Roter Drache (VHS) Testbericht

Roter-drache-vhs-thriller
ab 16,66
Paid Ads from eBay.de & Amazon.de
Auf yopi.de gelistet seit 10/2004

5 Sterne
(15)
4 Sterne
(15)
3 Sterne
(7)
2 Sterne
(1)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von Seraphim.Annegret

Das würdige Prequel zu "Das Schweigen der Lämmer"

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Lang, lang hats gedauert, aber ich habe mir \"Roter Drache\" endlich ansehen können. Da ich das Buch bereits ein Jahr zuvor gelesen hatte war ich entsprechend gespannt, aber auch ein wenig verwundert:

Was wurde da ein ständiger Hype gemacht um die sogenannte \"Rückkehr des Kannibalen\". Und Antony Hopkins riesengroß auf dem Plakat. Eigentlich hatte Hannibal \"The Cannibal\" Lecter doch nur eine winzige Nebenrolle in dem Buch?!? Aber dazu später...


Die Story:

Die Handlung beginnt in einem klassischen Konzert. Einer der Musiker fällt doch ziemlich offensichtlich aus dem Rahmen und stört damit erheblich den Musikgenuss des im Publikum sitzenden Dr. Lecter (gewohnt gut: Antony Hopkins). Wir schwenken um zu einem exclusiven Diner, das der liebe Doctor für seine Musikliebhaber-Freunde gibt auf dem auch die Frage nach dem nunmehr vermissten Musiker fällt.... Und wir alle wisssen spätestens jetzt genau was bei dieser Upper-Class-Party auf den Tellern liegt.

Später erhält Lecter Besuch von dem jungen FBI Profiler Will Graham (sehr eindringlich: Edward Norton) mit dem er am psychologischen Profil des \"Kannibalen\" arbeitet. Zu spät bemerkt Graham, dass der Täter die ganze Zeit vor ihm sitzt und so gelingt es ihm nur äußerst knapp Lecter daran zu hindern ihn zu seinem nächsten Opfer zu machen.

Einige Jaare später wird Graham auf seinem Landsitz von seinem ehemaligen Chef Jack Crawford (Harvey Keitel) gebeten ihm bei einer mysteriösen Mordserie zu helfen bei der ganze Familien immer zu Vollmond umgebracht wurden. Graham willigt widerstreben und sehr zum Unwillen seiner Frau Molly ein. Denn beide haben nach der Festsetzung Lecters durch Graham eine schlimme Zeit durchmachen müssen, die sich jetzt wiederholen könnte.

Als auch Graham bei seinen Untersuchungen feststeckt wird er von Crawford gedrängt Lecter als \"Experten\" zu dem Fall zu befragen und sich damit seiner alten Nemesis wieder gegenüber zu stellen.
Der Doctor nutzt seine neu gewonnene Chance lustvoll aus um Graham mit seiner Angst zu konfrontieren, doch am Schluss siegt seine Eitelkeit und er willigt ein. Zusammen mit ihm werfen wir einen ersten Blick auf den Killer:

Wir finden ihn in Gestalt von Francis Dolarhyde (brilliant: Ralph Fiennes). Angestellter einer Photo-Firma, der sich seine Opfer aus Home Videos aussucht. Als Kind von seiner herrischen Großmutter gequält hat er die Wahnvorstellung entwickelt sich durch seine Taten in den \"Großen Roten Drachen\" zu verwandeln, den er auch als Tätowierung auf dem Körper trägt. Die Brutaltität und kalte Präzision seiner Taten steht in krassem Gegensatz zu der schüchternen Zuneigung die er der blinden Reba (Emily Watson) entgegenbringt und seiner rührend unbeholfenen Annäherung.

Währenddessen rückt der nächste Vollmond näher und Dolarhyde hat schon die nächste Familie zur \"Verwandlung\" ausgewählt. Da Crawford und Graham die Zeit davonläuft beschließen sie dem Drachen dessen Bewunderung für Lecter zum Verhängnis zu machen und stellen ihm über Lecter eine Falle. Doch Lecter hat Dolarhyde schon Grahams Privatadresse gegeben....

Den Rest möchte ich nicht verraten, da es doch arg die Spannung nehmen würde und auch ziemlich kompliziert zu erzählen ist.

Außerdem möchte ich niemandem antun die komplette Handlung zu kennen und dann im Kino neben jemanden zu sitzen, der davon weiß und einen dann bei jeder auftauchenden Figur fragt: \"Stirbt der...?\", \"Stirbt die...?\", \"Was passiert jetzt?\" Arrrghhh!!!!!!


Die Bewertung:

Wie schon eingangs gesagt versteh ich den ganzen Hype um das erneute (eigentlich erstmalige) Auftauchen von Hannibal \"The Cannibal\" nicht so ganz. Immerhin spielt er in dem Film eine eher untergeordnete Rolle. Okay Hopkins spielt gewohnt routiniert, aber wirklich Neues hat er der Figur nicht hinzuzufügen. Auch den Kommentar einer Mit-Kino-Gängerin \"Dr. Lecter war gruseliger als der Killer\" kann ich nicht wirklich teilen. Man kennt Lecter, weiß er ist kultiviert und nett, bis zu dem Moment wo er Appetit bekommt.

Völlig ins Hintertreffen gerät dabei der meiner Meinung nach eigentliche Star des Film Ralph Fiennes. Von allen Kritiker nur als Randnotiz erwähnt gibt er für mich eine großartige Darstellung. Er schafft es dass man Dolarhyde gleichzeitig für seine Verbrechen verabscheut, für seine grausame Kindheit bedauert und ihm wünscht dass er mit Reba glücklich sein kann.

Die Szenen in der Dolarhyde das Bild des Drachen aufisst um sich von ihm zu befreien (kommt im Film nicht wirklich raus), anschließend zu Reba geht um sie vor ihm zu retten und dann schließlich doch scheitert sind für mich fürchterlicher und tragischer als es Lecter in seiner Zelle je sein kann. Ihm wünscht man ,dass er an seiner Arroganz erstickt, Dolarhyde, dass er sich von seinen Dämonen befreien kann.

Auch die Darstellung von Emily Watson als blinde Reba ist lobenswert. Sie hat offensichtlich die Mimik von Blinden studiert und man nimmt es ihr auch komplett ab. Ihr traut man noch am ehesten zu den Menschen aus Dolarhyde herauszulocken.

Edward Nortons Figur des zwar jungen aber bereits vom Leben gezeichneten Will Graham ist ebenfalls ergreifend. Seine Haltung und sein Gesichtsausdruck lassen einen ständig an die Last denken die er ständig mit sich trägt. Man sieht dass er seinen Job hasst, gleichzeitig aber auch weiß, dass er ihn tun muss.

Einzig negativ aufgefallen ist mir stellenweise die Musik. Dieses \"Psycho\"-mäßige Geigengekreische beim ersten Auftauchen des Killers ist doch ein wenig übertrieben. Ich denke an DEM verwesten Haus hätte ich auch ohne derart aufdringliche Musik gesehen ,dass da nur ein psychopatischer Killer wohnen kann. Da kennen wir doch mittlerweile subtilere Möglichkeiten der spannungsfördernden musikalischen Untermalung.


Fazit:

Außer dem einen kleinen Kritikpunkt der Musik und er meiner Meinung nach ziemlich fehlgerichteten Vermarktung ein großes Lob. Der Film setzt die Tradition von \"Das Schweigen der Lämmer\" fort und lässt uns großzügig über die Geschmacksverirrung \"Hannibal\" hinwegsehen.
\"Roter Drache\" ist spannend, erschrecken ohne ekelhaft zu sein,tragisch und einfach brilliant.

28 Bewertungen