Robin Hood - König der Diebe (DVD) Testbericht

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ab 4,25
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Erfahrungsbericht von Tut_Ench_Amun

Ein Männlein steht im Walde...

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

...und zwar im Sherwood Forrest und das nicht still und stumm, sondern eher wehrhaft und umtriebig. Die Rede ist natürlich von Robin Hood, dem Rächer der Witwen und Waisen, Enterbten und Entrechteten, der die Reichen bestiehlt um es den Armen zu geben. Dieser britische Volksmythos hat schon so einige Verfilmungen erfahren, von der Realverfilmung mit Errol Flynn bis hin zu Walt Disney. Die aktuellste Verfilmung ist jedoch diese hier und stammt aus dem Jahre 1991 und kein geringerer als Kevin Costner mimt Sir Robin of Locksley (so sein bürgerlicher Name), auch der Rest des Casts kann sich sehen lassen, neben Morgan Freeman, Alan Rickman, Christian Slater und Elizabeth Mastrantonio gibt sich auch Sean Connery ein Stelldichein in dieser Umsetzung – letzterer allerdings nur in Form eines kurzen Gastauftritts. Da ich gerne Kostüm bzw. Mantel & Degen-Filme sehe, war ich damals sogar im Kino gewesen, wo er mir ausgesprochen gut gefiel. Lange Zeit besass ich die VHS-Cassette und wartete geduldig auf ein Sonderangebot, damit ich sie in Rente schicken konnte, denn die DVD-Version war mir bislang ob der geringen Features mit Preisen zwischen 20,99 und 14,99 € einfach zu teuer. Geduld zahlt sich aus und so griff ich beim lokalen Karstadt-Warenhaus für 9,99 € auf dem Wühltisch endlich zu. Warum auch mehr bezahlen, als man muss? ;-)

Der Steckbrief

  • Original-Titel: „Robin Hood – Prince of Thieves“
    Nach einer Volkslegende - Story von Pen Densham
  • Erscheinungsjahr: 1991 (DVD 1999)
  • Vertrieb: Warner Home Entertainment
  • FSK: 12
  • Genre: Kostümfilm / Action
  • DVD-Art: Typ 9 (zweischichtig einseitig)
  • Spieldauer: ca. 137 Minuten
  • Sektorisierung: 34 Kapitel
  • Menü: starr
  • Bildformat: Pseudo 16 : 9 (1,85 : 1 anamorph)
  • Ton: DD 2.0 (Englisch, Deutsch, Spanisch)
  • Sprachen: 3 (Deutsch, Englisch, Spanisch)
  • Untertitel: 21 (Englisch, Deutsch, Polnisch, Tschechisch, Isländisch, Ungarisch, Hebräisch, Türkisch, Holländisch, Französisch, Italienisch, Dänisch, Schwedisch, Finnisch, Norwegisch, Spanisch, Griechisch, Kroatisch, Portugiesisch) + D & GB für Hörgeschädigte
  • Regie: Kevin Reynolds
  • Produktion: John Watson, Pen Densham, Richard B. Lewis
  • Ausführende Produzenten: James G. Robinson, David Nicksay & Gary Barber
  • Musik: Michael Kamen (Titelsong: Brian Adams „Everything I do...”)
  • Darsteller: Kevin Costner, Morgan Freeman, Mary Elizabeth Mastrantonio, Alan Rickman, Christian Slater und Gastauftritt Sean Connery als Richard Löwenherz

Die Story
Anno 1194, die Kreuzzüge in Jerusalem sind im vollen Gange, die Christenheit versucht die islamischen Mauren zurückzudrängen, was anfangs zwar gelingt, doch nicht lange Bestand hat. Wer von den Christen nicht während des Kampfes fällt, gelangt in Gefangenschaft, darunter auch der junge, adelige Brite Robin of Locksley. Zuhause in Britannien war er ein verwöhnter, abenteuerlustiger Teenager, der nichts richtig ernst nahm und der sich nach dem Tod seiner Mutter mit seinem Vater überwarf, weil dieser sich daraufhin mit einer anderen Frau einliess. Voller Zorn begab sich Robin auf die Kreuzzüge unter dem Banner von Richard Löwenherz, dem rechtmässigen König Britanniens. Der Krieg hat den jungen Spring-Ins-Feld reifen lassen und als sich die Gelegenheit bietet, flieht er mit Hilfe des Mauren Azeem aus dem Jerusalemer Kerker, wo beide unter täglicher Folter zu leiden haben. Azeem besteht darauf seine „Lebensschuld“ Robin gegenüber einzulösen, er ist dank der Initiative Locksleys der sicheren Todesstrafe entkommen, also begibt sich das ungleiche Paar verschiedener Glaubensrichtungen nach England, wo Robin – des Kampfes müde – alles so vorzufinden hofft, wie er es verlassen hat, ausserdem möchte er sich endlich mit seinem Vater versöhnen.

In der Heimat lief aber derweil alles ein wenig anders ab. Dadurch, dass die britische Insel nun durch die Kreuzzüge von kampfstarken Kräften entblösst wurde und auch der König selbst im heiligen Land weilt, also logischerweise nicht vor Ort sein kann, bauten die lokalen Fürsten ihre Macht ungehindert aus. Sie morden, plündern, brandschatzen und reissen sich Ländereien unter den Nagel, wobei oftmals falsche Anschuldigungen zur Enteignung (und Ermordung) der jeweiligen Besitzer vorgebracht werden – Hexerei, Ketzerei, das volle Programm. Der schlimmste und skrupelloseste unter ihnen ist der Sheriff von Nottingham, der mit Hilfe seiner persönlichen Hexe/Wahrsagerin und des Bischofs das Land mit eiserner Faust regiert und ausquetscht. Robins Vater fällt ebenfalls einer fadenscheinigen Beschuldigung zum Opfer, als er sich weigert mit Nottingham gemeinsame Sache zu machen, bringt man ihn grausam um und brennt das Anwesen der Locksleys nieder. Kurz darauf gehen Robin & Azeem in Dover an Land – keine Ahnung, von dem, was in der Zwischenzeit alles geschehen ist freut der kampfgestählte Kreuzzügler sich endlich sein Zuhause wieder zu sehen. Doch die Aussicht endlich Frieden zu finden ist trügerisch und währt nicht lange, denn der Ärger beginnt erst jetzt...

Alsbald rasselt Robin mit dem Vetter Nottinghams zusammen, der einen Jungen auf Lockleys altem Land-Besitz wegen Wilderei verfolgt, Robin – immer noch davon überzeugt, es handele sich um das Land seiner Familie – pocht auf sein Hausrecht, um den Jungen zu schützen, und als das nichts nutzt, haben die schlecht ausgebildeten Handlanger des Sheriffs nicht viel zu lachen. Langsam geht Robin auf, dass in der Heimat etwas nicht stimmt, dieser Eindruck verstärkt sich natürlich, als er zum abgebrannten Anwesen seines Vaters gelangt und dort eben diesen ermordet vorfindet. Auf Rache sinnierend muss er sich jedoch erst einmal zurückziehen, die Häscher Nottinghams haben Verstärkung geholt und zu viele Jäger sind bekanntlich des Hasen Tod – So erreichen er und Azeem die trügerische Sicherheit des Sherwood Forrest, der von allen gemieden wird, da es dort angeblich spuken soll. Die vermeintlichen Spukgestalten sind aber durchaus menschlicher Natur und entpuppen sich als eine Bande von Gesetzlosen und Ausgestossenen, die im Wald ein freies Leben fernab der Gerichtsbarkeit Nottinghams führen. Kurzerhand schwingt er sich zu deren Anführer auf, formt zusammen mit Azeem aus den Strauchdieben und Bauernlümmeln eine schlagkräftige Truppe, schliesslich sind die beiden kriegserfahrene Recken. Schon bald setzt die kleine Kampf & Raub-Gruppe dem Sheriff, durch gut organisierte Guerilla-Taktik, ganz mächtig zu...

Die Darsteller
Kevin Costner – Sir Robin of Locksley, der rachelüsterne Adelige ist eigentlich kriegsmüde, findet aber die Verhältnisse in seiner Heimat nicht so vor, wie er sich das vorgestellt hat, weswegen er die Gelegenheit wahrnimmt und den Widerstand gegen Nottingham organisiert. Costner als kleiner Feldherr gefällt mir gut, auch wenn seine Rolle etwas überzogen edelmütig gestaltet ist (das liegt allerdings an der Story), ist er doch ein würdiger Robin Hood. Die Figur des Aussenseiters liegt ihm offenbar, wie er in vielen seiner Filme beweist.

Morgan Freeman – Azeem, der schwarzhäutige Maure ist mit dem Wissen und der Weisheit des alten Orients gesegnet, ob Optik, Medizin oder der Einsatz von Schwarzpulver – Azeem ergänzt Locksley und ist zuweilen auch sein grösster Kritiker. Anfangs als Andersgläubiger misstrauisch beäugt, wird er nach und nach fester in die Räuberbande integriert. Zu Morgan Freeman muss man schauspielerisch nicht wirklich etwas sagen...der Mann kann irgendwie alles brilliant spielen, so auch hier.

Alan Rickman – Sheriff of Nottingham, ein egozentrischer Tyrann, der England liebend gerne als König regieren würde – wo der richtige König praktischerweise nicht da ist – solange er den Thrion schon nicht innehat, kann man die Bevölkerung quälen und sich räuberisch wenigstens die Taschen füllen. Rickman ist abonniert auf solche Rollen und keiner kann so schöne, bösartige Grimassen ziehen und Psychopathen verkörpern, das hat Rickman bereits bei „Die Hard“ ausgemacht und auch hier glänzt er in einer Paraderolle.

Mary Elizabeth Mastrantonio – Lady Maryann, die obligatorische Jungfrau, die es zu retten gilt. Als Cousine von Richard Löwenherz kann sie den Sheriff näher an den Thron bringen, sollte er das Kunststück fertig bringen sie zu ehelichen. Da sie aber die heimliche Freundin und Gattin-in-spe unseres Helden Robin ist, muss Ärger vorgrammiert sein, als er das mit Gewalt versucht. Mastrantonio spielt gerne unabhängige und starke Frauen-Charaktere, das beste Beispiel ist sicher „The Abyss“. In Robin Hood schafft sie es genau dadurch die unvermeidliche Love-Story nicht in den Kitsch abgleiten zu lassen und verleiht ihrer Figur ein glaubwürdiges, selbstbewusstes Auftreten.

Umsetzung
Positiv zu vermerken ist besonders die stimmige Atmosphäre, sei es durch die guten Kostüme, die schönen Bilder oder die hervorragende Filmmusik. Der Song der End-Credits (Everything I do – I do it for you) stammt von niemand geringerem, als Brian Adams und hat innerhalb kürzester Zeit damals die Charts gestürmt, doch auch die schmissige Score von Michael Kamen ist eingängig und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Tricktechnisch gesehen wird nicht viel geboten, muss auch nicht, der Film lebt eher vom Flair des Mittelalters – immerhin sind die Konfrontationen mit Schwert und Bogen gut choreographiert. Als typischer 90er-Jahre Film muss natürlich alles grösser, besser und schöner gemacht werden, als das in der Ur-Fassung oder den anderen Adaptionen der Fall ist. So wird das frühe Mittelalter eben nicht so klinisch rein dargestellt, wie noch zu Errol Flynns Zeiten, die Kulissen sind auf ärmlich und mittelalterlich düster getrimmt, auch die Menschen stehen dem in der Kostümierung in nichts nach.

Doch nicht nur hat das Äusserlich sichtbare ein Facelift erhalten, auch die Geschichte selbst wurde aufgepeppt und kosmetisch behandelt, damit sie cinematographisch mehr hergibt. Allerdings muss man dazu sagen, dass die Zutaten sich nicht gross geändert haben – es ist und bleibt eine Heldengeschichte, die man aus Plausibilitätsgründen modernisiert hat, wobei man sich – wohl aus dramaturgischen Gründen - teils weit von der Vorlage entfernt. Der Plot bietet ausser dem Halb-Bruder Robins nichts sonderlich Neues, typische schwarz/weiss Malerei und mit einigen flotten Sprüchen angereichert, nicht besonders innovativ, das Ganze. Die Handlung ist durchaus vorhersehbar, kommt aber ohne grobe Schnitzer aus, sieht man von der unglaubwürdigen Infrastruktur des Waldstützpunkts mal ab. Da werden Schwerter und Pfeilspitzen gegossen, hochentwickelte Baumhäuser gebaut und das alles in Rekordzeit, ohne zu klären, wie man an das Material gekommen sein will...aber vermutlich bin ich mal wieder zu pingelig ;-)

DVD & Bonusmaterial
Hier gibt’s nicht viel zu berichten, findet die Sektorisierung noch meinen Gefallen (34 Kapitel auf 137 Minuten ist ein guter Wert), ist der Rest heute unter dem Standard. Bedenkt man, dass die DVD aus dem Jahre 1999 stammt, kann man sich noch erklären, warum es tonal nur in DD 2.0 und nicht 5.1 hergeht – was aber immer noch erträglich ist. Schlimmer ist schon eher, dass der Film nicht in richtigen 16:9 Format voliegt, sondern in einer krummen Zwischengrösse 4:3 gemastert wurde. Mir persönlich macht das nicht allzu viel, wenn ich meinen Fernseher auf Letterbox umschalte habe ich quasi ein Pseudo-Widescreen, doch fehlt dann links und rechts ein kleines Stück, davon stirbt man sicher nicht, aber im Zeitalter der DVD ärgert man sich schon über dieses analoge Relikt, welches nicht nötig ist. Immerhin ist die Bild- und Tonqualität generell gesehen soweit in Ordnung. Beim Bonusmaterial siehts dafür aber mau aus: Null, Nada, Niente, Nix, Noppes – mit Ausnahme des Trailers, doch wer mich kennt, weiss, dass der für mich nicht als Zusatzmaterial durchgeht. Dass das DVD-Menü nicht animiert ist, muss ich nicht extra erwähnen, oder doch?

Fazit
Ein klassischer Sonntag-Nachmittag-Familienfilm, wobei die Kiddies dann doch schon etwas älter sein sollten, da auch Gewalt (unblutig zwar, aber immerhin) gezeigt wird. Ich seh den Film immer wieder gerne, er kommt fast ohne Längen aus und ist gut gemacht, viel Neues bringt diese aufgebohrte Version storytechnisch nun nicht gerade, doch stimmt das Flair, die Darsteller und die Kostümierung nebst der schönen Musik. So stünde dem Film selbst eigentlich eine Sehr Gut- Bewertung zu, doch leider vermasselt die schludrig ausgeführte DVD höhere Weihen. Für nen glatten Zehner im Angebot sollte man jedoch bedenkenlos zugreifen, denn sein sattes GUT hat sich dieser Robin Hood absolut verdient und gehört in jede Sammlung...mehr dürfte er in dieser Version aber meiner Meinung nach wirklich nicht kosten.

„Wie konntet Ihr nur mit so wenig Wissen Jerusalem einnehmen ?!“
(Morgan Freeman als Azeem)

Jürgen

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