Romeo und Julia (DVD) Testbericht

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ab 5,55
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Erfahrungsbericht von schneeweisschen

Kitsch as Kitsch can?

Pro:

Verbindung von alter Sprache und Moderne, Schauspieler, Musik, Bilder

Kontra:

der Anfang ist gewöhnungsbedürftig

Empfehlung:

Ja

„Zwei Häuser, beide an Ansehen gleich
entfachen neuen Streit aus altem Hass.
Im lieblichen Verona, dem Schauplatz unseres Stückes
und Bürger Blut beschmutzet Bürger Hände.
Aus unheilvollem Schoß der beiden Feinde
entspringt ein Liebespaar – unsternbedroht“


Mit diesen Worten beginnt nicht nur eines der bekanntesten und besten Theaterstücke, sondern auch einer der ungewöhnlichsten Filme: Shakespeares „Romeo und Julia“. Mehrere Male schon wurde der Inbegriff von unerfüllter und aussichtsloser Liebe verfilmt, doch niemals zuvor so modern und doch detailgetreu wie in der Version des Regisseurs Baz Luhrmann.

Einen Film anzuschauen, der im modernen Verona der 1990er Jahre spielt, gepaart mit den 400 Jahre alten Originaltexten von William Shakespeare, das ist schon etwas ungewöhnlich. Dementsprechend skeptisch wagte ich vor nunmehr fast 7 Jahren den Gang ins Kino.
Da mich jedoch die Hauptdarstellerin Claire Danes schon in der Serie „Willkommen im Leben“ begeistert hatte, war ich neugierig auf Ihre Qualitäten als Filmschauspielerin. Und ja, ich gebe es zu: auch auf Leonardo DiCaprio war ich neugierig.


„Ach dass die Liebe, deren Augen blind, um an ihr Ziel zu kommen, immer wieder Wege find“
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Die Geschichte von Romeo & Julia dürfte jedem in groben Zügen bekannt sein. Da sie hier aber auf die moderne Umgebung mitunter sehr surreal angepasst wurde, möchte ich sie nicht außer Acht lassen.

Der Anfang des Films ist ein Schock, auf den man nicht vorbereitet ist, wenn man ihn zum ersten Mal sieht. Die oben erwähnten Einleitungsworte spricht eine Nachrichtensprecherin im Fernsehen, während der Vorspann in irritierender Geschwindigkeit wichtige Bilder des Filmes vorweg nimmt. Die erste Szene macht den Zuschauer mit den Auswirkungen der Fehde zwischen den angesehenen Familien Montague und Capulet bekannt. An einer Tankstelle begegnet sich die Jugend beider Familien und sorgt durch ihren hasserfüllten Kampf dafür, dass die Tankstelle in die Luft fliegt. Die Kameraführung ist außergewöhnlich, mal schnell, mal langsam, aber stets so unvorhersehbar, dass einem beim Hinsehen schier schwindelig wird. Doch wer diese ersten 5 Minuten des Films übersteht, wird durch einen faszinierendes Meisterwerk belohnt, dass ich mit keinem anderen Film vergleichen könnte.

Bei einem Kostümball der Familie Capulet erschleicht sich Romeo, Sohn der von den Capulets gehassten Montague-Familie den Eintritt dank seines Freundes Mercutio. Einer bösen Vorahnung folgend, will Romeo (Leonardo DiCaprio) eigentlich nicht mit auf die Party, doch Mercutio schafft es ihn mit Drogen zu ködern.
Als sich Romeo – von der Wirkung der Droge übermannt, auf die Toilette rettet um sich mit kaltem Wasser wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen, entdeckt er auf der anderen Seite des Raumes, getrennt durch ein Aquarium, Julia (Claire Danes) die nicht nur durch ihr Kostüm wie ein Engel wirkt. Beide sind fasziniert und können den Blick nicht voneinander lösen. Bis Julias Amme das Mädchen holt, um sie im Auftrag von Julias Mutter dem eingebildeten, aber wohlhabenden Paris vorzustellen, mit dem Julia verheiratet werden soll. Doch während des Tanzes hat Julia nur Augen für Romeo, und kurze Zeit später verschwinden beide im Fahrstuhl und küssen sich.
Erst als sie jäh voneinander getrennt werden, erfahren sie, wen sie da geküsst haben. Den Feind, der einfach nur den falschen Namen trägt.

„Du einzig Lieb aus einzg´m Hass entbrannt, ich sah zu früh was ich zu spät erkannt. Das es die Lieb` so übel mit mir meint, dass ich muss lieben den verhassten Feind.“

Nach der Zwangstrennung schleicht sich Romeo zurück zu Julia. Sie schwören sich gegenseitige Liebe und beschließen zu heiraten. Ja, so schnell ging das zu Shakespeares Zeiten. Dank dem mit Romeo befreundeten Pater Lorenzo und Julias lieber Amme, die den Liebesboten spielt, werden beide am nächsten Tag vermählt. Bei einem erneuten Machtkampf zwischen den Banden der Montagues und der Capulets wird Romeos bester Freund Mercutio getötet. Romeo rächt sich an Tybalt Montague, dem Mörder seines Freundes und tötet ihn.
Romeo wird verbannt. Doch vorher verbringt Romeo noch eine Nacht mit Julia, um vor Tagesanbruch zu flüchten.
Das Erwachen am nächsten Morgen bringt nichts Gutes. Romeo flüchtet im letzten Moment, Julia erhält von ihren Eltern die Nachricht, dass sie mit Paris zwangsvermählt werden soll.
Julia weiß nur eine Lösung aus der Misere. Pater Lorenzo braut ein Gift, dass Julia am Morgen des Hochzeitstages in einen todesähnlichen Zustand versetzen soll – für 24 Stunden. Pater Lorenzo will indessen Romeo eine Nachricht zukommen lassen, damit er umgehend nach Verona zurückkehrt.
Doch diese Nachricht erreicht Romeo nicht. Stattdessen wird er von einem Freund über Julias vermeintlichen Tod informiert. Er rast zurück in die Stadt, besorgt sich ein Gift und wird von der Polizei bis zu der Kirche verfolgt, in dem Julias Körper aufgebahrt ist. Der Schutz der Kirche wird respektiert und so darf er allein hineingehen. Die folgende Szene ist schwer zu beschreiben, ich will Euch nur verraten, dass ich bis zum Ende des Filmes (und auch danach noch eine Weile nicht) mehr aufhören konnte zu weinen.

Dass es kein Happy End gibt, sollte jedem bekannt sein.


Warum ihr diesen Film sehen solltet....
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ist schwer zu beschreiben. Da wäre zum einen die außergewöhnliche Verbindung von alter Sprache und moderner Zeit. Die gnadenlos gute Leistung sämtlicher Schauspieler - von Romeo & Julia über deren exzentrische Eltern bis hin zum Drogen herstellenden Pater Lorenzo – alle überzeugen absolut in ihren Rollen. Keine Sekunde habe ich beim Sehen daran gezweifelt, dass die Akteure ihre Rollen verinnerlicht haben. Gut, mitunter wirkt einiges sehr überspitzt, aber das macht unter anderem auch das Besondere an diesem Film aus.

Nach einigen Minuten der Gewöhnung ist die Sprache ganz selbstverständlich, und man mag sich den Film gar nicht anders vorstellen. Durch die bildliche Untermalung werden viele Passagen auch viel verständlicher, bei denen man sich beim reinen Lesen von „Romeo & Julia“ mitunter schwer tut. Wohltuend, dass der Regisseur das Konzept der alten Sprache komplett durchzieht, z.B. Pistolen als Schwerter bezeichnen lässt.

Nicht zu unterschätzen ist bei diesem Film auch die Wirkung des Soundtracks. Schon alleine das Hören der entsprechenden CD reicht mir jedes Mal, um all den Schmerz zu fühlen, den Romeo und Julia gefühlt hätten, falls es sie tatsächlich gegeben hätte. Von klassischen Elementen über Party-Rock, Gospel und dem berührenden „Kissin´You“ von Desree- ausnahmslos gut ist diese Musik und immer passend eingesetzt.

Ungewöhnlich für einen Liebesfilm sind die mitunter an die Substanz gehenden Kampf- und Actionszenen. Aber die gehören dazu und wirken jederzeit passend.

Nur eines: wer mit Liebesfilmen überhaupt nichts anfangen kann, den werden auch die beachtlichen Action-Szenen dieses Films nicht retten können.

Denn ansonsten ist der Film hoffnungslos romantisch.

Entweder ihr mögt diesen Film, oder ihr mögt ihn nicht. Dazwischen gibt es meiner Meinung nach nichts. Einer meiner Begleiter damals im Kino hat sich die ganze Zeit über die „gestelzte“ Sprache amüsiert. Ich hätte ihn dafür schlagen können.

Auch die ungewöhnlichen Bilder und fantasievollen, fast ausgeflippten Kulissen sowie die Kameraführung könnten manch einen davon abhalten, diesen Film zu mögen. Aber für mich passt alles: die mitunter sehr knalligen Farben, die gigantischen Szenenbilder, die gewaltige Musik...

Ihr seid glücklich verliebt? Dann schaut diesen Film! Ihr seid unglücklich verliebt? Dann schaut diesen Film! Ihr seid weder das eine noch das andere? Schade für Euch... Schaut trotzdem diesen Film!

In jedem Fall aber gilt:
Vergesst nicht vorm Anschauen Taschentücher bereitzulegen.


*seufz*
Euer Schneeweisschen





„William Shakespeares Romeo + Julia“
1996 im Kino, 1997auf Video erschienen
Regisseur: Baz Luhrmann
Erschienen auf DVD & VHS
Hauptdarsteller: Leonardo DiCaprio, Claire Danes
www.romeoandjuliet.com

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