Erfahrungsbericht von wildheart
Die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Noch ein Versuch, ein bekanntes PC-Spiel in einen Spielfilm umzusetzen. Diesmal erprobte sich Paul Anderson (»Soldier«, 1998), der 1995 mit der Verfilmung des Kampfspiels »Mortal Kombat« nur mäßigen Erfolg erzielte.
Inhalt
Der sich harmlos »Umbrella Corporation« nennende Forschungskonzern arbeitet heimlich in einem versteckten und durch ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem geschützten, unterirdischen Laborsystem u.a. an Viren. Als jemand ein Reagenzglas mit einem Virus zerbricht, reagiert der (»weibliche«) Computer sofort: Sämtliche Zugänge werden verschlossen, das Feuerlöschsystem in Gang gesetzt und den Räumen jeglicher Sauerstoff entzogen. Etliche Mitarbeiter der Firma kommen um, ohne zu wissen, was eigentlich geschehen ist.
Alice (Milla Jovovich) wacht kurze Zeit darauf in einer alten Villa auf, ohne sich an irgend etwas erinnern zu können. Sie trifft auf Matt (Eric Mabius), der sich als Polizist ausgibt und vorgibt, das Haus überprüfen zu wollen. Plötzlich brechen Sicherheitskräfte in die Villa ein, verhaften Matt, dessen Identität sich nicht feststellen lässt, legen ihm Handschellen an und nehmen ihn und Alice mit, um durch einen geheimen Eingang in das unterirdische Laborsystem, genannt »The Hive«, zu gelangen, in einem Zug, in dem sie Spence (James Purefoy) finden, der ebenfalls das Gedächtnis verloren zu haben scheint. Alice erkennt ihn als den Mann wieder, mit dem sie auf einem Hochzeitsfoto in der Villa abgebildet ist.
Unter Leitung von One (Colin Salmon) versuchen Kaplan (Martin Crewes), Rain (Michelle Rodriguez) und J. D. (Pasquale Aleardi) durch die Sicherheitsabsperrungen zu gelangen, um den Zentralcomputer »Red Queen« abzuschalten. One erklärt Alice und Spence, dass diese ebenfalls zum Sicherheitsteam gehört haben, durch ein Nervengas, das »Red Queen« ausströmen ließ, aber ihr Gedächtnis verloren hätten.
Doch so einfach, wie sich das Team vorstellt, ist die Suche nach der Zentraleinheit nicht. Sie treffen auf mutierte Menschen, die sie angreifen. Und auch »Red Queen« ist auf Abwehr eingestellt und attackiert einen Teil des Teams: mit tödlichen Folgen ...
Inszenierung
Paul Anderson hat viel technischen Aufwand bezüglich Ausstattung, Tricks und Kostümen getrieben, um sein Actionspektakel in Szene zu setzen. Da reiht sich eine Schlacht neben die andere, wechseln tödliche Begegnungen mit fast totenstillen, bewegungsarmen Szenen, die nur kurz Ruhe verschaffen. Der Streifen spielt nicht nur beinahe ausschließlich in neonbeleuchteten Räumen; er verschafft zusehends den Eindruck, eine andere Welt als das unterirdische Labor gebe es nicht mehr – eine technologisch scheinbar perfekte Innenwelt, in der »Red Queen« die Rolle einer Art übergeordneten, intelligenten Instanz gegenüber den überlebenden Menschen und den zu fressenden Ungeheuern mutierten ehemaligen Angestellten der »Umbrella Corporation« spielt.
Der Eintritt in den »Bienenstock« (hive) setzt das Spezialkommando sowohl den Regeln von »Red Queen« als auch den Ergebnissen der Forschung aus, die das Kommando bislang schützen sollte. Dementsprechend fallen die Dialoge aus: knapp, auf Angriff respektive Abwehr, auf Überleben beziehungsweise Vernichtung ausgerichtet. Der »Regenschirm« – Symbol des Schutzes – entpuppt sich als gefährliche Falle, als mörderische Grube, in der die eigene Vernichtung an jeder Ecke lauert, als Umfeld, in dem schlaue Gespräche keinen Sinn mehr machen. An dem Film wurde kritisiert, dass die Dialoge schwach(sinnig) seien. Doch welche Dialoge gehören in die Logik einer beinahe gänzlich abgeschlossenen Welt der Vernichtung? Der Film benötigt keine ausgefeilten Worte; allerdings hätte er an manchen Stellen auf sprachlichen Unfug auch ganz verzichten können.
Ich kenne das PC-Spiel gleichen Namens nicht. Aber man merkt dem Film kaum an, dass hier ein solches Spiel Vorbild war. Das Ende von »Resident Evil« ist jedenfalls äußerst düster, düsterer könnte es kaum noch kommen. Mag sein, dass die Geschichte vom Zauberlehrling (»Die Geister, die Du riefst ...«) Anderson ein wenig inspiriert hat. Jedenfalls bleiben die Mächte, die für das Geschehene letztlich verantwortlich zeichnen, unsichtbar, im Verborgenen. Dem Spiel, das hier im Inneren des Gehäuses abläuft, abgeschirmt durch Stahltüren einer Welt von Gefangenen, die zu der Entwicklung des Horrors selbst beigetragen haben, entspricht die Anonymität der Schreibtischtäter, die ihre vor der Öffentlichkeit geheim gehaltene Forschung in den Dienst des Militärs stellen wollten.
Schauspieler
Ich habe Milla Jovovich selten (außer in »Das fünfte Element«) überzeugender agieren sehen. Michelle Rodriguez unverwechselbar düsterer und aggressiver Blick passt hervorragend in dieses Bild des Grauens. Dass man Heike Makatsch mit einer harmloseren Maske Zombie spielen ließ als die anderen massenhaft auftretenden Fleischfresser, ist unverständlich. Die Männer spielen in »Resident Evil« eher eine untergeordnete Rolle, vielleicht mit Ausnahme von James Purefoy, der als Spence einiges zu verbergen hat.
Fazit
Ich will »Resident Evil« keine gewollt kritische Absicht unterstellen. Trotzdem enthüllt der Film zumindest unbewusst die Folgen einer außer sich geratenen, unkontrollierten technokratischen, an komplizierten und gefährlichen Technologien orientierten Welt, die sich zum Leitsatz auserkoren hat: Was gemacht werden kann, darf auch gemacht werden – ein Motto der Ethik der Vernichtung und potentiell der Selbstvernichtung.
Ich fand den Streifen spannend. Übrigens passte auch der Soundtrack irgendwie gut zum Geschehen. Zudem verzichtete Anderson auf eine allzu große Nähe zu »Levels« in PC-Spielen, so dass der Streifen durchaus einige Überraschungen bereit hielt. Der Film – mal wieder sehr umstritten – hat mir sehr gut gefallen.
Resident Evil
(Resident Evil)
Großbritannien, Deutschland 2002, 93 Minuten
Regie: Paul Anderson
Hauptdarsteller: Milla Jovovich (Alice), Michelle Rodriguez (Rain), Eric Mabius (Matt), James Purefoy (Spence), Colin Salmon (One), Heike Makatsch (Lisa), Joseph May (Dr. Blue), Michaela Dicker (Red Queen), Martin Crewes (Kaplan), Pasquale Aleardi (J. D.)
© Ulrich Behrens 2002
(dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht in www.ciao.com unter dem Mitgliedsnamen Posdole)
Inhalt
Der sich harmlos »Umbrella Corporation« nennende Forschungskonzern arbeitet heimlich in einem versteckten und durch ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem geschützten, unterirdischen Laborsystem u.a. an Viren. Als jemand ein Reagenzglas mit einem Virus zerbricht, reagiert der (»weibliche«) Computer sofort: Sämtliche Zugänge werden verschlossen, das Feuerlöschsystem in Gang gesetzt und den Räumen jeglicher Sauerstoff entzogen. Etliche Mitarbeiter der Firma kommen um, ohne zu wissen, was eigentlich geschehen ist.
Alice (Milla Jovovich) wacht kurze Zeit darauf in einer alten Villa auf, ohne sich an irgend etwas erinnern zu können. Sie trifft auf Matt (Eric Mabius), der sich als Polizist ausgibt und vorgibt, das Haus überprüfen zu wollen. Plötzlich brechen Sicherheitskräfte in die Villa ein, verhaften Matt, dessen Identität sich nicht feststellen lässt, legen ihm Handschellen an und nehmen ihn und Alice mit, um durch einen geheimen Eingang in das unterirdische Laborsystem, genannt »The Hive«, zu gelangen, in einem Zug, in dem sie Spence (James Purefoy) finden, der ebenfalls das Gedächtnis verloren zu haben scheint. Alice erkennt ihn als den Mann wieder, mit dem sie auf einem Hochzeitsfoto in der Villa abgebildet ist.
Unter Leitung von One (Colin Salmon) versuchen Kaplan (Martin Crewes), Rain (Michelle Rodriguez) und J. D. (Pasquale Aleardi) durch die Sicherheitsabsperrungen zu gelangen, um den Zentralcomputer »Red Queen« abzuschalten. One erklärt Alice und Spence, dass diese ebenfalls zum Sicherheitsteam gehört haben, durch ein Nervengas, das »Red Queen« ausströmen ließ, aber ihr Gedächtnis verloren hätten.
Doch so einfach, wie sich das Team vorstellt, ist die Suche nach der Zentraleinheit nicht. Sie treffen auf mutierte Menschen, die sie angreifen. Und auch »Red Queen« ist auf Abwehr eingestellt und attackiert einen Teil des Teams: mit tödlichen Folgen ...
Inszenierung
Paul Anderson hat viel technischen Aufwand bezüglich Ausstattung, Tricks und Kostümen getrieben, um sein Actionspektakel in Szene zu setzen. Da reiht sich eine Schlacht neben die andere, wechseln tödliche Begegnungen mit fast totenstillen, bewegungsarmen Szenen, die nur kurz Ruhe verschaffen. Der Streifen spielt nicht nur beinahe ausschließlich in neonbeleuchteten Räumen; er verschafft zusehends den Eindruck, eine andere Welt als das unterirdische Labor gebe es nicht mehr – eine technologisch scheinbar perfekte Innenwelt, in der »Red Queen« die Rolle einer Art übergeordneten, intelligenten Instanz gegenüber den überlebenden Menschen und den zu fressenden Ungeheuern mutierten ehemaligen Angestellten der »Umbrella Corporation« spielt.
Der Eintritt in den »Bienenstock« (hive) setzt das Spezialkommando sowohl den Regeln von »Red Queen« als auch den Ergebnissen der Forschung aus, die das Kommando bislang schützen sollte. Dementsprechend fallen die Dialoge aus: knapp, auf Angriff respektive Abwehr, auf Überleben beziehungsweise Vernichtung ausgerichtet. Der »Regenschirm« – Symbol des Schutzes – entpuppt sich als gefährliche Falle, als mörderische Grube, in der die eigene Vernichtung an jeder Ecke lauert, als Umfeld, in dem schlaue Gespräche keinen Sinn mehr machen. An dem Film wurde kritisiert, dass die Dialoge schwach(sinnig) seien. Doch welche Dialoge gehören in die Logik einer beinahe gänzlich abgeschlossenen Welt der Vernichtung? Der Film benötigt keine ausgefeilten Worte; allerdings hätte er an manchen Stellen auf sprachlichen Unfug auch ganz verzichten können.
Ich kenne das PC-Spiel gleichen Namens nicht. Aber man merkt dem Film kaum an, dass hier ein solches Spiel Vorbild war. Das Ende von »Resident Evil« ist jedenfalls äußerst düster, düsterer könnte es kaum noch kommen. Mag sein, dass die Geschichte vom Zauberlehrling (»Die Geister, die Du riefst ...«) Anderson ein wenig inspiriert hat. Jedenfalls bleiben die Mächte, die für das Geschehene letztlich verantwortlich zeichnen, unsichtbar, im Verborgenen. Dem Spiel, das hier im Inneren des Gehäuses abläuft, abgeschirmt durch Stahltüren einer Welt von Gefangenen, die zu der Entwicklung des Horrors selbst beigetragen haben, entspricht die Anonymität der Schreibtischtäter, die ihre vor der Öffentlichkeit geheim gehaltene Forschung in den Dienst des Militärs stellen wollten.
Schauspieler
Ich habe Milla Jovovich selten (außer in »Das fünfte Element«) überzeugender agieren sehen. Michelle Rodriguez unverwechselbar düsterer und aggressiver Blick passt hervorragend in dieses Bild des Grauens. Dass man Heike Makatsch mit einer harmloseren Maske Zombie spielen ließ als die anderen massenhaft auftretenden Fleischfresser, ist unverständlich. Die Männer spielen in »Resident Evil« eher eine untergeordnete Rolle, vielleicht mit Ausnahme von James Purefoy, der als Spence einiges zu verbergen hat.
Fazit
Ich will »Resident Evil« keine gewollt kritische Absicht unterstellen. Trotzdem enthüllt der Film zumindest unbewusst die Folgen einer außer sich geratenen, unkontrollierten technokratischen, an komplizierten und gefährlichen Technologien orientierten Welt, die sich zum Leitsatz auserkoren hat: Was gemacht werden kann, darf auch gemacht werden – ein Motto der Ethik der Vernichtung und potentiell der Selbstvernichtung.
Ich fand den Streifen spannend. Übrigens passte auch der Soundtrack irgendwie gut zum Geschehen. Zudem verzichtete Anderson auf eine allzu große Nähe zu »Levels« in PC-Spielen, so dass der Streifen durchaus einige Überraschungen bereit hielt. Der Film – mal wieder sehr umstritten – hat mir sehr gut gefallen.
Resident Evil
(Resident Evil)
Großbritannien, Deutschland 2002, 93 Minuten
Regie: Paul Anderson
Hauptdarsteller: Milla Jovovich (Alice), Michelle Rodriguez (Rain), Eric Mabius (Matt), James Purefoy (Spence), Colin Salmon (One), Heike Makatsch (Lisa), Joseph May (Dr. Blue), Michaela Dicker (Red Queen), Martin Crewes (Kaplan), Pasquale Aleardi (J. D.)
© Ulrich Behrens 2002
(dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht in www.ciao.com unter dem Mitgliedsnamen Posdole)
Bewerten / Kommentar schreiben