Road to Perdition (DVD) Testbericht

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ab 5,16
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Erfahrungsbericht von winterspiegel

Amerikas Gangsterepoche

Pro:

Schauspieler, Regie, Musik, Kamera, Extras

Kontra:

Nicht viel

Empfehlung:

Ja

Es gibt Filmsparten, die werden mit ziemlicher Sicherheit nie zu meinem Lieblingsgenre gehören. Eines davon ist ohne Zweifel der Gangsterfilm der 30er Jahre, in dem meist Al Capone und Konsorten sich in gewalttätigen Auseinandersetzungen bekämpfen. Doch alle Jubel-Jahre entsteht ein Film, dem diese klassische Filmgattung zugrunde liegt und weit über alle anderen hinausragt.
„Road to Perdition“ vom Oscar Gewinner Sam Mendes ist ohne Frage so ein Glanzstück, ohne jetzt hoffentlich nicht all zu viel verraten zu haben. Einen Hauptgrund warum ich mir den Film trotz meiner anfänglichen Zweifel anschaute, will ich auch noch nennen, ehe die Uhr zurückgedreht wird und wir im Amerika, zur Zeit der großen wirtschaftlichen Depression ankommen. Dieser Grund lautet schlicht und ergreifend Tom Hanks.



Filmhandlung


1931 Amerika und der Rest der Welt ist von einer großen wirtschaftlichen Flaute befallen. Doch einige einflussreiche Männer nutzen diese Situation zu ihrem Vorteil aus. Dazu gehört auch John Rooney (Paul Newmann) Oberhaupt des irischen Familienclans, der die gesamte Gegend unter seiner Fuchtel hat. Sein Ziehsohn Michael Sullivan (Tom Hanks) gerät eines Tages unerwartet in große Schwierigkeiten, als sein älterer Stammhalter Michael (Tyler Hoechlin) sich in seinem Wagen unter der Rückbank versteckt. Michael Junior will endlich herauskriegen, was sein Vater für den lieben Onkel Rooney so alles an geschäftlichen Angelegenheiten regelt.

Aus seinem Versteck heraus beobachtet er wie in dieser Nacht drei Männer von der Hand seines eigenen Vaters, und Rooneys leiblichen Sohn Connor getötet werden. So erfährt Michael auf die harte Tour, dass sein Vater nichts anderes ist, als ein Killer, der für John Rooney arbeitet. Sullivan verdonnert seinen Sohn zu absolutem Stillschweigen in dieser Angelegenheit. Doch als Michael Senior eines Abends von der Arbeit nach Hause kommt, findet er seine Frau und seinen jüngeren Sohn ermordet im Badezimmer vor.
Sullivan schnappt sich seinen Sohn Michael -, fährt mit ihm in die Gangsterhochburg Chicago und erbittet die Hilfe von Frank Nitti, der rechten Hand von Al Capone. Doch eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, und so bleibt Sullivan und sein Sprössling auch weiterhin völlig auf sich allein gestellt.

Michael Sullivan sieht nur noch eine Möglichkeit, wie er seine Rache bekommen kann. Er reißt sich so viel Schwarzgeld der Mafiosi unter den Nagel wie nur irgend möglich, um damit Capone dazu zu bringen Rooney fallenzulassen. Doch an Vater und Kind hängt schon bald ein gerissener Killer (Jude Law) mit einem sehr ungewöhnlichem Hobby, der dem ganzen Spuk so schnell wie möglich ein Ende bereiten soll...



Kritik


Sam Mendes hat sich für seinen zweiten Film von einer Comicbuchvorlage inspirieren lassen, die von Allan Collins geschrieben und von Richard Piers Rayner illustriert wurde. Kein 08/15 Schundheft, sondern eine sogenannte „Graphic Novel“ in edelster Aufmachung und virtuoser Bildsprache. Diesem hohen Standart hat sich der Erfolgsregisseur dann auch verschrieben, und dementsprechend auf die große Leinwand gebracht.
So nimmt die Geschichte ganz locker seine Zuschauer vom ersten Augenblick für sich ein, als Michael Junior aus dem Off zu erzählen beginnt und eine Reise in die Vergangenheit einläutet. Die fantastischen Bilder die Mendes uns zeigt, sind durch die düstere Atmosphäre, die im gesamten Film vorherrscht, zwar ein wenig farb- ( erst gegen Ende kommt ein wenig Helligkeit und mehr Farbe ins Spiel) aber ganz gewiss nicht herzlos geraten. Die Motive von Loyalität sowie Schuld und Sühne, ziehen sich wie die trübsinnige Regenkulisse unterschwellig durch die gesamte Handlung. Sie sind deshalb die starken Pfeiler, auf die der Streifen aufgebaut ist. Darum wird wohl auch das Filmzitat, dass von Newman als irischer Pate zu Hanks – seinem Ziehsohn, in einer der eindringlichsten Szenen des Films gesprochen wird, nach meiner Einschätzung in die Filmgeschichte eingehen. (Siehe: Das Ende meines Berichts.)

Mendes zeigt die vorhandene Gewalt eher indirekt. Das heißt mit größerem Abstand betrachtend, oder anhand der Reaktionen der Schauspieler. Eine subtile Technik die richtig angewandt, um einiges nervenzerreißender ist und auch sicherlich noch betroffener macht, als dies die ausgeklügeltsten Kugelhagelorgien, oder Blutspritzeskapaden wohl je sein könnten.
Ein weiterer wichtiger Mosaikstein ist die unglaublich einfühlsame Musik vom Tom Newman. Bisweilen zarte Gefühle erzeugend, manchmal die Spannung auf den Höhepunkt hin treibend, schlägt der unglaublich Eindruck hinterlassende Soundtrack, den Takt für das Geschehen dieses außergewöhnlichen Meisterwerks in unübertroffener Weise an.
Die Figuren von Paul Newman, Tom Hanks, Jude Law und der Neuentdeckung Tyler Hoechlin, scheinen direkt aus den 30er Jahren zu kommen -, und das Spiel jedes einzelnen dieser Schauspieler als hervorragend zu bezeichnen, wäre eine glatte Untertreibung.

Eine der weiteren unzähligen großartigen Szenen die mir noch im Gedächtnis haften blieb, ist unter anderem die, als Sullivan und sein Junge in Chicago ankommen. Die Kamera bewegt sich beginnend von vorn um den fahrenden Wagen herum -, zeigt wie Michael Junior mit großen Augen auf die gigantische Metropole schaut, die sich in den Fensterscheiben des Fahrzeugs gebrochen wiederspiegeln. Als die Kamera schließlich das gesamte Gefährt umkurvt hat, sieht man die atemberaubende Wolkenkratzerkulisse von Gangster-City vor sich im purpurnen Morgenlicht aufragen.



DVD


Bild und Ton

Das Bild dieser DVD ist meist auffallend düster gehalten, weist aber dennoch genügend Kontrast in diesen dunklen Bereichen auf. Erst gegen Ende wird der Film etwas heller und freundlicher. Leider macht sich dann aber ein leichtes Bildrauschen bemerkbar, dass die Freude ein wenig trübt.
Der Ton spielt seine Stärken vor allem durch die angenehme Filmmusik und die messerscharf gesprochenen Dialoge aus. Passagen in denen es so richtig rummst, sind daher eher seltener anzutreffen. In den entsprechenden Actionsequenzen werden aber doch noch ein paar sehr eindrucksvolle Effektfeuerwerke abgebrannt.


Extras:


Audiokommentar

Der Audiokommentar mit dem wir Sam Mendes durch den Film begleiten dürfen, hat einen sehr ausgeglichenen Charakter. Er ist sowohl sehr informativ was die Dreharbeiten und die Geschichten drumherum angeht. Er ist aber auch nicht minder unterhaltsam, wenn Mendes nicht zu knapp Insiderwissen einfließen lässt. Für mich war deshalb der Kommentar fast genau so spannend, wie es das Anschauen des eigentlichen Filmes sowieso schon war.

Making of

Die Entstehungsgeschichte des Streifens wird anhand eines gut umgesetzten Making of gezeigt. Aufschlussreiche Interviews mit den Filmemachern und Schauspielern runden die ganze Sache noch einmal ab. Mit gegenseitigem Lob wurde aber nicht unbedingt gespart, und so schrammt dieser Teil der Extras gerade noch an einer etwas zu starken Lobhudelei vorüber.

Nicht verwendete Szenen

Ganze 11 Szenen hat der Regisseur gestrichen, die zumeist wohl wegen einer flüssigeren Erzählstruktur keine Verwendung mehr in der finalen Fassung fanden. Manchen Sequenzen weint man nicht unbedingt eine Träne nach, bei den meisten allerdings wundert man sich und fragt sich vielleicht, warum diese nicht im Film verbleiben konnten. (So hätte ich zu Beispiel doch gerne die klasse Szene mit Capone, im Film selber integriert gesehen.)
Dieses Feature kann man sich im Original, oder mit dem erklärenden Kommentar des Regisseurs anschauen. Deutsche Untertitel sind für beide Versionen optional anzuwählen.

Des weiteren gibt es einen Werbetrailer vom Soundtrack, eine Fotogalerie mit Szenenbildern, Biografien von Stab und Besetzung und die Produktionsnotizen, alles im englischen Original.

Die gesamten Extraausstattungen sowie der Audiokommentar sind mit deutschen Untertiteln abrufbar.



Resümee


Der Film ist in einem sehr ordentlichen Zustand auf Silberscheibe übertragen worden. Das Bonusmaterial ist zwar für einen Top-Film nicht unbedingt überwältigend, aber alles in allem gesehen doch mehr als ausreichend und vor allen Dingen sehr gut zusammengestellt. Mir hat es in erster Linie der exzellente Audiokommentar des Regisseurs angetan, dem ich meine absolute Empfehlung für alle Filmfreunde aussprechen darf.

Mit diesem Gangsterepos hat Sam Mendes nach meinem Dafürhalten, sein mit Oscars nur so überschüttetes Erstlingswerk „American Beauty“, eben mal so locker um einiges übertroffen. „Road to Perdition“ ist ohne den geringsten Zweifel ein Meisterstück um Schuld und Sühne, dass auch sicher noch in vielen Jahren nichts von seinem Glanz einbüßen wird. Es ist technisch brillant und wird von den Akteuren mit geradezu beängstigender Überzeugungskraft vorgetragen.
Vor allem Tom Hanks hätte man in meinen Augen seinen dritten Oscar nicht vorenthalten dürfen, für diesen vielleicht sogar besten Auftritt in seiner bisher so außergewöhnlich erfolgreichen Karriere.

„Für unsere Taten kommen wir beide ohnehin niemals in den Himmel“ - wenn sich für die zwei Ausnahmeschauspieler Tom Hanks und Paul Newman mit diesen erkenntnisreichen Worten, im Film der Kreis zu schließen beginnt, dürfte aber eines schon längst feststehen: Ein Platz im Olymp der Filmlegenden ist schon mal für beide reserviert.




Filmdaten

Laufzeit: 112 Minuten

Bildformat: 2.35:1 (16:9)

Audioformat: Deutsch / Englisch Dolby Digital 5.1

Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte / Englisch


(c) winterspiegel für Ciao & Yopi

33 Bewertungen, 2 Kommentare

  • Wuschel_F

    20.07.2004, 10:04 Uhr von Wuschel_F
    Bewertung: sehr hilfreich

    den fand ich auch ganz klasse!

  • catmother

    14.07.2004, 15:57 Uhr von catmother
    Bewertung: sehr hilfreich

    Den schau ich mir diese Woche noch an.