Pulp Fiction (VHS) Testbericht

Pulp-fiction-vhs-thriller
ab 11,57
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Erfahrungsbericht von *sannah*

Unter Gaunern

Pro:

\

Kontra:

\

Empfehlung:

Ja

PULP – 1. A soft, moist, shapeless mass of matter.
2. A magazine or book containing lurid subject matter and being characteristically on rough, unfinished paper.
(American Heritage Dictionary, New College Collection)

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SCHUND ist es also, hier nicht nur, was ich schreibe, sondern selbsternannt auch das, worüber ich schreibe. Und dennoch hat sich dieser Schund als ein Kultfilm der 90er Jahre etabliert, wird alle zwei Monate im Spätabendprogramm eines der dritten Programme wiederholt und ist auch als Video bzw. DVD stark begehrt.

...der FILM...
Besteht nicht aus nur einer Story, sondern setzt sich aus insgesamt drei Plots zusammen, die sich im Laufe des Films überschneiden. \"Episodenfilm\" nennt sich diese Art der Inszenierung, die sich mir beim ersten Ansehen nicht vollständig erschlossen hat. Denn die einzelnen Plots sind nicht chronologisch aufgebaut, so dass Tote wieder auferstehen. Zur besseren Übersicht werden im Film \"Zwischenüberschriften\" eingeblendet, die verraten, worum sich die Handlung im folgenden hauptsächlich bezieht: \"Vincent Vega and Marsellus Wallaces Wife\", \"The Golden Watch\" und \"The Bonny Situation\".

...REGIE...
Führte Quentin Tarantino, der schon nach seinem Erstling \"Reservoir Dogs\" (1992) sehr bald zum gefragtesten Jungregisseur Hollywoods wurde. Geboren in Knoxville, Tennessee, kam Tarantino zum Film und agiert(e) auch vor der Kamera. Denn wie auch Alfred Hitchcock lässt er es sich nicht nehmen, vom Regiestuhl aus eine Nebenrolle zu übernehmen. Nach \"Pulp Fiction\" folgten noch \"From Dusk till Dawn\" und \"Jackie Brown\", allesamt unkonventionelle Gangsterfilme zu nennen, bei denen dennoch die Stars Schlange standen, um eine Rolle zu ergattern.

Und auch \"Pulp Fiction\" spielt unter Gaunern, in einem Milieu, von dem der Ottonormalverbraucher Abstand zu halten pflegt.

...die STORY - die PLOTS...
Das Gaunerpärchen Pumpkin (Tim Roth) und Honeybunny (Amanda Plummer) beschließt nach einer Diskussion über die Vor- und Nachteile von Überfällen auf bestimmte Lokalitäten, die Pro’s eines Restaurants in dieser Hinsicht auszunutzen. Unkompliziert soll es sein, dicke Gästeportemonnaies warten willig auf Entleerung.
Motto: \"Everybody be cool, this is a robbery!\"
---cut---
Vincent Vega (John Travolta) und Jules Winnfield (Samuel L. Jackson) sind auf dem Weg zu einem Auftrag. Die Zeit bis zur Ankunft vertreiben sie sich mit Diskussionen um Europa, Hamburger, Fußmassagen und was passieren kann, wenn man mit Mrs. Mia Wallace (Uma Thurman), der Frau ihres Bosses, ausgeht, wie es Vincent demnächst bevorsteht. Doch zunächst geht es darum, den Job zu erledigen, den ihnen ihr Boss Marsellus Wallace (Ving Rhames) aufgetragen hat. Es geht darum, ein Problem aus dem Weg zu schaffen. Dieses Problem hat zwei Arme, zwei Beine, ein Gehirn und hört auf den Namen Brett - aber nicht mehr lange, denn Jules und Vince handeln in gewohnter Zuverlässigkeit.
---cut---
Die Hoch-Zeit von Butch Coolidge (Bruce Willis) als Boxer ist vorbei. Sein letzter Kampf steht unmittelbar bevor und er wird gutes Geld dafür bekommen, in der fünften Runde K.O. zu Boden zu gehen, wie es der Wunsch von Marsellus Wallace ist.
Doch Butch will einen ehrenvolleren Abgang. Er nimmt zwar das Geld, verpasst jedoch im Kampf seinem Gegner einen solchen Haken, dass dieser sich nicht mehr vom Boden erhebt. Die logische Konsequenz für Butch ist, dass er und seine Freundin Fabienne (Maria de Medeiros) schnell ihre Wohnung verlassen müssen, denn Wallaces Killer sind ihm schon auf den Fersen. Wenn er doch nur gleich an sein Familienerbstück, die goldene Armbanduhr, gedacht hätte, auf die er einfach nicht verzichten kann.

...und so WEITER...
Vince geht trotz aller Vorwarnungen mit Mia aus und natürlich geht schief, was nur schief gehen kann (Heroin schnupft man eben nicht...).
Butch bekommt seine Uhr und wähnt sich schon in Sicherheit vor seinen Verfolgern, als ihm plötzlich der gelackmeierte Marsellus begegnet.
Und auch den Profis Vince und Jules passiert mal ein Missgeschick mit \"Mr. 9mm\". Doch wie beseitigt man möglichst unauffällig die deutlichen Spuren des Kollateralschadens namens Marvin aus dem Auto? Da kann nur ein Profi helfen: Mr. Wallace schickt \"The Wolf\" (Harvey Keitel).
Und schließlich lernen Honeybunny und Pumpkin, dass ihr geplanter Überfall doch nicht ohne Komplikationen abgeht.

...mein KOMMENTAR und MEINUNG...
\"Pulp Fiction\" ist wahrlich ein Kultfilm, in manchen Szenen (Mia und Vince beim Tanzwettbewerb) vielleicht mehr als in anderen. So streitbar Thema und Inszenierung auch sein mögen, so genial ist der Film auf seine Weise. In einem Milieu, das von Drogen, Gewalt und Geld beherrscht wird, verzerrt Tarantino die Maßstäbe. Unter Gaunern ist eben manches anders, es geht (trotz der schwarzen Anzüge von Vince und Jules) nicht zu wie auf einer Konfirmation. Zart besaitete Seelen werden sicherlich vor Schreck Augen und Ohren verschließen, da kaum eine Szene ohne Schimpfworte und/ oder Blutspritzer vergeht. In dieser Hinsicht ist es sicherlich Schund.
Doch so niedrig das Niveau auch scheinen mag, der Film ist nie wirklich platt. Die Art, wie Tarantino Moral (nicht) präsentiert, ist intelligent zu nennen. So überflüssig die Darstellung von Gewalt an manchen Stellen scheinen mag (und damit vielleicht ein Stück die Waffenbesessenheit in den USA karikiert), so schonungslos ist sie zur gleichen Zeit. Und zwar in allen Szenen. (Um Nichtkennern des Filmes nichts vorweg zu nehmen, möchte ich nicht aus Einzelheiten eingehen.)
Die nicht chronologische Aufteilung in Episoden ist zunächst vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, passt aber zum Film an sich. So greift der Film voraus, blendet (aus anderer Perspektive) zurück, fordert damit die Aufmerksamkeit des Zuschauers. Auch durch Anspielungen auf andere Filme, wie sie in Zitaten und Szenen oft herauskommen, wird der Zuschauer in 154min zusätzlich unterhalten. Und dennoch geht es mir so, dass der Film in bestimmten Passagen inzwischen den Reiz für mich verloren hat. Doch vielleicht habe ich mich inzwischen einfach nur übersehen, denn der Film lief z.B. auf unserer Abifahrt (damals...) in Endlosschleife.

...die DARSTELLERRIEGE...
Allen voran steht natürlich
* John Travolta, der in der Rolle des Vincent Vega mit diesem Film seine Karriere wieder anschieben konnte. Da er seit seinen Grease-Zeiten um einige Kilo moppeliger geworden ist, nimmt man ihm den drogenabhängigen Auftragskiller mittleren Alters auch durchaus ab. Zum Schießen die Tanzszene mit Mia - die Tanzschritte erinnern stark an seine dunklen Vergangenheit als Travolta in Filmen nur tanzen und kaum schauspielern durfte. Hier zeigt er, dass er auch letzteres beherrscht.
* Samuel L. Jackson als Jules Winnfield, dem (mit gepflegtem Mini-Afro) unheimlich coolen Killerkollegen, brilliert hier in der Rolle des souveränen Profis, der jedes seiner Opfer mit Hesekiel 25, 17 ins Jenseits verabschiedet. Er ist auch in dieser Rolle mehr als der \"Quotennigger\", der das schwarz-weiße Duo komplettiert, sondern zeigt eine gewisse souveräne Strenge, die in dieser Form aber mitunter auch komisch ist.
* Bruce Willis alias Butch Collidge, der als abgehalfterter Boxer ebenfalls mit dem Klischee seiner Paraderollen spielt. Auch in diesem Streifen scheint es, als wäre an Willis ein weiteres Mal die Aufforderung \"Die hard - Stirb langsam\" ergangen. Auch wenn die \"Äktschen\" im Film prinzipiell nicht zu kurz kommt, scheint der Boxer die actionfilmtypischsten Dinge zu erleben.
* Ving Rhames als Marsellus Wallace, dem in allen Situationen wortkargen Boss der Unterwelt, vor kurzem in der x-ten Wiederholung von \"Dave\" als Leibwächter des Präsidenten zu sehen.
* Uma Thurman als Mia Wallace, einer gelangweilten Gangsterbossgattin mit hoher Affinität zu weißem Pulver.
* Harvey Keitel als Winston \"The Wolf\" Wolfe, der Jules und Vince fachmännisch zur Seite steht, als es darum geht, ein Auto zu säubern. Im Vergleich zu seiner Hauptrolle in \"From Dusk till Dawn\" agiert er hier in seiner Rolle ähnlich unauffällig und routiniert wie der Charakter, den er spielt.
Des weiteren:
* Tim Roth und Amanda Plummer als Gaunerpärchen Pumpkin und Honeybunny. Soweit ich weiß, hat Tim Roth bisher in jedem Tarantino-Film mitgespielt, auch wenn er sonst eher unbekannt ist.
* Rosanna Arquette als mehrfach gepiercte Jody, der Freundin von Vincents Dealer.
* Christopher Walken als Cpt. Koons, der dem jungen Butch die Uhr seines im Krieg verstorbenen Vaters übergibt.
* Quentin Tarantino als Jimmy, dem leicht neurotischen Freund von Jules, in dessen Garage sie den versauten Wagen zwischen parken.

...EMPFEHLENSWERT???...
Schon Monty Python sangen \"Life’s a piece of shit / when you look at it\". Und eben jenen Fatalismus setzt Tarantino gekonnt in Szene. Auch wenn die insgesamt 154min mitunter ihre Hänger haben und die Dialoge mit Worten gespickt sind, die normalerweise überpiept werden, halte ich diesen Episodenfilm aufgrund seiner gewissen Innovativität für durchaus sehenswert. Also:

Einen Film, den man einmal gesehen haben muss, um mitreden zu können: Schund oder nicht?

...TECHNISCHE DATEN...
dt.: Pulp Fiction (orig.: Pulp Fiction)
USA 1994
154 min
Regie: Quentin Tarantino
Darsteller: John Travolta, Samuel L. Jackson, Bruce Willis, Uma Thurman, Harvey Keitel usw.