Railroad Tycoon II (Management PC Spiel) Testbericht

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ab 18,66
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Erfahrungsbericht von Swinja

High Steam, oder: Rauchende Festplatten

Pro:

Eine recht komplexe Wi-Sim.

Kontra:

Es mangelt halt etwas an der Action.

Empfehlung:

Ja

Normal tut man so etwas als Kind unterm Weihnachtsbaum: Die Packung mit der Aufschrift \"Märklin\" oder \"Fleischmann\" aufmachen, auspacken, Gleise zusammenstecken und Zug aufs Gleis setzen. Losfahren, während die Eltern einem glücklich zuschauen.

Hier tut man das auf seiner Festplatte, auf der Topographie einer real erscheinenden Landschaft. Man beginnt irgendwann im 19. Jahrhundert, zu der Zeit, als die großen Eisenbahnmagnaten Nordamerikas das Feuerroß durch die Steppe stampfen ließen und die europäischen Kleinstaaten plötzlich entfernungsmäßig zusammenrückten - durch das neue Verkehrsmittel.

Wie in vielen Wirtschafts-Sims agiert man auf einer zoombaren Karte in Schrägaufsicht, auf der nicht nur Berge und Steppen, Flüsse und Weizenfelder dargestellt sind, sondern auch Städte und deren Industrien - wobei allerdings auch größte Städte mit nicht mehr als maximal einem Dutzend Häuschen symbolisiert sind. Außerdem erfährt man aus den Icons dieser potentiellen Verkehrsquellen, welche Sorte von Transportgut (Personen, Post, Getreide, Vieh, Kies, Rohstahl usw.) sowie welche anfallenden Mengen davon zu erwarten sind. Das ist wichtig für die Frage: Lohnt es sich, dorthin überhaupt eine Strecke zu bauen?

Bahnhöfe mit mehr oder weniger großen Einzugsbereichen baut man in die Nähe solcher Industriezentren oder Ansiedlungen - zusammen mit Einrichtungen, die eine Dampflok nun mal so braucht: Wasserturm, Bekohlung, Reparaturdepot. Ansonsten muß man das Feuerroß bald mit Geldscheinen heizen.

Seine erste Strecke - sinnvollerweise zwischen verkehrsreichen Punkten - baut man entweder Stück für Stück, oder auch mit einer Klick-gedrückthalten-ziehen-Funktion der Maus: dann baut sich die Strecke zum gleichen Preis selbst. Vorsicht: erstere Methode kann die sinnvollere sein, wenn die Landschaft bergig ist: man sollte zu große Steigungen vermeiden. Es hat keinen Sinn, Eisenbahnen auf Eigenordwand-Gefällen zu bauen.

Und dann legt man sich seine erste Lok zu: je nach Epoche, in der man anfängt, ein mehr oder weniger hochtechnisiertes Produkt. An den Icons der einzelnen Bahnhöfe kann man anklicken, welche Produkte transportiert werden sollen - maximal sechs Wagen können an jede Lok angehängt werden. Mit jedem ausgelieferten Frachtwagen klingelt die Kasse dann mehr oder weniger laut.

In verschiedenen Szenarien kann man verschiedene Aufgaben lösen, die alle mehr oder weniger damit zu tun haben, selber (privat) oder im Firmeninteresse so reich als möglich zu werden, bestimmte Städte miteinander verbunden zu haben, oder soundsoviel Tonnen Fracht befördert zu haben. Dabei kann man verschiedene Teile Europas, Nord- und Südamerikas oder Asiens erschließen, zu unterschiedlichen Zeiten, oder mit unterschiedlichen Gewinnvorgaben.

Die Grafik vermag zu befriedigen, großartige Actionszenen werden ohnehin nicht geboten. Auch der Sound ist zufriedenstellend, wenn auch etwas eintönig: man vernimmt typische Betriebsgeräusche der Eisenbahn, daneben ein undefinierbares metallisches Klopfen (bei Mausklicks) und - wenn man mal wieder Einnahmen gemacht hat - das nervende Geklingel einer Handvoll herunterprasselnder Münzen.

Gelegentlich kann man sich zurücklehnen und zuschauen, wie die Lukasse ihre Feuerrösser durch die Schienennetze der USA, Europas, Chinas und Koreas steuern. Je nach eingestellter Geschwindigkeit tun sie dies recht dynamisch oder auch im Tempo einer Bimmelbahn. Aber wer meint, er könnte durchs Zusehen zum Schienenmilliardär werden, irrt: gelegentlich (nämlich mit dem Eintreten neuer technischer Innovationen) werden im Güterverkehr neue Transportwege lukrativ und die bisherigen unrentabel - und schon fahren die Züge Luft spazieren und die Firmenbilanz ins Rote. Auch lohnt es sich, immer wieder etwas Geld in die Infrastruktur zu investieren: wer in seinen Reisezügen einen Speisewagen mitfahren läßt und auf den Bahnhöfen für teures Geld Restaurants, Hotels, Lagerhäuser und ähnliches baut, zahlt zwar erstmal selbst - aber dann tun es die Kunden.

Sieht man von den definierten Spielzielen ab, die man in drei verschiedenen Rängen erreichzen kann (Bronze, Silber und Gold), kann man im Prinzip bis weit in die Zukunft hinein ein Spiel laufen lassen - oder zumindest solange, bis einem auffällt, daß es Mitternacht vorbei ist und man morgen früh wieder raus muß.

Die Installation des Spiels ist, wie bei den meisten dieser Art, einfach: CD ins Laufwerk, alles weitere passiert fast von selbst. Lediglich die mitgelieferte Anleitung (eine der von mir ungeliebten pdf-Dateien) läßt einige Detailfragen offen. Preis im Kaufhaus: 9,99 EUR.

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