Roter Drache (VHS) Testbericht

Roter-drache-vhs-thriller
ab 16,66
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Erfahrungsbericht von TurboFranky

Menschenfleisch essen?

Pro:

sehr spannend

Kontra:

nicht (ganz) so gut wie "Das Schweigen der Lämmer"

Empfehlung:

Ja

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SO MUSS EIN THRILLER SEIN!
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So muss ein Thriller sein! Da hat einer Spaß daran, Menschenfleisch zu essen. Pervers? Klar, vor allem, wenn es ein extrem intelligenter und witziger Mensch ist: Anthony Hopkins in der Rolle des Serienkillers Hannibal Lecter.

Glaubt man diversen Filmzeitschriften wie „Entertainment weekly“ ist HANNIBAL LECTER inzwischen der berühmteste Verbrecher der Filmgeschichte Einer meiner Lieblings-Schauspieler in einer seiner Paraderollen. Nachdem mir „Das Schweigen der Lämmer“ (Oskar-Hammer 1991, bester Darsteller) schon sehr gut gefallen hatte, habe ich mir bei meinem Video-Dealer nun „Der rote Drachen“ (Regie: Brett Ratner, der auch „Rush Hour“ gemacht hat) ausgeliehen. Wieder ein Film nach einer Romanvorlage von Thomas Harris, diesmal allerdings nicht die Erstverfilmung, denn dieser Stoff wurde schon mal als „Blutmond“ (Regie: Michael Mann) verfilmt. Damals war’s aber eher ein Flop. Umso gespannter war ich nun, ob „Der rote Drachen“ an den Erfolgsfilm anknüpfen konnte. Ähnlich wie unlängst bei „Matrix Reloaded“ handelt es sich auch hier um einen vorangegangenen Teil einer Trilogie. Seltsam, dass heutzutage Mehr-Teile immer in der „falschen“ Reihenfolge verfilmt werden.

Autor Thomas Harris schrieb den „Roten Drachen“ sieben Jahre vor dem „Schweigen der Lämmer“. Es ist der erste Teil der Trilogie, in dem die Charaktere vorgestellt und die Geschichte eröffnet wird.

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UND – WIE IST ER?
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Ja, die Messlatte lag schon ziemlich hoch. „Das Schweigen der Lämmer“ hat im Thriller-Bereich Maßstäbe gesetzt, finde ich. Kann da die Fortsetzung mithalten? Ja, kann sie – meiner Meinung nach. Vor allem, weil sie ja gar keine Fortsetzung, sondern genaugenommen die Vorgeschichte ist. Hier erfährt der Zuschauer, wie der psychopatische Psychologe Lecter früher einmal war und wie es zur Konflikt-Konstellation Lecter-Graham kam.
Und doch bleibt irgendwie das Gefühl: Das Original war doch noch etwas besser. Liegt vielleicht einfach daran, dass es damals ein vollkommen neues Kinogefühl war und Fortsetzungen nie so richtig an den ersten Teil herankommen. Dennoch: Für einen kribbelnden Videoabend reicht es.

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EIN BISCHEN WAS VOM INHALT
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Huch! Hannibal läuft ja ganz frei rum! Hatte man Super-Mörder Anthony Hopkins im „Schweigen der Lämmer“ von Anfang an gefesselt und geknebelt erlebt, stolziert er zu Beginn dieses Films pudelmunter durch sein Haus. Klar, ist ja auch der erste Teil der Geschichte. Und die beginnt gerade – scheinbar ganz harmlos.

Der Psychologe ist Gastgeber eines Abendessens und hat gerade Besuch. Kurz danach tritt die zweite Hauptfigur auf: FBI-Agent Will Graham, immer auf der Suche nach Serienmördern und diesmal ziemlich ratlos. Deshalb vertraut er sich Dr. Lecter an und bittet ihn um Mithilfe. Soweit so gut – wenn nicht ausgerechnet dieser ein psychopathischer Killer wäre. Weiß der FBI-Agent aber noch nicht. Als er bei einem Besuch in Lecters Bibliothek in einem Kochbuch blättert, merkt er es allerdings – der kannibalistische Psychologe hat sich da Notizen gemacht, wie er Menschen am besten zubereitet. Dumm gelaufen: Es kommt zum Zweikampf um Leben und Tod, den Will Graham aber knapp überlebt. Und der Hannibal Lecter in Gefangenschaft bringt. Die Geschichte ist eröffnet. „Das Schweigen der Lämmer“ nimmt hier seinen Anfang.

Gezeichnet von der Lecter-Festnahme hat sich der FBI-Agent in sein Privatleben zurückgezogen. Wäre ja auch schön für ihn gewesen – wenn da nicht wieder so ein durchgeknallter Serienmörder mit dem netten Namen „Zahnfee“ unterwegs wäre. Er hat es auf Familien abgesehen. Grahams Ex-Vorgesetzer Jack Crawford weiß sich nicht anders zu helfen und holt den Super-Agenten wieder zurück. Und der? Braucht wieder mal die Hilfe von Hannibal Lecter. Und schon ist er unterwegs in die Psychiatrie in Baltimore (die wir später dann auch im „Schweigen der Lämmer“ kennenlernen), um ein bisschen zu verhandeln.

**** So, an dieser Stelle breche ich die Inhaltsangabe ab, denn schließlich will ich Euch ja nur neugierig machen, aber nicht alles verraten. ****

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WAS MIR GEFALLEN HAT
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Mal abgesehen von dem echt beeindruckenden schauspielerischen Talent des Anthony Hopkins (über den man wirklich eigene Berichte schreiben könnte), finde ich auch die anderen Hauptcharaktere ganz gelungen gezeichnet und dargestellt. Da wäre vor allem der „ROTE DRACHE“, der eigentliche Bösewicht dieser Geschichte. Seit Kindheit gedemütigt und bei seiner Großmutter aufgewachsen hat Francis echt einen an der Klatsche. Hässlich wie die Nacht übt er sich in Bodybuilding und möchte seinem mächtigen „Über-Ich“, dem „roten Drachen“ möglichst ähnlich werden. Dumm nur, dass er diese Phantasie-Gestalt nicht so ganz im Griff hat und glaubt, sie würde ihn zum Morden zwingen.
Vertrauen hat der Mörder nur in ein blindes Mädchen, die es schafft, sein Herz zu erweichen. Sie erkennt die „gute, verletzliche Seite“ der Bestie. Dummerweise flippt der rote Drache am Ende aus und versucht auch diese Dame zu killen.
Wie’s sich für den „Guten“ gehört, ist FBI-Agent Graham ein echter Sympathieträger. Als Hannibal Lecter dem Mörder ausgerechnet die Adresse von Grahams Familie zuspielt, hat der Drehbuchautor es entgültig geschafft, dass man mit dem Helden schweißgebadet mitfiebert.
Und wie’s sich für eine hübsche Geschichte gehört, gibt es natürlich auch ein richtiges Arschloch: Den Schmier-Journalisten Freddy Louds, der von der Geschichte seines Lebens träumt und dabei in die Fänge des Mörders gerät. Tja, da hat man auch als Zuschauer ein kleines bisschen Schadenfreude (ist doch nur ein Film ;-)

Ansonsten gibt es natürlich jede Menge Details. Ganz Hollywood-mäßig. Meiner Meinung nach hätte es „etwas weniger“ auch getan. Nicht nur, dass der Mörder nur bei Vollmond zuschlägt, nein, er zertrümmert auch die Spiegel in den Wohnungen seiner Opfer und steckt ihnen die Scherben dann in die Augen. Finde ich etwas „zu dick aufgetragen“.

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DIE BESETZUNG
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Dr. Hannibal Lecter - Anthony Hopkins
FBI-Agent Will Graham – Edward Norton
„Der rote Drachen“ Francis Dollarhyde - Ralph Fiennes
Jack Crawford - Harvey Keitel
Molly Graham – Mary-Louise Parker
Freddy Lounds – Philip Seymour Hoffmann
Dr. Chilton – Anthony Heald
Josh Graham – Tyler Patrick Jones

Regie – Brett Ratner
Drehbuch – Ted Tally
Musik – Danny Elfmann

Originaltitel: Red Dragon
USA, 2002
110 Minuten

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