2 die Möglichkeiten dazu bietet.


Schwierigkeitsgrade:
Es gibt fünf Schierigkeitsgrade. Ein sechster ist freispielbar. Die Schwierigkeitsgrade sind gut gewählt und man ist immer gefordert.



Fazit:
Wer auch nur ein bischen was mit Fußball anfangen kann, sollte sich dieses Spiel zulegen. Bei keinem anderen Fußballspiel hat man so viele Möglichkeiten. Konami hat zwar nicht alle Lizenzen, aber das Gameplay, der Realismus und der Langzeitspaß sind unerreicht gut und das sind schließlich die entscheidenden Dinge bei einem Fußballspiel.
Wer nur sehr selten spielt, mit Fußball nicht viel anfangen kann und lieber Arcadespiele als Simulationen spielt, dem muss ich von PES 4 abraten.
Alle Anderen verpassen etwas, wenn sie dieses Spiel nicht spielen!
Aber Achtung Suchtgefahr!